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Kein Grund zur Panik? – Anbieter geschlossener Solarfonds mit Fokus auf Spanien reagieren gelassen auf anstehende Tarifkürzungen
Die Folgen der Euroschuldenkrise zwangen Spanien einen harten Sparkurs auf. Im Zuge dessen ist dort eine Debatte über die Solarstromvergütung entbrannt, die das Industrieministerium drastisch senken will (ECOreporter.de berichtete). Über sein in Madrid ansässiges Büro sei Low Carbon Germany bereits frühzeitig über die Pläne zur Kappung der Solarstromvergütung informiert gewesen, blickt Dittrich zurück.
„Als die Gerüchte rund um die geplanten Kürzungen vor vier bis fünf Wochen nach Deutschland kamen und immer wilder wurden, haben wir uns dazu entschlossen, mit dem Vertrieb zu pausieren und die weitere Entwicklung zu beobachten“, sagt er. Seit kurzem liege der Gesetzentwurf des spanischen Industrieministers Miguel Sebastián jedoch in Grundzügen vor und der Low Carbon 2 sei wieder vollumfänglich im Vertrieb.
Vergütung für Photovoltaikstrom aus Neuanlagen soll stark sinken
Der Gesetzentwurf zur Neufassung des so genannten „Real Decreto“ sieht laut Dittrich vor, die Vergütung für Strom aus neuen Solaranlagen auf Freiflächen um 45 Prozent zu kürzen. Große Aufdachanlagen sollen mit 25 Prozent weniger vergütet werden. Kleinanlagen auf Privatdächern würden mit einer Kürzung um 5 Prozent relativ glimpflich davon kommen.
Rückwirkende Kürzungen für ältere Anlagen, die der Industrieminister ebenfalls ins Gespräch gebracht hatte, sind von Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zappatero zwischenzeitlich ausgeschlossen worden. Ob es tatsächlich so kommt, wie der aktuelle Entwurf vorsieht, ist weiterhin offen. Speziell Industrieminister Sebastián selbst sorgte in der jüngsten Vergangenheit mit immer neuen Ankündigungen - die er teils postwendend zurücknahm - für viel Unruhe am Markt.
„Aus unserer Sicht wird die geplante Neufassung des Real Decreto 1578 nicht schlimm ausfallen. Die Kürzung der spanischen Solarstromvergütung ist vergleichbar mit der in Deutschland. Zum Jahresende 2010 wird es eine drastische Absenkung geben, aber bis dahin bleibt alles wie es ist“, sagt Dittrich. Dem Fondsprospekts des Low Carbon Solar 2 zufolge garantiert das bislang gültige Real Decreto 1578/2008 für Freiflächenanlagen 25 Jahre lang eine Vergütung von 32 Cent pro Kilowattstunde.
Bislang habe sich der Fonds Freiflächenanlagen unter anderem in den Regionen Castilla-La Mancha, Navarra und Valladolid mit einer Nennleistung von 13 Megawatt reserviert, die alle nach dem Real Decreto 1578/2008 vergütet würden, erklärt Dittrich. Die im Fondsprospekt prognostizierten Renditen seien trotz der drohenden drastischen Kürzung nicht in Gefahr, so Dittrich.
Im ersten Jahr sollen vier Prozent Rendite an die Anleger ausgeschüttet werden. Im zweiten Jahr sind 8 Prozent prognostiziert und ab dem sechsten Jahr der Laufzeit sechs Prozent der Anlagesumme. Die Rendite soll bis zum Laufzeitende nach 24 Jahren auf bis zu 34 Prozent im letzen Jahr steigen. Danach ist eine Gesamtmittelausschüttung von 366 Prozent prognostiziert. Das heißt: zuzüglich zur Rückerstattung der Anlagesumme sollen die Investoren 266 Prozent Ertrag erhalten.
Der Einstieg in den Publikumsfonds ist ab 10.000 Euro Mindesteinlage möglich. „Wir investieren ohnehin nur in Anlagen, die bereits ans Netz angeschlossen wurden. Das gilt auch für die im Fondsprospekt genannten Anlagen, die bereits reserviert sind“, stellt Dittrich klar. Dass es nach dem monatelangen Zickzack-Kurs des spanischen Industrieministeriums doch noch zu rückwirkenden Kürzungen für laufende Solaranlagen kommen könnte, schließt Dittrich aus.
Gesunde Rosskur?
Wirklich hart getroffen vom Wirbel um die Kappung der spanischen Einspeisetarife seien Projektentwickler und Bauherren. „Was Neubauten betrifft, hat der spanische Markt einen Knick bekommen“, sagt Dittrich. Allerdings habe sich die allgemeine Unsicherheit am Markt auch auf die in Spanien investierenden Solarfonds ausgewirkt.
„Der Vertrieb für den Carbon Solar 2 und unsere private Placements in Spanien ist bislang deutlich hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben“, räumt Dittrich ein. Deshalb werde das Emissionshaus in Sachen Fondsvertrieb in die Offensive gehen und die bisherige Vertriebsstrategie entsprechend anpassen, so Dittrich weiter.
An eine Abkehr vom spanischen Markt und den Wechsel in andere südeuropäische Länder denken die Hamburger vorerst nicht. „Spanien hat derzeit 4 Gigawatt installierte Solarstromleistung. Das ist eine Menge“, erklärt Dittrich. Weil es Spanien wirtschaftlich nach wie vor schlecht gehe, stünden derzeit zahlreiche am Stromnetz befindliche Solaranlagen zu sehr attraktiven Preisen zum Verkauf. „Nach der Kürzung wird der spanische Markt das Gröbste hinter sich haben und der reifste in Europa sein.
Was derzeit in Spanien passiert, haben andere Länder, die mit relativ hohen Einspeisevergütungen gestartet sind, noch vor sich“, prognostiziert er. Attraktiv neben Spanien könne aus der Sicht des Fondsinitiators allerdings auch Italien sein. „Dort haben wir uns umgeschaut, allerdings nur in Norditalien“, betont Dittrich.
Solar Millenium erwartet kaum Auswirkungen auf den Andasol Fonds
Mit einem geschlossenen Solarfonds wirbt auch die Solar Millennium AG derzeit Anlegerkapital für ein spanisches Projekt ein. Allerdings setzt das Unternehmen aus Erlangen nicht auf Photovoltaik, sondern auf solarthermische Kraftwerke. Strom aus solchen Anlagen unterliegt in Spanien anderen Vergütungsregeln als die Photovoltaik. Wie ECOreporter.de von Alexander Jacobsen aus der Unternehmenskommunikation der Solar Millennium AG erfuhr, sind hier bei weitem nicht so starke Veränderungen zu erwarten wie im Bereich der Photovoltaik.
„Es wird eine Anpassung bei präregistrierten Projekten geben, aber eine relativ geringe“, so der Firmensprecher. Zwar werde der Gesetzentwurf derzeit noch bearbeitet und müsse er nach der Sommerpause in Spanien noch das übliche Gesetzgebungsverfahren durchlaufen. Aus dem Industrieministerium habe es aber keine Signale gegeben, die Anlass zur Beunruhigung gäben. Er gehe davon aus, dass die von Regierung und Industrieverbänden verabredete Regelung so auch offiziell verabschiedet werde und dass Spanien weiter ein wichtiger investitionssicherer Markt für solarthermische Kraftwerke bleibt.
Solarthermische Kraftwerke erzeugen Strom aus in Wärme umgewandelter Solarstrahlung. Die Sonnenstrahlen werden mit großen Parabolspiegeln eingefangen und erhitzen eine Wärmeträgerflüssigkeit, die wiederum im Kraftwerksblock mittels Wärmetauscher Dampf erzeugt. Wie bei konventionellen Kraftwerken wird der Dampf in einer Turbine in Energie umgewandelt. Mit den Projekten Andasol I und Andasol II hat Solar Millennium im spanischen Andalusien die ersten Parabolrinnen-Kraftwerke Europas errichtet. Am Ertrag des dritten 50-MW-Parabolrinnen-Kraftwerkes Andasol 3 können sich derzeit Investoren ab 5.000 Euro über die Andasol Fonds GmbH & Co. KG beteiligen. Das Unternehmen prognostiziert eine Rendite von 8,0 Prozent pro Jahr (exklusive Agio und vor Abgeltungssteuer) auf die Beteiligungssumme. Nach seinen Angaben wurden bisher über 80 Prozent des Gesamtvolumens von rund 48 Millionen Euro gezeichnet. Das Kraftwerk befinde sich bereits im Bau und soll 2011 in Betrieb gehen.
Auf Nachfrage zu möglichen Verschlechterungen der Vergütungsregelungen für präregistrierte Projekte wie z.B. Andasol 3 erläutert Jacobsen, dass sich an der Höhe der Vergütung wohl nichts ändern werde, aber Regelungen im Umfeld angepasst würden. So werde vermutlich fortan für Strom aus einem solarthermischen Kraftwerk in Spanien im ersten Betriebsjahr nur der fixe Tarif gezahlt statt des höheren Markttarifes. Das habe aber auf den Andasol 3 Fonds auf die gesamte Laufzeit gerechnet keine relevanten Auswirkungen. Denn ohnehin dürfte das Kraftwerk im ersten Jahr bedingt durch Anlaufphase und diverse Tests nicht die volle Kapazität erreichen. Dies sei aber bei der Berechnung des Fonds schon berücksichtigt worden.
Bildhinweis: Solarthermisches Kraftwerk / Quelle: Solar Millenium AG