Erneuerbare Energie

Nachholbedarf bei Investitionen in erneuerbare Energie

Deutschland entgehen durch fehlende Investitionen jedes Jahr Wachstumschancen in Höhe von mindestens 0,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das haben Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) errechnet. Die Berliner Wirtschaftsforscher sehen unter anderem im Bereich der erneuerbaren Energien einen großen Investitionsbedarf, um Wachstumschancen zu nutzen. Insgesamt plädieren sie für „eine Investitionsagenda von zusätzlichen staatlichen und privaten Investitionen in Höhe von drei Prozent des BIP oder rund 75 Milliarden Euro im Jahr“. Allein den Investitionsbedarf der Maßnahmen zur Energiewende zwischen 2014 und 2020 beziffert das DIW mit 31 bis 38 Milliarden Euro pro Jahr.

Diese Mittel müssen laut dem Institut in den Bereichen erneuerbare Energien, Netze, Systemintegration und energetische Gebäudesanierung investiert werden. „Um Privatleute und Unternehmen an Bord zu holen, muss man ihnen vor allem verlässliche Investitionsbedingungen bieten“, betont DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert. „Diskussionen wie über die Abschaffung oder rückwirkende Veränderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes sind schädlich. Sie schrecken Investoren ab“, ergänzt DIW-Klimaexperte Karsten Neuhoff und bezieht sich damit auf Pläne von Bundesumweltminister Peter Altmaier. Der hatte eine so genannte „Strompreis-Bremse“ vorgeschlagen und dafür empfohlen, die EEG-Vergütung von bereits laufenden Grünstromanlagen anzuzapfen. Er mit seinen Vorschlägen aber am Widerstand des Bundesrates gescheitert (wir berichteten).

Wie das DIW ermittelt hat, stammen heute rund 40 Prozent der Investitionen in regenerative Energien von Privatpersonen. Es folgen Projektierer mit 14 Prozent und Landwirte mit elf Prozent vor den großen Energieversorgern mit einem Anteil von lediglich sieben Prozent an den Gesamtinvestitionen. Laut DIW-Energieexpertin Kemfert müssen in den kommenden Jahren verstärkt Großinvestoren dafür gewonnen werden. Dafür seien stabile Rahmenbedingungen und Investitionssicherheit unverzichtbar.

Im Sommer 2012 hatte eine DIW-Studie von Großbanken gefordert, dass sie sich als Gegenleistung für die Bankenrettung verstärkt an der Finanzierung der Energiewende beteiligen. Der Anteil von Banken und Fonds an der Finanzierung der Energiewende sei bislang sehr gering. Näheres dazu erfahren sie in einem Beitrag von ECOreporter.de, zu dem Sie per Mausklick gelangen.

Laut dem DIW zählt die deutsche Investitionsquote zu den niedrigsten weltweit. Allein um den Durchschnitt des Euroraums zu erreichen, wären jedes Jahr zusätzliche Investitionen in Höhe von rund drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts notwendig. Die Notwendigkeit für zusätzliche Investitionen sehen die Forscher außer im Bereich der erneuerbaren Energie auch bei der Verkehrsinfrastruktur bei der Bildung. DIW-Präsident Marcel Fratzscher: „Die Investitionslücke muss geschlossen werden. Der gegenwärtige Zeitpunkt ist richtig dafür, der finanzielle Spielraum ist da.“
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