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Risikopapiere oder Solaraktien mit Potential? - SunEdison und Canadian Solar in der Analyse

Die Solaraktien von Canadian Solar und von SunEdison sind stark unter Druck geraten, nachdem die beiden Unternehmen aus Nordamerika Zahlen für das dritte Quartal vorlegten. Wie sollten Anleger nun reagieren? Die Perspektiven von Canadian Solar und von SunEdison sind unterschiedlich gut.

SunEdison war lange auf Photovoltaik konzentriert, ist aber inzischen auch im Windkraftgeschäft aktiv. Das US-Unternehmen ist mit massivem Kapitaleinsatz zu einem der größten Projektierer und Betreiber von Ökostromkraftwerken aufgestiegen. Nun hat es vorläufige Zahlen für das dritte Quartal und die ersten neun Monate veröffentlicht. Sie haben die Börsianer nicht überzeugt, um es gelinde auszudrücken. Die Aktie verlor an der New Yorker Börse in wenigen Stunden um 22 Prozent an Wert. Mit 5,8 Dollar notiert sie dort jetzt um 68 Prozent unter ihrem Vorjahreswert. Eingesetzt hatte der Kurseinbruch im Juli. Damals war der Anteilsschein noch mit über 31 Dollar gehandelt worden. Doch mit der Ankündigung, die auf Aufdach-Solaranlagen spezialisierte Vivint Solar zu übernehmen, hatte Sunedison damals wohl den Bogen überspannt. Bei vielen Börsianern wuchs seither die Skepsis, ob sich das Unternehmen mit seiner aggressiven Wachstumsstrategie nicht übernimmt. Die Konzernspitze hat auch darauf reagiert und vor wenigen Wochen angekündigt, den Fuß vom Gas zu nehmen, Kosten zu senken und einige angekündigte Übernahmen doch nicht zu tätigen (wir  berichteten). Aber die nun vorgelegte Zwischenbilanz hat den Vertrauensverlust offenbar befeuert.

Die Führung von SunEdison meldete zum einen eine stabile Umsatzentwicklung im dritten Quartal und den ersten neun Monaten. Die Erlöse beliefen sich auf 476 Millionen Dollar bzw. 1,241 Milliarden Dollar. Doch andererseits haben sich die Betriebskosten in beiden Zeiträumen mehr als verdoppelt. Deshalb schrieb der Ökostromriese weiter tiefrote Zahlen. Für das dritte Quartal wies er einen Fehlbetrag von 284 Millionen Dollar aus. Er lag damit zwar nur eine Million Dollar über dem Vorjahreswert. Und der Nettoverlust nach neun Monaten ist sogar gesunken, von 939 Millionen auf 919 Millionen Dollar. Aber die Höhe der Verluste ist erschreckend. Zumal das Unternehmen einräumen musste, dass es 6,5 bis 8,8 Milliarden Dollar an Kapital dafür aufwenden muss, um die für 2016 geplanten Grünstromprojekte umsetzen zu können.

Firmenchef Ahmad Chatila bezifferte das aktuelle Projekt-Portfolio mit 7,9 Gigawatt (GW). Davon hätten im dritten Quartal 2,9 GW die Bauphase erreicht. Er kündigte an, dass SunEdison zunächst weniger Grünstromkraftwerke in den Bestand der Betreibergesellschaften TerraForm Power und TerraForm Global ausgliedern werde. Auch diese eigenständig börsennotierten Tochtergesellschaften von SunEdison haben Zahlen veröffentlicht (hier und  hier erfahren Sie mehr darüber). Auch bekräftigte Chatila, das angekündigte Übernahmen zur Disposition stünden und der Konzern viel Personal abbauen werde.

ECOreporter.de sieht trotz des massiven Kursverfalls noch keine günstige Gelegenheit für den Einstieg in die Aktie von SunEdison. Das Unternehmen ist mit massiven Schulden belastet und muss erst Belege dafür liefern, dass die Strategie aufgeht, sich durch Zukäufe eine starke Marktposition und hohe Mittelzuzflüsse aus dem Verkauf großer Mengen Grünstrom zu sichern. Erst wenn sich deutlicher abzeichnet, wie die angekündigte Umstrukturierung aussehen wird und dass es dem Unternehmen gelingen kann, die Verluste deutlich zu verringern, sollten Anleger einen Einstieg erwägen. Davon ist SunEdison aber noch weit entfernt.

Canadian Solar erleidet Gewinneinbruch

Deutlich besser schätzen wir die Perspektiven für Canadian Solar ein. Die Aktie des Solarkonzerns mit Hauptsitz in der kanadischen Provinz Ontario verbilligte sich nach der Bekanntgabe von Zahlen für das dritte Quartal ebenfalls deutlich. Mit rund vier Prozent fiel der Kursverlust an der Nasdaq aber deutlich moderater aus als bei SunEdison. Zudem hatte der Anteilsschein zuletzt deutlich zugelegt und notiert auf Jahressicht lediglich 30 Prozent im Minus.

Aber Canadian Solar musste für die ersten neun Monate einen Gewinneinbruch bekannt geben. Nach 163,8 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum erreichte der Solarkonzern bis Ende September 2015 nur 109,6 Millionen Dollar Nettogewinn. Im dritten Quartal 2014 hatte das Unternehmen mit 104,2 Millionen Dollar einen Rekordgewinn erreicht. Der brach im dritten Vierteljahr auf 30,4 Millionen Dollar ein. Nach 17,9 Millionen Dollar im zweiten Quartal ging es bei dieser Bilanzposition aber immerhin wieder aufwärts.

Bildhinweis: Canadian Solar ist einer der größten Solarhersteller der Welt. / Foto: Unternehmen

Auch beim Quartalsumsatz unterschritt Canadian Solar den Vorjahreswert. Im dritten Quartal schrumpfte er von 914,4 Millionen auf 849,8 Millionen Dollar, lag aber über der Prognose von 815 Millionen Dollar und 33 Prozent über dem Wert des zweiten Quartals. Nach neun Monaten erreichte der Solarkonzern dagegen ein Umsatzplus. Hier stiegen die Erlöse von 2,004 Milliarden auf 2,347 Milliarden Dollar.

Dr. Shawn Qu, Chairman und Chief Executive Officer (CEO) von Canadian Solar, verwies auf hohe Investitionen in das Projektgeschäft. Das Unternehmen ist einer der weltweit größten Hersteller von Solarmodulen, daneben immer stärker als Projektierer und Betreiber aktiv. Canadian Solar hatte den Rekordgewinn im dritten Quartal vor allem mit dem Verkauf von fertiggestellten Solarparks erreicht. In diesem Jahr behält der Solarkonzern immer mehr Projekte im eigenen Bestand. In Nordamerika und Japan hat er gleich mehrere erworben. Das erhöhte die Ausgaben und zugleich blieben Einahmen aus Projektverkäufen aus. Canadian Solar will entweder mehr Solarparks auf eigene Rechung betreiben, sich damit über den Verkauf von Solarstrom einen stabilen Mittelzufluss sichern, oder eine Reihe von Projekten in eine Betreibergesellschaft ausgliedern. Dann könnte er diese als sogenannte YieldCo an die Börse bringen und auf diese Weise bei Investoren günstig Kapital für den Erwerb weiterer Solarparks einsammeln.

Konzernchef Shawn Qu hält sich weiter beide Optionen offen und hat daher 2015 als ein Übergangsjahr für Canadian Solar bezeichnet. Dennoch zeigte er sich bei der Präsentation der aktuellen Zahlen mit der Geschäftsentwicklung in 2015 zufrieden. Er führte ins Feld, dass die Modulauslieferungen im dritten Quartal mit knapp 1,150 Megawatt (MW) klar über dem Vorjahreswert von 770 MW lagen. Davon seien 110 MW auf konzerneigene Projekte entfallen und damit 21 MW mehr als im dritten Quartal 2014. Canadian Solar habe 2015 eigene Solarprojekte mit insgesamt 257 MW ans Netz gebracht, verteilt auf Standorte in Nordamerika, Europa und Asien. Deren Verkaufswert bezifferte Shawn Qu mit rund 500 Millionen Dollar. Doppelt so hoch sei der Wert des gesamten Projektportfolios von Canadian Solar Ende September 2015 gewesen.

Was für Canadian Solar spricht

Im vierten Quartal will der Konzern Solarmodule mit zusammen mindestens 1.300 MW ausliefern und davon rund 170 MW an eigene Solarparks. Er strebt einen Quartalsumsatz von 930 Millionen bis 980 Millionen Dollar an nach 956,2 Millionen Dollar im vierten Quartal 2014. CEO Shawn Qu erhöhte zudem die Prognose für das Gesamtjahr. Bislang hatte er 2,8 Milliarden bis 3,0 Milliarden Dollar Umsatz in Aussicht gestellt. In 2014 hatte Canadian Solar 2,96 Milliarden Dollar erlöst. Nun rechnet der Konzernchef mit 3,28 Milliarden bis 3,33 Milliarden Dollar Jahresumsatz in 2015, bei Auslieferungen für insgesamt 4.150 bis 4.200 MW.

Nach Einschätzung von ECOreporter.de ist Canadian Solar weiterhin für die Zukunft aussichtsreich aufgestellt. Die vergleichsweise schwache Entwicklung in 2015 hat zu einem Kursverfall geführt, der aber risikobereiten Anlegern eine gute Gelegenheit bietet, günstig einzusteigen. Das Unternehmen baut vor allem in Asien seine Produktionskapazität weiter aus und kann damit verstärkt davon profitieren, dass dort die Nachfrage für Solartechnik wächst. Schon im dritten Quartal ist der Absatz in dieser Region deutlich angstiegen, von 20 Prozent Umsatzanteil im Vorjahreszeitraum auf über 41 Prozent. Das Amerikageschäft hat zugleich an Bedeutung verloren, auch wenn es im dritten Vierteljahr noch etwas mehr als die Hälfte zum Gesamtumsatz beisteuerte. Im dritten Quartal 2014 hatte der Konzern noch 72 Prozent des Umsatzes in Amerika erlöst. Doch in den USA läuft Ende 2016 ein wichtiges Förderinstrument für Investitionen in Photovoltaik aus, weshalb viele Experten hier einen Nachfrageeinbruch ab 2017 erwarten. Canadian Solar scheint sich frühzeitig darauf einzustellen, kann 2016 noch die gute Marktlage in Amerika ausnutzen und dann den Schwerpunkt des Absatzes nach Asien verlagern. Zugleich macht sich das Unternehmen mit einem ausgebauten Projektgeschäft unabhängiger von der Preisentwicklung bei Solarmodulen. All diese Stärken dürften sich im Aktienkurs niederschlagen. Wir empfehlen daher weiter den Kauf der Aktie von Canadian Solar.

Canadian Solar Inc.: ISIN CA1366351098 / WKN A0LCUY
SunEdison Inc.: ISIN US86732Y1091 / WKN A1WZU6
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