Pestizideinsatz auf einer Palmöl-Plantage: Regenwälder werden abgeholzt, um die Nachfrage zu decken. / Foto: Inge Altmeier

  Gut erklärt - Palmöl

Palmöl – ein billiger Alleskönner

Palmöl gilt als das mit Abstand wichtigste pflanzliche Fett der Welt. Aber der Anbau hat Folgen für Mensch und Umwelt.

Mit 3,5 bis 4 Tonnen Öl pro Hektar ist die Ölpalme eine der ertragreichsten und effizientesten Ölpflanzen überhaupt. Weil sie vergleichsweise leicht anzubauen, günstig und zugleich vielseitig wie kaum ein anderer Rohstoff ist, steckt Palmöl in etwa jedem zweiten Supermarkt-Produkt. Das berichten Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace und WWF.

Palmöl ist cholesterin- und gentechnikfrei und lässt sich chemisch leicht umbauen: Es macht Margarine fest und Schokolade zart. Enthalten ist es auch in Lippenstift und Cremes, Shampoos, Deodorants, Waschmitteln und Lebensmitteln wie Speiseeis oder Fertiggerichten. Auch als Energielieferant für Bio-Diesel und Blockheizkraftwerke wird der "Alleskönner-Rohstoff" massenhaft eingesetzt.

Wer produziert? Wo und wer sind die Abnehmer?

66 Millionen Tonnen Palmöl werden weltweit pro Jahr produziert, die Mehrheit stammt von Plantagen in Malaysia und Indonesien. Die Anbauflächen dort haben sich seit 1990 verzehnfacht. Laut WWF plant allein Indonesien, die Plantagen bis 2025 auf 20 Millionen Hektar auszudehnen. Denn der weltweite Bedarf ist ungebrochen. Der größte Importeur ist Indien vor der EU, China und Pakistan.

Deutschland importiert im Jahr rund 1,4 Millionen Tonnen. Ursprünglich war Palmölanbau das Geschäft von Kleinbauern. Zu den wichtigsten Produzenten der Gegenwart zählen Großkonzerne wie Wilmar International aus Singapur. Die größten Abnehmer der Palmölindustrie sind Lebensmittel- und Konsumgüterkonzerne wie Unilever, Nestlé und Henkel.

Wie nachhaltig kann Palmölproduktion sein?

Die Industrie baut Ölpalmen in riesigen Monokulturen an. Wo einmal Wälder wuchsen, stehen Ölpalmen in Reih und Glied. Das heißt, die natürliche Vielfalt wird massenhaft durch Flächen ersetzt, auf denen nur Ölpalmen stehen. Um den wachsenden Bedarf stillen zu können, werden Tropen- und Regenwälder in Asien seit Jahren systematisch in riesige Plantagen umgewandelt.

Wertvolle Torfböden und Sumpfwälder werden trockengelegt, natürliche Wälder großflächig abgeholzt oder niedergebrannt. Die Vernichtung der natürlichen Lebensräume der heimischen Tierwelt wird billigend in Kauf genommen.

Korruption und Kinderarbeit: Menschenrechte mit Füßen getreten

Oft greifen die Palmöllieferanten zu rabiaten Methoden, darunter Bestechung lokaler Behörden und sogar der illegale Abriss ganzer Dörfer. Besonders schwerer Kritik wegen Menschenrechtsverletzungen sieht sich der Hersteller Wilmar International ausgesetzt. In Indonesien und Malaysia sorgt der steigende Bedarf an Palmöl dafür, dass auch Kinder auf den Plantagen arbeiten. Darauf weisen unter anderem Amnesty International und die Arbeitsrechtsorganisation International Labour Organization (ILO) hin.

Die gewaltige Menge des benötigten Palmöls macht die Kontrolle in Sachen Nachhaltigkeit beinahe unmöglich. Denn Palmöl wird nicht nur in der Konsumgüterindustrie immer wichtiger. Es wird auch als Biotreibstoff für Blockheizkraftwerke verfeuert. Für Palmöl-Gegner verschärft sich damit das Problem der massenhaften Entwaldung in den Tropen noch weiter.

Palmölfrei leben wie geht das?

Nachhaltig denkende Verbraucher haben es beim Thema Palmöl schwer. Ganz palmölfrei zu leben, ist möglich. Wer das tun möchte, muss aber auf Fertiggerichte und Gewürzmischungen ebenso verzichten wie auf den Großteil aller Kosmetika, Seifen und Waschpulver. Selbst Biolebensmittel setzen auf Palmöl. Es gibt Produkte der Marken Rapunzel und Alnatura, die es enthalten und trotzdem das Bio- oder Fairtrade-Siegel tragen.

Dieses Palmöl stammt nach Angaben der Umweltschutzorganisation Rettet den Regenwald vom Lieferanten Daabon, einem Hersteller, der im Norden Kolumbiens Plantagen betreibt auf Flächen, wo niemals Regenwald gewachsen ist. Dennoch ist es mit der Nachhaltigkeit dieses Bio-Palmöls den Umweltschützern zufolge nicht weit her.

Sie werfen der Daabon-Gruppe unter anderem Wasservergeudung, Umweltverschmutzung und die Vertreibung von Kleinbauern vor. Daher verdiene Daabon weder ein Biosiegel für ökologische Landwirtschaft noch das Fairtrade-Siegel, heißt es auf der Internetseite von Rettet den Regenwald.

Was also tun? Das Internet bietet weiße Listen, auf denen Unternehmen und Produkte vermerkt sind, die auf Palmöl verzichten. Verbraucherschützer kritisieren diese jedoch als wenig verlässlich. Daher bleibt nur, in der Küche möglichst viele frische Produkte, beispielsweise von heimischen Biobauern, zu verwenden.

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