Investment in Klimaschutzprojekte - Lohnt sich der Einstieg in das WestLB KlimaschutzInvest Zertifikat?

Mit dem Start der zweiten Periode des EU-weiten Emissionshandels zum 1. Januar 2008 ist der internationale Emissionshandel aus der Testphase herausgetreten. Diese Handelsperiode endet Ende 2012. Zeitgleich mit dem Zeitraum, für den das internationale Klimaschutzabkommen von Kyoto verbindliche Emissionsziele vorsieht. Der Emissionshandel ist eines der wichtigsten Instrumente, die im Kyoto-Protokoll verankert sind. Bisher können sich Privatanleger kaum daran beteiligen. Die WestLB hat nun ein Wertpapier auf den Markt gebracht, das Anlegern diese Möglichkeit eröffnen soll. Noch bis zum 24. April können Privatanleger das WestLB KlimaschutzInvest Zertifikat zeichnen. Sie beteiligen sich damit an der Wertentwicklung eines geschlossenen Fonds, der in Klimaschutzprojekt in Schwellen- und Entwicklungsländern investiert, daraus Emissionsgutschriften erhält und diese dann mit Gewinn verkaufen soll. Das Zertifikat kostet 1.000 Euro je Stück, bei einem Ausgabeaufschlag von 3 Prozent. Pro Jahr wird zudem noch eine „Strukturierungs- oder Managementgebühr“ in Höhe von 0,9 Prozent fällig. Das Angebotsvolumen für das Zertifikat soll sich der WestLB zufolge auf insgesamt 50 Millionen Euro belaufen.

Wie Max Pawlak gegenüber ECOreporter.de erklärte, wird der Referenzfonds des Zertifkats von Faktor 3 C gemanagt. Das „renommierte Beratungsunternehmen im Bereich Klimaschutz und Emissionshandel“ sei unter anderem Berater des Umweltprogramms der Vereinten Nationen und der Allianz Climate Core Group und habe die Experten der WestLB mit seinem Konzept überzeugt.

Das Prinzip hinter dem Zertifikat: Es wird in Projekte investiert, die helfen sollen, weltweit Emissionen zu verringern. Und zwar so, dass das eingesetzte Geld dabei den höchsten Wirkungsgrad erzielt. Und das ist oft eher in Entwicklungsländern der Fall als in Industrieländern.

Ein UN-Gremium überwacht, ob die finanzierten Projekte wirklich den Standards des Kyoto-Protokolls entsprechen. Wie Max Pawlak auf Nachfrage einräumt, ist es nicht garantiert, dass es dem Fonds gelingt, die Anerkennung seiner Projekte zu erwirken. Er betont jedoch, dass der geschlossene Fonds, auf dem das Zertifikat der WestLB basiert, auf „unstrittige Methodologien“ setze und daher eine Nichtanerkennung der Projekte unwahrscheinlich sei. Allerdings wurde die Anerkennung etlichen Projekten anderer Anbieter verweigert oder verspätet erteilt. Auch ist die Realisierung eines Klimaschutzprojekts in einem Schwellen- oder Entwicklungsland mit vielen Unwägbarkeiten und Risiken verbunden. Daraus macht die WestLB kein Hehl, in ihren Unterlagen zum WestLB KlimaschutzInvest Zertifikat weist sie offen auf die Risiken hin und darauf, dass der Anleger auch an einer negativen Wertentwicklung teilnimmt, „bis hin zu einem Totalverlust“. Diese Risiken sind nicht nur Theorie: Die Beratungsgesellschaft EcoSecurities, einer der führenden Akteure im Bereich des Emissionshandles, hat nach eigenen Angaben insbesondere wegen Misserfolgen bei der Abwicklung 2007 einen Jahresverlust von 45 Millionen Euro erlitten. Zudem ist noch völlig offen, wie der internationale Emissionshandel nach 2012 geregelt wird.

Diesen Risiken stehen gute Wachstumsaussichten für den Emissionsgutschriften-Markt gegenüber. Im vergangenen Jahr belief sich das Handelsvolumen im Bereich CDM auf über elf Milliarden Euro, bei einem Marktvolumen von 947 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent. Laut einer Prognose von Point Carbon, dem führenden Informationsdienstleister für den internationalen Emissionshandel, könnte schon 2008 das Finanzvolumen auf 15 Milliarden Euro anwachsen. Da in der neuen Handelsperiode des EU-Emissionshandel deutlich weniger Emissionsrechte kostenlos von den Regierungen ausgegeben werden, dürfte die Nachfrage für Emissionsgutschriften aus CDM steigen. Schließlich sind sie für gewöhnlich billiger als Emissionszertifikate und daher attraktiv für Unternehmen und andere Emittenten von Treibhausgasen. Emissionsrechte werden auch verstärkt über Börsen gehandelt, etwa an der Leipziger Energiebörse oder an Spezialbörsen wie der niederländischen European Climate Exchange (ECX). Allerdings ist der Emissionshandel durch starke Preisschwankungen und eine geringe Transparenz gekennzeichnet. Dennoch geht die WestLB für das Zertifikat von zehn bis elf Prozent Rendite pro Jahr aus.

Die Laufzeit des WestLB KlimaschutzInvest Zertifikat reicht mindestens bis Juni 2013. Wie Max Pawlak gegenüber ECOreporter.de ausführte, ist eine Verlängerung um 12 bzw. 24 Monate möglich. Unsicher ist die Handelbarkeit des Zertifikats bis zu Ende der Laufzeit. Anders als bei vielen anderen Wertpapieren wird es nicht an Börsen gehandelt. Laut Pawlak will sich die WestLB zwar bemühen, Kauf- und Verkaufswünsche von Zeichnern des Zertifikats zu bedienen. Sie sei jedoch nicht verpflichtet, einen Sekundärmarkt für das Wertpapier zu stellen. Somit ist es Investoren bis Mitte 2013 oder Mitte 2015 nur sehr eingeschränkt möglich, Anteile zu verkaufen.

Fazit:
Nicht ohne Grund betätigen sich im Geschäft mit CDM bislang fast ausschließlich Großinvestoren mit breitem Portfolio und großer Brieftasche. Es handelt sich um eine schwierige Materie mit hohen Risiken. Diese sind für den Privatanleger kaum zu durchschauen. Beim WestLB KlimaschutzInvest Zertifikat muss er daher „die Katze im Sack“ kaufen, auch wenn sich die Emittentin sehr um Offenheit bemüht und auf alle Fragen von ECOreporter.de einging. Nach unserer Einschätzung sollten aufgrund der vielen Unwägbarkeiten und Risiken Privatinvestoren das Feld vorerst weiter den Profis überlassen und abwarten, wie sich der CDM-Markt in den nächsten Jahren entwickelt. Frühestens wenn eine Nachfolge für das Kyoto-Protokoll gefunden ist und damit mehr Klarheit für die Umsetzung internationaler Klimaschutzmechanismen herrscht, ist auch Privatanlegern der Einstieg zu empfehlen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt raten wir von dem Einstieg in ein Produkt wie dieses ab.


WestLB KlimaschutzInvest Zertifikat
Emittent: WestLB
WKN: WLB7KS / ISIN: DE000WLB7KS2
Zeichnungsfrist: bis 24. April 2008
Ausgabepreis: 1.000 Euro
Ausgabeaufschlag: 3 Prozent
Strukturierungsgebühr: 0,9 Prozent p.a.
Laufzeitende: frühestens Juni 2013, spätestens Juni 2015

Bildhinweis: Vor allem Projekte im Bereich der Erneuerbaren Energien werden als CDM anerkannt: Windpark in Costa Rica. / Quelle: NEG Micon
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