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Lignum-Insolvenz: Wieso erkannte niemand die Risiken der Holzinvestments? – Teil III der ECOreporter-Serie
Edelholz auf Abwegen: Wie risikoreich waren die Lignum-Holzinvestments Nobilis-Rent, NobilisPriva und NobilisVita wirklich? Hätten Anlageberater erkennen können, dass das Geschäftsmodell auf tönernen Füßen stand? Sind die Edelholz-Plantagen in Bulgarien noch zu retten, wie es der Plan der Anleger Interessenvertretung Lignum (AIL) vorsah? Darum geht es im dritten und vierten Teil der ECOreporter-Serie zur Lignum-Insolvenz. Im ersten Teil haben wir unter anderem über den aktuellen Stand des Insolvenzverfahrens der Lignum Holding berichtet. Noch in diesem Jahr soll auch das Insolvenzverfahren der Lignum Sachwert Edelholz beginnen, die die Finanzprodukte vertrieben hatte. Allerdings dauert die Aufarbeitung des Sachverhaltes noch an, wie der vorläufige Insolvenzverwalter Prof. Rolf Rattunde aus Berlin mitteilte. Teil II der Serie untersuchte, wieso das Geschäftsmodell mit den Holzinvestments in Bulgarien fehlschlug – und wo die rund 65 Millionen Anlegergelder geblieben sind.
Holzinvestments in Bulgarien – viel versprochen, viel gebrochen
Auf die Vermittler der LignumNobilis-Produkte wirkte das Konzept seriös und durchdacht: Anleger investierten in Parzellen mit Edelholz in Bulgarien, das hochwertige Holz, unter anderem Robinie, Kirsche und Maulbeere, sollte zu bestimmten Zeitpunkten geerntet und gewinnbringend verkauft werden. So lautete vereinfacht das Konzept, für das der Lignum-Unternehmensgründer Andreas Nobis in Bulgarien sogar einen Investorenpreis einheimste, weil er mit Aufforstungen in der strukturschwachen Region Popovo Arbeitsplätze geschaffen hatte. "Ich war vor Ort in Bulgarien und habe die Plantagen besucht, und ich habe Herrn Nobis viele Fragen zu den Investments gestellt, die alle überzeugend beantwortet wurden", sagte Finanzberater Christian Hick gegenüber ECOreporter. Hick hat die Holz-Investments nach eigenen Angaben an immerhin 5 Prozent der etwa 5000 Lignum-Anleger vermittelt.
Nun versucht er, gemeinsam mit anderen Produktvermittlern und betroffenen Anlegern in der "Anleger Interessenvertretung Lignum", kurz AIL, zu retten, was noch zu retten ist, und den Totalverlust der Anleger abzuwenden. "Wir sind blind ins Messer gelaufen und belogen worden", so Hick. Laut dem Insolvenzgutachten ist gerade noch genug Geld vorhanden, um die Kosten des Insolvenzverfahrens zu decken. Wo sind die 65 Millionen der Anleger vepufft? Weder Andreas Nobis noch sein Sohn Peter Nobis waren trotz mehrfacher Versuche für eine Stellungnahme zu den Vorwürfen erreichen.
Die betroffenen Anleger/Gläubiger hoffen, dass der Insolvenzverwalter noch möglichst viel Vermögen für die Insolvenzmasse sichern kann. Ein Teil von ihnen hat sich in der Anlegergemeinschaft IGeLignum organisiert, die aus einem Internetforum zur Lignum-Insolvenz entstand. Nach ihrer Auskunft wurden die LignumNobilis-Produkte von unterschiedlichen Vermittlern verkauft: von Banken, Versicherungsmaklern, Anlageberatern, und sogar über ein "Seminar zur Rentenabsicherung bei der Volkshochschule". Alle Risiken seien in den Beratungsgesprächen als lächerlich abgetan oder verharmlost worden, häufig hieß es dann "Bäume wachsen immer", oder "Bulgarien ist ein stabiles EU-Land". Das Produkt wurde "durchgehend als sicher und solide empfohlen", zitiert die IGelLignum aus den Erfahrungen ihrer Mitglieder, die mit der Rendite die Ausbildung ihrer Kinder finanzieren oder fürs Alter sparen wollten. "Hier wurde ein Produkt verkauft, welches die höchste Provision versprach", so das resignierte Fazit eines Betroffenen. Immer wieder wurden die Anleger auf die Sicherheiten verwiesen, mit denen Lignum geworben hatte. Nicht wenige erwägen nun, ihre Anlageberater zu verklagen.
Gegenüber ECOreporter teilte Lignum 2010 mit, dass man auch das eigene Kapital zur Verfügung stellen werde, um die Ansprüche der Anleger zu befriedigen, sollte es hart auf hart kommen. Auf die Nachfrage von ECOreporter.de erklärte der damalige Lignum-Sachwert-Vorstand Andreas Rühl dazu: "Sollte es tatsächlich einen Engpass beim eingeworbenen Anlagevolumen geben, sind wir darauf gut vorbereitet. Wir sind jederzeit in der Lage, aus den Rücklage-Baumbeständen Liquidität zu generieren." Das setzt aber voraus, dass die Bäume tatsächlich wertvoll genug sind.
Laut LignumNobilis-Prospekt (Stand: 21.9.2009) hätten Anleger mit einem Kubikmeter Robinien-Rundholz im Jahr 2010 einen Preis von ca. 500 Euro bis 1.250 Euro erzielt, und in 20 Jahren hätten sie für dieselbe Menge Holz bis zu 3.200 Euro bekommen. "Aus der Liquidierung dieses Rundholzes im Jahr 2030 zu einem Preis im o. g. Bereich erzielen Sie voraussichtlich eine Rendite von 7,8 bis 13,2 %", lautete das Versprechen. Unrealistisch, sagen Rechtsexperten heute: "Renditen zwischen (mindestens) 7 und 13 Prozent über einen Zeitraum von 15 bis 20 Jahren zu prognostizieren, hieße auf stetig steigende Holzpreise zu setzen. Hierfür gibt es angesichts der heftig schwankenden Holzpreise aber keine Veranlassung", heißt es in einer Stellungnahme von Dr. Späth & Partner Rechtsanwälte mit Sitz in Berlin und Hamburg.
ECOreporter.de hatte schon bei Erscheinen des Lignum-Prospektes darauf hingewiesen, dass Forstwissenschaftler bezweifelten, dass die Edelhölzer im vorgegebenen Zeitraum das gewünschte Volumen und die nötige Qualität erreichen könnten. Der vormalige Lignum-Sachwert-Vorstand Andreas Rühl hatte dem entgegnet, dass Lignum besondere Robinien-Sorten verwende, gute Standortbedingungen in Bulgarien habe und eine Anbauweise, die ungleich effizienter als die traditionell übliche sei. Die Prognose im Prospekt stützte sich auf ein Gutachten der Universität Sofia von 2004.
Nicht nur die Preisschwankungen stellten offenbar ein Risiko dar, das Geschäftsmodell hatte auch sonst einige Haken: Edelholzplantagen sind nicht nur Risiken wie Trockenheit, Schädlingsbefall oder Holzdiebstahl ausgesetzt – Probleme, die laut Insolvenzgutachten auch Teile der bulgarischen Holzernte zerstörten. Im Falle einer Einstellung des Geschäftsbetriebes des Anbieters droht die Vernichtung der Plantagen, so aktuell im Fall Lignum, weil dem Notbetrieb in Bulgarien Ende Oktober das Geld ausgegangen ist. Doch die Anlageberater wussten offenbar nichts von den Schwierigkeiten im Geschäftsbetrieb: Die Lignum habe nicht transparent kommuniziert und "mit Problemen hinterm Berg gehalten", so der Vorwurf von Christian Hick. Für die Finanzprofis war es von außen offenbar nicht möglich, die besonderen Risiken einer solch speziellen Anlage zu durchschauen.
"Wir sind der Auffassung, dass die Lignum-Produkte keineswegs die sicheren Sachwert-Investitionen waren, als die sie oftmals beworben wurden, sondern in Wirklichkeit hochgradig riskante, wenn nicht sogar spekulative Kapitalanlagen darstellten", teilt die Kanzlei Späth und Partner mit, die nach eigenen Angaben mehrere Lignum-Anleger vertritt. Inwieweit die Berater und Vermittler dieser Produkte hierauf hingewiesen hätten, bleibe im Einzelfall zu prüfen. "Darüber hinaus ist fraglich, ob die Berater ihrer Pflicht zur Prüfung der Plausibilität dieser Anlage nachgekommen sind."
Lesen Sie morgen im letzten Teil der Lignum-Serie: Retten, was zu retten ist – geht der Plan der Anleger Interessenvertretung Lignum auf, die Edelholz-Plantagen weiterzuführen?
Holzinvestments in Bulgarien – viel versprochen, viel gebrochen
Auf die Vermittler der LignumNobilis-Produkte wirkte das Konzept seriös und durchdacht: Anleger investierten in Parzellen mit Edelholz in Bulgarien, das hochwertige Holz, unter anderem Robinie, Kirsche und Maulbeere, sollte zu bestimmten Zeitpunkten geerntet und gewinnbringend verkauft werden. So lautete vereinfacht das Konzept, für das der Lignum-Unternehmensgründer Andreas Nobis in Bulgarien sogar einen Investorenpreis einheimste, weil er mit Aufforstungen in der strukturschwachen Region Popovo Arbeitsplätze geschaffen hatte. "Ich war vor Ort in Bulgarien und habe die Plantagen besucht, und ich habe Herrn Nobis viele Fragen zu den Investments gestellt, die alle überzeugend beantwortet wurden", sagte Finanzberater Christian Hick gegenüber ECOreporter. Hick hat die Holz-Investments nach eigenen Angaben an immerhin 5 Prozent der etwa 5000 Lignum-Anleger vermittelt.
Nun versucht er, gemeinsam mit anderen Produktvermittlern und betroffenen Anlegern in der "Anleger Interessenvertretung Lignum", kurz AIL, zu retten, was noch zu retten ist, und den Totalverlust der Anleger abzuwenden. "Wir sind blind ins Messer gelaufen und belogen worden", so Hick. Laut dem Insolvenzgutachten ist gerade noch genug Geld vorhanden, um die Kosten des Insolvenzverfahrens zu decken. Wo sind die 65 Millionen der Anleger vepufft? Weder Andreas Nobis noch sein Sohn Peter Nobis waren trotz mehrfacher Versuche für eine Stellungnahme zu den Vorwürfen erreichen.
Die betroffenen Anleger/Gläubiger hoffen, dass der Insolvenzverwalter noch möglichst viel Vermögen für die Insolvenzmasse sichern kann. Ein Teil von ihnen hat sich in der Anlegergemeinschaft IGeLignum organisiert, die aus einem Internetforum zur Lignum-Insolvenz entstand. Nach ihrer Auskunft wurden die LignumNobilis-Produkte von unterschiedlichen Vermittlern verkauft: von Banken, Versicherungsmaklern, Anlageberatern, und sogar über ein "Seminar zur Rentenabsicherung bei der Volkshochschule". Alle Risiken seien in den Beratungsgesprächen als lächerlich abgetan oder verharmlost worden, häufig hieß es dann "Bäume wachsen immer", oder "Bulgarien ist ein stabiles EU-Land". Das Produkt wurde "durchgehend als sicher und solide empfohlen", zitiert die IGelLignum aus den Erfahrungen ihrer Mitglieder, die mit der Rendite die Ausbildung ihrer Kinder finanzieren oder fürs Alter sparen wollten. "Hier wurde ein Produkt verkauft, welches die höchste Provision versprach", so das resignierte Fazit eines Betroffenen. Immer wieder wurden die Anleger auf die Sicherheiten verwiesen, mit denen Lignum geworben hatte. Nicht wenige erwägen nun, ihre Anlageberater zu verklagen.
Gegenüber ECOreporter teilte Lignum 2010 mit, dass man auch das eigene Kapital zur Verfügung stellen werde, um die Ansprüche der Anleger zu befriedigen, sollte es hart auf hart kommen. Auf die Nachfrage von ECOreporter.de erklärte der damalige Lignum-Sachwert-Vorstand Andreas Rühl dazu: "Sollte es tatsächlich einen Engpass beim eingeworbenen Anlagevolumen geben, sind wir darauf gut vorbereitet. Wir sind jederzeit in der Lage, aus den Rücklage-Baumbeständen Liquidität zu generieren." Das setzt aber voraus, dass die Bäume tatsächlich wertvoll genug sind.
Laut LignumNobilis-Prospekt (Stand: 21.9.2009) hätten Anleger mit einem Kubikmeter Robinien-Rundholz im Jahr 2010 einen Preis von ca. 500 Euro bis 1.250 Euro erzielt, und in 20 Jahren hätten sie für dieselbe Menge Holz bis zu 3.200 Euro bekommen. "Aus der Liquidierung dieses Rundholzes im Jahr 2030 zu einem Preis im o. g. Bereich erzielen Sie voraussichtlich eine Rendite von 7,8 bis 13,2 %", lautete das Versprechen. Unrealistisch, sagen Rechtsexperten heute: "Renditen zwischen (mindestens) 7 und 13 Prozent über einen Zeitraum von 15 bis 20 Jahren zu prognostizieren, hieße auf stetig steigende Holzpreise zu setzen. Hierfür gibt es angesichts der heftig schwankenden Holzpreise aber keine Veranlassung", heißt es in einer Stellungnahme von Dr. Späth & Partner Rechtsanwälte mit Sitz in Berlin und Hamburg.
ECOreporter.de hatte schon bei Erscheinen des Lignum-Prospektes darauf hingewiesen, dass Forstwissenschaftler bezweifelten, dass die Edelhölzer im vorgegebenen Zeitraum das gewünschte Volumen und die nötige Qualität erreichen könnten. Der vormalige Lignum-Sachwert-Vorstand Andreas Rühl hatte dem entgegnet, dass Lignum besondere Robinien-Sorten verwende, gute Standortbedingungen in Bulgarien habe und eine Anbauweise, die ungleich effizienter als die traditionell übliche sei. Die Prognose im Prospekt stützte sich auf ein Gutachten der Universität Sofia von 2004.
Nicht nur die Preisschwankungen stellten offenbar ein Risiko dar, das Geschäftsmodell hatte auch sonst einige Haken: Edelholzplantagen sind nicht nur Risiken wie Trockenheit, Schädlingsbefall oder Holzdiebstahl ausgesetzt – Probleme, die laut Insolvenzgutachten auch Teile der bulgarischen Holzernte zerstörten. Im Falle einer Einstellung des Geschäftsbetriebes des Anbieters droht die Vernichtung der Plantagen, so aktuell im Fall Lignum, weil dem Notbetrieb in Bulgarien Ende Oktober das Geld ausgegangen ist. Doch die Anlageberater wussten offenbar nichts von den Schwierigkeiten im Geschäftsbetrieb: Die Lignum habe nicht transparent kommuniziert und "mit Problemen hinterm Berg gehalten", so der Vorwurf von Christian Hick. Für die Finanzprofis war es von außen offenbar nicht möglich, die besonderen Risiken einer solch speziellen Anlage zu durchschauen.
"Wir sind der Auffassung, dass die Lignum-Produkte keineswegs die sicheren Sachwert-Investitionen waren, als die sie oftmals beworben wurden, sondern in Wirklichkeit hochgradig riskante, wenn nicht sogar spekulative Kapitalanlagen darstellten", teilt die Kanzlei Späth und Partner mit, die nach eigenen Angaben mehrere Lignum-Anleger vertritt. Inwieweit die Berater und Vermittler dieser Produkte hierauf hingewiesen hätten, bleibe im Einzelfall zu prüfen. "Darüber hinaus ist fraglich, ob die Berater ihrer Pflicht zur Prüfung der Plausibilität dieser Anlage nachgekommen sind."
Lesen Sie morgen im letzten Teil der Lignum-Serie: Retten, was zu retten ist – geht der Plan der Anleger Interessenvertretung Lignum auf, die Edelholz-Plantagen weiterzuführen?