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KTG Agrar SE: Ausfall bei Anleihezinsen löst Kursstürze aus

Die KTG Agrar SE kann die Zinsen einer Anleihe nicht fristgerecht auszahlen. Die Nachricht ließ alle Wertpapierkurse der KTG-Gruppe massiv abstürzen. Was steckt dahinter?

Die Aktien und Anleihen der KTG Agrar SE sowie ihrer ebenfalls börsennotierten Tochtergesellschaft KTG Energie AG haben heute am Morgen einen starken Kursrutsch erfahren. Sowohl die Aktien der beiden Unternehmen als auch die Kurse von drei börsennotierten Anleihen der Gruppe verloren zweistellig. Die Landwirtschafts-Aktie der KTG Agrar SE sackte bis 12:19 Uhr um 20,2 Prozent  ab auf 7,1 Euro. Auf Jahressicht hat sie sich um 39 Prozent verbilligt. Die beiden Anleihen der KTG Agrar SE von 2011 und 2014 notierten am Morgen jeweils noch bei knapp einem Drittel ihres Nominalwertes. Die Aktie der Bioenergieproduzentin KTG Energie AG gab über 21 Prozent nach und fiel auf 6,7 Euro, hat sich damit über zwölz Monate hinweg um über 34 Prozent verbilligt. Die KTG Energie AG hatte 2012 eine Anleihe auf den Markt gebracht, die heute am Morgen auf 67,8 Prozent vom Nominalwert zurückfiel.

KTG Agrar SE: Anleger der Anleihe „KTG Biowertpapier II“ müssen auf Zinszahlungen warten
Hintergrund der Kursstürze sind Probleme bei der mit Abstand umfangreichsten dieser Anleihen. Es handelt sich um die Anleihe „KTG Biowertpapier II“ der KTG Agrar SE.  2011 warb der Hamburger Landwirtschaftskonzern ursprünglich 50 Millionen Euro über diese Anleihe ein. Mittels einiger Aufstockungen (inklusive zweier sogenannter Private Placements bei institutionellen Investoren) erhöhte die KTG Agrar SE ihre kurzfristigen Verbindlichkeiten allein aus dieser Anleihe auf knapp 260 Millionen Euro. So weist es der Geschäftsbericht 2015 aus. Die Anleihe ist in einem Jahr, am 5.6. 2017, zur Rückzahlung fällig. Heute, am Montag, 6.6. 2016, hätten die Anleger  ihre jährliche Zinsausschüttung erhalten sollen. Die Anleihe ist mit 7,125 Prozent verzinst. Bei einem Volumen von 259,5 Millionen Euro entspricht das knapp 18,5 Millionen Euro an Zinsen, die KTG zu zahlen hat. Diese Zahlung erfolgte nicht.

KTG-Anleihe:  Verzögerung der Zinsausschüttung dauert wohl mindesten 14 Tage

Was ist schief gelaufen? Das Unternehmen wollte stille Reserven verkaufen, um so die Anleihezinsen auszahlen zu können, teilt das Management mit. "Der Verkauf dieser nicht betriebsnotwendigen Assets ist notariell abgeschlossen. Jedoch ist es zu nicht vorhersehbaren Verzögerungen bei der Durchführung gekommen“, erklärt die Unternehmensführung: „Daher wird mit einer Zinszahlung innerhalb den kommenden 14 Tagen gerechnet“, heißt es weiter.

KTG Agrar: Wachstumstrategie ging nicht zu 100 Prozent auf

Der Kursverlust aller KTG-Wertpapiere spiegelt den Vertrauensverlust und die Verunsicherung der Anleger wider, zumal die KTG-Gruppe bislang stets betonte, auch in schwierigeren Jahren wirtschaftlich erfolgreich gearbeitet zu haben. Der Vorstandsvorsitzende Siegfried Hofreiter sagt nach wie vor: „Wir verfügen weiterhin über ein profitables Kerngeschäft.“ Er räumt aber zugleich ein: „Aktivitäten, die im Zuge der Expansion aufgebaut wurden, sich aber nicht erwartungsgemäß entwickelt haben, werden beziehungsweise wurden konsolidiert oder veräußert.“ Das Kapital der Anleiheanleger hatte KTG vor allem zur Wachstumsfinanzierung genutzt. Tatsächlich erzielte die KTG Agrar SE 2015 mehr Umsatz und Gewinn als im Vorjahr: Der  Umsatz kletterte gegenüber um 39,4 Prozent auf 326,5 Millionen Euro, der Gewinn vor Steuern und Zinsen  (EBIT) lag mit 37,4 Millionen Euro 3,2 Prozent über dem Niveau von 2014. Allerdings sank die Eigenkapitalquote auf 15,6 Prozent nach 16,5 Prozent im Vorjahr. Das heißt, die KTG Agrar SE setzt sehr stark auf geliehenes Geld.

KTG Agrar: Verbindlichkeiten in Höhe von 605,7 Millionrm Euro

Die KTG Argrar AG arbeitet seit längerem an der Refinanzierung der Anleihe von 2011, deren Zinsausschüttung sich verzögert. Die Verhandlungen mit den Investoren seien „fortgeschritten“, heißt es. Hofreiter gibt sich dazu weiter zuversichtlich: „KTG Agrar beabsichtigt weiterhin, den Refinanzierungsprozess der im Juni 2017 fälligen Anleihe in 2016 erfolgreich abzuschließen.“ Wie sehr das Vertrauen der Anleger unter dem Zinsausfall gelitten hat muss sich noch zeigen. Zumal die KTG Agrar SE zum Jahresende 2015 in der Bilanz Verbindlichkeiten in Höhe von 605,75 Millionen Euro verbuchte, wobei der mit Abstand größte Teil auf Anleihen entfällt: 392,2 Millionen Euro. Die zweite noch laufende Anleihe der KTG Agrar SE kam  2014 auf den Markt. Dieses Wertpapier ist mit 7,25 Prozent fest verzinst. Die nächste Zinszahlung ist am 15.10. 2016 fällig.

KTG Energie AG muss Ende September 2016 Anleihezinsen auszahlen


Die ebenfalls in Hamburg ansässige Bioenergie-Tochter KTG Energie AG ist eng mit der Muttergesellschaft verbunden. Die Biogasanlagenbetreiberin bezieht ihre Rohstoffe von der Muttergesellschaft. Zudem hält KTG Agrar 50 Prozent der aller KTG-Energie-Aktien. Vorstand Thomas Berger betonte, die KTG Energie sei „von der aktuellen Diskussion um die Refinanzierung der KTG Agrar SE nicht unmittelbar betroffen“. Er sehe das Potential, die bis September 2018 laufende Anleihe mit einem Volumen von 50 Millionen Euro spätestens 2017 vollständig durch eine zinsgünstigere Refinanzierung abzulösen. Diese Anleihe ist mit 7,25 Prozent verzinst und Ende September 2018 zur Rückzahlung fällig. Die nächste Zinszahlung ist am 28. September 2016 fällig. Dabei geht es um rund 3,6 Millionen Euro. Vorstand Berger: „Auf Basis des aktuellen Anlagenportfolios haben wir für das aktuelle Jahr bereits einen Umsatz von über 90 Millionen Euro und ein Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) von bis zu 28 Millionen Euro gesichert“.

KTG Agrar SE: ISIN DE000A0DN1J4 / WKN A0DN1J
KTG Energie SE: ISIN DE000A0HNG53 / WKN A0HNG5
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