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Neue Zahlen von SolarWorld - hat die Aktie Potential?

Die SolarWorld AG hat miserable Zahlen für das Geschäftsjahr 2013 veröffentlicht. Nach vorläufigen Berechnungen brach der Umsatz im vergangenen Jahr um 25 Prozent ein und fiel erneut ein Fehlbetrag in dreistelliger Millionenhöhe an. Auch für das laufende Geschäftsjahr rechnet der Solarkonzern aus Bonn mit einem deutlichen Verlust.

Wie SolarWorld bekannt gab, brach in 2013 der Absatz im Heimatmarkt Deutschland stark ein. Das erklärt das Unternehmen zum einen mit dem „weiterhin niedrigen Preisniveau“, zum anderen mit einer „Kaufzurückhaltung“ angesichts der existentiellen Krise des Solarkonzerns, der den Kopf nur mit einer harten finanziellen Restrukturierung aus der Schlinge ziehen konnte. Erhöhte Absätze in anderen Regionen wie dem boomenden Soalrmarkt der USA konnten dies nicht ausgleichen. So schrumpfte der Absatz gegenüber 2012 von 608 auf 588 Megawatt (MW). Der Umsatz sackte von 606 auf 456 Millionen Euro ab.

Beim Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) ergaben die vorläufigen Berechnungen von SolarWorld mit einem Minus von 192 Millionen Euro. Immerhin liegt dieser Fehlbetrag deutlich unter dem EBIT-Verlust von 620 Millionen Euro in 2012. Dass die Verluste deutlich verringert wurden, erklärt das Unternehmen mit Restrukturierungsmaßnahmen wie etwa einer Reduzierung bei den Materialaufwendungen. Zum 31. Dezember 2013 verfügte die SolarWorld allerdings lediglich über liquide Mittel in Höhe von 163,7 Millionen Euro. Ende 2012 hatten sich die flüssige Mittel noch auf 224,1 Millionen Euro summiert. Ende Februar 2014 hatte SolarWorld eine umfassende finanzielle Restrukturierung erfolgreich abschließen können. Dabei wurde ein harter Kapitalschnitt durchgeführt, der für die Altaktionäre fast einem Totalverlust ihrer Beteiligung gleichkam. Schonender verlief die finanzielle Sanierung für Anlager, die in Anleihen des Solarkonzerns investiert hatten. Auch sie mussten Einbußen hinnehmen, allerdings hielten sich diese in Grenzen (per  Mausklick  gelangen Sie zu einer Unternehmenmitteilung hierzu). Zudem wurden sie mit Aktienpaketen bedient und könnten davon profitieren, wenn die Aktie von SolarWorld wieder an Wert gewinnt. Das allerdings erscheint vorerst fraglich.

Für das laufende Geschäftsjahr 2014 stellt der Solarkonzern einen EBIT-Verlust in Höhe von 20 bis 35 Millionen Euro in Aussicht. SolarWorld werde wohl erst in 2015 wieder ein positives operatives Ergebnis erzielen, hieß es. Dann soll auch das Umsatzvolumen wieder die Marke von einer Milliarde Euro erreichen, so wie in den Jahren 2009 bis 2011. Für 2014 strebt der Solarkonzern ein Umsatzwachstum auf 680 Millionen Euro an. Hierzu soll auch die Übernahme von Produktionslinien der Bosch Solar Energy AG am Standort Arnstadt in Thüringen beitragen, die für den 12. März 2014 geplant ist (wir  berichteten).

Doch selbst wenn diese Pläne aufgehen: SolarWorld hat den Anschluss an die größten Solarkonzerne der Welt verloren. Die sitzen vor allem in China und profitieren im Gegensatz zu den Bonnern davon, dass sich der internationale Photovoltaikmarkt stark nach Asien verlagert hat. Dort wächst die Nachfrage für Solarkomponenten in riesigen Schritten, und SolarWorld bekommt von diesem Kuchen fast nichts ab. Chinesische Solarhersteller dagegen sichern sich große Anteile davon und können so immer großere Absätze erreichen, dabei durch die damit verbundenen Skaleneffekte immer günstiger produkzieren und so ihren Preisvorteil gegenüber SolarWorld weiter ausbauen.

Der deutsche Solarkonzern muss dagegen versuchen, vom Solarboom in den USA zu profitieren, der aber viel geringer ausfällt als der in Asien, wo etwa in China allein in diesem Jahr rund 14 Gigawatt (GW) Solarstromkapazität neu aufgestellt werden dürften nach rund zwölf GW in 2013. Zum Vergleich: Deutschland, der wichtigste Absatzmarkt von SolarWorld, erreichte im vergangenen Jahr nur einen Wert von drei GW und dürfte diesen auch in 2014 kaum überschreiten. Das ist eine Folge der starken Einschnitte bei den festen Einspeisetarifen für Solarstrom. Und in den USA gingen 2013 neue Solaranlagen mit knapp fünf GW neu ans Stromnetz. Dort ist man ebenfalls weit von den Wachstumsraten Chinas entfernt. Und SolarWorld muss sich hier mit den Platzhirschen First Solar aus Arizona und SunPower aus Kalifornien messen, die ihren Heimatmarkt dominieren und ebenfalls weit höhere Stückzahlen produzieren als die Bonner. Daher können sie etwa Materialien günstiger einkaufen, einfach weil sie größere Mengen abrufen, und so ihre Kosten je Einheit weiter verringern (Skaleneffekte). Die Kosten sind zwar nicht so gering wie bei den chinesischen Konkurrenten, aber geringer als bei SolarWorld. Außerdem sind First Solar und SunPower auch im Gegensatz zum deutschen Solarkonzern stark im margenträchtigen Projektgeschäft aktiv. All dies bringt SolarWorld auch gegenüber der US-Konkurrenz ins Hintertreffen. So stecken die Bonner weiter in dem Dilemma, nur im europäischen Photovoltaikmarkt eine führen Position zu besitzen. Der aber stagniert, da es sich hier immer wenige lohnt, in neue Solaranlagen zu investieren.

Es ist daher nicht absehbar, dass SolarWorld wieder in die Erfolgsspur zurück findet. Das Unternehmen kann nur darauf setzen, im Geschäft zu bleiben, bis auch wieder in Europa die Nachfrage deutlich anzieht. Etwa wenn - wie von vielen Experten in einigen Jahren erwartet – Solarstrom preislich das Niveau von herkömmlich erzeugtem Strom erreicht. Dann würde es sich wieder stärker lohnen, in Solaranlagen zu investieren. Aber noch immer könnten chinesische Hersteller dann ihre Module günstiger anbieten als SolarWorld. Das aber sind keine guten Aussichten für die Aktie des Solarkonzerns, der mit seinem harten Sanierungskurs zu Lasten der Altaktionäre zudem viele potentielle Neu-Aktionäre verschreckt hat. Deshalb raten wir von einem Investment in den Anteilsschein ab.

Die Aktie von SolarWorld legte heute im Xetra bis elf Uhr um sieben Prozent auf 18,30 Euro zu.

SolarWorld AG: ISIN: DE000A1YCMM2 / WKN: A1YCMM
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