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„Kraft-Wärme-Kopplung ist für viele Investoren attraktiv“ - Interview mit Dietmar Brockhaus, 2G Energy AG

Welches Marktpotential haben Kraft-Wärme-Kopplungs-(KWK)-Anlagen? Die 2G Energy AG aus Heek plant und baut KWK-Anlagen und Blockheizkraftwerke. Die jüngsten Geschäftszahlen des Unternehmens aus Heek im westlichen Münsterland sind stark ausgefallen (wir  berichteten (Link entfernt)). Nicht zuletzt wegen anstehender Gesetzesänderungen ist dieser Markt in Deutschland in Wandel. Im Interview erklärt Finanzvorstand Dietmar Brockhaus, wie 2G darauf reagiert. Außerdem spricht er über Marktpotenziale im In- und Ausland.

ECOreporter.de: Bis 2020 sollen 25 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms aus Kraft-Wärme-Kopplungs-(KWK)-Anlagen stammen, aktuell liegen wir bei 16,2 Prozent. Stand heute, wie realistisch ist dieses Ziel?

Dietmar Brockhaus:  Abhängig von der Ausgestaltung der Förderkulisse wie über das Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz (KWKG), das Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz (EEWärmeG) und die Energieeinsparverordnung (EnEV) wird sich der Ist-Stand dem Ziel nähern. Das Potenzial im Markt ist auf jeden Fall da. Investitionen lohnen sich im Bereich der Gebäudewirtschaft, der produzierenden und verarbeitenden Industrie, im Gewerbe und für viele öffentliche Träger. Entscheidend ist ein Bedarfsprofil, das neben der Elektrizitätserzeugung auch ein möglichst kontinuierliches Wärme- beziehungsweise Kältekonzept aufweist.

ECOreporter.de: Was müsste passieren, damit das KWK-Ausbauziel in Deutschland noch erreicht werden kann?

Brockhaus:  Letztlich brauchen wir mehr Akteure, die die KWK im Markt propagieren. Contractoren und die sich wandelnden großen Energieversorger werden dabei eine wesentliche Rolle spielen. Denn weder Krankenhausbetreiber, mittelständische Industrieunternehmen noch die Lebensmittelindustrie oder Immobilienverwalter wollen zum Energieerzeuger werden. Sie bevorzugen ein Konzept, das ihnen die wirtschaftlichen Vorteile der KWK zu stabilen Konditionen zur Verfügung stellt.

ECOreporter.de: Wie hat die jüngste Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetz den KWK-Markt in Deutschland verändert? Hat der Markt durch die Reform Auftrieb bekommen, oder wurde die Marktlage mit Inkrafttreten des neuen EEG schwieriger?

Brockhaus:   Nach unseren Berechnungen hat sich die Amortisationszeit unserer KWK-Anlagen nur wenig geändert. Kurzfristig haben wir vor dem 31. Juli 2014 eine Auftragsballung registriert. Aktuell spüren wir für einige Leistungsbereiche eher eine Investitionszurückhaltung. Andererseits stellen größere Industrie- und Handelsunternehmen aufgrund ihrer Wärme-/Kältenutzungsprofile die Energieversorgung auf effiziente und sparsame KWK-Systeme um - unabhängig von Gesetzesnovellen. Für eine abschließende und dezidierte Bewertung ist es aber noch zu früh.

ECOreporter.de: Nach der EEG Reform soll nun auch das KWK-Gesetz reformiert werden. Welche Reformen sind zu erwarten und wie wirken sich diese auf Ihr Geschäftsmodell aus?

Brockhaus:   Wir gehen davon aus, dass die Reform des KWK-Gesetzes in der zweiten Hälfte 2015 auf den Weg gebracht wird. Inhaltliche Details bleiben abzuwarten, alles andere ist Spekulation. Generell könnte das neue KWK-Gesetz weitere Nachfrage in unserem Leistungsbereich 20 kW bis 550 kW erdgasbetriebener KWK-Anlagen stimulieren.

ECOreporter.de: KWK-Anlagen gibt es in verschiedenen Größenordnungen, vom Kraftwerk im Keller eines Privathauses bis hin zur industriellen Großanlage. In welchem Anlagensegment liegt aktuell und künftig das größte Marktpotenzial in Deutschland?

Brockhaus:   2G konzentriert sich auf den Leistungsbereich 20 kW bis 4.000 kW. Eine 20 kW Anlage beispielsweise kann ein 16-Parteien Apartmenthaus versorgen. Die größten Impulse ergeben sich unseres Erachtens aufgrund der zunehmenden Bekanntheit der KWK-Technologie, der Dezentralität der Energieversorgung und durch Einspareffekte bei den Energiekosten voraussichtlich im sogenannten Mini-KWK-Bereich bis 50 kW. Generell kann man aber sagen, dass die größten Potenziale - unabhängig von der Anlagenleistungsklasse – dort sind, wo Wärme- und Kältenutzungsprofile neben der Elektrizitätserzeugung die Wirtschaftlichkeit deutlich verbessern. Das ist für viele Investoren attraktiv.

Bildhinweis: KWK-Anlage der 2 G. / Quelle: Unternehmen

ECOreporter.de: Der Börsenpreis für Strom in Deutschland ist stark gefallen. Wie wirkt sich dies auf Anlagenbetreiber aus? Wie rentabel können KWK-Anlagen aktuell in Deutschland betrieben werden und was sind die wichtigsten Faktoren der dafür?  

Brockhaus:   Wirtschaftliche Grundlage für den Betrieb einer KWK-Anlage ist der sogenannte spark-spread, der Faktor zwischen dem individuell zu zahlenden Preis für Elektrizität und dem Gasbezugspreis. Der Börsenpreis für Elektrizität ist wenig relevant, da zu diesem Preis die Masse der privaten und gewerblichen Verbraucher nicht beziehen kann. Der spark spread sollte bei 2,5 oder höher liegen. Dies ist nach wie vor gewährleistet und sollte sich nach unserer Einschätzung auf absehbare Zeit auch nicht wesentlich ändern.

ECOreporter.de: Die KWK-Branche kritisiert unter anderem die EEG-Umlagebefreiung für Industrieunternehmen als Bremse für Neuinvestitionen in diese Technologie. Wie stehen Sie zu dieser Kritik?

Brockhaus:  Das betrifft in erster Linie energieintensive Großunternehmen, die nicht primäre Zielgruppe von 2G sind. Wir registrieren aber über unsere Auftragspipeline ein zunehmendes Interesse großer Industrieunternehmen, die nicht von der EEG-Umlage befreit sind. Für sie ist das Gesamtkonzept wirtschaftlich wichtig. Dazu gehören neben der Elektrizitätserzeugung ein Wärme- beziehungsweise Kältekonzept und die Integrationsfähigkeit in die vorhandenen Energiestrukturen. Derartige Konzepte setzen wir zum Beispiel für Merck Pharma, die Krombacher Brauerei, Zentis, Katjes, Albi Fruchtsäfte oder mit Partnern wie der e.on Connecting Energies für Metro Cash & Carry Märkte um.

ECOreporter.de: Die 2G Energy AG ist auch außerhalb Deutschlands aktiv. Wo liegen derzeit ihre wichtigsten Märkte und welche Märkte haben für Sie das größte Wachstumspotenzial?

Brockhaus:  2G fokussiert sich auf Europa und Nordamerika. Wir wollen uns mit dem internationalen Geschäft zudem unabhängig von einzelnen Märkten und wechselnden Förderkulissen machen. Während sich das für die Zukunft aussichtsreiche USA-Geschäft weiter im Aufbau befindet, hat sich unser Absatz für Biogas und Erdgas betriebene KWK-Anlagen in Großbritannien 2014 gut entwickelt. Auch in Osteuropa sehen wir weiter einen wachsenden Markt für KWK-Anlagen.

ECOreporter.de: Danke für das Gespräch, Herr Brockhaus.

2G Energy AG: ISIN DE000A0HL8N9 / WKN A0HL8N
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