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Projektgeschäft als Rettungsring? - wie Analysten die Strategie von First Solar bewerten

Dank seines starken Projektgeschäftes steht der US-amerikanische Photovoltaikkonzern First Solar derzeit besser da als die Konkurrenz. So sieht es zumindest Rob Stone, Analyst von Cowen & Co. aus New York. Er verweist darauf, dass das Unternehmen aus Tempe in Arizona nach dem Aus von Ex-CEO Rob Gilette im Herbst 2011 nicht nur bei der Produktion von Solarkomponenten stark auf die Kostenbremse gedrückt hat, sondern auch verstärkt auf das Projektieren und den Betrieb von Solarkraftwerken setzt. Schon seit Jahren ist First Solar neben SunPower der mit Abstand größte Solarprojektierer der USA. Laut Stone verfügt das Unternehmen derzeit über eine Projektpipeline von rund drei Gigawatt (GW). Hauptkunden sind neben Großinvestoren wie Waffen Buffet Energiekonzerne wie NextEra.

Bei der Bekanntgabe der Halbjahreszahlen in der vergangenen Woche hatte First Solar die positive Entwicklung im zweiten Quartal 2012 wesentlich auf den Aufschwung im Projektgeschäft zurückgeführt. Das verhinderte zwar nicht, dass der Solarkonzern von Januar bis Juni ein Minus erwirtschaftete, ermöglichte aber im zweiten Quartal einen starken Nettogewinn, der das Halbjahresminus abmilderte. Er geht sogar von weiteren Zuwächsen im Projektgeschäft aus und erhöhte daher die Prognose für das Gesamtjahr (wir Opens external link in new windowberichteten).

Gegenwärtig erlöst First Solar etwa die Hälfte der Umsätze im Projektgeschäft. Das unterscheidet das US-Unternehmen wesentlich von der chinesischen Konkurrenz, die den weltweiten Markt für Solarkomponenten dominiert. First Solar ist zwar der weltweit größte Hersteller von Dünnschicht-Solarmodulen, während asiatische Hersteller  fast durchweg kristalline Module produzieren. Hier gibt es im Weltmarkt ein so starkes Überangebot, dass sich die Preise allein im letzten Jahr nahezu halbiert haben. Das schlägt auch auf das Geschäft mit von Dünnschicht-Solarmodulen durch. Denn diese sind weniger leistungsstark und müssen daher deutlich günstiger angeboten werden als herkömmliche Solarmodule, wie sie die Chinesen produzieren.

Aus diesem Grund hat First Solar in den letzten Monaten die Kosten stark gesenkt, Produktionskapazitäten abgebaut und das Projektgeschäft forciert. Laut Sanjay Shrestha, US-Analyst bei Lazard Capital Markets, verschafft das starke Projektgeschäft den Amerikanern derzeit einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der asiatischen Konkurrenz. Zum einen, weil sie in den Projekten eigen Module verbauen und so ihre Produktion besser auslasten können. Zudem weil die Einnahmen hier den massiven Ergebniseinbruch durch den Preisverfall auffangen. So verschaffe sich der Solarkonzern Luft, derweil etliche Unternehmen mit einseitigem Fokus auf die Produktion von Komponenten die gegenwärtige Marktbereinigung in der Solarbranche nicht überstehen dürften.

Dennoch ist das Investment in die Aktie von First Solar weiter mit hohen Risiken behaftet, wie Rob Stone zu bedenken gibt. Daher stufte er die Aktie derzeit lediglich neutral ein und rät nur, die Beteiligung zu halten. Zum einen könne ein starkes Projektgeschäft die Verluste im Geschäft mit Solarmodulen, wo ein Ende des Preisverfalls nicht absehbar sei, nur auffangen. Gewinnsprünge seien dadurch kaum zu erwarten. Zudem sei die Zukunft für  Projektgeschäft des Konzerns offen. Zum Jahreswechsel werde die staatliche Förderung für große Solarprojekte in den USA deutlich zurück zurückgefahren und First Solar werde dann auch weniger mit Photovoltaikprojekten verdienen können.

Mit einem Kurs von 13,9 Euro notiert der Anteilsschein von First Solar heute um 11 Uhr im Xetra um 82 Prozent unter dem Vorjahreskurs.

First Solar Inc: ISIN US3364331070 / WKN A0LEKM
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