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Nachhaltige Aktien, Meldungen, Fonds / ETF
Nach Greenpeace-Kritik an Microsoft – Wie reagieren nachhaltige Aktienfonds mit großen Aktienpaketen des IT-Riesen?
Die Aktie des Unternehmens mit Sitz in Redmont bei Seattle im US-Bundesstaat Washington ist in verschiedenen Nachhaltigkeitsfonds enthalten. Wie reagieren die Fonds auf die Einschätzung von Greenpeace (über die ECOreporter.de berichtete)? Stellen sie Aktie nun auf den Prüfstand, oder verkaufen sie bei nächster Gelegenheit? Treten Sie in Kontakt mit dem Unternehmen und konfrontieren es mit dem Ergebnis des Greenpeace-Rankings? ECOreporter.de sprach darüber mit Vertretern der nachhaltigen Aktienfonds Superior 4, Superior 3, Kepler Ethik Aktienfonds und Vontobel Global Responsibility US Equity Fonds.
Mag. Gerhard Tometschek ist Manager der nachhaltigen Aktienfonds Superior 4 und Superior 3 des Wiener Bankhauses Schelhammer & Schattera. Gegenüber ECOreporter.de verwies er hinsichtlich der Bewertung der Nachrichten zu Microsoft auf die Zusammenarbeit mit der Münchener Ratingagentur oekom research. „Aktuelle Informationen bezüglich eines Unternehmens in unserem Anlageuniversum werden von oekom im monatlichen Ad hoc-Research aufgegriffen und analysiert. Dort kommt es möglicherweise zu einer Herabstufung in dem betroffenen Untersuchungsfeld und eventuell zu einer Änderung des Gesamtratings“, so Tometschek. Ausschlaggebend für die konkrete Reaktion des Fondsmanagements ist seinen Angaben zufolge, ob das Rating des Unternehmens unter das für die Fonds festgelegte Mindestrating fällt. Wenn das passiere, verkaufe man die Wertpapiere des Unternehmens innerhalb eines Monats.
Tometschek weiter: „Die Auswirkungen auf das Rating im konkreten Fall Microsoft kann ich derzeit nicht abschätzen. Bis zu einer Klärung durch oekom research bleibt Microsoft in den Fonds. Als Mitglied der CRIC-Projektgruppe "Engagement" werde ich diesen Bericht natürlich bei der nächsten Sitzung zur Diskussion bringen. Die Investorengemeinschaft CRIC (Corporate Responsibility Interface Center) nimmt die Rechte der einzelnen Mitglieder als Aktionär aktiv wahr und versucht mittels Dialog auf Missstände in den Unternehmen aufmerksam zu machen und zu einer nachhaltigen Lösung zu führen.“
Für die Linzer Kapitalanlagegesellschaft Kepler-Fonds nimmt Clemens Peinbauer Stellung zu Fragen betreffs des hohen Anteils von Microsoft-Aktien im Portfolio des Kepler Ethik Aktienfonds. Man arbeite mit dem Fonds nach dem Best-In-Class-Verfahren, so Peinbauer. Der Researchpartner oekom werte Quellen wie Greenpeace und andere NGO (Nichtregierungsorganisationen) regelmäßig aus. Es sei möglich, dass man das Rating für Microsoft vor dem Hintergrund der neuen Informationen senken werde. Unter ökologischen Aspekten sei Microsoft allerdings auch in der Vergangenheit nicht wirklich gut gewesen.
Peinbauer: „Wichtig ist, die Bedeutung der Kritik in der richtigen Weise abzuschätzen. Wie relevant ist der Teilbereich für das Gesamtunternehmen? Bei Microsoft spielt die Produktion von Hardware eine eher untergeordnete Rolle. Für den Konzern viel wichtiger sind die Bereiche Software, Server und Betriebssysteme. Die Auswirkung der öffentlichen Kritik durch Greenpeace werden insofern deutlich gemindert. Wir halten das bestehende Rating für die Aktie aufrecht und belassen es bei dem Engagement.“
Auch der Vontobel Global Responsibility US Equity Fonds führt die Aktie von Microsoft als eine seiner zehn größten Positionen auf. Falko Paetzold verteidigt für Vontobel das Engagement des Fonds bei dem US-Unternehmen. In der durch Greenpeace zusammen gestellten Vergleichsgruppe befänden sich 18 Unternehmen der Elektronik-Branche, so Paetzold. Dabei sei Microsoft im Geschäftsinhalt sehr unterschiedlich positioniert als die anderen Unternehmen der Vergleichsgruppe, wie z.B. Nokia, SonyEricsson, Apple, HP, Acer, und Nintendo. Der Testgewinner Nokia habe 2008 zirka 69 Prozent seines Umsatzes mit Hardware generiert, demgegenüber habe dieses Geschäft bei Microsoft nur zirka dreizehn Prozent des Gesamtumsatzes ausgemacht. Der starke Fokus des Mobiltelefonherstellers auf die Umweltfreundlichkeit und 'Ungiftigkeit' seiner Produkte sei begrüßenswert, so der Vontobel-Experte, Millionen Menschen würden diese tagtäglich an ihrem Körper tragen. „Nach dem Wesentlichkeitsprinzip ist die Umweltverträglichkeit der Hardwareprodukte ein besonders wichtiger Punkt in der Nachhaltigkeitsleistung von Nokia“, sagt Paetzold.
Wie er weiter argumentiert, sei es jedoch ebenso positiv zu werten, dass der Softwarehersteller Microsoft seinen Nachhaltigkeitsfokus auf die Auswirkungen seines maßgeblichen Hauptproduktes – Software – und die Energieeffizienz seiner substantiellen Serverfarmen lege. „Die Umweltfreundlichkeit und 'Ungiftigkeit' von Hardwareprodukten ist natürlich ein sehr wichtiges, nicht aber unbedingt das wichtigste Nachhaltigkeitsthema im Kontext dieses Softwaregiganten – und steht deshalb nicht im Fokus von dessen Nachhaltigkeitsstrategie“, so Paetzold. Man habe Microsoft nicht auf Basis der Umweltfreundlichkeit seiner Produkte in das Investmentuniversum der Vontobel Global Responsibility Fonds aufgenommen, sondern wegen der Gesamtleistung in den Bereichen Umwelt, Soziales und Betriebsführung.
Vontobel bewerte nicht nur die Umweltleistung von Unternehmen, sondern deren gesamthafte Nachhaltigkeitsleistung entlang einem Drei-Säulenmodell mit den Bereichen Umwelt, Soziales und Betriebsführung, erklärt Paetzold. Die Nachhaltigkeitsleistung von Microsoft sei knapp als 'nachhaltig' / 'gut' bewertet worden, wobei die geringe Leistung im Bereich der Produkte – auch auf Basis der Greenpeace Studie – zu einem Abzug in der Umweltleistung geführt habe. Allerdings habe Microsoft dagegen z.B. gute Systeme zum Wasser- und Energiemanagement von Serverfarmen, und entwickelt Umweltmanagement-Software. Die gute Bewertung der Sozialleistung des Unternehmens fußt demnach unter anderem darauf, dass Microsoft sich z.B. stark für den Zugang armer und benachteiligter Menschen zu moderner Informationstechnologie einsetzt, und umfassende Maßnahmen zur Förderung eines guten Arbeitsumfeldes umsetzt (Förderung von Diversität, Vermeidung von Diskriminierung). Als 'zögerlich' sei die Leistung im Bereich Unternehmensführung eingeschätzt worden. In maßgeblichen Wettbewerbsprozessen sei Microsoft wiederholt zu hohen Bußen verurteilt worden.
Bildhinweis: Firmensitz von Microsoft in Redmont. / Quelle: Unternehmen