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Ist das Potential der Windaktie von Vestas nun ausgereizt?

Nach einem Kurseinbruch im zweiten Halbjahr 2014 geht es für die Aktie des Windradherstellers Verstas seit einigen Monaten deutlich aufwärts. Bis zur Bekanntgabe einer starken Jahresbilanz vor rund drei Wochen. Seither legt die Aktie offenbar eine Verschnaufpause ein. Wird sie zu neuen Höhen aufsteigen? Oder sollten Anleger jetzt den Kursgewinn der letzten Jahre zu Geld machen? 

Wer vor drei Jahren in die Aktie des weltweit größten Herstellers von Windkraftanlagen eingestiegen ist, kann sich über eine satte Rendite freuen. Im Xetra hat sich der Anteilsschein in diesem Zeitraum um rund 390 Prozent verteuert. Doch im März 2012 war auch noch nicht abzusehen, dass sich Vestas wieder so gut von der Branchenkrise erholen wird und brauchte es sehr viel Optimismus, um neu in die Aktie einzusteigen. Damals herrschte ein großes Überangebot im Weltmarkt für Windräder, da Finanz- bzw. Eurokrise dazu führten, dass Investoren sich schwer taten, das Kapital für geplante Windkraftprojekte zusamen zu bekommen. Auch schwand die politische Unterstützung für Windkraft in vielen etablierten Märkten und war noch nicht abzusehen, dass neue Märkte wie etwa Lateinamerika so schnell eine starke Nachfrage entwickeln würden. Weil viel weniger Windräder benötigt als produziert wurden kam es schon seit 2010 zu einem starken Preisverfall bei Windrädern. Hohe Verluste waren die Folge und massive Kursabstürze der Aktien von Windturbinenbauern. Der Anteilsschein von Vestas hat trotz der enormen Kursgewinne der letzten drei Jahre erst jetzt wieder das Niveau vom März 2010 erreicht. Wer vor drei Jahren einstieg, konnte dies zwar schon für rund sieben Euro je Stück tun. Er musste aber miterleben, dass sich dieser bereits geringe Kurs in den folgenden Monaten nochmals halbierte. Erst dann setzte die Trendumkehr ein und kletterte der Anteilsschein allmählich zurück auf das aktuelle Niveau von rund 37 Euro.

Das Comeback ist Vestas nicht leicht gefallen. Die Führung des dänischen Unternehmens wurde ausgetauscht und ein rigider Sparkurs umgesetzt. Nur so gelang es dem Windradhersteller, die Kosten so weit zu senken, dass die Kosten nicht mehr die Einnahmen überstiegen. Das kostete viele Arbeitsplätze. Auch wurde die Konzernzentrale in Aarhus ausgedünnt. Doch mit Erfolg stärkte das Unternehmen seine Präsenz in der Nähe seiner Kunden, mit Produktionsstätten in den Regionen, wo sich die Nachfrage belebte oder neue, starke Nachfrage entstand. So konnten die Dänen etwa in Mexiko und Brasilien, den boomenden Windmärkten Lateinamerikas, große Marktanteile erobern und so auch vorübergehende Schwächen in etablierten Märkten wie den USA auffangen. Im stagnierenden Windmarkt Europa wiederum kam es Ihnen zu Gute, dass der Ausbau der Offshore-Windkraft zuletzt doch endlich Fahrt aufnahm. Diesen Markt der Anlagen für Windparks auf See teilt sich Vestas bislang mit der deutschen Siemens auf. Durch die Kooperation mit Mitsubishi hat der Konzern überdies die Option, auch im inzwischen aufkeimenden asiatischen Markt für Offshore-Windkraft zu profitieren.

Der jüngste Gewinnsprung wird sich 2015 kaum wiederholen

Schon im vergangenen Jahr zeigte sich deutlich, dass Vestas zurück auf der Erfolgsspur ist. Die Veröffentlichung starker Zahlen für das erste Halbjahr 2014 bestätigte dies, zumal die Unternehmensführung damals die Jahresprognose erhöhte. Dennoch setzte damals ein deutlicher Kursverfall der Aktie ein, der bsis zum November währte. Offenbar sahen viele Börsianer das Kurspotential erschöpft, um dann durch die starke Bilanz der ersten neun Monate eines Besseren belehrt zu werden und neue Zuversicht zu fassen. Was spricht dafür, dass auch jetzt, nach dem erfolgreichen Abschluss von 2014 mit einem vervielfachten Gewinn (wir  berichteten), Vestas weitere Wachstumssprünge erreichen und die Aktie neue Höhen erklimmen kann?

Immerhin ist die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 20 keineswegs preiswert. Sie ist aber auch nicht überteuert. In den aktuellen Kurs ist die Prognose des Vestas-Vorstandes eingepreist, der für 2015 keine Fortsetzung Wachstum in Aussicht gestellt hat. Es sagt schon viel aus, dass die Aktie danach nicht stark abgestürzt ist. Offenbar gehen viele Beobachter davon aus, dass Vestas die Prognose übertreffen wird. Der Vorstand legte sich lediglich darauf fest, einen Umsatz von mindestens 6,5 Millionen Euro und eine Marge von mindestens sieben Prozent zu erreichen, nach 6,9 Milliarden Euro Umsatz und einer Marge von 8,8 Prozent. Das erscheint angesichts des bereits sehr hohen Auftragsbestandes in der Tat übervorsichtig. Deshalb dürfte es den Aktienkurs auch zunächst nicht stark beflügeln, wenn die Dänen im Jahresverlauf die Prognose anheben, so wie sie es auch schon im Vorjahr gehalten haben. Ein weiteres Plus: für das Geschäftsjahr 2014 schüttet Vestas erstmals seit zwölf Jahren eine Dividende aus: 0,52 Euro je Aktie. Das unterstreicht die Konsolidierung des Unternehmens und weckt Hoffnungen auf Ausschüttungen auch in den kommenden Jahren.

Windkraft ist weltweit auf dem Vormarsch

Für langjährige Vestas-Aktionäre wäre dies ein geeigneter Zeitpunkt, sich mit Gewinn von der Beteiligung zu trennen, zumindest einen Teil davon zu Geld zu machen. Doch auch für Neueinsteiger bietet das Investment in Vestas Chancen - bei einem längeren Anlagehorizont. Denn der weltweite Windmarkt wächst weiter, und dieses Wachstum gewinnt weiter an Fahrt. Das haben nicht nur Windkraftverbände festgestellt, sondern auch die Internationale Energieagentur (IEA), die in ihren Prognosen bislang immer das Wachstumspotantial dieses Sektors weit unterschätzt hat. Vestas ist in 73 Märkten aktiv, in allen wachstumsstarken Regionen aussichtsreich aufgestellt und kann bei den Kunden mit einer großen Produktpalette punkten, die unterschiedlichsten Ansprüche befriedigen. Hinzu kommt, dass das Service-Geschäft immer mehr Geld in die Kasse der Dänen spült, je mehr Projekte sie für Auftraggeber umgesetzt haben.

2016 dürfte vor allem das US-Geschäft von Vestas kräftig zulegen. Denn zum Ende jenes Jahres läuft dort mit den Steuervergünstigungen für Windkraftinvestments ein wichtiges Förderinstrument aus. Viele Investoren werden alles daran setzen, vor Toresschluss Windkraftprojekte umzusetzen und Vestas kann als großer Produzent vor Ort einen solchen Nachfrageschub auch stemmen. Zwar dürfte dann in 2017 der US-Markt einbrechen. Aber die Dänen bemühen sich schon jetzt noch stärker um Kunden aus dem benachbarten Windmarkt von Mexiko. Dort verfügen sie bereits über viele Referenzprojekte und einen soliden Kundenstamm. Doch der mexikanische Windmarkt hat riesiges Potential, das erst in Ansätzen genutzt wurde. Von den Fertigungsstätten in den USA aus kann Vestas leicht Windparks in Mexiko beliefern.

Starke Kapitalspritze von Investoren

Um weitere aufstrebende Windmärkte zu erschließen und für weitere technologische Verbesserungen benötigt der Konzern auch eine große finanzielle Schlagkraft. Diese hat er in diesen Tagen auf spektakuläre Weise bewiesen. Denn als erster Windkrafthersteller gelang es ihm, eine große grüne Anleihe mit Erfolg auf den Markt zu bringen. Derartige "green bonds" erfreuen sich seit kurzem bei Profi-Investoren eine immer größere Beliebtheit. Es handelt sich hierbei um Schuldverschreibungen, über die Kapital für umweltfreundliche Projekte eingesammelt wird. Bislang haben vor allem große Institutionen wie etwa die Weltbank oder die deutsche KfW derartige Anleihen im großen Stil platzieren können, ansonsten nun wenige Großkonzerne. Nun ist Vestas nach eigenen Angaben die Platzierung einer Anleihe im Umfang von einer halben Milliarde Euro gelungen. Die Schuldverschreibung hat eine lange Laufzeit von sieben Jahren und wird mit 2,75 Prozent verzinst.

Damit haben die Dänen nicht nur ihre Finanzierungsstruktur enorm verbessert. Sie können auch viel flexibler am Markt auf neue Entwicklungen reagieren als Konkurrenten, die sich erst mit ihren kreditgebenden Banken abstimmen müssen, um neue Mittel in großem Umfang einsetzen zu können. Abgesehen davon zeugt die erfolgreiche Platzierung von großem Vertrauen der Profi-Investoren in die wirtschaftliche Potenz des Windradherstellers. Sie trauen ihm offenbar zu, in den kommenden Jahren so erfolgreich zu wirtschaften, dass er nicht nur die Zinsen leisten, sondern zum Ende der Laufzeit auch die Rückzahlung leisten kann. Angesichts der starken Umbrüche und Schwankungen im Geschäft mit Windrädern ist das ein großes Kompliment. Auch ECOreporter.de ist von der Ertragskraft von Vestas überzeugt und rechnet damit, dass die Aktie mittelfristig zumindest die Marke von 50 Euro erreichen kann. Zwischenzeitliche Kurseinbrüche auch unter die Marke von 30 Euro sind aber immer möglich. Das sollten Anleger einkalkulieren, die nun zugreifen wollen.

Vestas Wind Systems: ISIN DK0010268606 / WKN 913769
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