Nachhaltige Aktien, Meldungen

Jahresrückblick sonstige nachhaltige Aktien: Top-Werte legten zweistellig zu

Trotz der teils starke Finanzmarktturbulenzen haben die meisten großen Leitindizes das Börsenjahr 2012 mit einem Happyend beschlossen. Wichtige Indizes in Amerika, Asien und Europa legten teilweise zweistellig zu. Der deutsche Aktienindex Dax erlebte sogar eines seiner erfolgreichsten Jahre überhaupt. Er verzeichnete knapp 32 Prozent Zugewinn. Der Technologieaktienindex TecDax, an dem auch einige Werte aus den Umwelttechnik-Branchen notiert sind, legte über das Jahr 22,8 Prozent zu. Die US-Technologiebörse Nasdaq übertraf ihren Vorjahreskurs um 16,8 Prozent. Die Kursentwicklung des US-Leitindex Dow Jones lag besonders zum Jahresende 2012 im Schatten des Haushaltsstreits in den USA und der damit verbundenen Angst vor einer Rezession in den Vereinigten Staaten. Weil im alten Jahr verschiedene Steuererleichterungen ausliefen und im neuen Jahr teils drastische Sparmaßnahmen in Kraft traten, drohte der US-Wirtschaft der kurzfristige Entzug vieler Milliarden Dollar. Das Land erreichte die sogenannte Fiskalklippe. Doch erste Kompromisse im zähen politischen Ringen um Gegenmaßnahmen verhinderten den abrupten Absturz in die Rezession, der sich auch auf den Rest der Welt ausgewirkt hätte. Der Dow Jones Index kletterte innerhalb von zwölf Monaten bis zum 2. Januar 2013 um 7,3 Prozent. Um 23,4 Prozent stieg der japanische Nikkei. Eine ähnliche Zuwachsrate verbuchte der chinesische Hang Seng Index in Honkong. Er steigerte sich um 22,4 Prozent auf 23.311 Punkte.

In diesem Umfeld konnten auch nachhaltige Aktien mitunter kräftig zulegen. Doch auch in 2012 gab es für manche Aktie eines nachhaltigen Unternehmens deutliche Kursverluste. Welche Werte zu den großen Gewinnern oder Verlierern zählten, hing stark davon ab, wie diese innerhalb ihrer Branchen positioniert sind. So profitierte Whole Foods Market Inc. aus Austin in Texas weiter davon, dass Biolebensmittel in den USA ungeachtet der Rezessionsängste weiterhin stark gefragt sind. Die Aktie des Biolebensmittelhändlers legte 2012 insgesamt 62,3 Prozent zu. Nicht zuletzt dank starker Geschäftszahlen für das Gesamtjahr (Bilanzstichtag 30. September), übertraf die Whole-Foods-Aktie ihren steilen Wachstumskurs vom Vorjahr in 2013 nochmals deutlich. Das Ende September abgeschlossene Geschäftsjahr beendete Whole Foods Market mit knapp 36 Prozent mehr Nettogewinn und 13 Prozent mehr Umsatz als 2012 (465,6 Millionen Dollar Nettogewinn bei 11,7 Milliarden Dollar Jahresumsatz). Zum anderen erweiterten die Texaner ihr US-Filialnetz um 31.000 Quadratmeter. Das Wachstum zahlte sich auch für die Börsianer aus: Sie erhielten eine um 43 Prozent auf 20 Dollarcents je Aktie erhöhte Jahresdividende. Allerdings geht die Unternehmensführung davon aus, dass die Auswirkungen des Hurrikans Sandy die Zahlen für das laufende Jahr belasten, weil es auch in Whole-Foods-Filialen zu Sturmschäden und Schließungen gekommen sei.

Im Gegensatz dazu ist die Aktie der Biokaffee-Spezialistin Green Mountain Coffee Roasters aus Waterburry im US-Bundesstaat Vermont eine der großen Verliererinnen unter den nachhaltigen Werten des vergangenen Jahres. Ihr Anteilsschein verbilligte sich im Jahresverlauf um 42,6 Prozent. Gestiegener Konkurrenzdruck am Kernmarkt für Einweg-Tabs für Kaffee-Vollautomaten und ein Rechtsstreit mit einem Pensionsfonds kostete die Whole-Foods-Aktie wichtiges Anlegervertrauen. Denn der Aktienkurs sackte ab, obwohl Green Mountain Coffee Roasters das vierte Quartal und das Gesamtjahr 2012 mit stark gesteigertem Umsatz und deutlich mehr Gewinn beendete als 2011. Der Nettogewinn des Gesamtjahres (Bilanzstichtag 30. September) stieg um 82 Prozent auf 199,5 Millionen Dollar. Zugleich kletterte der Jahresumsatz gegenüber 2011 um 46 Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar. Und für das vierte Quartal verbuchte Green Mountain mit 946,7 Millionen Dollar ein Drittel mehr Umsatz als im Vorjahreszeitraum. Der Nettogewinn dieses Zeitraums wuchs auf Jahressicht um 22 Prozent auf 91,9 Millionen Dollar. Im Nachgang dessen erhöhte der im Herbst neu Bestellte Konzernchef Brian Kelley die Prognose für 2013. Demnach erwartet das Unternehmen im laufenden Jahr 15 bis 20 Prozent mehr Umsatz und bis zu 3,74 Dollar Nettogewinn.
Die Tatsache, dass ein fürs Kerngeschäft wichtiges Patent für eine Kaffee-Brüheinheit 2012 ausgelaufen ist, sieht die Führung von Green Mountain Coffee Roasters vorerst noch gelassen. Schließlich seien die Kunden mit langfristigen Verträgen gebunden.

Eine positive Entwicklung nahmen auch einige „grüne“ Aktien aus dem Umfeld der Lebensmittebranche: Knapp 5,8 Prozent Zugewinn für das Jahr 2013 verbuchte beispielsweise die Aktie des Hamburger Landwirtschaftskonzerns KTG Agrar AG. Das Unternehmen erzeugt Biolebensmittel und betreibt Biogasanlagen. Ende September 2012 veröffentlichte der Konzern starke Halbjahreszahlen. Der Umsatz des ersten Halbjahres 2012 übertraf mit 31,3 Millionen Euro den des Vorjahreszeitrums um 15,7 Prozent. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) sprang um 30,6 Prozent auf 8,2 Millionen Euro. Dabei habe das Unternehmen im ökologischen und konventionellen Marktfruchtanbau bewusst weniger verkauft, um in der zweiten Jahreshälfte von gestiegenen Preisen profitieren zu können, hieß es. Dafür, dass die Jahresbilanz 2012 deutlich über der von 2011 liegen werde, sollen auch die massiven Investitionen der Vorjahre in Biogasanlagen und Ackerland sorgen, die sich 2012 nun auszahlen sollen, hieß es.

Ein vergleichsweise starkes Börsenjahr liegt hinter dem bayrischen Küchenausrüster Rational AG. Die Aktie des Unternehmens aus Landsberg verbuchte 2012 rund 31,2 Prozent Zugewinn. Sein Umsatz der ersten neun Monate lag mit 113 Millionen Euro 22 Prozent über dem des Vorjahreszeitraums. Vor allem Amerika (plus 37 Prozent) und Asien (plus 26 Prozent jeweils allein im dritten Quartal) stachen dabei als umsatzstarke Märkte heraus. Wesentlich stärker wuchs das EBIT. Es kletterte von Jabuar bis September auf Jahressicht um 56 Prozent auf 36,2 Millionen Euro. „Aufgrund des positiven Geschäftsverlaufs in den ersten neun Monaten bestätigen wir für das Geschäftsjahr 2012 unsere Prognose von rund zehn Prozent Umsatzwachstum und erwarten eine überproportionale Ergebnissteigerung“, hatte der Vorstandsvorsitzende Dr. Günther Blaschke bei der Bekanntgabe der Bilanz erklärt.

Das Geschäftsjahr des Rücknameautomatenherstellers Tomra Systems war stark durch interne Umstrukturierungen geprägt. Der norwegische Konzern aus Asker verordnete sich eine organisatorische Schlankheitskur: Er vereinigte alle sechs direkten Tochtergesellschaften, der Bereiche Sortiermaschinen– und Sammelautomatentechnologie. Zudem schluckte Tomra den auf Sortiermaschinen für Kunden aus der Lebensmittelindustrie spezialisierten niederländischen Maschinenbauer BEST Kwadraat NV. Dies alles sorgte dafür, dass das Unternehmen trotz erhöhter Umsätze im dritten Quartal und in den ersten neun Monaten 2012 jeweils weniger EBIT erzielte als im Vergleichszeitraum 2011. Der Umsatz des ersten Dreivierteljahres legte auf Jahressicht 4,7 Prozent zu und erreichte umgerechnet 293,8 Millionen Euro. Das EBIT lag mit 62,6 Millionen Euro 3,5 Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums. Die Tomra-Aktie legte im vergangenen Jahr 29,1 Prozent zu.

Holzaktien zeigen gemischte Bilanz

Sehr unterschiedlich entwickelten sich die nachhaltigen Holzaktien in 2012. Die mit Abstand stärkste Holzaktie war die des Holzwerkstoffherstellers Delignit AG aus Bloomberg. Sie gewann über das Jahr 2012 knapp 42,5 Prozent an Wert. Der Geschäftsbericht für das Gesamtjahr 2012 ist erst für Ende Mai 2013 angekündigt. Aber schon die Halbjahreszahlen gaben den Aktionären Anlass zum Optimismus. Dieser Bilanz zufolge verbesserte der Holzwerkstoffhersteller den Halbjahresumsatz im Vergleich zu 2011 um ein Viertel auf 17,7 Millionen Euro. Zugleich verbuchte Delignit einen EBIT-Sprung um 76 Prozent auf 600.000 Euro und reduzierte die Nettofinanzschulden um rund 38 Prozent auf 2,2 Millionen Euro. Zudem verfüge die auf die Verarbeitung von Holz aus rumänischen Forstbeständen spezialisierte Delignit AG über eine gut gefüllte Auftragsbücher, hatte es bei der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen geheißen.

Mit einem zweistelligen Kursanstieg im vergangenen Börsenjahr stand die Aktie des Bau- und Dämmstoffherstellers Sto AG deutlich auf der Gewinnerseite. Sie hatte für 2012 beinahe 13 Prozent Kursanstieg zu verzeichnen. Bislang hat das Unternehmen aus Stühlingen nur vorläufige Eckdaten zur Geschäftsentwicklung der ersten neun Monate 2012 veröffentlicht. Demnach gelang dem Dämmstoffhersteller im Vergleich zu den ersten drei Quartalen2012 zwar ein moderater Umsatzanstieg von 2,5 Prozent auf 871,7 Millionen Euro. Dennoch sorgen gestiegene kaufende Kosten für Personal und Material dafür, dass der Gewinn dieses Zeitraums unter dem Vorjahresniveau liege, hieß es Mitte November 2012. Genauere Angaben dazu stehen noch aus. Von der Prognose für das Gesamtjahr 2012 rückte der Vorstand dabei nicht ab. Darin rechnet der Vorstand nach wie vor mit 3,5 Prozent Umsatzanstieg auf 1,145 Milliarden Euro und mit einem im Jahresvergleich nahezu unveränderten EBIT von rund 104 Millionen Euro.

Nach einem katastrophalen Börsenjahr 2011 mit 64 Prozent Kursverlust zeigte sich die Aktie der Hamburger Bambusspezialistin Asian Bamboo wieder deutlich stabiler: 2012 verteuerte sie sich um 6,2 Prozent. Dennoch ist sie damit von den phänomenalen Wachstumsraten vergangener Jahre meilenweit entfernt. Noch 2010 stieg sie über das Gesamtjahr hinweg um 70 Prozent im Wert.
Doch auch 2012 liefen die Geschäfte nicht sonderlich gut: Für die ersten neun Monate des vergangenen verbuchte Asian Bamboo einen Umsatz- und Gewinneinbruch. Mit 61,4 Millionen Euro erzielte das ausschließlich China produzierende Unternehmen 14 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahreszeitraum. Der Nettogewinn lag mit 1,9 Millionen Euro satte 93 Prozent unter dem Niveau des Vergleichszeitraums. Die Unternehmensführung machte unter anderem Einschränkungen bei der Produktion von Bambussprossen, erschwerte Erntebedingungen und rückläufige Ernteerträge sowie die allgemein schlechte Wirtschaftslage in China dafür verantwortlich, Dort betreibt das Unternehmen nicht nur sein Bambus-Plantagen; China ist zugleich der Hauptabsatzmarkt von Asian Bamboo. Dennoch gab sich Finanzvorstand Peter Sjovall gegenüber ECOreporter.de im Dezember 2012 zuversichtlich: „Nach unserer Auffassung ist das Tief überstanden und die chinesische Wirtschaft befindet sich in einer Stabilisationsphase. Wir erwarten, dass die Wirtschaft Chinas in den nächsten Jahren langsamer als zuvor wachsen wird, trotzdem aber Chancen bietet.“

Bildhinweis: Bambusernte in einer Plantage von Asian Bamboo. / Quelle: Unternehmen


Zu den klaren Verlierern des Börsenjahrs 2012 unter den Holzaktien zählt der Anteilsschein der Teak Holz International AG aus dem österreichischen Linz. Er verlor rund 22,2 Prozent an Wert. Das auf nachhaltige Teakholz-Plantagen in Mittelamerika spezialisierte Unternehmen begann Anfang 2012 damit, verstärkt auch die Plantagen anderer Holzproduzenten zu managen. Dies und ein gutes Wachstum der eigenen Baumbestände in Costa Rica habe dazu beigetragen, das EBIT der ersten drei Quartale des Geschäftsjahres 2011/2012 (Bilanzstichtag 30. Juni) von 5,5 Millionen Euro in 2011 auf 7,9 Millionen Euro zu steigern. Und das, obwohl der Umsatz dieser Zeit mit 98.000 Euro deutlich unter denen im Vorjahreszeitraum lagen. Damals verbuchte THI noch 1,1 Millionen Euro Umsatz Zugleich sei es gelungen die laufenden Kosten von 4,47 auf 1,92 Millionen Euro zu halbieren. Für negative Schlagzeilen sorgte THI kurz vor Jahresfrist, als das Unternehmen die sofortige Absetzung ihres Vorstandsvorsitzenden Siegfried Mader bekannt gab - nach nur 14 Monaten im Amt. Es nannte dazu keine Gründe und sprach auch keinen Dank an den bisherigen Vorstandschef aus. Der Aufsichtsrat bestellte Stephan Dertnig mit Wirkung „zum alleinvertretungsbefugten Vorstandsmitglied.“

Die verlustreichste nachhaltige Holzaktie des Jahres 2012 war die der Precious Woods Holding AG aus Zug in der Schweiz. Diese finanziell angeschlagene Tropenholzspezialistin kämpft seit Jahren gegen tiefrote Zahlen an. Erst Mitte Dezember 2012 stimmten die Aktionäre einer Reihe von Kapitalmaßnahmen zu, die die Liquidität des Unternehmens mittelfristig sichern sollen. Die Anteileigner stimmten zu, mit neuen Wertpapieren zu drei Schweizer Franken pro Stück ein Überbrückungsdarlehen zu finanzieren, das wiederum zur Ausgabe neuer Wandelanleihen genutzt werden soll. Weil es der Precious Woods AG zugleich gelungen war, eine andere Wandelanleihe im Umfang von umgerechnet 1,6 Millionen Euro bei zwei Privatinvestoren zu platzieren und die verbliebenen Anteile eine hoch verschuldeten Minderheitsbeteiligung in Zentralamerika zu verkaufen, legte die Aktie zwischenzeitlich kräftig zu. Kurz nachdem die ersten Restrukturierungserfolge bekannt wurden, sprang der Aktienkurs um 18 Prozent in die Höhe. Dennoch verlor die Aktie im Jahresverlauf 72 Prozent an Wert. Hintergrund sind die anhaltend roten Zahlen, die Precious Woods auch für das erste Halbjahr 2012 vermeldete. Der EBIT-Verlust der ersten sechs Monate sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum allerdings von 7,4 auf 5,7 Millionen US-Dollar. Gleichzeitig reduzierte sich der Umsatz dieser Geschäftsperiode von 36,8 auf 24,2 Millionen Dollar. 2012 habe Precious Wood vor allem unter einer Logistikkrise am Holzproduktionsstandort Gabun und der Konjunkturkrise am in Holland gelitten, erklärte der Verwaltungsratspräsident Professor Ernst A. Brugger im Dezember 2012 auf Nachfrage von ECOreporter.de: „Ohne diese beiden Faktoren hätten wir keine Kapitalerhöhungen beantragen müssen“, so Brugger zur jüngsten Kapitalmaßnahmen des Unternehmens.

Morgen veröffentlichen wir die Fortsetzung dieses Betrags. Darin stellen wir unter anderem die beiden nachhaltigen Aktien mit der stärksten Wertentwicklung in 2012 vor.
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