ECOanlagecheck

Lohnt das Investment in den neuen geschlossenen BioCon-Invest-Biogasfonds?

In der Gemeinde Glienick vor den Toren Berlins will die BioCon Invest eine Biogasanlage mit 500 Kilowatt Leistung bauen. Über einen geschlossenen Fonds können Anleger sich ab 10.000 Euro plus 5 Prozent Agio an dem Projekt beteiligen. Die Anlage soll mit nachwachsenden Rohstoffen betrieben werden. ECOreporter.de hat das Angebot geprüft und spricht eine Empfehlung aus.

10.500 Tonnen pflanzliche Rohstoffe im Jahr sollen laut dem Emissionsprospekt der BioCon Invest GmbH & Co. Neunte KG für Biomasse-Kraftwerke Glienick („BioCon Invest Neunte KG“) in dem Kraftwerk im Landkreis Teltow-Fläming verarbeitet werden. Standort des Kraftwerks ist ein landwirtschaftlich genutztes Gelände in der Nähe der Agrargenossenschaft Glienick e. G. Die 1.900 Hektar große Genossenschaft soll die Substrate für den Betrieb liefern.

Als Generalübernehmer- und –planer des Kraftwerks ist die BioCon Invest Gesellschaft für Projektbeteiligung, Raumordnung und Verfahrenstechnik mbH beauftragt. Sie soll die Biogas-Anlage noch im Herbst 2008 betriebsbereit an die Projektgesellschaft übergeben. Mit 8.000 von möglichen 8.760 Volllaststunden im Jahr soll das Kraftwerk laut Emissionsprospekt des Fonds 4,3 Millionen Kilowattstunden Strom jährlich produzieren.


Rechtliche Konstruktion

Anleger können sich an der BioCon Invest Neunte KG als Direktkommanditisten oder Treuhandkommanditisten beteiligen. Treugeber ist die Domus Treuhand GmbH, Berlin.


Eigenkapitalhöhe, Platzierungsgarantie und Mittelverwendungskontrolle

Der Fonds soll zu fast 70 Prozent über Fremdkapital finanziert werden. Das Eigenkapital in Höhe von 1,08 Millionen Euro will die Initiatorin BioCon Invest aus Schönefeld bei bis zu 109 Investoren einwerben. Als Fremdkapital sind 2,5 Millionen Euro eingeplant. Wie Thorsten Krenz, Vertriebskoordinator der BioCon Invest, gegenüber ECOreporter.de erklärt, liegt ein Angebot der Deutschen Kreditbank (DKB) für die Finanzierung vor. Mit dem Bankhaus habe man bereits alle Biogas-Anlagen vorher abgewickelt. Es handelt sich um das sechste Biogasvorhaben der BioCon Invest.
Das Fremdkapital setzt sich den Angaben zufolge aus einem Darlehen in Höhe von zwei Millionen Euro und einem Betriebsmittelkredit in Höhe von 503.000 Euro zusammen. Die Kredite sollen bis 2023 vollständig getilgt sein.

Das fünfprozentige Agio des Fonds beläuft sich auf 54.000 Euro. Das Gesamtvolumen inklusive Agio beträgt somit 3,636 Millionen Euro.

Die Mittelverwendungskontrolle übt die Domus Treuhand aus. Eine Platzierungsgarantie  gibt es nicht.


Fondsnebenkosten

Mit 2,72 Millionen Euro sind laut dem Emissionsprospekt 75 Prozent der Gesamtinvestition inklusive Agio als „Herstellungskosten“ für die schlüsselfertige Biogasanlage vorgesehen. Darin enthalten sind Aufwendungen für die Konzeption der Fondsgesellschaft. Die Weichkosten inklusive Agio betragen 530.000 Euro. Darin enthalten sind unter anderem 108.000 Euro für die Eigenkapitalvermittlung und 153.000 Euro Finanzierungskosten während der Investitionsphase. Die größte Position entfällt auf die Liquiditätsreserve im Volumen von 200.000 Euro. Sie kann laut dem Prospekt für Kostenüberschreitungen eingesetzt werden, in diesem Fall wäre sie den Weichkosten zuzurechnen. Sollte sie dafür nicht beansprucht werden, steht sie als Substratankaufreserve zur Verfügung, damit würden die Weichkosten entsprechend sinken.
Abhängig von der Verwendung der Liquiditätsreserve errechnet sich eine Weichkostenquote von 9,07 bis 14,6 Prozent der Gesamtfinanzierung inklusive Agio. Bezogen auf das Eigenkapital liegt die Quote zwischen 30,5 und 49 Prozent.


Laufende Kosten

Die laufenden Kosten ohne Aufwendungen für Kredite und den Einkauf der Substrate steigen laut der Prognoserechnung von 150.000 Euro zu Beginn der Laufzeit auf 195.000 Euro zu Laufzeitende. Die größten Positionen entfallen auf 58.000 bis 91.000 Euro für Wartung, Instandhaltung und Werterhaltung, 34.000 Euro für technisches und kaufmännisches Anlagenmanagement sowie 40.000 Euro für die technische Betriebsführung. Die prognostizierten Einnahmen des Fonds betragen jährlich 805.000 Euro.


Laufzeit und Ausschüttung

Der BioCon Invest Neunte KG hat eine geplante Laufzeit von 20 Jahren. Die prognostizierten kumulierten Ausschüttungen betragen insgesamt 304 Prozent des eingesetzten Kapitals inklusive Agio – also 204 Prozent plus die vom Anleger eingezahlten 100 Prozent.


Technik und Erträge

Für die Konfiguration des Kraftwerks ist der Generalplaner und Generalübernehmer BioCon Invest Gesellschaft für Projektentwicklung, Raumordnung und Verfahrenstechnik mbH verantwortlich. Als Lieferant für das Blockheizkraftwerk ist die Firma Pro 2 Anlagentechnik GmbH mit Sitz in Willich vorgesehen.

Neben der Grundvergütung für Strom aus Biomasse soll das Biogasprojekt von drei im Erneuerbare-Energien-Gesetzt (EEG) festgelegten Boni profitieren: dem Bonus für den Einsatz nachwachsenden Rohstoffe (NawaRo-Bonus); dem Bonus für den Einsatz der Kraftwärmekopplung (KWK-Bonus) und dem Innovationsbonus für ein spezielles Verfahren zur Trockenfermentation. Um in den Genuss des KWK-Bonus von 2,00 Ct/kWh zu kommen, muss nachgewiesen werden, dass die Wärmenutzung geregelt ist. Wie Vertriebskoordinator Krenz erklärt, soll neben der Biogas-Anlage eine Gärrestaufbereitung errichtet werden. „Diese Aufbereitung wird durch das neue EEG besonders gefördert“, sagt er.


Ökologische Wirkung

Über die ökologische Wirkung von Biogasanlagen wird heftig gestritten. Kritiker werfen den Betreibern der Anlagen vor, sie würden den Anbau von Mais in Monokultur fördern. Dies führe zu einer einseitigen Belastung der Böden. Zudem stehe der Anbau der Substratpflanzen in Konkurrenz mit der Lebensmittelproduktion.

Für die in Glienick geplante Anlage spricht, dass sie den Angaben zufolge für die Vergärung von Silage konzipiert ist. Dabei sei es letztlich egal, von welcher Pflanze die Silage stamme und welche Qualität die Pflanze für die Nahrungsmittelproduktion habe, so der Emissionsprospekt zur BioCon Invest Neunte KG. Als Silage werden pflanzliche Substrate bezeichnet, die durch eine gezielte Milchsäuregärung haltbar gemacht werden. In der Landwirtschaft spielt Silage aus Mais oder Gras eine wesentliche Rolle in der Viehfütterung.
Für die Rohstoffversorgung der Biogasanlage Glienick sollen laut BioCon Invest nur  Pflanzen eingesetzt werden, die zu Energiezwecken gezüchtet und angebaut wurden. Das Kraftwerk bewirkt nach Angaben der Initiatorin eine Einsparung von zirka 2.650 Tonnen fossilem CO2 pro Jahr.

Biogas-Anlagen sind grundlastfähig: Sie liefern im Idealfall 24 Stunden pro Tag Strom, auch dann, wenn weder Wind weht noch Sonne scheint. Insofern also eine hohe ökologische Wirkung, auch durch die weitgehende CO2-Neutralität.


Risiko

Das Kraftwerk in Glienick ist das sechste Biogasprojekt der BioCon Invest. Eine Leistungsbilanz der bisherigen Vorhaben gibt es laut Krenz noch nicht, der Sprecher gibt gegenüber ECOreporter.de aber bereitwillig Auskunft zum Verlauf der ersten fünf Projekte. Seinen Angaben zufolge sind bisher nur zwei Anlagen in Betrieb gegangen. Das Kraftwerk Forst (Lausitz) laufe gemäß Prospektprognosen. Bei der Inbetriebnahme einer Anlage in Zehna in Mecklenburg-Vorpommern sei es zu Verzögerungen gekommen. Das Kraftwerk habe erst im Mai 2007 die volle Leistung erreicht, die Leistung der Anlage liege im Rahmen der Prognosen.
Bereits vor zehn Monaten sollte das dritte Kraftwerk der BioCon Invest im westfälischen Coesfeld in Betrieb gehen. Dort hätten Naturschützer Widerspruch gegen den Bau der Anlage eingelegt, berichtet Krenz. Für das vierte (Rippien) und fünfte (Rogäsen) Projekt wartet BioCon Invest laut dem Sprecher auf die erforderliche Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz (BimschG). Der Vertrieb des zu 75 Prozent platzierten Fonds Rogäsen ruhe deshalb zurzeit. „Die Baugenehmigung sowie alle notwendigen Genehmigungen für die Biogas- Anlage Glienick sind erteilt“, sagt Krenz auf Nachfrage von ECOreporter.de.

Der Platzierungstand der BioCon Invest Neunte KG beträgt den Angaben zufolge 52 Prozent. Was passiert mit dem bereits eingezahlten Kommanditkapital, wenn der Fonds nicht genügend Mittel einwirbt? Erhalten die Anleger ihr Geld zu 100 Prozent zurück? Krenz sagt dazu nur: „Wenn nicht genügend Mittel eingeworben werden, wird frühzeitig eine Entscheidung innerhalb der BioCon Invest über die entsprechende Vorgehensweise getroffen.“

Laut Prospekt hat die als Generalübernehmer auftretende BioCon Invest Gesellschaft für Projektentwicklung, Raumordnung und Verfahrenstechnik mbH eine Kosten- und Termingarantie zugesichert. Über welche Kapitalausstattung verfügen die Vertragspartner? Krenz nennt keine Zahlen und verweist auf „umfangreiche Erfahrungen“ der Vertragspartnerin.

Die Generalübernehmerin hat eine Gewährleistung von drei Jahren zugesichert. Für das Blockheizkraftwerk gelte die mit dem Hersteller vereinbarte Gewährleistungsfrist, heißt es im Emissionsprospekt. Krenz erklärt: „Mit dem Hersteller des Blockheizkraftwerkes ist ein Vollwartungsvertrag vereinbart worden. Dieser sieht den Austausch aller Komponenten innerhalb eines vertraglich vorgegebenen Zeitraums vor. Zudem wurde die regelmäßige Wartung aller Teile vereinbart. Die Gewährleistungsfrist für die Wartungsarbeiten beträgt sechs Monate, beginnend mit der Fertigstellung der jeweiligen Serviceleistungen.“
Wie der Sprecher gegenüber ECOreporter.de bestätigt, besteht für die übrigen Komponenten der Anlage nach Ablauf von drei Jahren kein Anspruch auf Gewährleistung mehr.

Die Belieferung der Anlage mit Substraten ist laut Prospekt für „mindestens 10 Jahre“ vertraglich gesichert. Man habe die Preise für sämtliche Silagen fest mit der Agrargenossenschaft Glienick vereinbart; Getreide könne je nach Marktsituation zugekauft werden.


Fazit:

Finanziell


Das Biogasprojekt der BioCon Invest erscheint vergleichsweise teuer: Verglichen mit anderen Anbietern von Biogasbeteiligungen liegen die Investitionskosten mit 7.272 Euro je Kilowatt hoch. Dies dürfte auch an den stattlichen Weichkosten liegen.

Laut Prospekt soll die Anlage jährlich 8.000 Stunden volle Leistung bringen. Eine etwas mutige Annahme, vor allem vor dem Hintergrund, dass es sich um eine Einzelanlage handelt. Es wird nur eine Prozesskette mit Silo, Mischbehälter, Fermenter, Nachgärbehälter, Gärrestlager und Entschwefelungsanlage geben. Kommt es irgendwo in dieser Kette zu Problemen, dürfte die ganze Anlage Probleme bekommen.

Negativ wirkt sich die Regelung zur Garantie aus. Zwar wurde mit dem Hersteller des Blockheizkraftwerks ein Vollwartungsvertrag geschlossen, für kritische Komponenten wie beispielsweise die Rührwerke läuft die Garantie jedoch bereits nach drei Jahren aus. Hinzu kommt, dass die Generalübernehmerin zum Firmennetzwerk der BioCon Invest gehört und Krenz auch auf gezielte Nachfrage hin keine Zahlen zur Kapitalausstattung des Unternehmens nennt.

Die Initiatoren der BioCon Invest Neunte KG stellen eine attraktive Rendite in Aussicht. Die bisher schwache Leistungsbilanz des Unternehmens gibt jedoch keinen Hinweis darauf, wie verlässlich die Prognosen sind. Hinzu kommt das Risiko, dass die Rohstoffpreise nach 10 Jahren anstiegen könnten.


Nachhaltigkeit

Das Beteiligungsangebot entspricht den Ansprüchen an ein nachhaltiges Bioenergie-Projekt. Positiv fallen insbesondere die Einstellung der Anlage auf Energiepflanzensilage und die CO2-Einsparung ins Gewicht.


ECOreporter.de-Empfehlung

Anlege sollten sich nicht an der BioCon Invest Neunte KG beteiligen. Wer Interesse an einem Investment im Bereich Biogas hat, sollte abwarten, wie sich die Situation im Biogas-Substrat-Markt entwickelt.



Basisdaten

Anbieter: BioCon Invest Gesellschaft für unternehmerische Beteiligungen mbH, Schönefeld
Fondsname: BioCon Invest GmbH & Co. Neunte KG für Biomasse-Kraftwerke
Glienick
Rechtsform: GmbH & Co. KG
Treuhänder: Domus Treuhand GmbH, Berlin
Mittelverwendungskontrolle: Domus Treuhand GmbH
Fondswährung: Euro

Gesamtinvestitionsvolumen (ohne Agio) : 3.582.000 Euro
Eigenkapitalvolumen (ohne Agio) : 1.082.000 Euro
Fremdkapitalvolumen: 2.500.000 EUR
Agio: 5,0 Prozent
Agio: 54.000 Euro
Gesamtinvestitionsvolumen (inklusive Agio) : 3.636.000 Euro
Mindestzeichnungssumme : 10.000 Euro
Laufzeitende: 20 Jahre

BaFin Gestattung: Ja
Leistungsbilanz des Anbieters: Nein
Sensitivitätsanalyse: Ja

Generalübernehmer: BioCon Invest Gesellschaft für Projektentwicklung, Raumordnung und Verfahrenstechnik mbH
Kaufmännische und technische Betriebsführung: BioCon Invest Service GmbH


Bitte sorgfältig beachten:

Geldanlagen sind mit Risiken verbunden, die sich im Extremfall in einem Totalverlust der eingesetzten Mittel niederschlagen können. Die von uns bereit gestellten Informationen sind keine Kaufaufforderungen oder Anlageempfehlungen - denn wir kennen z.B. Ihre persönlichen Vermögensverhältnisse und Ihr Anlegerprofil nicht. Zwischen Lesern und dem Verlag entsteht kein Beratungsvertrag, auch nicht stillschweigend. Die Redaktion recherchiert sorgfältig. Eine Garantie für die Richtigkeit und für richtige Schlussfolgerungen wird dennoch ausgeschlossen - auch uns kann einmal ein Fehler unterlaufen. Finanzdienstleister können sich also nicht allein auf unsere Informationen stützen. Jegliche Haftung wird ausgeschlossen, auch für Folgeschäden, etwa Vermögensschäden. Unsere Texte machen in keinem Falle eine individuelle Beratung und Beschäftigung mit den Angeboten entbehrlich. Bitte beachten Sie, dass sich zwischen unserer Recherche und Ihrer Lektüre Änderungen ergeben können. Weder die Veröffentlichung noch ihr Inhalt, Auszüge des Inhalts noch eine Kopie darf ohne unsere vorherige Erlaubnis auf irgendeine Art verändert oder an Dritte verteilt oder übermittelt werden - andernfalls liegt ein strafrechtlich bewehrter Urheberrechtsverstoß vor.

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