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Mängel im Umgang mit Menschenrechten - EthikBank verbannt Aktien aus dem Anlageuniversum

Die EthikBank hat ihr Anlageuniversum aktualisiert. Gleich neun Unternehmen sind diesmal durch die sogenannte Ethikprüfung gefallen und damit ab sofort als Investment für die Bank aus Eisenberg tabu. In den meisten Fällen bemängelt die EthikBank den Umgang der Firmen mit Menschen- und Arbeitsrechten. Demgegenüber schaffte nur ein DAX-Konzern den Aufstieg auf die Positiv-Liste der Bank.


Regelmäßig im Herbst überarbeitet die EthikBank ihr Anlageuniversum. Unter anderem anhand von Auswertungen der Nachhaltigkeitsratingagentur imug aus Hannover wird immer wieder neu festgelegt, welche Aktienunternehmen dem Nachhaltigkeitsanspruch der EthikBank genügen. Die Bank setzt zum Teil auf Unternehmen, die in den Nachhaltigkeitsindizes Global Challengers Index (GCX) und NaturAktienIndex (NAI) enthalten sind. Die Macher dieser Indizes (einerseits die Börse Hannover, andererseits die Versicherungsgesellschaft Securvita) haben selbst Nachhaltigkeitskriterien angelegt, an die die jeweilige Zusammensetzung der Indizes fortlaufend angepasst wird. Darüber hinaus investiert die EthikBank aber auch in DAX- beziehungsweise MDAX-Unternehmen, die einen zweistufigen Nachhaltigkeitsfilter durchlaufen.  Verstöße gegen Menschen- und Arbeitsrechte führen ebenso zum Ausschluss aus dem EthikBank-Universum wie zum Beispiel Geschäfte im Bereich Rüstung oder Tierversuche im Zusammenhang mit Kosmetikartikeln. Die EthikBank investiert aktuell beispielsweise aber auch nicht in französische Staatsanleihen. Das Problem hier: der hohe Anteil der Atomkraft am Energiemix des Landes.

Sieben Aktien verbannt, zwei direkt als „kontrovers“ eingestuft

Einen Schwerpunkt bei der jüngsten Aktualisierung legte die EthikBank auf das Thema Menschen- und Arbeitsrechte. Um für die Bank investierbar zu sein, müssen sich die Aktienunternehmen nicht nur den internationalen Standards verpflichten, beispielsweise denen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO (International Labour Organization) oder denen des UN Global Compact der Vereinten Nation. Die Bank verlangt auch, dass die Unternehmen die Einhaltung der jeweiligen Leitlinien systematisch kontrollieren und Missstände entsprechend beheben. Bei der jüngsten Ethikprüfung sind neun Unternehmen durchgefallen, weil die Nachhaltigkeitsanalyse in diesem Bereich zu große Mängel festgestellt hat.


Zum Teil kommen diese Konzerne aus der Metall- und Baustoffindustrie, zum Teil aus den Bereichen Automobilzulieferer, Chemie und Medizintechnik. Sieben davon galten in den Augen der EthikBank bislang als investierbar, zwei sind direkt neu in die „Kontroverse“-Liste der Bank aufgenommen worden.  Die sieben aus dem Anlageuniversum gestrichenen sind der Automobilzulieferer EhringKlinger aus Dettingen an der Ems, der Kölner Chemiekonzern Lanxess, die Glas- und Kunsstoffspezialistin Gerresheimer aus Düsseldorf, die HeidelbergCement AG, der Stahlkonzern Salzgitter AG sowie die Medizintechnik- und Pharmaspezialistin Fresenius und ihre auf Dialyse spezialisierte Tochter Fresenius Medical Care. Die EthikBank bemängelt, dass viele dieser Unternehmen in Ländern Geschäfte machen, in denen es immer wieder zu Menschenrechtsverletzungen kommen kann. Dies sind in diesem Fall vor allem China (ElringKlinger, Lanxess, Fresenius und Fresenius Medical Care) und Russland (Laxess, Fresenius, Fresenius Medical Care). Fresenius Medical Care steht in darüber hinaus wegen Geschäftsaktivitäten in Kolumbien und anderen Ländern mit erhöhtem Risiko für Menschenrechtsverletzungen in der Kritik.

„Export eilt den Nachhaltigkeitsstrategien voraus“

Ein weiteres Argument für den Ausschluss sind Mängel bei der systematischen Umsetzung und Überwachung der Leitlinien für Menschen- und Arbeitsrechte.  Dies attestieren die Nachhaltigkeitsanalysten der Agentur imug mehr oder weniger allen sieben Unternehmen, die aus den EthikBank-Anlageuniversum gestrichen wurden. Dabei sind einige der Unternehmen mit ihren Management-Systemen in diesem Bereich noch nicht weit genug, während andere der Analyse zufolge noch gar keine entsprechenden Systeme haben. In der Ausschlussbegründung für die Salzgitter AG heißt es beispielsweise: das Unternehmen habe weder eine Unternehmenspolitik zur Einhaltung der Menschenrechte noch ein System, um dies einzuführen.


Die größte Herausforderung für diese Unternehmen sei es, dafür Sorge zu tragen, dass die Menschenrechte entsprechend ihrer Verhaltenskodizes in der gesamten Lieferkette beachtet werden, heißt es dazu von Seiten der Bank. „Der Export von deutschen Unternehmen eilt hier den Nachhaltigkeitsstrategien voraus. Wichtig ist, dass die Strategien zur Einhaltung der Menschenrechte an die tatsächliche Entwicklung angepasst werden.“, sagt der Vorstandsvorsitzende der EthikBank, Klaus Euler.

Zwei Unternehmen  sind direkt auf die „Kontroverse“-Liste der EthikBank  gewandert: der Stuttgarter Automobilzulieferer Dürr AG und der Industriemetallhersteller Aurubis aus Hamburg. Beide sind in China und Russland aktiv. Aurubis gilt zudem für die EthikBank als nicht investierbar, weil das Unternehmen der imug-Analyse zufolge ebenfalls kein System zur Einhaltung der Menschenrechte haben soll. Dürr bekenne sich zwar zu vier der fünf ILO-Kernarbeitsnormen (Keine Kinder- oder Zwangsarbeit, keine Diskriminierung, Recht auf Kollektivvereinbarungen). Allerdings seien entsprechende Management- und Überwachungssysteme bisher nur „eingeschränkt“ installiert, heißt es in der Begründung.

Lichtblick: Osram Licht AG neu in die Positiv-Liste aufgenommen

Neu auf der Positivliste erscheint die Osram Licht AG, die seit 2013 im DAX gelistet ist. Das Unternehmen ist ein international tätiger Leuchtmittelhersteller. Die Experten der Nachhaltigkeitsratingagentur imug kommen für Osram Licht zu dem Schluss, nachhaltige Unternehmensentwicklung sei ein integraler Bestandteil im Geschäftsmodell des Unternehmens. Die Osram Licht AG verfügt demnach über eine konzernweite Umweltpolitik. Zudem seien alle Produktionsstandorte  nach der internationalen Umweltmanagement-Norm ISO 14001 zertifiziert.

Bild: Die Zentrale der Osram Licht AG in München./ Foto: Unternehmen
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