Anleihen / AIF, Wachhund

Millionenschwerer Betrugsverdacht bei Wölbern Invest - Eigentümer inhaftiert

Unter dem Verdacht der gewerbsmäßigen Untreue ist der  Eigentümer und Chef des Hamburger Emissionshauses Wölbern Invest KG, Professor Dr. Klaus Maria Schulte, in Untersuchungshaft genommen worden. Das berichtet das manager magazin unter Berufung auf die Hamburger Staatsanwaltschaft. Dem Bericht zufolge gab es zusätzlich Hausdurchsuchungen in den Büroräumen des Fondsinitiators sowie auch in Schultes privaten Wohnräumen. Ergebnisse dieser Razzien machte die Staatsanwaltschaft nicht bekannt.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft erklärte gegenüber dem Blatt, Schulte werde „gewerbsmäßige Untreue in mehr als 300 Fällen“ vorgeworfen. Der Eigentümer des Emissionshauses soll bis zu 137 Millionen Euro unrechtmäßig aus Fonds abgezweigt haben, schreibt so „manager magazin online“. Allerdings sei ein Teil des Geldes wohl noch verfügbar. Deshalb veranschlage die Staatsanwaltschaft den Schaden, den Anleger erlitten haben sollen, vermutlich niedriger. Schulte steht laut „manager magazin online“ im Verdacht 37 Millionen Euro aus Fonds entnommen zu haben, um sich persönlich zu bereichern. Solche Vorwürfe, die im Verlauf des vergangenen Jahres auch von einzelnen Wölbern-Anlegern vorgebracht worden seien, habe Schulte stets von sich gewiesen. Dem Bericht zufolge droht Schulte eine Anklage wegen „gewerbsmäßiger Untreue“. Eine Stellungnahme zu den aktuellen Entwicklungen gegenüber ECOreporter.de hat Wölbern Invest heute abgelehnt.
Bildnachweis: Professor Dr. Schulte, Eigentümer und Chef der Wölbern Invest KG. / Quelle: Unternehmen.

Die Anwaltskanzlei Gröpper Köpke hat eine Anlegerschutzgemeinschaft zu Wölbern Invest gegründert. „Schulte wollte das Geld prosperierender Fonds an kriselnde Wölbernfonds verleihen. Das hielten wir für rechtswidrig und haben das in vielen Fällen mit Erfolg gerichtlich verbieten lassen“, sagt Rechtsanwalt Matthias Gröpper. „Nichts desto trotz scheint Schulte, meinen wir, Gelder rechtswidrig aus den Fonds entnommen und in den Liquiditätspool gegeben haben. Das wäre eine Veruntreuung des Gesellschaftsvermögens“, fährt er fort

Zweifel am Wert des Wölbern-Immobilienportfolios

Aufsehen erregte Wölbern Invest auch durch die geplante Auflösung der gesamten Sparte für Publikumsfonds, an denen insgesamt 40.000 Anleger beteiligt sind. 30 Immobilien an verschiedenen Standorten in Europa – darunter auch zahlreiche GreenBuildings in Holland -  aus 24 Fonds sollen im Paket verkauft werden. Das sollte 1,4 Milliarden Euro Erlös bringen. Dies stieß jedoch auf Widerstand und teils heftige Kritik der Anleger (ECOreporter.de berichtete (Link entfernt)). Deshalb verweigerte ein Teil der Investoren die Zustimmung zu den Verkaufsplänen. Die Kanzlei  Gröpper Köppke zählt ebenfalls zu den Kritikern der Verkaufspläne: „Die Immobilien sind in vielen Fällen fast nichts mehr wert“, so Rechtsanwalt Matthias Gröpper: „Der niederländische Immobilienmarkt steckt seit Jahren in der Krise. Viele Mieter verlängern nicht. Und Käufer scheint es meistens auch nicht zu geben“, schätzt er. Die Gröpper-Köpke-Rechtsanwältin Nikola Schwadtke fügt hinzu: „Wenn die Immobilien nicht mehr vermietet werden und auch nicht oder zu einem deutlich geringeren Preis verkauft werden können, kassieren am Ende allenfalls die die Objekte finanzierenden Banken.“ Für die Anleger bleibe bei so einem Szenario meistens nichts übrig. Und diese  müssten gegebenenfalls noch einen erheblichen Teil der Ausschüttungen zurückzahlen, so die Juristin. Außerdem weist sie darauf hin, dass bei einigen Fonds Schadensersatzansprüche zum Ende 2013 vor der Verjährung stehen.

Die Kritiker der Verkaufspläne fürchten nicht nur, beim Paketverkauf einen schlechteren Preis erzielen zu können, als bei einzelnen Transaktionen. Ebenfalls in der Kritik stehen die millionenschweren Gebühren, die laut Wölbern für den Paketverkauf fällig werden. Dem war Thomas Kühl, der Generalbevollmächtigte für die Portfolio-Auflösung der Wölbern-Publikumsfonds, stets entgegengetreten. Die Anleger-Kritik führte dennoch dazu, dass bisher lediglich von 18 Fonds die Zustimmung zum Paketverkauf kam. Das ließ den Wert des verkaufbaren Portfolios auf 970 Millionen Euro sinken (mehr dazu lesen Sie hier).
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