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„Knock-Out-Produkte sind in erster Linie für spekulative Anleger gedacht“ - ECOreporter.de-Interview mit Ralph W. Stemper, Commerzbank, über Turbozertifikate

Mit so genannten Knock-Out Produkten mit unbegrenzter Laufzeit können Anleger auf steigende, aber auch auf fallende Kurse von Aktien setzen. Unter anderem für die Solarenergie- und Windkraftunternehmen des TecDAX-Index gibt es ein großes Angebot derartiger Turbozertifikate. ECOreporter.de hat Ralph W. Stemper, bei der Commerzbank Experte für Derivate, zu dieser Anlageklasse befragt:


ECOreporter.de: Für wen sind Knock-Out-Produkte mit unbegrenzter Laufzeit geeignet?

Ralph W. Stemper: Knock-Out-Produkte, auch Turbozertifikate genannt, sind in erster Linie für spekulative Anleger gedacht. Im Durchschnitt werden diese Papiere nur wenige Tage gehalten. Dennoch gibt es mit unbegrenzt laufenden Papieren die Möglichkeit, auch längerfristig gehebelt zu investieren.

ECOreporter.de: Wie findet der Anleger ein Knock-Out-Produkt mit möglichst fairen Bedingungen?

Ralph W. Stemper: Grundsätzlich muss gesagt werden, dass Turbos sehr transparent in der Preisgestaltung sind. Die einschlägigen Finanzportale machen es dem Anleger jedoch noch einfacher, die Papiere der verschiedenen Emittenten zu vergleichen. Einfach die Parameter eingeben, die man haben möchte, und schon werden einem die Produkte angezeigt, die verfügbar sind. So sieht man sofort, welcher Emittent am günstigsten ist.

ECOreporter.de: Kann der Anleger sich bei der Auswahl eines Knock-Out-Produktes vor einem möglichen Totalverlust schützen?

Ralph W. Stemper: Bei der Auswahl kann der Anleger, der ein geringeres Risiko eingehen möchte, Papiere mit geringem Hebel wählen. Bei diesen ist der Knock-Out weiter entfernt; der Basiswert müsste also schon recht stark fallen, damit ein Knock-Out eintritt. Dennoch sollte man auch bei solchen Papieren nicht vergessen, dass es nach wie vor Knock-Out Papiere sind: geht es an der Börse mal richtig runter, wie es aktuell zu beobachten ist, können auch diese Turbos wertlos verfallen. Aus diesem Grund empfiehlt es sich immer, Stopp-Kurse zu setzen, um auf so einen zu hohen Verlust zu vermeiden.

ECOreporter.de: Welche Faktoren sind maßgeblich bestimmend für den Kurs eines Knock-Out-Produktes?

Ralph W. Stemper: Eigentlich ist nur ein Faktor maßgeblich: der Preis des Basiswerts. Lässt man die Finanzierungskosten außen vor, berechnet sich der Kurs als Differenz aus Kurs Basiswert abzüglich Basispreis, gegebenenfalls noch multipliziert mit dem Bezugsverhältnis. Der Zins spielt sicherlich auch noch eine Rolle, da er die Höhe der Finanzierungskosten mitbestimmt. Aber dieser Einflussfaktor ist wesentlich niedriger als der zuerst genannte.

ECOreporter.de: Welche laufenden Kosten sind zu berücksichtigen? Wie genau entstehen sie?

Ralph W. Stemper: Bei einem Turbozertifikat ergibt sich der Hebel daraus, dass der Anleger nur einen Teil der Summe aufbringt, die er benötigen würde, um den Basiswert direkt zu kaufen. Der Rest wird quasi vom Emittenten finanziert. Wie bei jeder Finanzierung muss der Anleger auch hier Zinsen bezahlen. Bei der Variante mit unbegrenzter Laufzeit werden die Kosten jeden Tag über den Preis verrechnet, wodurch der Anleger auch wirklich nur für die Zeit die Finanzierungskosten trägt, für die er das Zertifikat hält.

ECOreporter.de: Die Anbieter stellen jeweils Geld- und Briefkurse (Kauf- und Verkaufskurse). Die Differenz daraus, der so genannte Spread, ist von Papier zu Papier sehr unterschiedlich. Womit hängt das zusammen?

Ralph W. Stemper: Dies hängt unmittelbar mit der Liquidität des Basiswerts zusammen. Wenn ein Emittent ein Zertifikat verkauft, sichert er die Position an der Börse ab, indem er im Fall eines Bull-Zertifikats die Aktie dagegen kauft. Ist die Aktie illiquide, ist auch der Spread höher. Dies muss der Emittent auch beim Spread des Turbozertifikats berücksichtigen. So ist bei großen liquiden Werten wie den DAX-Werten oder auch bei Währungen der Spread recht eng und bei illiquideren Werten auch der dritten Reihe oder bei kleineren ausländischen Werten höher.
Wichtig ist hier auch der Zeitpunkt, zu dem gekauft wird. Zertifikate sind von 8 bis 22 Uhr handelbar. Betrachtet man z.B. die Commerzbank Aktie, so ist diese während der XETRA-Handelszeiten, also von 9 bis 17:30 Uhr am liquidesten. Aus diesem Grund wird der Emittent bei Zertifikaten auf die Commerzbank den Spread zwischen 9 und 17:30 Uhr enger stellen können. Der Anleger sollte in diesem Zusammenhang am besten dann kaufen, wenn der Heimatmarkt offen ist, an dem die Aktie gehandelt wird. Für US-Werte wären das beispielsweise die Öffnungszeiten der Börse in New York.

ECOreporter.de: Welche Schwerpunkte setzt Ihr Haus bei der Emission von Knock-Out- Produkten?

Ralph W. Stemper: Wir versuchen unseren Anlegern eine möglichst breite Palette anzubieten, die von Aktien und Indizes über Währungen und Rohstoffe bis hin zu Zinsen reicht. Vier verschiedene Typen ermöglichen es darüber hinaus den Gusto jedes Anlegers in puncto Risiko zu treffen.

ECOreporter.de: Herr Stemper, wir danken Ihnen für das Gespräch.


Bildhinweis: Produkte der SolarWorld AG. Die Aktie des TecDax-Unternehmens zeichnet sich durch hohe Liquidität aus. / Quelle: Unternehmen
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