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Nachhaltige Geldanlagen im Aufwind - Marktstudie nennt Zahlen zum Wachstum des Sektors

Der nachhaltige Anlagemarkt im deutschsprachigen Raum ist deutlich gestärkt aus der Finanzkrise hervorgegangen. Das stellte heute Volker Weber fest, Vorstandsvorsitzender des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) aus Berlin. Es ist seit 2001 der Fachverband für nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zu seinen mehr als 120 Mitgliedern zählen insbesondere Banken, Versicherungen, Ratingagenturen, Investmentgesellschaften, Vermögensverwalter und Finanzberater. Wie das FNG heute mit dem „Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2010 – Deutschland, Österreich und die Schweiz“ bekannt gab, legten nachhaltige Investments 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 67 Prozent auf rund 38 Milliarden Euro zu. Demnach erreichten die Märkte im Untersuchungsjahr in allen drei Ländern historische Volumenhochs.

„Die Branche befindet sich in bester Verfassung“, zeigte sich Weber angesichts der neuen Zahlen erfreut. Zugleich verwies der FNG-Vorstandsvorsitzende auf die Notwendigkeit, die Rahmenbedingungen für diesen Markt weiter zu verbessern. Nur so lasse sich gewährleisten, dass die Gesellschaft noch stärker als bisher von den positiven sozialen und ökologischen Lenkungseffekten der nachhaltigen Geldanlagen profitieren kann.

Im Jahr 2009 hatte laut Studie allein der nachhaltige Anlagemarkt in Deutschland mit einem Gesamtvolumen in Höhe von 13 Milliarden Euro ein Plus von 68 Prozent zu verzeichnen. In Österreich hat das Volumen der nachhaltigen Investments seit 2008 um 165 Prozent zugelegt und summiert sich auf etwa zwei Milliarden Euro. Die Schweiz wartet mit einem Plus von 63 Prozent auf und behauptet mit einem nachhaltigen Gesamtvolumen von 23 Milliarden Euro ihre traditionell starke Position. Auch was die weitere Entwicklung des Marktes betrifft, gibt die Studie Anlass zum Optimismus. Die befragten Finanzdienstleister erwarten auch in den kommenden Jahren weitere Zuwächse.

Auf eine interessante Entwicklung bei den Investoren machte die FNG-Geschäftsführerin Claudia Tober aufmerksam. „Wir beobachten in Deutschland und der Schweiz, dass private Investoren in nachhaltige Geldanlagen gegenüber den institutionellen Investoren Marktanteile hinzugewinnen“. Entgegen diesem Trend nähmen jedoch in Österreich die institutionellen Investoren nach wie vor eine sehr exponierte Position ein, führt die Volkswirtin aus. Laut dem Marktbericht liegt deren Anteil hier bei 84 Prozent. Tober hob in diesem Zusammenhang hervor, dass institutionellen Investoren aus Sicht der Finanzdienstleister in allen drei Ländern besondere Bedeutung zukommt. Der Studie zufolge wird von dieser Investorengruppe unisono der stärkste Impuls für ein weiteres Wachstum in den kommenden Jahren erwartet.

Der Markbericht gibt nicht nur Auskunft zum nachhaltigen Segment selbst, sondern ordnet es auch in den gesamten Anlagemarkt des jeweiligen Landes ein. Für Deutschland ergibt sich so ein Anteil der nachhaltigen Investments am Gesamtmarkt von knapp 0,8 Prozent. In Österreich beläuft sich die entsprechende Quote auf 1,5 Prozent. Die Schweiz verzeichnet einen Anteil nachhaltiger Fonds am Gesamtvolumen der dortigen Fonds von 3,8 Prozent. Im Vergleich zum letzten FNG-Marktbericht entspricht das in Deutschland, Österreich und der Schweiz jeweils einem Zugewinn an Marktanteilen.

Auch zu der breiten Palette der nachhaltigen Anlagestrategien hält der Markbericht detaillierte Informationen bereit. So hat er für Deutschland gezeigt, dass nach der Verwendung von wertbasierten Ausschlusskriterien wie Rüstung oder ausbeuterische Kinderarbeit die Einzelstrategie „Best-In-Class“ am häufigsten Verwendung findet. Hierbei handelt es sich um einen Ansatz, bei dem diejenigen Unternehmen ausgewählt werden, die im Branchenvergleich in ökologischer, sozialer und ethischer Hinsicht am besten abschneiden. In Österreich ist der Einzel-Ansatz am weitesten verbreitet, nachdem Ausschlüsse auf der Grundlage von Normen vorgenommen werden, wie sie beispielsweise die UNICEF oder die ILO bereithalten. Nachhaltige Themenfonds, die auf einen bestimmten Sektor wie Wasser oder Energie fokussieren, gibt es in der Schweiz vergleichsweise häufig. Auch in der Schweiz ist Best-In-Class die wichtigste Anlagestrategie.


Bildhinweis: Firmensitz der Ban Sarasin in Basel, eine Pionierin des Nachhaltigen Investments in der Schweiz. / Quelle: Unternehmen


Das FNG legt mit dem „Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2010 – Deutschland, Österreich und die Schweiz“ bereits das vierte Mal umfassendes Datenmaterial zum nachhaltigen Anlagemarkt im deutschsprachigen Raum vor. In Deutschland und Österreich hat das FNG selbst Assetmanager, institutionelle Investoren und andere Anbieter wie Banken oder Pensionsfonds befragt. Die Daten für die Schweiz hat das Beratungsunternehmen onValues mit Unterstützung der FNG-Regionalgruppe Schweiz erhoben. Die Methodik der Studie ist mit dem europäischen Dachverband Eurosif (European Sustainable Investment Forum) abgestimmt. Die Daten wurden insgesamt in 15 europäischen Ländern erhoben. Eurosif präsentiert die neueste Studie zum europäischen Markt, in die auch die Daten aus dem Markbericht einfließen, am 13. Oktober.
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