Nachhaltige Aktien, Meldungen

Keine Ausnahmen von der Regel – auch Nachhaltigkeitsindices erlitten 2008 herbe Verluste

Nach mehreren Jahren, in denen es für die wichtigsten Nachhaltigkeitsindices fast durchweg bergauf ging, erfolgte 2008 ein herber Rückschlag. Die Turbulenzen an den Weltbörsen schlugen hier voll durch. Die wichtigsten herkömmlichen Indices verloren im vergangenen Jahr in der Bandbreit von 30 bis 70 Prozent an Wert. Keiner der von ECOreporter.de untersuchten Nachhaltigkeitsindices hat sich davon positiv absetzen können.


Am wenigsten gebeutelt wurde dabei der der älteste Index, der auf nachhaltige Aktien setzt. Der 1990 als erster Nachhaltigkeitsindices weltweit entwickelte Domini 400 Social Index gab im Gesamtjahr 2008 um knapp 35 Prozent nach. Er unterlag damit knapp dem US-amerikanischen Dow Jones, der 34 Prozent verlor, schlug aber deutlich seine Benchmark. Denn der Standard &Poor's 500 büßte 37 Prozent ein. Der  Domini 400 Social Index wählt 250 der 400 Titel aus dem S&P 500 aus. Unternehmen, die den Branchen Alkohol, Glücksspiel, Kernenergie, Rüstungsgüter, Tabak oder Schusswaffen zuzurechnen sind, sind ausgeschlossen. Die übrigen Titel werden außerhalb des S&P's gesucht, wobei 50 Titel wegen eines besonderen gesellschaftlichen Engagements in den Index kommen. Aktuell sind in dem Domini 400 Social Index etwa Microsoft und Intel enthalten.

Die KLD Research & Analytics, Inc., aus dem US-amerikanischen Boston verwaltet den Domini 400 Social Index. Sie hat auch den Nachhaltigkeitsindex aufgelegt, der in unserer Jahresauswertung den zweiten Platz erreicht hat: den Global Climate 100. Der im Juli 2005 gestartete Klimaindex verbilligte sich 2008 um 38,9 Prozent. Er übertraf damit ebenfalls seine Benchmark: der S&P Developed Broad Market Index sank um 41 Prozent ab. Der Global Climate 100 konzentriert sich auf 100 Firmen, die sich mit Klimaschutztechnologie und Energieeffizienz befassen oder große Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen tätigen. Sie müssen zudem eine Marktkapitalisierung von über 200 Millionen Dollar aufweisen. Aus Deutschland zählen etwa der Windturbinenbauer Nordex AG und die Linde AG zu den Titeln im Index.

Zwei weitere weltweit ausgerichtete Nachhaltigkeitsindices schleppten sich Ende 2008 nahezu gleichauf über die Ziellinie. Der FTSE4Good Global und der Dow Jones Sustainability Index (DJSI) World verbuchten 2008 beide einen Verlust von 40 Prozent. Mit minus 40,06 Prozent hatte der DJSI eine Nasenlänge Vorsprung vor dem auch "fuzzy for good" genannten FTSE4Good, der um 40,43 Prozent nachgab. Die auf Nachhaltigkeit spezialisierte Vermögensverwaltung SAM Sustainable Asset Management aus Zürich hat den DJSI World 1999 zusammen mit dem US-amerikanischen Indexanbieter Dow Jones aufgelegt. Die Titelauswahl erfolgt aus dem Dow Jones Industrial Average Index. SAM setzt dabei auf den so genannten best-in-class-Ansatz. Für den Index in Frage kommen die Nachhaltigkeitsbesten aus 18 verschiedenen Sektoren wie etwa Autoindustrie, Banken, Chemie, Technologie. Mit rund 40 Prozent Verlust hat der DJSI World die Benchmark MSCI World unterschritten. Dieser Weltindex kam 2008 auf ein Minus von 37,8 Prozent.

Der von der britischen Finanzzeitschrift Financial Times (FT) und der Londoner Börse (London Stock Exchange) aufgelegte FTSE4Good-Index enthält die ökologisch und sozial führenden Unternehmen aus den Titeln des konventionellen FTSE-Index. Die Initiatoren des FTSE4Good setzen bei der Titelauswahl unter anderem auf Nachhaltigkeitsbewertungen von EIRIS (Ethical Investment Research Service), einer britischen Ratingangentur für Nachhaltiges Investment. Ausgeschlossen sind Unternehmen, die Tabakwaren oder Waffensysteme herstellen, Atomkraftwerke besitzen bzw. betreiben oder sich am Bau von Atomwaffen beteiligen. Die Lizenzeinnahmen und andere Einnahmen im Zusammenhang mit dem FTSE4GOOD werden an UNICEF gespendet. Dem herkömmlichen FTSE unterlag der Nachhaltigkeitsindex 2008 deutlich, mit minus 40,4 Prozent zu minus 31 Prozent.

Weit von den Zuwächsen der vergangenen Jahre entfernt war Ende Dezember 2008 auch der Natur-Aktien-Index (NAI). Der 1997 von dem Hamburger Finanzdienstleister Securvita aufgelegte Nachhaltigkeitsindex büßte 42,5 Prozent ein. Mit 3.421 Punkten fiel er auf das Niveau von 2005 zurück. Der NAI setzt auf vergleichsweise wenige Titel, so dass Einbrüche einzelner Titel stärker durchschlagen. Er enthält 30 internationale Unternehmen, die nach besonders konsequenten Maßstäben als erfolgreiche Öko-Vorreiter ausgewählt werden. Durch die Konjunkturflaute in den USA beeinträchtigte Unternehmen wie Starbucks oder United Natural Foods sind ebenso im NAI enthalten wie die Aktie der SolarWorld AG. Die hatte wie das Gros der börsennotierten Solartitel 2008 rund zwei Drittel an Wert verloren.

Immerhin bewegte sich der NAI bei dem Jahresverlust auf einem Level mit dem deutschen DAX, der um 40 Prozent nachgab, und deutlich oberhalb des TecDax, der im vergangenen Jahr fast 48 Prozent an Wert verlor. Weitaus schlechter schnitt der UmweltBank-AktienIndex (UBAI) der Nürnberger Umweltbank AG. Der UBAI hatte die anderen Nachhaltigkeitsindices in den vergangenen Jahren zuweilen deutlich übertroffen, sowohl 2006 und 2007 knapp 39 Prozent zugelegt. 2008 stürzte er jedoch um 64,6 Prozent ab. Insgesamt umfasst der im September 2002 gestartete Index 41 deutschsprachige Unternehmen, die sich auf das Thema Ökologie und nachhaltiges Wirtschaften spezialisiert haben. Ausgeschlossen sind Unternehmen, die in herkömmliche Großkraftwerke investieren oder Militärgüter, umweltschädliche Produkte und Technologien produzieren bzw. damit handeln. Der hohe Anteil an Solarwerten trug 2008 wesentlich zu der schwachen Performance des UBAI bei. Allerdings hatten diese in den Jahren zuvor auch starken Anteil an den enormen Wertzuwächsen des Index gehabt.


Bildhinweis: Filiale von Starbucks in New York. / Quelle: ECOreporter.de






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