Erneuerbare Energie

Kapitalfluss in globale Energiewende wird dünner

Die weltweiten Investitionen in Erneuerbare Energien sind im zweiten Quartal gesunken. Schwach entwickelten sie sich insbesondere in Europa und in China. Gegen den allgemeinen Trend floss aber deutlich mehr Kapital in Sonnenenergie-Projekte. Das geht aus Markterhebungen von Bloomberg New Energy Finance hervor.

Demnach flossen weltweit insgesamt 64,8 Milliarden US-Dollar in den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Gegenüber dem zweiten Vierteljahr von 2016 ist das ein Rückgang um 12 Prozent. Die Investitionen sind aber immerhin deutlich stärker ausgefallen als im ersten Quartal 2017, sie erhöhten sich gegenüber den Monaten Januar bis März um 21 Prozent.

Das meiste Geld wurde in Solarenergie-Projekte investiert

Das meiste Kapital floss dabei mit 35,6 Milliarden US-Dollar in Solarenergie-Projekte, das ist mehr als die Hälfte der gesamten Investitionsmenge. Diese 35,6 Milliarden US-Dollar entsprechen gegenüber dem Vorjahreszeitraum einem Plus von 19 Prozent und von 20 Prozent gegenüber dem ersten Vierteljahr von 2017.

Auch für die Windkraft ging es im ersten Quartal deutlich aufwärts, um 43 Prozent auf 26,2 Milliarden US-Dollar. Gegenüber dem zweiten Quartal 2016 ist dies jedoch ein Rückgang um 29 Prozent. Bloomberg New Energy Finance erklärt das Minus im Jahresvergleich vor allem damit, dass im zweiten Quartal viel weniger in neue Offshore-Windparks investiert wurde, also in große Windfarmen auf See, die sehr kapitalintensiv sind.

Laut Abraham Louw, Analyst von Bloomberg New Energy Finance, muss man zudem berücksichtigen, dass die Systempreise für Solaranlagen und für Windräder deutlich gesunken sind. Es sei daher erheblich weniger Kapital erforderlich, um die gleiche Menge an Solarstrom- und Windstrom-Kapazität zu errichten als noch im zweiten Quartal 2016. Die Systempreise seien in erster Linie infolge eines verschärften Wettbewerbs gesunken und dies durch eine effizientere Produktion ermöglicht worden.

China und die USA leisten den Hauptbeitrag zur globalen Energiewende

China ist der größte Windmarkt und der größte Photovoltaikmarkt der Welt. Dass dort im zweiten Quartal 16 Prozent weniger Kapital in die Energiewende investiert wurde, trug entscheidend zur auf Jahressicht schwachen Quartalsbilanz bei. Doch mit insgesamt 23,3 Milliarden US-Dollar lagen die Investitionen in China immer noch deutlich höher als in den USA, die im globalen Vergleich Platz 2 erreichten mit 14,7 Milliarden US-Dollar (6 Prozent Plus gegenüber dem zweiten Quartal 2016).

Der Rückgang in China dürfte eine Folge des tiefen Einschnitts bei der Solarförderung zur Jahresmitte 2016 sein. Dieser hatte einerseits im zweiten Quartal 2016 einen Investitionsboom ausgelöst, da viele Investoren geplante Photovoltaik-Projekte umsetzen und damit noch die alte, höhere Solarförderung in Anspruch nehmen wollten. Andererseits gingen die Investitionen im dritten Quartal umso stärker zurück.

Immerhin ermittelte Bloomberg New Energy Finance für das zweite Vierteljahr 2017 einen Anstieg der Investitionen in China um satte 32 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2017. Es ging also in der Volksrepublik zuletzt wieder deutlich aufwärts mit den Investitionen in Erneuerbare Energien.

Dies gilt auch für die USA. Dort erhöhten sich die Investitionen gegenüber dem ersten Quartal um 51 Prozent. In China und in den Vereinigten Staaten summierten sich die Investitionen im zweiten Quartal auf zusammen 38 Milliarden US-Dollar. Sie standen damit für den Hauptteil der insgesamt von April bis Juni in Erneuerbare Energie investierten 64,8 Milliarden US-Dollar.

Europa schwächelt, dies gilt vor allem für Deutschland und Großbritannien

Ins Auge springt die schwache Entwicklung in Europa, von wo noch im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts die größten Impulse für die globale Energiewende ausgegangen waren. Im zweiten Quartal 2017 wurden hier nur 8,8 Milliarden US-Dollar in Erneuerbare Energien investiert und damit 51 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Deutschland steuerte dazu mit 3,2 Milliarden US-Dollar zwar den Löwenanteil bei, aber satte 32 Prozent weniger als im zweiten Quartal 2016. Das konnte durch die starken Zuwächse in Staaten wie Frankreich und Schweden nicht ausgeglichen werden, zumal beide Länder insgesamt nicht einmal die Marke von einer Milliarde US-Dollar erreichten. Hinzu kam ein Einbruch in Großbritannien, wo sich die Investitionen in Erneuerbare Energien gegenüber dem Vorjahresquartal um 93 Prozent auf 0,4 Milliarden US-Dollar verringerten.

Für nur neun Staaten weltweit ermittelte Bloomberg New Energy Finance ein Investitionsvolumen von über einer Milliarde US-Dollar innerhalb des zweiten Quartals. Neben China, den USA und Deutschland sind dies Japan und Indien, die mit rund 3 Milliarden US-Dollar knapp hinter der Bundesrepublik rangieren, die Vereinigten Arabischen Emirate mit 2,1 Milliarden US-Dollar (die fast komplett auf zwei riesige Photovoltaik-Projekte in Dubai bzw. in Abu Dhabi entfallen), sowie Australien, Brasilien und Mexiko mit 1,5 bis 1,9 Milliarden US-Dollar.

Nach den Vereinigten Arabischen Emiraten machte Mexiko hierbei im Vergleich zum zweiten Quartal mit einem Plus von über 260 Prozent den größten Sprung. Aber von den insgesamt 1,8 Milliarden US-Dollar entfielen allein 0,721 Milliarden US-Dollar auf den riesigen Windpark Juchitan de Zaragoza mit rund 400 Megawatt (MW).
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x