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Interview: Das bewirken Mikrokredite in Bolivien
Die Genossenschaft Oikocredit kämpft gegen Armut und für wirtschaftliche Entwicklung in Schwellenländern. Allein im Mikrofinanzwesen erreicht Oikocredit weltweit 28 Millionen Menschen (mehr erfahren sie hier). Wie das funktioniert, welche Fortschritte die Oikocredit-Partnerorganisationen erreichen und warum das Engagement so wichtig ist, erklärt Oikocredit-Marketing-Referent Daniel Sommer am Beispiel von Bolivien. Im ECOreporter.de-Interview schildert er eindringliche Eindrücke seiner Studienreise durch das lateinamerikanische Land und erläutert, wie Oikocredit-Anleger selbst Projekte in aller Welt besuchen können.
ECOreporter.de: Warum braucht Bolivien Entwicklungsfinanzierer wie Oikocredit?
Daniel Sommer: Bolivien ist das ärmste Land in Südamerika. Schaut man sich den Human Development Index an, findet sich Bolivien im weltweiten Vergleich auf Platz 108 von 187 Ländern wieder. Auch in den Bereichen Gesundheit und Bildung liegt Bolivien hinter anderen Ländern Südamerikas. Die Rohstoffpreise sind in Südamerika zwar allgemein gestiegen und auch Bolivien hat Exportgewinne erzielt, aber Investments sind weiterhin selten.
Das Finanzsystem Boliviens gilt als eines der wettbewerbsfähigsten in Südamerika. Es gibt mehr als 70 Finanzinstitutionen, also kommerzielle Banken, Mikrofinanzbanken, Spezialbanken, private Fonds und Genossenschaftsbanken. Oikocredit investiert bereits seit 1987 in bolivianische Projekte. Der Bedarf an Kapital ist immer noch groß, vor allem Mikrofinanzinstitutionen und kleine und mittlere Unternehmen brauchen Kredite, um ihre Unternehmungen aufzubauen oder auszuweiten. Hier kommen sozial orientierte Entwicklungsfinanzierer wie Oikocredit ins Spiel. Denn die kommerziellen und großen Banken sind nicht bereit, kleinere Mikrofinanzinstitutionen zu finanzieren. Oikocredit unterstützt insgesamt 22 Mikrofinanzorganisationen in Bolivien. Weitere sechs Partnerorganisationen sind im Handel oder in der Landwirtschaft tätig.
ECOreporter.de: Was für ein Land ist Bolivien und wie präsent ist die Armut des Landes im Alltag?
Sommer: Ich habe Bolivien als ein sehr vielfältiges Land erlebt. Dort leben viele indigene Bevölkerungsgruppen – insgesamt gibt es 36 verschiedene Gruppierungen. Die größten sind die Aymara und die Quechua. In der Verfassung sind zudem alle einheimischen beziehungsweise indigenen Sprachen anerkannt. Spanisch ist weit verbreitet, aber in manchen Landesteilen kommt man nur mit Quechua und Aymara weiter.
Bolivien hat eine sehr hohe und erstaunliche Biodiversität. Es ist ein Binnenland und erstreckt sich von den Anden über Teile des Gran Chacosbis hin zum Amazonas. Das Klima ist stark abhängig von den unterschiedlichen Regionen des Landes. In La Paz, das auf 4000 Metern liegt, hatten wir nur um die 15 Grad, im tropischen Santa Cruz waren es etwa 25 Grad mit hoher Luftfeuchtigkeit.
Mir ist vor allem aufgefallen, wie groß die Unterschiede zwischen Arm und Reich sind. Persönlich hatte ich den Eindruck, dass die Armut in ländlichen Gebieten noch etwas gravierender war als in den Städten. Auch wenn ich keine hungernden Menschen gesehen habe, habe ich erfahren, dass die Bolivianer für ihre geringen Einkommen hart arbeiten müssen.
ECOreporter.de: Wie engagiert sich Oikocredit in Bolivien und wie funktioniert dieses Engagement vor Ort?
Sommer: Oikocredit vergibt Darlehen an Mikrofinanzinstitutionen, kleine und
mittlere Unternehmen sowie Genossenschaften. Unser Länderbüro in Bolivien, mit Sitz in La Paz, ist für die Auswahl und die Begleitung unserer Partnerorganisationen zuständig. Sechs einheimische Fachkräfte begleiten die bestehenden Projekte und wählen neue Partnerorganisationen anhand finanzieller, sozialer und ökologischer Kriterien aus. Dazu gehört beispielsweise, dass die Organisationen Arbeitsplätze und Einkommen für benachteiligte Menschen schaffen, Frauen fördern und ökologische Nachhaltigkeit anstreben. Um diese und weitere Kriterien zu überprüfen, arbeiten unsere Kollegen vor Ort mit einer sogenannten ESG-Score-Card. ESG steht für Environment, Social und Governance; das heißt es werden Indikatoren in den Bereichen Umwelt, Soziales und verantwortungsbewusste Unternehmensführung abgefragt. Damit können wir sehen, ob potenzielle Partner dieselben Ziele haben wie wir und ob sie diese auch umsetzen. Die Score-Card hilft uns auch, Schwachstellen zu identifizieren. Oikocredit arbeitet dann mit den Partnern an Verbesserungen, organisiert Schulungen, um die Produkte noch besser auf die Bedürfnisse der Mikrofinanzkunden abzustimmen oder die Risiken besser zu managen. Wie wichtig die persönliche Beziehung der Oikocredit-Mitarbeiter zu den Partnerorganisationen ist und wie sehr die zusätzliche Begleitung von Oikocredit geschätzt wird, habe ich in Bolivien gesehen.
Bild: Der bolivianische Schmied und Mikrokreditnehmer Don Pablo bei der Arbeit in seiner Werkstatt.
ECOreporter.de: Welche Oikocredit-Partner haben Sie in Bolivien besucht und warum haben Sie diese speziellen Projekte für die Reise ausgewählt?
Sommer: Um Anlegern hier in Deutschland berichten zu können, was ihr Geld in Bolivien bewirkt, wollten wir Einblick in die gesamte Spannbreite der Oikocredit-Projekte bekommen. Mikrofinanz ist ein wichtiger Schwerpunkt für Oikocredit. Wir haben in Bolivien zwei größere Mikrofinanzinstitutionen und drei landwirtschaftliche Unternehmen besucht. Alle zusammen haben eine Kreditsumme von fast 22 Millionen Euro von Oikocredit erhalten.
ECOreporter.de: Wie unterscheiden sich die beiden Wirkungsbereiche Landwirtschaft einerseits und Mikrofinanz andererseits?
Sommer: Bei den landwirtschaftlichen Partnern hilft das Geld der Anleger also, mehr kleinbäuerliche Betriebe zu unterstützen und Arbeitsplätze zu schaffen. Bei den Mikrofinanzpartnern hilft es vor allem, mehr benachteiligten Menschen Zugang zu Mikrokrediten, Sparkonten und Versicherungen zu bieten.
ECOreporter.de: Was hat das Investment der Oikocredit-Anleger für die drei landwirtschaftlichen Betriebe bewirkt, die sie Besucht haben?
Sommer: Zwei der Organisationen bauten Sesam und Bohnen an. ASOPROF ist ein Non-Profit-Unternehmen, das Kleinbäuerinnen und Kleinbauern vor fast 25 Jahren gegründet haben. Inzwischen arbeiten dort 18 Leute. Dazu kommen 80 saisonale Stellen und etwa 500 indirekte Jobs, also beispielsweise Erntehelfer oder Transporteure der Ernten. Das andere Unternehmen, Agrisos, ist ein Exportunternehmen, das rund 300 kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe bei Anbau, Ernte, Verarbeitung und Vermarktung von Sesam und Bohnen mit technischer Hilfe und Dienstleistungen unterstützt. AGRISOS arbeitet unter Einhaltung von Gesundheits- und Umweltstandards und kooperiert mit dem landwirtschaftlichen Forschungsinstitut einer örtlichen Universität. Im Jahr 2011 vergab Oikocredit ein Darlehen über 750.000 US-Dollar an AGRISOS und unterstützte den Verband auch mit Fortbildungsmaßnahmen.
In einer der ärmsten Gegenden Boliviens (Salar de Uyuni) besuchten wir den Familienbetrieb Saité, der Quinoa, Sesam, Chía und Amaranth von Kleinbauern zu fairen Preisen aufkauft, verarbeitet und vermarktet. Die Kleinbauern bekommen von Saité Unterstützung bei der Bio-Zertifizierung sowie Schulungen und Kredite. In der Verarbeitungsanlage sind außerdem 100 feste Arbeitsplätze entstanden.
ECOreporter.de: Und wie haben sich die beiden Mikrofinanzorganisationen entwickelt?
Sommer: Die Mikrofinanzorganisation CRECER bietet unter anderem Darlehen und Versicherungen für Frauen in dörflichen Kreditgruppen an. Inzwischen hat CRECER 120.000 Kundinnen in ganz Bolivien. Mehr als die Hälfte lebt in ländlichen Gebieten. Die andere Mikrofinanzorganisation, die wir besuchten, Banco FIE, war zunächst eine Nichtregierungsorganisation. Sie hat sich dann, auch auf Wunsch der Mitglieder, zu einer auf den Mikrofinanzbereich spezialisierte Vollbank weiterentwickelt. Mit 145 Filialen in allen Landesteilen und über 237.000 Kunden, die Hälfte davon Frauen, gehört sie zu den größten Mikrofinanzinstituten Boliviens. Mit den Krediten von Oikocredit konnte Banco FIE schätzungsweise 18.000 weitere Kundinnen und Kunden erreichen.
ECOreporter.de: Gibt es besondere Erlebnisse, die Sie in spezieller Erinnerung behalten werden?
Sommer: Besonders gern erinnere ich mich ein an Treffen mit einer Gruppe von Mikrofinanzkunden von CRECER in ChuaVisalaya, direkt an den Ufern des Titicacasees gelegen. Die zehn Gruppenmitglieder (acht Frauen und zwei Männer) der sogenannten „Village Bank“ empfingen uns auf einer Wiese des Dorfplatzes. Es hat mich beeindruckt, dass die Gruppe schon seit etwa 20 Jahren existiert. Als wir ankamen, war das monatliches Treffen gerade im Gange und die Präsidentin und die Kassenwartin der Gruppe sammelten die Rückzahlungen ein. Die Mitglieder brauchen die Kredite, um zum Beispiel Waren für den Weiterverkauf in ihren Läden einzukaufen oder für den Kauf von Samen und anderen landwirtschaftlichen Produkten. Fabiana, eine der Frauen aus der Gruppe, erzählte uns, dass sie den Kredit benötige, um Futter für ihre Schweine und Kühe zu kaufen.
Gut fand ich, dass es bei den Zusammenkünften auch Schulungen gibt, beispielsweise zum Thema Gesundheit. Bei unserem Treffen informierte die CRECER-Mitarbeiterin über einen Test zur Erkennung von Gebärmutterhalskrebs. Hintergrund ist, dass diese Krebsart in Bolivien sehr verbreitet ist, sie kommt fünfmal so häufig vor wie in den USA. CRECER subventioniert den Preis des Tests, zahlt die Arztkosten und übernimmt die Organisation. Zum Abschluss des Treffens gab es ein Picknick (apthapi), zu dem wir eingeladen wurden.
Bild: Alberta Mamani (vorne rechts im Bild) ist Präsidentin der Villige Bank und Pacesa Paucara die Kassenwartin (Bildmitte). Sie rufen die Gruppenmitglieder nacheinander auf, um ihre Rückzahlungen zu tätigen. Erst als das Geld gezählt ist und alles seine Richtigkeit hat, wird es der Mitarbeiterin Carla Albelo von CRECER übergeben.
ECOreporter.de: Können „einfache“ Oikocredit-Anleger zu Studienreisen, wie der Ihren kommen? Gibt es bestimmte Voraussetzungen oder ein Auswahlverfahren?
Sommer: Die Idee hinter den Studienreisen ist, dass engagierte Anlegerinnen und Anleger sich vor Ort selbst ein Bild machen können von der Arbeit von Oikocredit. Teilnahmebedingung ist, dass die Reisenden sich schon vorher ehrenamtlich engagiert haben und nach ihrer Rückkehr von ihren Erfahrungen berichten, also Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit machen.
Daniel Sommer und viele andere Oicokredit-Studienreisende haben über ihre Erlebnisse im Internet-Blog von Oikocredit berichtet. Mit den Neuregelungen am Finanzmarkt wird es für deutsche Anleger künftig schwieriger, in sozial-ethische Mikrofinanzen zu investieren. Was sich ändert und was das für Oikocredit-Anleger bedeutet, lesen Sie hier.
ECOreporter.de: Warum braucht Bolivien Entwicklungsfinanzierer wie Oikocredit?
Daniel Sommer: Bolivien ist das ärmste Land in Südamerika. Schaut man sich den Human Development Index an, findet sich Bolivien im weltweiten Vergleich auf Platz 108 von 187 Ländern wieder. Auch in den Bereichen Gesundheit und Bildung liegt Bolivien hinter anderen Ländern Südamerikas. Die Rohstoffpreise sind in Südamerika zwar allgemein gestiegen und auch Bolivien hat Exportgewinne erzielt, aber Investments sind weiterhin selten.
Das Finanzsystem Boliviens gilt als eines der wettbewerbsfähigsten in Südamerika. Es gibt mehr als 70 Finanzinstitutionen, also kommerzielle Banken, Mikrofinanzbanken, Spezialbanken, private Fonds und Genossenschaftsbanken. Oikocredit investiert bereits seit 1987 in bolivianische Projekte. Der Bedarf an Kapital ist immer noch groß, vor allem Mikrofinanzinstitutionen und kleine und mittlere Unternehmen brauchen Kredite, um ihre Unternehmungen aufzubauen oder auszuweiten. Hier kommen sozial orientierte Entwicklungsfinanzierer wie Oikocredit ins Spiel. Denn die kommerziellen und großen Banken sind nicht bereit, kleinere Mikrofinanzinstitutionen zu finanzieren. Oikocredit unterstützt insgesamt 22 Mikrofinanzorganisationen in Bolivien. Weitere sechs Partnerorganisationen sind im Handel oder in der Landwirtschaft tätig.
ECOreporter.de: Was für ein Land ist Bolivien und wie präsent ist die Armut des Landes im Alltag?
Sommer: Ich habe Bolivien als ein sehr vielfältiges Land erlebt. Dort leben viele indigene Bevölkerungsgruppen – insgesamt gibt es 36 verschiedene Gruppierungen. Die größten sind die Aymara und die Quechua. In der Verfassung sind zudem alle einheimischen beziehungsweise indigenen Sprachen anerkannt. Spanisch ist weit verbreitet, aber in manchen Landesteilen kommt man nur mit Quechua und Aymara weiter.
Bolivien hat eine sehr hohe und erstaunliche Biodiversität. Es ist ein Binnenland und erstreckt sich von den Anden über Teile des Gran Chacosbis hin zum Amazonas. Das Klima ist stark abhängig von den unterschiedlichen Regionen des Landes. In La Paz, das auf 4000 Metern liegt, hatten wir nur um die 15 Grad, im tropischen Santa Cruz waren es etwa 25 Grad mit hoher Luftfeuchtigkeit.
Mir ist vor allem aufgefallen, wie groß die Unterschiede zwischen Arm und Reich sind. Persönlich hatte ich den Eindruck, dass die Armut in ländlichen Gebieten noch etwas gravierender war als in den Städten. Auch wenn ich keine hungernden Menschen gesehen habe, habe ich erfahren, dass die Bolivianer für ihre geringen Einkommen hart arbeiten müssen.
ECOreporter.de: Wie engagiert sich Oikocredit in Bolivien und wie funktioniert dieses Engagement vor Ort?
Sommer: Oikocredit vergibt Darlehen an Mikrofinanzinstitutionen, kleine und

Bild: Der bolivianische Schmied und Mikrokreditnehmer Don Pablo bei der Arbeit in seiner Werkstatt.
ECOreporter.de: Welche Oikocredit-Partner haben Sie in Bolivien besucht und warum haben Sie diese speziellen Projekte für die Reise ausgewählt?
Sommer: Um Anlegern hier in Deutschland berichten zu können, was ihr Geld in Bolivien bewirkt, wollten wir Einblick in die gesamte Spannbreite der Oikocredit-Projekte bekommen. Mikrofinanz ist ein wichtiger Schwerpunkt für Oikocredit. Wir haben in Bolivien zwei größere Mikrofinanzinstitutionen und drei landwirtschaftliche Unternehmen besucht. Alle zusammen haben eine Kreditsumme von fast 22 Millionen Euro von Oikocredit erhalten.
ECOreporter.de: Wie unterscheiden sich die beiden Wirkungsbereiche Landwirtschaft einerseits und Mikrofinanz andererseits?
Sommer: Bei den landwirtschaftlichen Partnern hilft das Geld der Anleger also, mehr kleinbäuerliche Betriebe zu unterstützen und Arbeitsplätze zu schaffen. Bei den Mikrofinanzpartnern hilft es vor allem, mehr benachteiligten Menschen Zugang zu Mikrokrediten, Sparkonten und Versicherungen zu bieten.
ECOreporter.de: Was hat das Investment der Oikocredit-Anleger für die drei landwirtschaftlichen Betriebe bewirkt, die sie Besucht haben?
Sommer: Zwei der Organisationen bauten Sesam und Bohnen an. ASOPROF ist ein Non-Profit-Unternehmen, das Kleinbäuerinnen und Kleinbauern vor fast 25 Jahren gegründet haben. Inzwischen arbeiten dort 18 Leute. Dazu kommen 80 saisonale Stellen und etwa 500 indirekte Jobs, also beispielsweise Erntehelfer oder Transporteure der Ernten. Das andere Unternehmen, Agrisos, ist ein Exportunternehmen, das rund 300 kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe bei Anbau, Ernte, Verarbeitung und Vermarktung von Sesam und Bohnen mit technischer Hilfe und Dienstleistungen unterstützt. AGRISOS arbeitet unter Einhaltung von Gesundheits- und Umweltstandards und kooperiert mit dem landwirtschaftlichen Forschungsinstitut einer örtlichen Universität. Im Jahr 2011 vergab Oikocredit ein Darlehen über 750.000 US-Dollar an AGRISOS und unterstützte den Verband auch mit Fortbildungsmaßnahmen.
In einer der ärmsten Gegenden Boliviens (Salar de Uyuni) besuchten wir den Familienbetrieb Saité, der Quinoa, Sesam, Chía und Amaranth von Kleinbauern zu fairen Preisen aufkauft, verarbeitet und vermarktet. Die Kleinbauern bekommen von Saité Unterstützung bei der Bio-Zertifizierung sowie Schulungen und Kredite. In der Verarbeitungsanlage sind außerdem 100 feste Arbeitsplätze entstanden.
ECOreporter.de: Und wie haben sich die beiden Mikrofinanzorganisationen entwickelt?
Sommer: Die Mikrofinanzorganisation CRECER bietet unter anderem Darlehen und Versicherungen für Frauen in dörflichen Kreditgruppen an. Inzwischen hat CRECER 120.000 Kundinnen in ganz Bolivien. Mehr als die Hälfte lebt in ländlichen Gebieten. Die andere Mikrofinanzorganisation, die wir besuchten, Banco FIE, war zunächst eine Nichtregierungsorganisation. Sie hat sich dann, auch auf Wunsch der Mitglieder, zu einer auf den Mikrofinanzbereich spezialisierte Vollbank weiterentwickelt. Mit 145 Filialen in allen Landesteilen und über 237.000 Kunden, die Hälfte davon Frauen, gehört sie zu den größten Mikrofinanzinstituten Boliviens. Mit den Krediten von Oikocredit konnte Banco FIE schätzungsweise 18.000 weitere Kundinnen und Kunden erreichen.
ECOreporter.de: Gibt es besondere Erlebnisse, die Sie in spezieller Erinnerung behalten werden?

Gut fand ich, dass es bei den Zusammenkünften auch Schulungen gibt, beispielsweise zum Thema Gesundheit. Bei unserem Treffen informierte die CRECER-Mitarbeiterin über einen Test zur Erkennung von Gebärmutterhalskrebs. Hintergrund ist, dass diese Krebsart in Bolivien sehr verbreitet ist, sie kommt fünfmal so häufig vor wie in den USA. CRECER subventioniert den Preis des Tests, zahlt die Arztkosten und übernimmt die Organisation. Zum Abschluss des Treffens gab es ein Picknick (apthapi), zu dem wir eingeladen wurden.
Bild: Alberta Mamani (vorne rechts im Bild) ist Präsidentin der Villige Bank und Pacesa Paucara die Kassenwartin (Bildmitte). Sie rufen die Gruppenmitglieder nacheinander auf, um ihre Rückzahlungen zu tätigen. Erst als das Geld gezählt ist und alles seine Richtigkeit hat, wird es der Mitarbeiterin Carla Albelo von CRECER übergeben.
ECOreporter.de: Können „einfache“ Oikocredit-Anleger zu Studienreisen, wie der Ihren kommen? Gibt es bestimmte Voraussetzungen oder ein Auswahlverfahren?
Sommer: Die Idee hinter den Studienreisen ist, dass engagierte Anlegerinnen und Anleger sich vor Ort selbst ein Bild machen können von der Arbeit von Oikocredit. Teilnahmebedingung ist, dass die Reisenden sich schon vorher ehrenamtlich engagiert haben und nach ihrer Rückkehr von ihren Erfahrungen berichten, also Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit machen.
Daniel Sommer und viele andere Oicokredit-Studienreisende haben über ihre Erlebnisse im Internet-Blog von Oikocredit berichtet. Mit den Neuregelungen am Finanzmarkt wird es für deutsche Anleger künftig schwieriger, in sozial-ethische Mikrofinanzen zu investieren. Was sich ändert und was das für Oikocredit-Anleger bedeutet, lesen Sie hier.