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Nachhaltiges Investment in Europa weiter auf Wachstumskurs - Marktstudien von Eurosif und dem Forum für Nachhaltige Geldanlagen

In Europa befindet sich das nachhaltige Investment weiter auf dem Vormarsch. Das geht aus einer aktuellen Marktstudie hervor, die Eurosif, der europäische Dachverband für Nachhaltige Geldanlagen (European Forum for Sustainable Investment), veröffentlicht hat. Sie erfasst die Entwicklung bis 2011. Es handelt sich um die fünfte Marktstudie des Verbandes, die letzte basierte auf Daten aus 2009.

Die bedeutendste Triebfeder des Wachstum ist laut der von Eurosif-Geschäftsführer Francois Passant vorgestellten Untersuchung weiterhin die Nachfrage institutioneller Investoren. Sie repräsentieren einen Marktanteil von 94 Prozent, während es 2009 noch 92 Prozent waren. Insgesamt wenden europäische Investoren der Studie zufolge ein breites Spektrum an nachhaltigen Anlagestrategien an, häufig in Kombination: Nachhaltige Themenfonds, Best-in-Class, Normbasiertes Screening und Ausschlüsse (also der Einsatz von Positiv- und Negativkriterien), Integration von ESG-Aspekten (ESG = Ökologie, Soziales, Governance) , Engagement und Stimmrechtsausübung sowie Impact Investment (Impact Investments sind Investments, die eher nachrangig finanziellen Renditen anstreben du vorrangig gesellschaftliche Auswirkungen bezwecken).

Das Wachstum jeder einzelnen Anlagestrategie, die im Rahmen der Studie untersucht wurde, war laut eurosif stärker als das Wachstum des gesamten Asset Management Marktes. Vier der genannten Strategien seien zwischen 2009 und 2011 um mehr als 90 Prozent gewachsen. Normbasiertes Screening sei die am schnellsten wachsende Strategie mit einem geschätzten Volumen von 2,3 Billionen Euro, was im Vergleich zum 2009 einem Plus von 137 Prozent entspreche. Daneben hätten Ausschlüsse bestimmter Branchen, Unternehmen oder Verfahren und der Best-in-Class Ansatz ein Wachstum der nachhaltig verwalteten Vermögenswerte in Höhe von 119 und 113 Prozent erfahren. Mit einem Zuwachs von fast 17 Prozent hätten auch Engagement und die Stimmrechtsausübung zugelegt, also Anlagen mit dem Investmentansatz, bei Unternehmen durch direkte Einflussnahme auf mehr Nachhaltigkeit hinzuwirken. Geldanlagen mit der Strategie der Integration von ESG-Aspekten sind im gleichen Zeitraum um 14 Prozent gewachsen.

Europäische Investoren wenden zunehmend laut der Eurosif-Studie Investment-Politiken an, die bestimmte Typen von Waffen ausschließen. Bei fast 50 Prozent der gesamten nachhaltig verwalteten Vermögenswerte in Europa werde eine Investmentpolitik angewendet, nach der Unternehmen, die bestimmte Waffen produzieren, ausgeschlossen werden. Am häufigsten beziehe sich diese Investmentpolitik auf internationale Konventionen zu Streumunition und Anti-Personen-Minen.

Zu Eurosifs Mitgliedern zählen institutionelle Investoren, Forschungsinstitute, Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen. Der Verband ist nicht Profit orientiert und repräsentiert durch seine Mitglieder über eine Billion Euro an Vermögen. Der Eurosif-Vorstand besteht aus Vorstandmitgliedern oder Geschäftsführern der nationalen Sustainable Investment Forums (SIFs) aus Frankreich, Deutschland, Österreich und der Schweiz, den Niederlanden, Spanien, Schweden und Belgien. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) aus Berlin hat einen Marktbericht zur Entwicklung der Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz veröffentlicht. Auch dieser bezieht sich aus Daten aus 2011.

Laut diesem „Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2012“ konnten die nachhaltigen Anlagemärkte in Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen um knapp zehn Prozent zulegen. Das Marktvolumen aller drei Länder summiert sich auf 103,5 Milliarden Euro. Daneben steht mehr als eine Billion Euro per Anlagepolitik Herstellern von Streumunition nicht zur Verfügung.

„Die Anlagestrategie, Investments in ethisch bedenkliche Bereiche von vorneherein auszuschließen, ist im Mainstream angekommen“, stellt dazu der Volker Weber fest, der Vorstandsvorsitzende des FNG. „Es ist ein großer Fortschritt für uns alle, dass immer mehr Finanzinstitute Herstellern von Streumunition den Hahn zudrehen“, fügte der Finanz- und Nachhaltigkeitsexperte hinzu. Das kräftige Wachstum bei den nachhaltigen Anlagemärkten bezeichnet Weber als „einen beachtlichen und wichtigen Beitrag zu einer nachhaltiger ausgerichteten Wirtschaft.“

Bildhinweis: Volker Weber. / Quelle: FNG

Zum Volumen der nachhaltigen Anlagemärkte in den drei Ländern, das über den Ausschluss von Herstellern kontroverser Waffen hinaus geht, haben dieser Studie zufolge vor allem Deutschland und Österreich mit Wachstumsraten von 11 und 62 Prozent beigetragen. In Österreich und in der Schweiz stiegen bei Publikumsfonds und Mandaten die Marktanteile nachhaltiger Geldanlagen bei institutionellen Investoren. In Deutschland verzeichnet das FNG dagegen ein Plus bei den privaten Investoren.

Die FNG-Geschäftsführerin Claudia Tober verweist darauf, dass die Nachfrage institutioneller Investoren jedoch in allen drei Ländern als wichtigste Triebfeder für ein weiteres Marktwachstum gilt. „Die Vermögensverwalter sehen die weitere Marktentwicklung äußerst optimistisch“, ergänzt Tober. „Mit Blick auf die zukünftige Entwicklung der verschiedenen Nachhaltigkeitsstrategien erwarten viele Befragte einen Bedeutungszuwachs der Integration ökologischer, sozialer und Governance-Kriterien in die traditionelle Finanzanalyse.“

Nach den Ausschlusskriterien war 2011 bei allen drei Ländern zusammen die Anlagestrategie Best-in-Class am bedeutendsten. Bei diesem Ansatz investieren die Vermögensverwalter in Unternehmen, die bei Nachhaltigkeits-Aspekten am besten abschneiden. Die Anlagestrategie Integration belegt Platz drei.
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