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Kraftwerksprojekt nicht extern, sondern nur intern verkauft, Kooperation läuft aus - welchen Kurs steuert Solar Millennium? Interview mit Sprecher Sven Moormann

Die Tochtergesellschaft Solar Millennium Verwaltungs GmbH spielt eine wichtige Rolle im Geschäftsmodell der Solar Millennium AG. Laut Geschäftsbericht 2006/07 des Unternehmens verkaufte Solar Millennium die Kraftwerksbeteiligung Andasol-2 Central Termosolar Dos S.A. an die Tochter. Dies habe zu einem Drittel zum Gesamtumsatz des Jahres beigetragen. ECOreporter.de sprach mit Sven Moormann, Pressesprecher der Solar Millennium, über die Struktur des Unternehmens und die laufenden Projekte.

ECOreporter.de: Weshalb wurde die Kraftwerksbeteiligung an das Tochterunternehmen verkauft? Gab es keine anderen Interessenten?
Sven Moormann: Wesentlicher Bestandteil des Geschäftsmodells der Solar Millennium AG ist es, Projekte zu entwickeln und Anteile an fortgeschrittenen Projektentwicklungen oder Kraftwerksprojekten zu veräußern. Solar Millennium versteht sich schwerpunktmäßig nicht als Kraftwerksbetreiber und Energiekonzern, sondern deckt wichtige Teile der Wertschöpfungskette solarthermischer Kraftwerke ab, also die Projektentwicklung, die Technologie, den Kraftwerksbau, die Projektfinanzierung und den Besitz kleinerer Anteile an Kraftwerken. Aufgrund des sehr großen Investitionsvolumens solarthermischer Kraftwerke von mehreren hundert Millionen Euro gehört es zur Strategie, bereits vor deren Realisierung Anteile an Kraftwerken zu veräußern und Partner einzubinden.

Der Verkauf der Beteiligung an ein Tochterunternehmen hat den Vorteil für Solar Millennium, dass Erfahrungen aus Bau und Betrieb der gehaltenen Kraftwerke im Konzern verfügbar sind, so dass wichtige Synergieeffekte im Verbund mit anderen Geschäftsfeldern entstehen. Daraus können zukünftige Kraftwerksprojekte weiter optimiert werden.

Es gab mehrere Interessierte und belastbare Angebote.


ECOreporter.de: Laut Geschäftsbericht wurde die Solar Millennium Verwaltungs GmbH nicht in der Bilanz der Solar Millennium AG konsolidiert. Einem stillen Investor seien im Geschäftsjahr 2005/2006 weitreichende Beherrschungsrechte eingeräumt worden. Um welchen Investor handelt es sich?
Moormann: Die Solar Millennium AG verfügt zwar über 100 Prozent der Anteile an der Solar Millennium Verwaltungs GmbH, kann jedoch wegen der Entherrschung keinen Einfluss (das IFRS spricht von Control) auf das Tochterunternehmen ausüben. Insofern ist der Verkauf so zu bewerten, als ob er mit einem Fremden Dritten getätigt wurde.
In einer Vereinbarung wurden dem Investor weitreichende Beherrschungsrechte eingeräumt. Insbesondere wurde eine Stimmrechtsbindung dergestalt vereinbart, dass die Solar Millennium AG ihre Stimmrechte nur im Einverständnis mit dem Investor ausüben wird.
Wegen des daraus resultierenden Einbeziehungsverbotes durfte die Gesellschaft nicht in den Konsolidierungskreis einbezogen werden. Aus gleichen Gründen ist auch eine Einbeziehung als assoziiertes Unternehmen at equity nach IAS 28 nicht möglich.

Bei dem stillen Investor handelt es sich um eine private Investorengruppe, die namentlich nicht genannt werden möchte.


ECOreporter.de: Mit dem Investor wurde eine Stimmrechtsbindung vereinbart. Die Solar Millennium AG darf ihre Stimmrechte nur im Einverständnis mit dem Investor ausüben. Weshalb wurde diese Stimmrechtsbeschränkung vereinbart?
Moormann: Die Stimmrechtsbindung war Ergebnis der Verhandlungen mit dem stillen Investor, der das finanzielle Risiko des Projektes trägt.


ECOreporter.de: Welche Funktion hat die Solar Millennium Verwaltungs GmbH im Kontext des Konzerns?
Moormann: Die Solar Millennium Verwaltungs GmbH gehört zu den Beteiligungsgesellschaften in Konzern im Geschäftsfeld Projektfinanzierung bzw. Kraftwerksbeteiligungen. Zweck dieser Gesellschaft ist es, Anteile an Kraftwerksprojekten zu halten.


ECOreporter.de: Der Bericht zur Hauptversammlung vom 29. April 2008 wurde jetzt – vier Wochen nach der Veranstaltung – veröffentlicht. Weshalb hat sich die Publikation so lange verzögert?
Moormann: Die Solar Millennium AG erfreut sich derzeit eines großen Medieninteresses aufgrund der bevorstehenden Inbetriebnahme des ersten Parabolrinnen-Kraftwerkes Europas. Der Aufgabenumfang im Bereich PR, Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und Investor Relations hat so stark zugenommen, dass sich das Unternehmen derzeit personell verstärkt. Da es sich bei dem Bericht nicht um eine terminkritische Aufgabe handelt, da alle Aktionäre bereits den Konzernbericht per Post zugesandt bekamen und insofern umfassend über das abgelaufene Geschäftsjahr im Vorfeld der Hauptversammlung informiert wurden, haben wir andere Projekte vorgezogen.


ECOreporter.de: Wie ist der Stand bei Ihrem Projekt Andasol 3?
Moormann: Das Projekt Andasol 3 tritt nun in die Realisierungsphase ein. Es ist das dritte Projekt, dass Solar Millennium in Spanien realisiert, unmittelbar in Nachbarschaft der Kraftwerke Andasol 1 und 2. Um die Projektrealisierung zu beschleunigen hat Solar Millennium Ende März dieses Jahres die Anteile an der zugehörigen Projektgesellschaft Marquesado Solar übernommen. Erste vorbereitende Baumaßnahmen haben am Standort bereits im Mai begonnen. Derzeit befinden sich der Vertrag zum Kraftwerksbau mit dem Generalunternehmer und die Finanzierung in fortgeschrittener, intensiver Verhandlung. Nach Vorlage der Finanzierungszusage beginnt unmittelbar der eigentliche Bau des Solarkraftwerkes.


ECOreporter.de: Die Neo Energia war bisher ein wichtiger Kooperationspartner der Solar Millennium AG. Wird das in Zukunft auch so sein?
Moormann: Neo Energía hat in den letzten Monaten die Prioritäten bei der Geschäftstätigkeit ändern müssen. Bei Andasol 3 haben wir daher mit Neo Energía vereinbart, dass wir die Anteile an der Projektgesellschaft übernehmen. Über weitere Projekte wird zum gegebenen Zeitpunkt erneut entschieden, wie diese Anlagen realisiert werden. Die Marktsituation stellt sich für Solar Millennium insgesamt positiv dar, so dass wir zahlreiche Kooperationsangebote und –möglichkeiten haben.


ECOreporter.de: Welche namhaften Konkurrenten hat die Solar Millennium AG auf dem Feld der solarthermischen Energieerzeugung und wie gut sind sie aufgestellt?
Moormann: Aufgrund der guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf dem spanischen Markt gehören insbesondere spanische Anlagenbauer und Energieunternehmen zu den neu eingetretenen Mitbewerbern auf dem Markt, so z.B. Abengoa oder Acciona. Diese Unternehmen sind – anders als Solar Millennium - nicht auf solarthermische Kraftwerke spezialisiert. Das prognostizierte Marktwachstum für solarthermische Kraftwerke ermöglicht aus unserer Sicht mehreren Unternehmen langjährige, hohe Umsatzsteigerungen im Geschäftsfeld solarthermischer Kraftwerke.


ECOreporter.de: Herr Moormann, wir danken Ihnen für das Gespräch!


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