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Kurslawine bei Solarwerten - Analysten nennen Gründe und geben Empfehlungen

Auf breiter Front haben Solarwerte heute zum Teil massive Kurseinbrüche erlitten. Damit mussten sie Etliches von den Kursgewinnen der letzten Tage wieder abgeben, die aus dem Wahlsieg von Barack Obama bzw. der Aussicht darauf resultierten. Viele Beobachter setzen darauf, dass der künftige US-Präsident den Ausbau der Erneuerbaren Energien im Allgemeinen und der Photovoltaik im Besonderen forcieren wird. Auslöser der heutigen Kurseinbrüche war offenbar das kalifornische Solarunternehmen SunPower. Es hatte eine Gewinnwarnung herausgegeben und diese mit zu erwartenden Währungsverlusten aus dem Verhältnis vom Dollar zum Euro begründet (wir berichteten). Laut Sam Dubinsky, Analyst bei Oppenheimer Research, ist zu befürchten, dass auch andere Solarunternehmen unter solchen Währungseffekten leiden werden. Das lasse bei den anstehenden Präsentationen von Quartalszahlen schlechte Prognosen erwarten. Dies gelte insbesondere auch für in den USA börsennotierte Solarfirmen mit Produktion in China oder Kanada.

Das mag die heutigen Kursabstürze von Renesol (-19,5 Prozent), Canadian Solar (-15,3 Prozent), China Sunergy (-9,5 Prozent), Ja Solar (-12,3 Prozent), Automation Tooling Systems (-11,4 Prozent), Trina Solar (-8,9 Prozent), Solarfun (-8,7 Prozent), Yingli (-7,8 Prozent), Suntech (-5,3 Prozent) und LDK Solar (-4,0 Prozent) erklären. Sie gerieten folglich mit geringer zeitlicher Verzögerung in den Abwärtssog von US-amerikanischen Solarwerten wie Evergreen Solar (-17,7 Prozent), deren Aktie durch eine weitere Negativmeldung belastet wurde (wir berichteten), SunPower (-13,5 Prozent), Akeena Solar (-10,6 Prozent), First Solar (-8,6 Prozent) und WorldWater (-7,1 Prozent). Diese hatten schon gestern enorm an Wert verloren.

Michael Molnar, Analyst bei Goldman Sachs, ist zwar davon überzeugt, dass SunPower weiter zu den besten Solarunternehmen der Welt gehören und vom weiteren weltweiten Wachstum des Solarsektors stark profitieren wird. Zunächst aber blase der Gesellschaft ein kräftiger Gegenwind ins Gesicht. Zudem habe sie noch vor wenigen Wochen erklärt, sich gegen Währungsverluste ausreichend abgesichert zu haben. Das verringere das Vertrauen der Börsianer zusätzlich. Er rückt von seiner bisherigen Kaufempfehlung ab und rät nun, das Wertpapier zu verkaufen. Sein Kursziel von rund 34 Euro hat die Aktie bis 14 Uhr bereits unterschritten.
Der US-Analyst empfiehlt auch, den Anteilsschein von First Solar zu verkaufen. Den hatte er bislang mit Kursziel 286 Euro zum Kauf empfohlen. Aktuell notiert er in Frankfurt bei 115 Euro. Molnar erwartet einen weiteren Absturz auf 80,7 Euro. Er geht davon aus, dass der Hersteller von Dünnschichtmodulen seine Gewinnprognose ebenfalls nicht einhalten kann.

Auch deutsche Solaraktien gerieten heute unter Druck. Doch nur bei Centrosolar (-10,5 Prozent) waren die Kursverluste zweistellig. Sunline, Manz und Centrotherm verloren jeweils 7,8 bis 7,9 Prozent, Q-Cells 7,7 Prozent. Bei der West LB rechnet man jedoch mit einer deutlichen Kurserholung für das Wertpapier des Unternehmens aus Thalheim. Sie empfehlen die Aktie mit Kursziel 46 Euro zum Kauf. Um 14 Uhr notierte sie in Frankfurt bei 29,2 Euro. Laut den Analysten der Landesbank ist der Anteilsschein mittlerweile deutlich unterbewertet. Zwar werde die Q-Cells AG im kommenden Jahr wie auch ihre Konkurrenten ihre Preise um etwa 15 Prozent senken und folglich Margenrückgänge hinnehmen müssen. Langfristig werde das Unternehmen aber gestärkt aus dem etwas schwierigen Jahr 2009 hervor gehen. Zumal es ihm im Vergleich zu anderen nicht schwer fallen werde, sein Kapital aufzustocken. Die Analysten gehen davon aus, dass Q-Cells demnächst gute Quartalszahlen präsentieren und dies den Aktienkurs beflügeln wird.

Zuversichtlich beurteilen die Experten der Landesbank auch PVA Tepla. Die Aktie der Anbieterin von Kristallzuchtanlagen für den Photovoltaik-Markt hat als eine von wenigen Solarwerten heute sogar an Wert gewonnen, um 1,5 Prozent. Sie notierte am Mittag bei 4,62 Euro. Die Analysten der West LB empfehlen den Anteilsschein mit Kursziel 8,0 Euro zum Kauf. Nach ihrer Einschätzung ist das Unternehmen aus Aßlar im Vergleich zu anderen Solarzulieferern deutlich unterbewertet. Es gebe keine Hinweise darauf, dass es unter der Finanzkrise leiden wird. Zudem werde ihm beim Plasmageschäft jetzt der Schwenk in die Gewinnzone gelingen und werde PVA Tepla seine „konservative Prognose“ sehr wahrscheinlich übertreffen.

Annett Weber, Analystin der BHF Bank, sieht bei einem weiteren Solarzulieferer großes Kurspotential für die Aktie. Nach ihrer Einschätzung wird der Anteilsschein der Wacker Chemie AG aus München sich bald kräftig erholen. Heute verlor sie weitere 4,7 Prozent an Wert. Mit aktuell 82,6 Euro hat sich der Aktienkurs damit auf Jahressicht halbiert. Weber empfiehlt, jetzt in deren Aktie einzusteigen und nennt als Kursziel 117 Euro. Im Gegensatz zu den Firmen aus dem Nicht-Euroraum werde Wacker von der Talfahrt des Euro profitieren. Dies dürfte laut der Analystin bereits im 4. Quartal 2008 und dann vollends 2009 die Gewinnmargen der Siliziumproduzentin verbessern.

Wie Weber weiter ausführt, sind die Preise für Silizium derzeit höher als zu erwarten war. Hier wirke es sich zu Gunsten von Wacker aus, dass neue Konkurrenten den Produktionsstart verschoben haben und auch bei der Herstellung metallurgischen Siliziums Probleme aufgetaucht sind. Darüber hinaus zahle sich das Joint venture von Wacker Chemie mit Schott Solar früher aus als erwartet. Laut der Analystin wird sich dies bereits in den Zahlen für das 4. Quartal positiv niederschlagen.


First Solar Inc.: WKN A0LEKM / ISIN US3364331070PVA
TePla AG: ISIN DE0007461006 / WKN 746100
Q-Cells SE: WKN 555866 / ISIN DE0005558662
SunPower Corp.: ISIN US8676521094 / WKN A0HHD1
Wacker Chemie AG: ISIN DE000WCH8881 / WKN WCH888


Bildhinweis: Produktionslinie von Q-Cells; Silizium von Wacker Chemie. / Quelle: Unternehmen
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