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Neue Wendungen im Solarstreit der EU mit China

Chinesische Solarhersteller nutzen ein neues Schlupfloch, um Photovoltaikkomponenten am Zoll vorbei an Kunden in der EU zu liefern. Darauf weist das PV-Magazin in seiner Online-Ausgabe hin. Demnach haben etliche Unternehmen aus der Volksrepublik kurz vor dem EU-Beitritt von Kroatien am 1. Juli in den Adria-Staat geliefert, um die Solarprodukte von dort aus jetzt als zollfreien Weiterimport zu liefern.

Seit vier Wochen erheben die EU-Staaten auf Solartechnik aus China einen Strafzoll in Höhe von 11,8 Prozent. Diese Antidumpingzölle hat die EU-Kommission festgelegt, um damit die von ihr ermittelten unfaire Unterstützung chinesischer Solarhersteller durch staatliche Stellen wie die Staatsbanken zu sanktionieren. Sie gelten bis zum 5. August und werden dann automatisch angehoben. Es sei denn, dass die Verhandlungen von China und der EU-Kommission über eine Einigung um Streit um die Antidumpingzölle gelangen die Unterhändler zu einer Einigung.

Eine solche zeichnet sich dem Artikel zufolge sogar ab. So könnten die Chinesen Mindestimportpreise für Solarmodule akzeptieren. Hier schlägt die EU-Kommission einen Mindestpreis von 65 Eurocent je Watt Solarstromleistung vor, wie das PV-Magazin unter Berufung auf Industriekreise anführt, „die Zugang zur chinesischen Verhandlungsdelegation haben“. Das lehne die Gegenseite zwar ab, sie könne sich aber möglicherweise mit einem Mindestpreis von 0,50 Eurocent pro Watt arrangieren. Im Mai waren chinesische Solarmodule in Deutschland im Schnitt mit 0,54 Eurocent pro Watt gehandelt worden (wir berichteten).

Für deutsche Produkte hatte der Durchschnittspreis bei 0,78 Euro gelegen. Sie wären auch nach einem solchen Kompromiss weiter teurer als die Konkurrenzprodukte aus Fernost. Würden Mindestimportpreise für Solarmodule aus China festgelegt, hätten sie aber die Chance, sich deren Preisniveau anzunähern. In den letzten Jahren hatten die Konkurrenten aus China die westlichen Hersteller mit ständigen Preissenkungen stark unter Druck gesetzt. Bei Mindestimportpreisen würde diese Abwärtsspirale bei den Modulpreisen wohl zumindest vorübergehend gebremst und hätten die Hersteller aus der EU eine Chance, ihre Kosten so stark zu verringern, dass sich ihre Produktion wieder rechnet.

Allerdings – das geben Kritiker der Antidumpingzölle zu bedenken – droht auch die Nachfrage für Solarmodule zu sinken, wenn sie nicht immer billiger werden. Schließlich haben viele EU-Staaten die Solarstromtarife gekappt und streben sie weitere Einschnitte an. Zudem könnten die chinesischen Hersteller, die zuletzt etwa zwei Drittel der Jahresproduktion abdeckten, künftig einfach einen Bogen um den europäischen Absatzmarkt machen und etwa stärker nach Japan exportieren, wo der Ausbau der Photovoltaikkapazität im Gegensatz zu Europa boomt und attraktive Solarstromtarife gelten. Einige große Solarhersteller aus China halten sich schon jetzt bei den Auslieferungen nach Europa auffallend zurück.
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