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Schere im weltweiten Solarmarkt klafft weiter auf

Noch vor wenigen Jahren haben europäische Märkte wie Spanien, Italien und vor allem Deutschland den weltweiten Photovoltaikmarkt dominiert. Ihre Positionen haben in 2013 China, Japan und die USA eingenommen. In diesen Märkten wurden im vergangenen Jahr mit Abstand die meisten neuen Solaranlagen errichtet. Nach einer aktuellen Analyse des kalifornischen Marktforschungsunternehmens NPD Solarbuzz wird sich deren Spitzenposition im laufenden Jahr noch verfestigen.

In 2013 hatte China mit rund zwölf Gigawatt (GW) etwa ein Drittel zum weltweiten Zubau der globalen Solarstromkapazität beigetragen. In Japan belief sich der Zubau auf rund sieben GW und in den Vereinigten Staaten auf rund fünf GW. Damit entfielen 59 Prozent des gesamten Zubaus auf diese drei Märkte. Ihr Anteil wird laut Solarbuzz in 2014 auf 61 Prozent ansteigen.
Die Marktforscher gehen davon aus, dass dies zu Lasten europäischer Absatzmärkte geht. Denen trauen sie für dieses Jahr nur einen Anteil von 17 Prozent der Neuinstallationen zu nach 19 Prozent im Vorjahr. Dabei war das Wachstum in Europa schon in 2013 deutlich geringer ausgefallen als zuvor. So kamen in Deutschland in 2013 nur noch Solaranlagen mit 3,3 GW ans Netz, nachdem in den Jahren zuvor stets die Marke von sieben GW überschritten worden war. Starke Einschnitte bei der Solarstromvergütung hatten den deutschen Markt ausgebremst. Experten befürchten, dass der Zubau in Deutschland zukünftig sogar unter der Marke von 2,5 GW liegen wird (wir  berichteten). Ähnlich verläuft die Entwicklung in anderen europäischen Solarmärkten. In Frankreich zum Beispiel kamen 2013 nur noch 0,6 GW neu ans Netz nach 1,3 GW im Vorjahr.

Das sind schlechte Nachrichten für Solarhersteller und -projektierer, die wie viele deutsche Marktakteure stark auf das Geschäft in Europa ausgerichtet sind und ohnehin in Asien nur schwer einen Zugang zum Markt bekommen. Denn in Japan und vor allem in China bevorzugen Kunden einheimische Solarfirmen und stellen die Behörden ausländischen Firmen viele Hindernisse in den Weg. Und in den USA verfügen einheimische Akteure wie etwa die großen Solarkonzerne SunPower und First Solar über eine sehr starke Stellung im Markt, auch weil sie beides leisten: sie sind große Hersteller von Solarkomponenten und setzen Photovoltaikprojekte um, können beide Geschäfte zu ihrem Nutzen und zu dem der Kunden kombinieren.

Vor allem aber profitieren die chinesischen Solarhersteller von diesem Szenario. Weil Solarbuzz das größte Nachfragewachstum weltweit für die Volksrepublik prognostiziert, und weil die Regierung in Peking weiter den Sektor stark unterstützt, da sie Photovoltaik als Schlüsseltechnologie des Jahrhunderts ausgemacht hat und einheimische Unternehmen diesen Markt beherrschen sollen.

Finlay Colville, Vize-Präsident von NPD Solarbuzz, verdeutlicht das an einem Beispielsszenario: in den USA fallen Strafzölle auf Solartechnik aus China an, um den Wettbewerbsvorteil der Unternehmen aus der Volksrepublik auszugleichen, der ihnen durch die starke politische Unterstützung daheim zufällt, etwa mittels günstiger Kredite durch die staatlichen Banken. Derzeit wird von den zuständigen Behörden in den USA geprüft, ob diese Strafzölle angehoben werden. „Wenn es dazu kommt, wird die Regierung in China einfach die einheimische Solarförderung intensivieren, damit die Solarhersteller aus China ihre Produktion auslasten können und nicht wieder in die Existenzkrise geraten, aus der sie sich eben erst befreit haben“, so Colville.

Vor 2013 hatten hohe Überkapazitäten im Markt dazu geführt, dass sich die Preise für Solarkomponenten innerhalb weniger Jahre mehr als halbierten. Die Solarhersteller mussten hohe Abschreibungen vornehmen und rutschten tief in die Verlustzone. Laut Solarbuzz kam es zu einer Marktbereinigung, die für viele Unternehmen das Aus bedeutete, aber auch zu einer Annäherung von Angebot und Nachfrage führte. In diesem Jahr gehe es für die verbliebenen Solarhersteller nun darum, die Nachfrage dort bedienen zu können, wo sie besonders stark sei. Zwar würden viele westliche Hersteller zunehmend Produktionskapazitäten in der Nähe wachstumsstarker Regionen aufbauen. Doch in Asien könnten die Hersteller aus China ihren Heimvorteil schon jetzt klar ausspielen.
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