Erneuerbare Energie

Reiche und Superreiche geben den Trend vor: immer mehr setzen auf grüne Investments

Reichtum ist in der Regel kein Zufall. Sondern oft ein Zeichen für viel Engagement , aber noch mehr ein Beweis für einen guten Riecher. Wenn der Riecher der Reichen stimmt, dann sind Investments in Umwelt-Unternehmen zurzeit aussichtsreich: Immer mehr Reiche investieren grün. Nicht nur die Superreichen: Auch die „Otto-Normal-Millionäre“, die „nur“ eine Million Vermögen aufweisen.

Die Quandt-Familie hat es gerade wieder einmal gezeigt: Familien-Lady Susanne Klatten hat über die SKion GmbH, ihre Beteiligungsgesellschaft, 20 Prozent des Windkraftanlagenherstellers Nordex AG erworben (wir berichteten). Sie gilt als die reichste Frau Deutschlands. Letzte Woche hatte der Kofler Energies AG, das neue Energieunternehmen der Gruppe Georg Kofler, die Braunschweiger NEK Energy Consult AG übernommen. Kofler ist der frühere Premiere-TV-Chef. Sein Ziel: die Marktführerschaft im Segment der Energieeffizienz. NEK ist ein Ingenieurunternehmen für Lösungen zur Energieeinsparung von Gebäuden.

Wenn Milliardäre die Welt retten, dann eben richtig: Sie kaufen Erneuerbare-Energie-Unternehmen und bringen sie an der Börse nach oben. Mit vereinten Kräften und Milliarden. So wird beispielsweise, seit der Ex-Tchibo-Chef Dieter Ammer die Führung des in die Krise geratenen Erneuerbare-Energie-Konzerns Conergy übernommen hat, das Unternehmen zum Club der Milliardäre: Zunächst holte Ammer den GEA-Retter Otto Happel als Investor an Bord – einen Multimilliardär. Happel pumpte Millionen in Conergy und erleichterte es dem Unternehmen mit seinem Renommee,  weitere Unterstützung der Banken zu erhalten. Als nächstes stiegen die Brüder Andreas und Thomas Strüngmann über ihre Vermögensverwaltung Athos ein. Sie haben durch den Verkauf des von ihnen gegründeten Generikaherstellers Hexal Milliarden verdient und gehören seither zu den aktivsten Privatinvestoren in Deutschland. Am Rande bemerkenswert: Conergy-Gründer und Ex-Vorstand Hans-Martin Rüter trat zwar zurück, steckte aber in der Krise weiteres Geld hinein.

Auch in den USA haben die Superreichen die Erneuerbaren Energien entdeckt. Insbesondere Unternehmer, die im Silicon Valley ihr Vermögen gemacht haben. Zum Beispiel der in Indien geborene Vinod Khosla, einer der Gründer des Computerriesen Sun Microsystems. Er agiert seit Jahren als Risikokapitalgeber für Unternehmen, die sparsameren Energieverbrauch ermöglichen. Außerdem setzt er auf alternative Treibstoffe. Er begründet sein Engagement vor allem damit, dass der Sektor hervorragende wirtschaftliche Möglichkeiten biete.
Auch Larry Page und Sergey Brin, die Gründer von Google, investieren in alternative Energien. Sie wollen dafür sorgen, dass Strom aus erneuerbaren Quellen billiger wird als Kohlestrom. Sie lassen Kraftwerke planen, die Metropolen wie San Francisco komplett mit Energie versorgen könnten. Eine Google-Gesellschaft hat bereits Allianzen mit einigen Firmen aus dem Sektor der Regenerativen Energien geschlossen, etwa mit ESolar Inc., einer Spezialistin für den Bau solarthermischer Kraftwerke.

Aufsehen erregte auch der texanische Ölbaron T-Bone Pickens mit der Entscheidung, seine Investitionen von Öl in alternative Energien zu verlagern. Der Milliardär genießt in der Ölbranche einen Ruf wie Donnerhall. Entsprechend laut war der Widerhall auf seine Ankündigung, im Norden von Texas den größten Windpark der Welt zu bauen. Zwei Milliarden Dollar beträgt seine Anfangsinvestition.  Ab 2011 sollen sich in seinem Projekt Windräder mit 1.000 Megawatt Leistung drehen. Die tägliche Nachfrage nach Erdöl übersteige schon heute die Fördermenge, das Windangebot sei dagegen unendlich, begründete Pickens seinen Branchenwechsel.

Andere US-Milliardäre agieren mehr im Verborgenen. Der Kalifornier David Gelbaum etwa hat mit Hedgefonds ein Vermögen gemacht. Über seine Beteiligungsgesellschaft Quercus Trust hat er still und leise Anteile an Unternehmen aus der Solarbranche gekauft. So ist er in deutsche Firmen wie aleo Solar AG und Phoenix Solar AG eingestiegen. Ebenfalls kaum bekannt: Hinter dem spektakulären Erfolg des Sonnenenergie-Unternehmens First Solar aus dem US-Bundesstaat Arizona ein US-Milliardär steckt  John T. Walton. Das ist der Erbe von Sam Walton, Gründer des Einzelhandelsriesen Wal-Mart. Bis er bei einem Flugzeugabsturz 2005 starb, hatte John T. Walton 150 Millionen Dollar in First Solar investiert und dem Unternehmen mehrfach in Krisensituationen geholfen. Den Durchbruch von First Solar hat Dalton nicht mehr erlebt, seine Nachlassverwaltung ist aber noch heute die größte Anteilseignerin der Gesellschaft. Im letzten Jahr stieg der Umsatz von First Solar um über 300 Prozent, der Nettoerlös schoss um das 40fache nach oben.

Die Solarenergie ist auch eines der neuen Betätigungsfelder der deutschen Brüder Alexander, Marc und Oliver Samwer. Sie haben die Online-Auktionsbörse alando.de 1999 an ebay verkauft und waren danach mit dem Handyton-Anbieter Jamba! erfolgreich, den sie ebenfalls veräußerten. „Die alternative Energiebranche ist eine Branche mit großen Technologieumbrüchen, und das ist spannend“, erläuterte Alexander Samwer in einem ECOreporter.de-Interview.

Am meisten nachhaltig investieren die sogenannten „High Net Worth Individuals“ (HNWI) aus dem Mittleren Osten und aus Europa. Zu den HNWI zählen die Wohlhabenden, deren Nettofinanzvermögen über eine Millionen US-Dollar beträgt, selbst genutzter Immobilienbesitz nicht eingerechnet. Über zehn Millionen Menschen gibt es davon mittlerweile weltweit; ihr durchschnittliches Vermögen übertraf 2007 erstmals die Vier-Millionen-Dollar-Schwelle. Das geht aus dem zwölften „World Wealth Report“ hervor, den die Beratungsgesellschaft Capgemini und die Investmentbank Merrill Lynch erstellt haben.  

Immerhin rund 20 Prozent der Vermögenden im Mittleren Osten investierten Teile ihres Geldes in grüne Anlagen, in Europa lag der Anteil bei 17 Prozent. Die Reichen aus Lateinamerika und dem asiatisch-pazifischen Raum folgen mit einem Anteil von 15 bzw. 13 Prozent ihres Vermögens. Noch nachhaltiger agieren die Superreichen, die so genannten Ultra-HNWI. Sie besitzen ein Nettovermögen von über 30 Millionen US-Dollar und legten jeweils zusätzliche ein bis drei Prozent ihres Vermögens nachhaltig an. Behaupten zumindest  Capgemini und Merrill Lynch.

Am schwächsten war der Trend zur Begrünung des Portfolios in Nordamerika. Dort investierten nur rund fünf Prozent der HNWI Teile ihres Geldes „grün“, bei den Ultra-HNWIs waren es sieben Prozent. Nordamerika ist aber die einzige Region, in der die gesellschaftliche Verantwortung das Hauptmotiv für grüne Anlagen sein soll. Anderswo verweist die Hälfte der Reichen darauf, dass sie schlicht hohe Renditen erzielen wollen mit nachhaltigen Investments. Die genannten Gründe für das Grüne Investment: Staatlichen Regulierungen für mehr Klimaschutz, mehr Verbraucherbewusstsein für Nachhaltigkeit und mehr entsprechende Geschäftsmöglichkeiten. Capgemini und Merrill Lynch prognostizieren weiteren Zuwachs nachhaltiger Investitionen, insbesondere in der Energiebranche. „Die Ära einer ökonomisch lebensfähigen grünen Energie sei endgültig angebrochen“, sagt der Bericht.

Laut diesem zwölften World Wealth Report sind die weltweiten Investitionen in den Umwelttechnologie-Sektor von 2005 bis 2007 um 41 Prozent auf 117 Milliarden Dollar gestiegen. Dabei fließe das meiste Geld in die Bereich Windkraft und Solarenergie.

Bildhinweis: Windturbinen von Nordex, Solarmodule von First Solar in einem Solarprojekt von Phönix Solar. / Quelle jeweils: Unternehmen
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