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Kritik an Kritikern der Solarstromvergütung – Analyst nennt aussichtreiche Solaraktien
In der vergangenen Woche sind aus Kreisen der schwarz-gelben die Regierungskoalition Pläne bekannt geworden, die im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgeschriebene Solarstromvergütung stärker als erwartet zu kappen (wir berichteten). Im Raum steht eine Kappung um zusätzliche 17 Prozent zum 1. April. Eine Entscheidung hat Bundesumweltminister Röttgen für diese Woche angekündigt. Damit reagiert die Politik insbesondere auf die Warnung von Kritikern, die unkalkulierbare Kosten für die privaten Haushalte befürchten. Dem ist die Bonner EuPD Research entgegen getreten, ein führender Marktforscher im Bereich der Solarenergie. „Geht man von einer durchschnittlichen monatlichen Stromrechnung von 67,70 Euro für einen 3-Personen-Haushalt aus, fallen dabei nur 1,015 Euro Mehrkosten für die Photovoltaik-Förderung an. Rechnet man hier den Stromgegenwert und die CO2-Einsparung mit ein, reduziert sich diese Mehrbelastung für 3 Personen auf maximal 70 Cent im Monat“, rechnet Markus A.W. Hoehner vor, Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts. 2009 habe die tatsächliche Mehrbelastung durch die Solarstromvergütung pro Bundesbürger und Monat lediglich 24 Cent betragen.
Warnung vor explodierende Kosten durch die Vergütung für Solarstrom basieren auf Spekulationen über die Größe des heimischen Solarmarktes, gibt Hoehner weiter zu bedenken. Die mit der Datenerfassung beauftragte Bundesnetzagentur habe bislang lediglich einen Zubau für die ersten drei Quartale des Jahres 2009 in Höhe von 1,8 Gigawatt (GW) bestätigt. „Diese Zahl erfasst zwar noch nicht das gewöhnlich umsatzstarke vierte Quartal des Jahres, gibt aber einen Einblick, wie stark sich die Branche in Deutschland etabliert hat“, kommentiert der Geschäftsführer von EuPD Research. Das sei ein Erfolg der EEG, dessen Grundlage darin zu sehen sei, „dass die Mehrkosten für die Privathaushalte und Stromkunden trotz attraktiver Fördersätze vergleichsweise gering sind“.
Hoehner sieht darin keinen Grund, die Solarstromvergütung stark zu verringern. „Wer pauschal eine drastische Absenkung der Fördersätze befürwortet, ignoriert die derzeitigen Marktgegebenheiten“, meint Hoehner. Preissenkungen, zunehmender Wettbewerb und ein Jahr im Zeichen der Finanzkrise hätten viele Hersteller bereits zu drastischen Einschnitten gezwungen. „Wer die Unternehmen nun durch weitere, außerplanmäßige Fördersenkungen unter Druck setzt, gefährde in erster Linie deutsche Arbeitsplätze“, so der Geschäftsführer.
Auf ihrer Sitzung in Wildbad Kreuth hat die CSU beschlossen, auf Äckern keine Photovoltaik-Freiflächenanlagen mehr zuzulassen. Sie will damit Konkurrenzsituationen mit landwirtschaftlicher Nutzung vermeiden. Vor einiger Zeit hatte sich Marie-Luise Dött, umweltpolitische Sprecherin der CDU/CSU Bundestagsfraktion, gegenüber ECOreporter.de ähnlich geäußert (wir berichteten). Sie beklagte „enorme Pachtpreise“ durch die Konkurrenz durch Solarparks auf freier Fläche und den „Verlust wertvoller Ackerfläche in ländlichen Räumen“. Diesen Argumenten hat jetzt ‚Photon’-Herausgeber Philippe Welter energisch widersprochen. „Bislang spielen große Solarkraftwerke flächenmäßig so gut wie keine Rolle“, stellt er klar.
Welter weiter: „Nicht einmal einer von 1.000 Hektar landwirtschaftlicher Fläche wird derzeit zur Produktion von Solarstrom genutzt. Dass die Pachtpreise für Land, auf denen Solarstromanlagen gebaut werden sollen, in einigen Gemeinden Bayerns förmlich explodiert sind, kann daher nicht an einer Konkurrenz zwischen Nahrungsmittelanbau und Photovoltaik liegen.“ Als Ursache für diese Entwicklung nennt er hingegen das strenge bayerische Baurecht: Dieses lasse den Bau von Solarkraftwerken nur auf Flächen mit bestimmten und sich an vielen Punkten widersprechenden Eigenschaften zu. So müssten große Solarkraftwerke im Freistaat an vorhandene Siedlungsstrukturen angebunden sein, dürften diese jedoch andererseits nicht stören. „Solche Flächen sind in der Tat knapp“, so Welter. Nach seiner Ansicht würden die Pachtpreise drastisch sinken, sobald auf die Pflicht zur Anbindung an bebaute Bereiche verzichtet würde. Er schlägt überdies vor, die genaue Höhe der Vergütung an die Einstrahlungsbedingungen zu koppeln: "So würden unnötig hohe Anlagenrenditen in sonnigen Gegenden abgebaut."
Freiflächenanlagen liefern laut Welter schon heute den günstigsten Solarstrom. „Derartige Solarkraftwerke erhalten mit gut 28 Cent pro Kilowattstunde rund 27 Prozent weniger Vergütung als kleine Aufdachanlagen." Freiflächenanlagen sind die Billigmacher beim Solarstrom", sagt der ‚Photon’-Herausgeber. Er betont zudem, dass auf den Flächen, die heute für die Bioenergie genutzt werden, beinahe der gesamte Energiebedarf Deutschlands gedeckt werden könne. Die dort erzeugte Bioenergie trage hingegen nur sechs Prozent zur Energieversorgung bei. Solarmodule wandeln laut Welters Sonnenlicht etwa zwanzigmal effizienter in nutzbare Energie um als Energiepflanzen wie zum Beispiel Mais, Raps und Roggen. "Gerade die Freiflächentechnologie jetzt sterben zu lassen, ist daher ein Akt gegen den Klimaschutz", meint er.
Mit großem räumlichen Abstand verfolgt der US-Analyst Robert Stone die deutsche Diskussion. Er glaubt, dass die Abwertung vieler Solaraktien in den letzten Tagen als Reaktion auf befürchtete bzw. beschlossene Kürzungen der Solarstromvergütung in Deutschland und in Frankreich übertrieben ist. Das eröffne bei einigen Solarwerten eine günstige Gelegenheit zum Einstieg. Laut dem Experten von Cowen & Co. ist ohnehin ein Preisverfall bei Solarmodulen zu erwarten. Der könne eine zusätzliche Kürzung der Vergütung in Deutschland um bis zu 15 Prozent auffangen. Stone befürchtet daher trotz solcher Einschnitte im wichtigsten Solarmarkt der Welt keinen Einbruch des Solarmarktes insgesamt. Er hält an seiner Prognose fest, dass die weltweite Nachfrage für Solarprodukte in 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent zunehmen wird.
In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass in Frankreich die Vergütung für Solarstrom gekürzt wurde (per Mausklick gelangen Sie zu unserem Bericht darüber). Stone verweist darauf, dass sie aber immer noch sehr attraktiv sei und zudem die Kürzungen bei Strom aus Aufdach-Solaranlagen nur wenig geringer seien als bei der bis zum September 2009 geltenden Regelung.
Der US-Analyst empfiehlt die Aktien von drei Solarunternehmen zum Kauf, die in den letzten zehn Tagen stark an Wert verloren haben. Für die weltweit führende Produzentin von Dünnschicht-Solarmodulen, First Solar aus dem US-Bundesstaat Arizona, spricht nach seiner Einschätzung der enorme Kostenvorteil. Es könne Module weitaus günstiger herstellen und verkaufen als die Konkurrenz. Die Aktie des in den USA auch als Solarprojektierer aktiven Unternehmens hat sich in den letzten zehn Tagen in Frankfurt um über zehn Prozent auf rund 87 Euro verbilligt.
Daneben rät Stone zu der Aktie der Suntech Power Holdings aus dem chinesischen Wuxi, die rund acht Prozent an Wert eingebüßt hat. Der weltweit größte Hersteller von herkömmlichen Solarmodulen verfügt laut dem Experten von Cowen & Co. ebenfalls über große Kostenvorteile, zudem punkte der Solarkonzern mit einer breiten Wertschöpfungskette.
Um rund zwanzig Prozent hat sich die Aktie der ebenfalls chinesischen Trina Solar in den letzten zehn Tagen verbilligt. Stone geht davon aus, dass der Solarkonzern weiter mit günstigen Produktionskosten punkten und daher von reduzierten Solarstromvergütungen profitieren kann. Der Analyst empfiehlt den Anteilsschein zum Kauf.
First Solar Inc.: WKN A0LEKM / ISIN US3364331070
Suntech Power Holdings Co., Ltd.: ISIN US86800C1045 / WKN A0HL4L
Trina Solar Ltd.: ISIN US89628E1047 / WKN A0LF3P
Bildhinweis: Solarprojekt auf freier Fläche mit Modulen von First Solar. / QUelle: Phoenix Solar