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Kurssprung der chinesischen Solaraktie Yingli Green Energy – gelingt die Rückkehr aus dem Kurskeller?

Einen spektakulären Kurssprung hat die chinesische Solaraktie von Yingli Green Energy gestern Abend an der New Yorker Börse geschafft. Sie sprang dort um 22 Prozent auf 4,0 US-Dollar. Die deutschen Börsen haben diese Entwicklung am Freitagvormittag noch nicht nachgeholt. Im Tradegate notiert sie heute um 11 Uhr bei 3,6 Euro. Bedeutet dies eine Trendwende für die Solaraktie, die in 2015 einen Kursverlust von 80 Prozent erlitten hat?

Der kriselnde Solarkonzern Yingli Green Energy hofft auf finanzielle Unterstützung durch lokale Behörden und Banken. Das hat der Finanzchef des Unternehmens mit Hauptsitz im chinesischen Baoding gegenüber Bloomberg mitgeteilt und damit wohl den großen Kurssprung der Solaraktie ausgelöst. Schließlich weckte er damit Hoffnungen, dass der Solarkonzern seine existentielle Krise doch noch in den Griff bekommen wird. Er gehört zu den größten Solarherstellern der Welt, hat aber den starken Ausbau der Produktion mit hohen Schulden bezahlt. Zum Ende der neun Monate des Geschäftsjahres 2015 hatten sich die Verpflichtungen von Yingli auf 1,9 Milliarden US-Dollar summiert. Finanzchef Wang Yiyu kündigte gegenüber Bloomberg eine Verringerung der Schuldenlast in 2016 an.

Die Geschäfte von Yingli laufen miserabel

Allerdings muss der Solarkonzern schon im Mai Schuldverschreibungen im Umfang von 213 Millionen Dollar bedienen. Yingli hatte bereits 2015 damit begonnen, unter anderem durch den Verkauf von Liegenschaften dafür Geld anzusammeln. Das Unternehmen ist aber seit langem nicht mehr profitabel, es hat seit 2011 keinen Quartalsgewinn mehr ausgewiesen. Zuletzt ging die Tendenz sogar weiter nach unten. Im Dezember 2015 hatte Yingli eine verheerende Zwischenbilanz für das dritte Quartal des letzten Geschäftsjahres vorgelegt. Im jenem Vierteljahr war der Nettoverlust mit 66,7 Millionen Dollar beinahe viermal so hoch ausgefallen als im dritten Quartal von 2014. Die Gesamtkapazität der abgesetzten Solarmodule hatte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 460 Megawatt (MW) nahezu halbiert. Und das bei einem boomenden Photovoltaikmarkt, weltweit und in China, dem Heimatmarkt von Yingli. Zudem lagen die Ausgaben des Solarkonzerns im operativen Geschäft mit 506 Millionen Dollar um ein Vielfaches höher als im dritten Quartal 2014.

Vielleicht wird es Yingli gelingen, entweder die Anleihe im Mai mit Hilfe von staatlichen Institutionen zu bedienen oder mit den Investoren eine Verlängerung der Laufzeit auszuhandeln. Eine Laufzeitverlängerung wäre dabei die schlechtere Variante, denn damit würden wohl höhere Zinsverpflichtungen die Bilanz des Solarkonzerns belasten. Der musste im vergangenen Jahr bereits rund neun Prozent seines Umsatzes allein dafür aufwenden, die Zinsen für seine Kredite zu zahlen. Dabei benötigt er dringend Kapital, um seine Produktion effizienter zu machen und um wie seine größten Konkurrenten ein Projektgeschäft aufzuziehen, mit dem er zusätzliche und stabile Einnahmen erzielen sowie seine Produktion sicherer auslasten könnte. Und selbst wenn der Solarkonzern die Anleihe zurückzahlen kann bleiben die übrigen Schulden immer noch extrem hoch und damit auch die Zinsverpflichtungen. Kurzum: es gibt keine fundamentalen Gründe dafür, einen Aufschwung der Geschäfte von Yingli zu erwarten und auf eine nachhaltige Kurserholung der Aktie zu setzen.

ECOreporter.de hatte schon früh vor Verlustrisiken der Solaraktie gewarnt

ECOreporter.de hatte bereits vor zehn Monaten in einem  Aktientipp  auf die schwierige Lage von Yingli hingewiesen und vor dem Investment in die Aktie der Chinesen gewarnt. Danach war der Aktienkurs des Solarkonzerns massiv abgestürzt. Wir halten trotz der jüngsten Kurserholung an dieser negativen Einschätzung fest.

Yingli Green Energy Co. Ltd: ISIN US98584B2025
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