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Risiko für Anleger: Wie sicher ist ein ETF?
Ein ETF ist ein offener Publikumsfonds, der einen Index nachbildet. ETF steht für Exchange-traded fund (börsengehandelter Fonds) – wie ein solcher Fonds funktioniert, erklären wir in Teil I unserer Serie. Für ETFs spricht, dass sie immer Sondervermögen sind: Das Geld der Anleger gehört nicht der Gesellschaft, die es verwaltet. Im Fall einer Insolvenz des Anbieters bleibt das Vermögen also unangetastet. Nach der Finanzkrise haben dennoch viele Anleger die Konstruktion der ETFs (Link entfernt) hinterfragt und sich um deren Sicherheit gesorgt.
Vor allem bei sogenannten synthetischen Swap-ETFs herrscht seither Skepsis: Bei dieser Form des Indexfonds werden Tauschgeschäfte mit einer Gegenpartei vereinbart, meist mit einer Bank. Der Geschäftspartner bzw. Swap-Kontrahent zahlt dem ETF die Indexrendite inklusive aller Dividendenzahlungen. Im Austausch erhält er dafür eine Gebühr und die Rendite des Wertpapierkorbs. "Dadurch ergibt sich ein sogenanntes Kontrahentenrisiko", erklärt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: Der Swap-Partner könnte pleitegehen.
Um die Gefahr eines Ausfalls zu mindern, wurde das Kontrahentenrisiko auf 10 Prozent des Fondsvolumens begrenzt. Das schreibt die sogenannte OGAW-Richtlinie (Englisch: UCITS IV) vor: Sie legt die speziellen Anforderungen an ETFs und an ihre Verwaltungsgesellschaften fest. Die Begrenzung auf 10 Prozent bedeutet: Ein einzelner Swap darf maximal diesen Teil des ETF-Vermögens ausmachen. "Somit beschränkt sich das Ausfallrisiko bei einer Insolvenz des Swap-Partners auf höchstens 10 Prozent", erklärt Nauhauser. Die anderen 90 Prozent sollen durch Sicherheiten abgedeckt und bei einem Zahlungsausfall an die Anleger ausgezahlt werden.
In der Praxis beträgt der Anteil dieser Sicherheiten bei vielen ETF-Anbietern zum Teil sogar mehr als 100 Prozent, der Wert des Swaps ist also kleiner als die Sicherheiten. Man sagt auch: Der ETF ist überbesichert. "In der Momentaufnahme gibt es dann praktisch kein Kontrahentenrisiko, allerdings kann der Anbieter je nach Marktlage jederzeit auf die gesetzlichen bzw. vertraglichen Vorgaben zurückfallen", erklärt Nauhauser.
Bei sogenannten Funded Swaps wird der Swap selbst besichert, in der Regel mit Anleihen. Auch hier sollen gesetzliche Vorgaben sicherstellen, dass nur Anleihen mit guter Bonität als Sicherheit akzeptiert werden können. Teilweise sind die Swaps sogar überbesichert – das heißt, die verlangten Sicherheiten übersteigen den Wert der Papiere. Ist der Swap-Partner zahlungsunfähig, werden die Anleihen verkauft, um den Swap-Wert auszugleichen. "Ein sehr kleines Ausfallrisiko bleibt aber erhalten, wenn der Swap-Kontrahent und die Sicherheiten gleichzeitig ausfallen", erklärt Prof. Dr. Lutz Johanning, Inhaber des Lehrstuhls für Empirische Kapitalmarktforschung an der WHU - Otto Beisheim School of Management.
Bei einem Swap-ETF wird die Performance der im Fonds enthaltenen Wertpapiere gegen die Wertentwicklung des jeweiligen Index' getauscht. / Foto: Pixabay
Auf Nummer sicher: Wie die Anbieter ihre Swap-ETFs absichern
Um den Swap abzusichern, gebe es verschiedene Strategien: Eine Möglichkeit sei es beispielsweise, das Risiko auf mehrere Kontrahenten, also Banken zu verteilen, erläutert Marc Bubeck vom ETF-Anbieter iShares Blackrock. Die Banken selbst "hedgen" gegen den Ausfall (Link entfernt), sie schließen also ihrerseits Absicherungsgeschäfte ab.
Der Emittent Lyxor hat für seine synthetischen ETFs ebenfalls Sicherheiten "eingebaut": Die Swaps werden auf täglicher Basis zu Marktpreisen bewertet. Überschreitet der Swap-Wert die Grenze von 10 Prozent, so wird er entsprechend zurückgesetzt, man sagt auch "glattgestellt" oder "resetted". Lyxor stellt die Swaps seiner ETFs sogar jeden Tag komplett glatt, auch wenn sie den Grenzwert nicht überschreiten. Nach diesem Resetting gibt es keine offenen Forderungen mehr zwischen dem Fonds und dem Swap-Kontrahenten. Zumindest über Nacht besteht also kein Gegenpartei-Risiko.
Wertpapierleihe bei nicht-synthetischen ETFs birgt ebenfalls ein Risiko
Aber auch ETFs, die komplett "physisch" abbilden, können Ausfallrisiken in sich bergen – nämlich wenn sie Leihgeschäfte tätigen. Hier sucht die Fondsgesellschaft einen Partner, der die Wertpapiere für kurze Zeit leihen möchte. Wenn die vereinbarte Laufzeit zu Ende ist, erhält der Verleiher die Wertpapiere zurück und zusätzlich eine zuvor ausgehandelte Leihgebühr. Die meisten ETFs nutzen die Wertpapierleihe, um Extra-Erträge zu erzielen. Die Leihgeschäfte werden in der Regel täglich ausgeglichen und sind mit Staatsanleihen besichert. Jedoch können auch sie platzen: "Risiken aus Wertpapierleihe, Swaps oder Derivaten besteht aber nicht nur bei ETFs, sondern grundsätzlich bei allen Investmentfonds", sagt Verbraucherschützer Nauhauser. Dennoch rät er nicht von ETFs ab: "Unsere Empfehlung ist es, breit zu streuen – und das ist meist mit einem Fonds besser möglich als mit Einzelaktien."
Wer gut streut, der rutscht nicht aus: Anleger sollten auf Diversifikation setzen, rät die Verbraucherzentrale. / Foto: Pixabay
Emittent ishares BlackRock verleiht seit Anfang der 80er Jahre Aktien aus den Fonds an Dritte, etwa an Investmentbanken. "Wir managen das Wertpapierleihe-Programm komplett selbst und gestalten die Vereinbarungen sehr streng aus", so der BlackRock-Sprecher. Wenn diese Sicherheiten bei einem Ausfall dennoch nicht ausreichten, um die Wertpapiere zurück zu erwerben, würde die Gesellschaft selbst einspringen und die Kosten kompensieren. Nach diesem Muster verfahren auch andere große ETF-Anbieter.
Fazit
Festzuhalten bleibt also: ETFs sind wie alle anderen Investmentfonds nur auf den ersten Blick einfach und sicher. Grundsätzlich sollten sich Anleger über deren Zusammensetzung und die Risiken genau informieren. Bei den bekannten Anbietern von ETFs kann man sich auf den Homepages und nachträglich in den Jahres- und Halbjahresberichten über die Zusammensetzung schlau machen. Auch in den Prospekten ist angegeben, welche Replizierung der Fonds vornimmt.
Wer nachhaltige ETFs kaufen möchte, wird zum Beispiel bei UBS, Lyxor oder iShares BlackRock fündig. "Allerdings ist der Begriff 'nachhaltig' nicht gesetzlich definiert", so Nauhauser. Ob der abgebildete nachhaltige Index den Vorstellungen des Anlegers von Nachhaltigkeit entspreche, müsste dieser selbst entscheiden. Wenn Ratingagenturen die Nachhaltigkeit bewerten, verfolgen sie dabei einen eigenen Ansatz, den Anleger nicht kontrollieren können: "Für manche Anleger ist der Best-in-Class-Ansatz nachhaltig, andere erwarten die Einhaltung strengerer Maßstäbe."
Vor allem bei sogenannten synthetischen Swap-ETFs herrscht seither Skepsis: Bei dieser Form des Indexfonds werden Tauschgeschäfte mit einer Gegenpartei vereinbart, meist mit einer Bank. Der Geschäftspartner bzw. Swap-Kontrahent zahlt dem ETF die Indexrendite inklusive aller Dividendenzahlungen. Im Austausch erhält er dafür eine Gebühr und die Rendite des Wertpapierkorbs. "Dadurch ergibt sich ein sogenanntes Kontrahentenrisiko", erklärt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: Der Swap-Partner könnte pleitegehen.
Um die Gefahr eines Ausfalls zu mindern, wurde das Kontrahentenrisiko auf 10 Prozent des Fondsvolumens begrenzt. Das schreibt die sogenannte OGAW-Richtlinie (Englisch: UCITS IV) vor: Sie legt die speziellen Anforderungen an ETFs und an ihre Verwaltungsgesellschaften fest. Die Begrenzung auf 10 Prozent bedeutet: Ein einzelner Swap darf maximal diesen Teil des ETF-Vermögens ausmachen. "Somit beschränkt sich das Ausfallrisiko bei einer Insolvenz des Swap-Partners auf höchstens 10 Prozent", erklärt Nauhauser. Die anderen 90 Prozent sollen durch Sicherheiten abgedeckt und bei einem Zahlungsausfall an die Anleger ausgezahlt werden.
In der Praxis beträgt der Anteil dieser Sicherheiten bei vielen ETF-Anbietern zum Teil sogar mehr als 100 Prozent, der Wert des Swaps ist also kleiner als die Sicherheiten. Man sagt auch: Der ETF ist überbesichert. "In der Momentaufnahme gibt es dann praktisch kein Kontrahentenrisiko, allerdings kann der Anbieter je nach Marktlage jederzeit auf die gesetzlichen bzw. vertraglichen Vorgaben zurückfallen", erklärt Nauhauser.
Bei sogenannten Funded Swaps wird der Swap selbst besichert, in der Regel mit Anleihen. Auch hier sollen gesetzliche Vorgaben sicherstellen, dass nur Anleihen mit guter Bonität als Sicherheit akzeptiert werden können. Teilweise sind die Swaps sogar überbesichert – das heißt, die verlangten Sicherheiten übersteigen den Wert der Papiere. Ist der Swap-Partner zahlungsunfähig, werden die Anleihen verkauft, um den Swap-Wert auszugleichen. "Ein sehr kleines Ausfallrisiko bleibt aber erhalten, wenn der Swap-Kontrahent und die Sicherheiten gleichzeitig ausfallen", erklärt Prof. Dr. Lutz Johanning, Inhaber des Lehrstuhls für Empirische Kapitalmarktforschung an der WHU - Otto Beisheim School of Management.
Bei einem Swap-ETF wird die Performance der im Fonds enthaltenen Wertpapiere gegen die Wertentwicklung des jeweiligen Index' getauscht. / Foto: Pixabay
Auf Nummer sicher: Wie die Anbieter ihre Swap-ETFs absichern
Um den Swap abzusichern, gebe es verschiedene Strategien: Eine Möglichkeit sei es beispielsweise, das Risiko auf mehrere Kontrahenten, also Banken zu verteilen, erläutert Marc Bubeck vom ETF-Anbieter iShares Blackrock. Die Banken selbst "hedgen" gegen den Ausfall (Link entfernt), sie schließen also ihrerseits Absicherungsgeschäfte ab.
Der Emittent Lyxor hat für seine synthetischen ETFs ebenfalls Sicherheiten "eingebaut": Die Swaps werden auf täglicher Basis zu Marktpreisen bewertet. Überschreitet der Swap-Wert die Grenze von 10 Prozent, so wird er entsprechend zurückgesetzt, man sagt auch "glattgestellt" oder "resetted". Lyxor stellt die Swaps seiner ETFs sogar jeden Tag komplett glatt, auch wenn sie den Grenzwert nicht überschreiten. Nach diesem Resetting gibt es keine offenen Forderungen mehr zwischen dem Fonds und dem Swap-Kontrahenten. Zumindest über Nacht besteht also kein Gegenpartei-Risiko.
Wertpapierleihe bei nicht-synthetischen ETFs birgt ebenfalls ein Risiko
Aber auch ETFs, die komplett "physisch" abbilden, können Ausfallrisiken in sich bergen – nämlich wenn sie Leihgeschäfte tätigen. Hier sucht die Fondsgesellschaft einen Partner, der die Wertpapiere für kurze Zeit leihen möchte. Wenn die vereinbarte Laufzeit zu Ende ist, erhält der Verleiher die Wertpapiere zurück und zusätzlich eine zuvor ausgehandelte Leihgebühr. Die meisten ETFs nutzen die Wertpapierleihe, um Extra-Erträge zu erzielen. Die Leihgeschäfte werden in der Regel täglich ausgeglichen und sind mit Staatsanleihen besichert. Jedoch können auch sie platzen: "Risiken aus Wertpapierleihe, Swaps oder Derivaten besteht aber nicht nur bei ETFs, sondern grundsätzlich bei allen Investmentfonds", sagt Verbraucherschützer Nauhauser. Dennoch rät er nicht von ETFs ab: "Unsere Empfehlung ist es, breit zu streuen – und das ist meist mit einem Fonds besser möglich als mit Einzelaktien."
Wer gut streut, der rutscht nicht aus: Anleger sollten auf Diversifikation setzen, rät die Verbraucherzentrale. / Foto: Pixabay
Emittent ishares BlackRock verleiht seit Anfang der 80er Jahre Aktien aus den Fonds an Dritte, etwa an Investmentbanken. "Wir managen das Wertpapierleihe-Programm komplett selbst und gestalten die Vereinbarungen sehr streng aus", so der BlackRock-Sprecher. Wenn diese Sicherheiten bei einem Ausfall dennoch nicht ausreichten, um die Wertpapiere zurück zu erwerben, würde die Gesellschaft selbst einspringen und die Kosten kompensieren. Nach diesem Muster verfahren auch andere große ETF-Anbieter.
Fazit
Festzuhalten bleibt also: ETFs sind wie alle anderen Investmentfonds nur auf den ersten Blick einfach und sicher. Grundsätzlich sollten sich Anleger über deren Zusammensetzung und die Risiken genau informieren. Bei den bekannten Anbietern von ETFs kann man sich auf den Homepages und nachträglich in den Jahres- und Halbjahresberichten über die Zusammensetzung schlau machen. Auch in den Prospekten ist angegeben, welche Replizierung der Fonds vornimmt.
Wer nachhaltige ETFs kaufen möchte, wird zum Beispiel bei UBS, Lyxor oder iShares BlackRock fündig. "Allerdings ist der Begriff 'nachhaltig' nicht gesetzlich definiert", so Nauhauser. Ob der abgebildete nachhaltige Index den Vorstellungen des Anlegers von Nachhaltigkeit entspreche, müsste dieser selbst entscheiden. Wenn Ratingagenturen die Nachhaltigkeit bewerten, verfolgen sie dabei einen eigenen Ansatz, den Anleger nicht kontrollieren können: "Für manche Anleger ist der Best-in-Class-Ansatz nachhaltig, andere erwarten die Einhaltung strengerer Maßstäbe."