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Photovoltaik-Weltmarkt wird immer heterogener

In diesem Jahr wird der weltweite Photovoltaikmarkt zwar deutlich anziehen. Doch dieses Wachstum birgt aber auch neue Herausforderungen für Solarhersteller. Denn die Nachfrage verteilt sich auf immer mehr Länder und wird regional deutlich schwanken. Das geht aus aktuellen Marktanalysen hervor.  


So sagt das US-Marktforschungsunternehmen IHS iSuppli aus El Segundo in Kalifornien für 2013 voraus, dass der weltweite Photovoltaik-Markt in diesem Jahr um 12 Prozent auf 35 Gigawatt (GW) wachsen wird. Davon sollen satte 15 GW auf die Nachfrage für Solarprodukte aus Asien entfallen. Damit werde sich der Solarboom in dieser Region fortsetzen, wo allein im vierten Quartal 2012 Photovoltaik-Anlagen mit vier GW Leistung installiert worden seien.


Das Wachstum in Asien wird laut IHS weiter vor allem in China erfolgen. Für die Volksrepublik prognostizieren die Marktforscher die Installation neuer Photovoltaik-Anlagen mit insgesamt sechs GW Leistung. Gebremste werde dieses Wachstum durch Verzögerungen bei der Auszahlung der Solarstrom-Einspeisevergütung an die Projektentwickler und Probleme beim Netzanschluss. Von den bis Ende 2012 installierten Solaranlagen mit 31,4 GW Gesamtleistungskapazität seien nur 27 GW an das Stromnetz angeschlossen gewesen.

In Europa dagegen ist die schwache Nachfrage ein Problem für die Solarhersteller. IHS geht davon aus, dass sich hier das Photovoltaik-Marktvolumen in 2013 nur noch auf 13 GW summieren wird, nach 18 GW im Vorjahr. Damit sinke der Anteil Europas am weltweiten Solarmarkt auf nur noch 37 Prozent. 2011 hatte er laut den Marktforschern noch bei 70 Prozent gelegen und in 2012 noch 57 Prozent. „Reife“ europäische Solarmärkte wie etwa Deutschland, Italien und Frankreich werden nach Einschätzung der Experten in diesem Jahr schrumpfen. Nur weil neue Märkte wie Großbritannien, die Türkei und die Niederlande kräftig zulegen, werde das Photovoltaik-Marktvolumen in Europa nicht noch schlechter ausfallen.

NPD Solarbuzz aus Santa Clara, ein weiteres in Kalifornien ansässiges Marktforschungsunternehmen, teilt diese Einschätzung für den europäischen Solarmarkt. Ihm zufolge werden aber in diesem Jahr Deutschland, Italien und Frankreich weiter neben Großbritannien den Großteil der Nachfrage für Solarprodukte beisteuern. Laut Solarbuzz bieten diese Märkte den Solarherstellern den Vorteil einer zwar geschwächten, aber stabilen Nachfrage für 2013. Stabil werden sich nach Einschätzung der Experten von Solarbuzz in 2013 auch Japan und die USA entwickeln, mit dem Unterschied, dass hier die Nachfrage nicht stagniere, sondern anwachse. Allerdings gelte dies jeweils nur für ein halbes Jahr. Für den japanischen Markt sagen sie eine stabil starke Nachfrage im ersten Halbjahr voraus, ehe sich dann die Kürzung der hohen Einspeisetarife bremsend auswirke. Dafür werde der Photovoltaik-Markt der USA erst langsam anziehen und dann im zweiten Halbjahr eine starke Nachfrage aufweisen. Michael Barker ist Chefanalyst bei Solarbuzz. Nach seiner Einschätzung werden von dieser Entwicklung Solarhersteller profitieren, die vor allem Kunden in Europa, Japan und in den USA beliefern. Denn für die bestehe in 2013 eine recht hohe Planungssicherheit.

Ganz anders sieht es für Solarhersteller aus, die auf den chinesischen Absatzmarkt setzen. Hier werde die Nachfrage in China zwar hoch sein, aber übers Jahr hinweg deutlich schwanken, so Barker. Das mache es den Solarherstellern schwer bis unmöglich, ihre Produktion darauf einzustellen. Stark auf China ausgerichtete  Solarhersteller müssten darauf hoffen, dass die Nachfrage in benachbarten Märkten Asiens wie erwartet anziehe und so Schwankungen des chinesischen Marktes ausgleiche.

Solarbuzz sagt für die neuen Märkten des Asien-Pazifik-Raums und Zentralasiens (EAPCA) bis 2017 eine Photovoltaik-Nachfrage von voraussichtlich über drei GW voraus. Im Vergleich zur Photovoltaik-Nachfrage von 723 Megawatt (MW) im Jahr 2012 entspräche das einer jährlichen Wachstumsrate von 28 Prozent. „Bisher dienten die meisten Photovoltaik-Anlagen in der EAPCA-Region zur Beleuchtung oder Stromversorgung von Privathäusern“, erklärt Solarbuzz-Analyst Steven Han. „Künftig werden dort jedoch großflächige Freiflächenanlagen verbreitet sein. Bis 2017 entfallen 64 Prozent der gesamten Photovoltaik-Nachfrage in der EAPCA-Region auf solche Anlagen.” Doch die Nachfrage in der Region sei stark zersplittert, führt Han an. Nach seiner Einschätzung dürfte Thailand sich unter den EAPCA-Staaten zum größten Photovoltaik-Markt entwickeln. Dort nehme der Strombedarf schnell zu und müsse daher bislang sehr viel Geld für importierten Strom aufgewendet werden. Die Regierung in Bangkok habe daher eine attraktive Solarförderung eingeführt.

Laut einer Analyse von Solarbuzz wird die Nachfrage für Solarprodukte in Thailand, Malaysia, die Philippinen, Indonesien und Taiwan am kräftigsten zulegen. Zwischen 2013 und 2017 werde die Hälfte der gesamten Nachfrage der Region auf diese fünf Länder entfallen. „Die Herausforderung besteht nach wie vor in der Projektfinanzierung. Dennoch gehen wir davon aus, dass 2017 fünf Prozent der weltweiten Photovoltaik-Nachfrage aus der EAPCA-Region stammt. Sie kann fünf Gigawatt erreichen“, so Han.

Weiter nur eine Nebenrolle werden den Solarbuzz-Analysten zufolge die Solarmärkte Afrikas und des Nahen Ostens spielen. Ihnen trauen die Marktforscher für 2013 eine Nachfrage von insgesamt einem GW zu. In den kommenden Jahren jedoch werde sich auch hier die Nachfrage deutlich beleben. Solarbuzz-Analyst Susanne von Aichberger rechnet mit einem Anstieg der Nachfrage auf 3,7 GW pro Jahr bis zum Jahr 2017, „mit einem Potential von bis zu neun GW“, wie sie ergänzt. In diesem Jahr werde die Nachfrage zu 80 Prozent auf nur zwei Märkte entfallen, auf Israel und vor allem auf Südafrika. Hier habe die Regierung bereits wirksame Förderinstrumente etabliert. Doch bis 2017 könne etwa Saudi-Arabien diese beiden führenden Märkte der Region überholen.
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