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Saubere Sache – Hoffnungsträger Cleantech

Von der Wachstumsbremse zum Wirtschaftsmotor: Der Wirtschaftszweig, der als Umwelttechnologie startete und nunmehr meist Cleantech genannt wird, hat eine deutliche Wandlung hinter sich. Heute gilt er als Hoffnungsträger der Industrienationen.

Umwelttechnologie, das war vor 30 Jahren der Katalysator im Auto oder der Filter am Kraftwerk, das war auch die Müllverbrennungsanlage. Technologien also, die sozusagen den Dreck zusammenkehren und geordnet entsorgen sollten. Sie waren teuer, fraßen Leistung, verbrauchten Energie und schonten keine Rohstoffe. Die Luft wurde zwar sauberer, weil die Kraftwerksfilter teilweise recht gut funktionierten, aber der Dreck saß nun in den Filtern, und die mussten gereinigt werden. „End of the pipe“, hintendran, das war das Charakteristikum dieser Art von Umwelttechnologie. Cleantech funktioniert anders, mit einem Wort: intelligenter. Abfälle erst gar nicht entstehen lassen, Energie rohstoff- und klimaschonend erzeugen, eine menschenfreundliche und beherrschbare Technik, die keine Angst verbreitet – das ist Cleantech. Und noch dazu ist sie kostengünstig. Denn was nicht verbraucht wird, muss nicht bezahlt werden, was wenig Abfall produziert, spart Entsorgungskosten.

Die Cleantech-Branche hat ein Problem, um das sie Vertreter anderer Sektoren allerdings beneiden: Sie wird regelmäßig falsch eingeschätzt – genauer gesagt, unterschätzt. Beispiel Energie: Die EU-Richtlinie über Erneuerbare Energien, seit 2001 in Kraft, schreibt für alle Länder nationale Ziele vor. Für Deutschland setzte sie vor acht Jahren das Ziel, bis 2010 den Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung auf 12,5 Prozent zu erhöhen. Tatsächlich war der Anteil Erneuerbarer Energien am gesamten Stromverbrauch bis Ende 2008 schon auf über 15 Prozent emporgeschnellt. Vom gesamten Endenergieverbrauch deckten die Erneuerbaren Energien Ende 2008 9,5 Prozent. Alleine in Deutschland erwirtschaftete die Erneuerbare-Energie-Branche 2008 einen Gesamtumsatz von rund 29 Milliarden Euro. Über 280.000 Beschäftigte waren in diesem Bereich nach Angaben des Bundesumweltministeriums tätig. Für die kommenden Jahre wird ein weiterer Zuwachs erwartet. Auch in Sektoren, die hiermit zusammenhängen: So sagte Umweltstaatssekretär Matthias Machnig Mitte September 2009 voraus, bis 2020 werde ein 470 Milliarden Euro starker Markt für Elektromobilität mit 250.000 neuen Arbeitsplätzen entstehen – und Deutschland könne davon besonders profitieren.

Auch die Produkte und Dienstleistungen aus dem Bereich Energieeffizienz werden laut Expertenschätzungen deutlich wachsen – von weltweit 450 Milliarden Euro in 2009 auf das Doppelte in 2020. In einzelnen Gebieten, etwa bei der Prozesslufttechnik, werden Wachstumsraten von 25 Prozent pro Jahr erwartet. Sogar um 30 Prozent pro Jahr könnte der Markt für Biokunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie Zucker, Stärke oder Cellulose wachsen. Sie schonen die Ressourcen und sind biologisch abbaubar. 2005 lag das Marktvolumen weltweit aber erst bei ca. 600 Mio. Euro. Ganz anders der Markt für Anlagen der Abfall- und Recyclingwirtschaft: Schon 2005 lag sein Volumen bei etwa 30 Milliarden Euro; bis 2020 wird er laut Bundesumweltministerium um mehr als die Hälfte wachsen.

Deutsche Unternehmen halten derzeit bei Anlagen für Abfallwirtschaft und Recycling einen Weltmarktanteil von etwa 24 Prozent. Bei Anlagen für die automatische Stofftrennung haben deutsche Unternehmen sogar zwei Drittel des Weltmarkts in der Hand. Die globale Nachfrage nach Abfalltechniken wird weiter wachsen, da steigende Energie- und Rohstoffpreise das Recycling zunehmend wirtschaftlich machen. Schärfere Umweltgesetze könnten weitere Entwicklungsschübe bei den Abfall- und Recyclingtechniken in Gang setzen.


Fazit:

Die Cleantech-Branche wird als Wirtschaftsfaktor immer wichtiger. Mehr als fünf Prozent der Industriegüterproduktion in Deutschland entfielen 2007 auf Umweltschutzgüter, und die Steigerungsraten sind enorm, während viele andere Bereiche allenfalls stagnieren. Fast 1,8 Millionen Menschen finden in der deutschen Umweltwirtschaft Arbeit. Megatrends wie die Klimaerwärmung, Ressourcenverknappung und steigende Energiepreise werden hier weiteres Wachstum erfordern. Die Märkte der Zukunft sind also grün. Ökonomisch grün.

Dieser Text stammt aus einer Sonderpublikation des Emissionshauses Trendinvest Beratungs GmbH. Per Opens external link in new windowMausklick gelangen Sie zu der Publikation.



Zur Cleantech-Branche zählen:

Nachhaltige Energietechnik


Beispiele: Energie aus Wasser- und Windkraft, Solarthermie, Photovoltaik, Geothermie, Biogas und –masse, Kraft-Wärme-Kopplung, Energiespeichertechniken


Energieffizienz
Beispiele: Energieeffiziente Gebäudetechnik, Energie-Contracting, energiesparende Rechenzentren, Wärmerückgewinnung


Rohstoff- und Materialeffizienz

Beispiele: ressourcenschonende und abfallarme Produktionsmethoden wie die Pulverlackierung, bei der überschüssiger Lack zurückgewonnen wird; Leichtbautechniken, Miniaturisierung; Biokunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie Zucker, Stärke oder Cellulose


Nachhaltige Mobilität

Beispiele: effiziente Antriebstechniken, umweltfreundliche Infrastruktur und Verkehrsmanagement, Biokraftstoffe der 2. Generation


Abfall- und Kreislaufwirtschaft

Beispiele: Techniken zur Stofftrennung, zum Sammeln, Sortieren und Zerkleinern, Logistikverfahren, Recyclingtechniken, Kompostierung, energetische Verwertungsverfahren


Nachhaltige Wasserwirtschaft

Beispiele: Techniken zur Wasseraufbereitung, auch aus Meerwasser, Leckagedetektoren, Filtertechniken, Abwasservermeidung durch veränderte
Prozesse, Energierückgewinnung aus Abwasser, dezentrales Wassermanagement, optimierte Bewässerungstechniken
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