Nachhaltige Aktien, Meldungen

Öko-Test Holding AG stemmt sich erfolgreich gegen die Krise – ECOreporter.de sprach mit Chefredakteur Jürgen Stellpflug

Das Frankfurter Verlagsunternehmen Öko-Test Holding AG stemmt sich erfolgreich gegen die Krise. Das geht aus dem Aktionärsrundbrief der Gesellschaft hervor, der ECOreporter.de vorliegt. Wir sprachen mit Öko-Test Vorstand und Chefredakteur Jürgen Stellpflug über die Entwicklung seines Unternehmens.

Im Laufe der letzten fünf Jahre hat Öko-Test laut dem Rundbrief die Effizienz im Verlag deutlich gesteigert. Im Jahr 2002/2003 haben demnach insgesamt 67 Mitarbeiter auf 52 Vollzeitstellen 25 Hefte herausgebracht. Seither sei die Zahl der Hefte kontinuierlich gestiegen und die Zahl der Mitarbeiter gesunken. Im Jahr 2008 hätten 55 Mitarbeiter auf 46,6 Vollzeitstellen insgesamt 35 Hefte produziert. Von 2007 auf 2008 habe die Summe der Personalkosten über alle Firmen um 130.000 Euro abgenommen. Die durchschnittliche Mitarbeiterzahl sei von 47,07 im Jahr 2007 auf 46,63 im Jahr 2008 gesunken.

Trotz der Einsparungen ist das Ergebnis vor Steuern den Angaben zufolge mit 532.000 Euro leicht zurück gegangen (Vorjahr: 576.000 Euro). Der Kassenbestand (Bankguthaben) stieg leicht von 5,16 Millionen Euro auf 5,3 Millionen Euro. Der Großaktionär der Öko-Test, die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft mbH (DDVG), hat laut dem Bericht ein Darlehen der Gesellschaft vollständig zurück bezahlt. Die Mittel aus diesem Darlehen in Höhe von 2,5 Millionen Euro seien in einem Fonds angelegt worden, der ständig und weitgehend steuerfrei Gewinne erwirtschafte. Wie Öko-Test-Chefredakteur Stellpflug auf Nachfrage von ECOreporter.de erklärt, handelt es sich dabei nicht um einen Nachhaltigkeitsfonds. „Wir wollten kein Risiko eingehen“, so Stellpflug. Der Fonds biete die Chance auf sichere Renditen, die etwa ein Prozent über dem Festgeldzins lägen. Zudem bestehe überhaupt kein Verlustrisiko.

Mit einem Kassenbestand in Höhe von 5,3 Millionen Euro und den 2,5 Millionen Euro aus dem Fonds verfügt das Unternehmen über mögliche liquide Mittel von 7,8 Millionen Euro. Weshalb gibt es dennoch keine Ausschüttungen an die Aktionäre? Stellpflug: „Daran ist nicht zu denken, weil die hohe Liquidität aus Abschreibungen herrührt. Die können wir aus rechtlichen Gründen nicht ausschütten. Der aufgelaufene Bilanzgewinn in der Holding beträgt nur 560.000 Euro. Wenn wir davon 510.000 Euro ausschütten, wären das nur zehn Cent pro Aktie. Ein Anleger mit 10.000 Aktien erhielte zwar 1.000 Euro. Die meisten Aktionäre besitzen aber nur Aktienpakete mit 256 oder 511 Aktien, das geht auf die ursprünglichen Beteiligungen an der Genossenschaft im Volumen von 500 und 1000 DM zurück. Diese Kleinstaktionäre würden nur 25 bis 50 Euro Ausschüttung erhalten, gleichzeitig entstünde für das Unternehmen ein hoher Verwaltungsaufwand. Mir ist in diesem Zusammenhang wichtig: Neben der DDVG als Großinvestor haben wir nur wenige Aktionäre, die sich aus rein finanziellen Motiven am Unternehmen beteiligt haben. Dagegen sind noch viele dabei, für die ideelle Anliegen im Vordergrund standen. Insgesamt umfasst der Aktionärsstamm noch 900 Aktionäre.“

Wie Stellpflug im Gespräch mit ECOreporter.de weiter erklärt, ist der Handel mit Aktien der Öko-Test über das Forum auf der Internetseite oekotest.de vollständig zum Erliegen gekommen. Neben ihm selbst als zweitgrößtem Aktionär würden noch einige Mitarbeiter Aktien der Gesellschaft halten. Das Instrument eines Aktionsoptionsprogramms für Mitarbeiter nutze man jedoch nicht.

Soll das Unternehmen mittelfristig eine öffentliche Gesellschaft bleiben? Stellpflug verweist in dieser Frage auf die DDVG: „Was in der Holding passiert kann ich Ihnen nicht sagen. Das hängt davon ab, ob die DDVG erneut ein Kaufangebot vorlegt. Sie hält zurzeit 66 Prozent der Aktien.“

Die Umsatzerlöse der Unternehmensgruppe sind laut dem Aktionärsbrief von 2007 auf 2008 um gut 1,2 Millionen Euro gefallen, von 11,2 Millionen Euro auf 9,97 Millionen Euro. Gleichzeitig hätten die Anzeigenumsätze 2008 einen neuen Höchststand von gut 4,2 Millionen Euro erreicht. Man erwarte, dass sie in 2009 zumindest für das Öko-Test-Magazin noch einmal steigen.

Wie sieht die Strategie von Öko-Test für die kommenden drei und fünf Jahre aus? „Ich glaube nicht, das man zurzeit auf diesen Zeitraum planen kann“, sagt Stellpflug im Gespräch mit ECOreporter.de. In der Verlagsbranche herrsche große Ratlosigkeit. Öko-Test habe in der Vergangenheit vieles ausprobiert. Es seien gute Ideen dabei gewesen, allerdings habe man die Marktmacht von großen Konkurrenten unterschätzt. Für 2010 plant Öko-Test seinen Angaben zufolge, seine Tests in anderen europäischen Ländern in vier verschiedenen Sprachen anzubieten. Um die Kosten gering zu halten, sollten die Tests zunächst nur über das Internet vertrieben werden. „Wir haben diese Möglichkeiten in der Vergangenheit eher stiefmütterlich behandelt, obwohl schon seit Jahren gute Kontakte bestehen“, so Stellpflug. Um welche Sprachen und Länder es sich handelt, will er auf Nachfrage nicht verraten. Nur so viel: „Wir wären in den Ländern wie in der Vergangenheit in Deutschland die Ersten zu diesem Thema. Im Inland feiern wir nächstes Jahr übrigens unser 25-jähriges Bestehen!“

Bilder: Jürgen Stellpflug; Blick vom Sitz der Öko-Test auf die Frankfurter Skyline. / Quelle: ECOreporter.de
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