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Rasende Rohstoff-Fresser - Können Auto-Aktien noch als nachhaltige Investments gelten?
Ihr Ruf ist recht sauber: Automobilkonzerne gelten vielen als korrektes Investment. Nicht nur, weil die BMW- und Volkswagen-Aktien seit Jahren zum Inventar des Nachhaltigkeits-Indexes Dow Jones Sustainability World Index gehören. Oder weil Renault etlichen nachhaltigen Aktienfonds als kaufbar gilt. Sondern vor allem auch, weil die Autohersteller meist gute Arbeitsbedingungen bieten und dazu ein tiefgehendes Umweltmanagement. Lediglich dass Umweltverbände vor allem die Klimaschädlichkeit der Automotoren ins Visier nehmen, sorgt immer wieder für Beulen im Image. Doch ihr Umgang mit den Rohstoffen, aus denen die Autos bestehen, könnte für die Branche nun zu einem ernsten Image-Crash werden: Es besteht die Gefahr, dass sich der schlechte Ruf der Rohstoffbranche auf sie überträgt.
BMW ist laut dem Dow Jones Sustainability Index seit acht Jahren branchenbestes und damit nachhaltigstes Unternehmen. „Wir sind davon überzeugt, dass nachhaltiges Wirtschaften ein wesentlicher Faktor für den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg der BMW Group ist. Deshalb freuen wir uns sehr über die erneute Anerkennung“, betonte Norbert Reithofer, Vorstandsvorsitzender der BMW AG, anlässlich der aktuellsten Fassung des Nachhaltigkeitsindexes. Auch Volkswagen gehört laut Dow Jones zu den drei nachhaltigsten Automobilherstellern, ebenso Fiat. Früher zählten Toyota und Daimler zu den besten drei.
Beim Thema Nachhaltigkeit dürfte es in der Autobranche nicht nur um den Spritverbrauch gehen, sondern vor allem auch um Ressourcenschonung, um das Einsparen von Rohstoffen und darum, wie die Rohstoffe für die Autos gewonnen werden. Fakt ist: Selbst der kleinste BMW, das Mod114i, bringt heute fast 1,3 Tonnen auf die Waage. 1,3 Tonnen Metall, Kunststoff und einiges anderes. Ein 520 Diesel Kombi wiegt fast 1,8 Tonnen. Fortschritt? So kann er nicht aussehen. Denn der Viersitzer BMW 1602, das in den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts produzierte Erfolgsmodell, kam mit gut dem halben Gewicht aus. Der BMW X 6 Active Hybrid, also ein riesenhaftes Coupé als Geländewagen, zeigt aktuell die Richtung der „nachhaltigen“ Entwicklung im Automobilbau: immer mehr. An Leistung – die moderne, fortschrittliche, angeblich nachhaltige Hybridtechnologie liefert 407 PS aus einem V8- Benziner, und zusätzlich 177 PS aus zwei Elektromotoren. Und immer mehr an Gewicht. Zweieinhalb Tonnen wiegt das Gefährt. So viel wie drei VW-Golf der Serie eins aus den siebziger Jahren.
Die Automobilbranche ist auch wegen dieses Trends zur Verfettung ihrer Produkte einer der größten Verbraucher metallischer Rohstoffe. Die Konzerne zählen zu den wichtigsten Abnehmern von Eisen und Stahl, Kupfer und Aluminium. Sie haben eine entsprechende Marktmacht gegenüber Händlern und Produzenten. Eine Studie hat untersucht, aus welchen Ländern Eisen, Kupfer und Aluminium stammen. Sie stellt gravierende menschenrechtliche und ökologische Probleme beim Abbau und in der Weiterverarbeitung fest. Sie geht den Fragen nach, wie die Arbeitsteilung zwischen Produzenten und Zulieferern aussieht und welche Instrumentarien die großen deutschen Autobauer Volkswagen, Daimler und BMW bisher entwickelt haben, um ihrer menschenrechtlichen Verantwortung entlang der Lieferkette gerecht zu werden. Es geht darum, welche Verantwortung die Automobilindustrie für die Abbaubedingungen der Rohstoffe hat – und damit auch für menschenrechtliche Auswirkungen.
Bildhinweis: Wie in dieser Mine in Kolumbien ist der Abbau von Rohstoffen meist mit härtesten Arbeitsbedingungen verbunden. / Quelle: Fotolia-Chiakto
Herausgeber der Studie sind Misereor, Brot für die Welt und das Global Policy Forum Europe aus Bonn. Die drei Organisationen erwarten von der Automobilindustrie, dass sie Herkunft und Abbaubedingungen der von ihr verwendeten Rohstoffe analysiert und bei deren Einkauf strenge Umwelt und Sozialauflagen zugrunde legt. Fallbeispiele aus Sambia, Guinea, Peru, Brasilien, Indien und Indonesien belegen Häufigkeit und Ausmaß von Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen. Als Folge des Bergbaus würden immer wieder Flüsse und Grundwasser verseucht und die Luft verschmutzt, Wälder abgeholzt, Indianer und Bauern von ihrem Land vertrieben, eingeschüchtert und bedroht, prangert das katholische Hilfswerk Misereor an.
Über die Studie zu den Rohstoffen, aus denen die Autos bestehen, berichten wir in der Fortsetzung dieses Beitrags, die morgen erscheinen wird. Sie könnte für die Branche zu einem ernsten Image-Crash werden: Es besteht die Gefahr, dass sich der schlechte Ruf der Rohstoffbranche auf sie überträgt. Sauber zu Hause, Spitzenlöhne in der Heimat – aber Gesundheitsgefahren und Ausbeutung da, wo die Rohstoffe für die Karossen ausgebuddelt werden: Diese Trennung könnte bald löcherig werden. Und dann dürften sich auch die Macher der Nachhaltigkeitsindizes Gedanken darüber machen, wie nachhaltig es ist, wenn der angebliche Branchenspitzenreiter BMW zweieinhalb Tonnen Auto braucht, um ein bis maximal vier Personen zu chauffieren, also 80 bis 250 oder 300 Kilogramm.
BMW ist laut dem Dow Jones Sustainability Index seit acht Jahren branchenbestes und damit nachhaltigstes Unternehmen. „Wir sind davon überzeugt, dass nachhaltiges Wirtschaften ein wesentlicher Faktor für den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg der BMW Group ist. Deshalb freuen wir uns sehr über die erneute Anerkennung“, betonte Norbert Reithofer, Vorstandsvorsitzender der BMW AG, anlässlich der aktuellsten Fassung des Nachhaltigkeitsindexes. Auch Volkswagen gehört laut Dow Jones zu den drei nachhaltigsten Automobilherstellern, ebenso Fiat. Früher zählten Toyota und Daimler zu den besten drei.
Beim Thema Nachhaltigkeit dürfte es in der Autobranche nicht nur um den Spritverbrauch gehen, sondern vor allem auch um Ressourcenschonung, um das Einsparen von Rohstoffen und darum, wie die Rohstoffe für die Autos gewonnen werden. Fakt ist: Selbst der kleinste BMW, das Mod114i, bringt heute fast 1,3 Tonnen auf die Waage. 1,3 Tonnen Metall, Kunststoff und einiges anderes. Ein 520 Diesel Kombi wiegt fast 1,8 Tonnen. Fortschritt? So kann er nicht aussehen. Denn der Viersitzer BMW 1602, das in den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts produzierte Erfolgsmodell, kam mit gut dem halben Gewicht aus. Der BMW X 6 Active Hybrid, also ein riesenhaftes Coupé als Geländewagen, zeigt aktuell die Richtung der „nachhaltigen“ Entwicklung im Automobilbau: immer mehr. An Leistung – die moderne, fortschrittliche, angeblich nachhaltige Hybridtechnologie liefert 407 PS aus einem V8- Benziner, und zusätzlich 177 PS aus zwei Elektromotoren. Und immer mehr an Gewicht. Zweieinhalb Tonnen wiegt das Gefährt. So viel wie drei VW-Golf der Serie eins aus den siebziger Jahren.
Die Automobilbranche ist auch wegen dieses Trends zur Verfettung ihrer Produkte einer der größten Verbraucher metallischer Rohstoffe. Die Konzerne zählen zu den wichtigsten Abnehmern von Eisen und Stahl, Kupfer und Aluminium. Sie haben eine entsprechende Marktmacht gegenüber Händlern und Produzenten. Eine Studie hat untersucht, aus welchen Ländern Eisen, Kupfer und Aluminium stammen. Sie stellt gravierende menschenrechtliche und ökologische Probleme beim Abbau und in der Weiterverarbeitung fest. Sie geht den Fragen nach, wie die Arbeitsteilung zwischen Produzenten und Zulieferern aussieht und welche Instrumentarien die großen deutschen Autobauer Volkswagen, Daimler und BMW bisher entwickelt haben, um ihrer menschenrechtlichen Verantwortung entlang der Lieferkette gerecht zu werden. Es geht darum, welche Verantwortung die Automobilindustrie für die Abbaubedingungen der Rohstoffe hat – und damit auch für menschenrechtliche Auswirkungen.
Bildhinweis: Wie in dieser Mine in Kolumbien ist der Abbau von Rohstoffen meist mit härtesten Arbeitsbedingungen verbunden. / Quelle: Fotolia-Chiakto
Herausgeber der Studie sind Misereor, Brot für die Welt und das Global Policy Forum Europe aus Bonn. Die drei Organisationen erwarten von der Automobilindustrie, dass sie Herkunft und Abbaubedingungen der von ihr verwendeten Rohstoffe analysiert und bei deren Einkauf strenge Umwelt und Sozialauflagen zugrunde legt. Fallbeispiele aus Sambia, Guinea, Peru, Brasilien, Indien und Indonesien belegen Häufigkeit und Ausmaß von Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen. Als Folge des Bergbaus würden immer wieder Flüsse und Grundwasser verseucht und die Luft verschmutzt, Wälder abgeholzt, Indianer und Bauern von ihrem Land vertrieben, eingeschüchtert und bedroht, prangert das katholische Hilfswerk Misereor an.
Über die Studie zu den Rohstoffen, aus denen die Autos bestehen, berichten wir in der Fortsetzung dieses Beitrags, die morgen erscheinen wird. Sie könnte für die Branche zu einem ernsten Image-Crash werden: Es besteht die Gefahr, dass sich der schlechte Ruf der Rohstoffbranche auf sie überträgt. Sauber zu Hause, Spitzenlöhne in der Heimat – aber Gesundheitsgefahren und Ausbeutung da, wo die Rohstoffe für die Karossen ausgebuddelt werden: Diese Trennung könnte bald löcherig werden. Und dann dürften sich auch die Macher der Nachhaltigkeitsindizes Gedanken darüber machen, wie nachhaltig es ist, wenn der angebliche Branchenspitzenreiter BMW zweieinhalb Tonnen Auto braucht, um ein bis maximal vier Personen zu chauffieren, also 80 bis 250 oder 300 Kilogramm.