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Schöne Boote, legendäre Marke, hohe Weichkosten – ist die Klepper-Aktie ein guter Kauf?
Die Klepper Faltbootwerft baut seit mehr als 100 Jahren legendäre Faltboote . Seit 2001 ist das Rosenheimer Unternehmen eine Aktiengesellschaft. Vorstand ist Ursula Isbruch, die Ehefrau von Dr. Henning Isbruch, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats. Ein Dreiergremium, bestehend aus Leiter Vertrieb, Leiter Einkauf und Leiterin Finanzen, unter der Vorstandsfrau Isbruch führt nach Angaben ihres Mannes das operative Geschäft der Klepper Faltbootwerft. Als Aufsichtsratsvorsitzender kümmere er selbst sich nur um „Spezialfälle“, beispielsweise prüfe er Kooperationen des Unternehmens mit Partnern hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit, sagt Dr. Henning Isbruch. „Ich bin nicht mit dem Tagesgeschäft befasst“, erklärt er. Als Vorstand vertrete seine Frau das Unternehmen am Markt.
Kontrolliert der Aufsichtsratschef seine Ehefrau?
Der Aufsichtsrat einer Aktiengesellschaft sollte den geschäftsführenden Vorstand kontrollieren. Kann ein Mann seine Frau kontrollieren? Dr. Henning Isbruch: „Ich halte es für vollkommen normal und angemessen, dass der Großaktionär einer Aktiengesellschaft im Aufsichtsrat vertreten ist und bestimmt, wer das operative Geschäft führt.“ Isbruch, seine Frau und sein Sohn halten 75,1 Prozent der stimmberechtigten Stammaktien des Bootsbauunternehmens. Für seine Tätigkeit als Aufsichtsratsvorsitzender erhalte er jährlich 8.000 Euro, teilt Isbruch mit.
Kapitalerhöhungen finanzierten Wachstum
Unter Führung von Ursula und Henning Isbruch ist die Klepper Faltbootwerft in den letzten acht Jahren deutlich gewachsen. Neue Bootsmodelle wurden entwickelt, die Vermarktung wurde ausgebaut, das Unternehmen hat unter anderem in den USA und Kanada Fuß gefasst. Finanziert wurde das Wachstum wesentlich mit einer Reihe von Kapitalerhöhungen. Durch die Ausgabe neuer Aktien wurde das Eigenkapital laut Klepper von 2006 bis 2008 um insgesamt 3,4 Millionen Euro erhöht. Dabei seien Kosten in Höhe von rund 435.000 Euro angefallen. Das entspricht einer durchschnittlichen Kostenquote in Höhe von 12,8 Prozent. Wie ECOreporter.de auf Nachfrage erfuhr, erlöste Klepper allerdings im Jahr 2008 aus der Platzierung von 300.000 Aktien 585.000 Euro. Nach Abzug von außerordentlichen Aufwendungen in Höhe von 127.400 Euro sowie Fremdarbeiten in Höhe von 50.000 Euro reduzierte sich der Erlös jedoch auf 407.600 Euro. Im letzten Jahr lag die Kostenquote für die Kapitalerhöhung somit bei gut 30 Prozent.
Aktienvertrieb im eigenen Haus
Wer hat die Kosten vereinnahmt? Isbruch erklärt im Gespräch mit ECOreporter.de, dass die Aktien sämtlich direkt von seinem Unternehmen vertrieben wurden, man habe keine Provisionen an externe Makler gezahlt. „Allerdings haben wir für den Vertrieb eine eigene Abteilung aufgebaut und zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Diese wurden zum Teil leistungsabhängig über Erfolgsprovisionen honoriert. Weder meine Frau noch ich haben daran verdient, es ist auch kein Geld an Gesellschaften geflossen, die uns gehören. Dass so eine Kapitalmaßnahme etwa 15 bis 18 Prozent kostet, ist aus meiner Sicht ganz normal.“
Aktionäre warten auf nachhaltige Gewinne
Der Kreis der Klepper-Aktionäre ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Bei aller Begeisterung für die schönen Boote des Unternehmens interessieren sie sich auch für die Ertragslage der Gesellschaft. Wer nicht die Gelegenheit hat, sich durch den Besuch der Hauptversammlung in Rosenheim direkt zu informieren, erhält wenig aussagekräftiges Material zu den wirtschaftlichen Erfolgszahlen. ECOreporter.de hat nachgefragt und erfahren, dass Klepper allein von 2006 bis 2008 Jahresfehlbeträge in Höhe von insgesamt 308.500 Euro erwirtschaftet hat. In den Gewinn- und Verlustrechnungen seien jedoch auch die Kosten für die Kapitalerhöhungen in Höhe von rund 435.000 Euro enthalten, erklärt das Unternehmen; diese müssten wirtschaftlich betrachtet dem Ergebnis hinzugerechnet werden so dass sich ein positives Ergebnis in Höhe von 126.500 Euro ergeben habe. Der gesamte Verlustvortrag des Bootsbauers beträgt den Angaben zufolge 1,18 Millionen Euro. Laut Klepper entstand er zum größten Teil im Zuge der 2001 durchgeführten Verschmelzung der Klepper Faltbootwerft GmbH mit der Klepper Faltbootwerft AG. Dennoch erscheint Klepper solide finanziert, die Kapitalrücklagen liegen bei 2,44 Millionen Euro, die Eigenkapitalquote gibt das Unternehmen für 2008 mit 85,74 Prozent an (2006: 80,84 Prozent; 2007: 83,76 Prozent).
USA und Kanada verlustreich
Starken Anteil an den Verlusten hatten laut dem Aufsichtsratsvorsitzenden Isbruch die Aktivitäten in den USA und Kanada. Die Verkäufe in beiden Ländern seien 2008 und 2009 stark rückläufig gewesen. Das übrige Auslandsgeschäft entwickle sich dagegen gut. Die Finanzkrise habe keinen direkten Einfluss auf das Unternehmen, sagt Isbruch gegenüber ECOreporter. „Allerdings bekamen wir im zweiten und dritten Quartal 2009 die Kaufzurückhaltung deutlich zu spüren. Inzwischen hat sich der Auftragsbestand wieder sehr positiv entwickelt. Nicht zuletzt durch einige Militäraufträge konnten wir einiges an Boden wieder gut machen.“
Fazit
Eine Marke mit einem fabelhaften Ruf, Produkte mit vielen Chancen, eine trotz der Verluste noch als solide anzusehende Finanzierung – die Klepper-Aktie wäre für Umweltaktionäre ein gutes Investment. Wenn da nicht die Militär-Aufträge wären, die etliche ethisch orientierte Investoren abschrecken dürften. Und wenn das Unternehmen offensiver und transparenter mit seinen Aktionären kommunizieren würde. Davon abgesehen: Ob es eine strategisch sinnvolle Entscheidung ist, eine Kapitalerhöhung mit eigenen Mitarbeitern durchzuführen, darf bezweifelt werden. Allerdings sind selbst die von Dr. Isbruch genannten 15 bis 18 Prozent Kosten, so unschön sie auch wirken, nicht höher als das, was viele externe Vertriebe in Rechnung stellen würden. Die Aktionäre dürften sich trotzdem wundern: Von jedem Euro, den sie Klepper zur Verfügung stellen, bleiben nur 82 bis 85 Prozent für das echte Geschäft übrig.
Die Informationspolitik der Klepper Faltbootwerft gegenüber ihren Aktionären kann nicht zufrieden stellen. Trotz der unbestritten hohen Qualität seiner Produkte scheint es dem Unternehmen bisher nicht zu gelingen, nachhaltige Gewinne zu erwirtschaften. Dies sollten Vorstand und Aufsichtsrat den Aktionären der Gesellschaft gegenüber transparent und gut verständlich kommunizieren. Nur dann werden diese bereit sein, für weitere Entwicklungsschritte frische Mittel zur Verfügung zu stellen.
Klepper Faltbootwerft AG
Stammaktien: WKN 605194
Vorzugsaktien WKN 593961
Bilder: Dr. Hennung Isbruch; Mitarbeiter des Unternehmens in der Fertigung; Klepper Faltboote im Einsatz / Quelle: Klepper Faltbootwerft AG
Kontrolliert der Aufsichtsratschef seine Ehefrau?
Der Aufsichtsrat einer Aktiengesellschaft sollte den geschäftsführenden Vorstand kontrollieren. Kann ein Mann seine Frau kontrollieren? Dr. Henning Isbruch: „Ich halte es für vollkommen normal und angemessen, dass der Großaktionär einer Aktiengesellschaft im Aufsichtsrat vertreten ist und bestimmt, wer das operative Geschäft führt.“ Isbruch, seine Frau und sein Sohn halten 75,1 Prozent der stimmberechtigten Stammaktien des Bootsbauunternehmens. Für seine Tätigkeit als Aufsichtsratsvorsitzender erhalte er jährlich 8.000 Euro, teilt Isbruch mit.
Kapitalerhöhungen finanzierten Wachstum
Unter Führung von Ursula und Henning Isbruch ist die Klepper Faltbootwerft in den letzten acht Jahren deutlich gewachsen. Neue Bootsmodelle wurden entwickelt, die Vermarktung wurde ausgebaut, das Unternehmen hat unter anderem in den USA und Kanada Fuß gefasst. Finanziert wurde das Wachstum wesentlich mit einer Reihe von Kapitalerhöhungen. Durch die Ausgabe neuer Aktien wurde das Eigenkapital laut Klepper von 2006 bis 2008 um insgesamt 3,4 Millionen Euro erhöht. Dabei seien Kosten in Höhe von rund 435.000 Euro angefallen. Das entspricht einer durchschnittlichen Kostenquote in Höhe von 12,8 Prozent. Wie ECOreporter.de auf Nachfrage erfuhr, erlöste Klepper allerdings im Jahr 2008 aus der Platzierung von 300.000 Aktien 585.000 Euro. Nach Abzug von außerordentlichen Aufwendungen in Höhe von 127.400 Euro sowie Fremdarbeiten in Höhe von 50.000 Euro reduzierte sich der Erlös jedoch auf 407.600 Euro. Im letzten Jahr lag die Kostenquote für die Kapitalerhöhung somit bei gut 30 Prozent.
Aktienvertrieb im eigenen Haus
Wer hat die Kosten vereinnahmt? Isbruch erklärt im Gespräch mit ECOreporter.de, dass die Aktien sämtlich direkt von seinem Unternehmen vertrieben wurden, man habe keine Provisionen an externe Makler gezahlt. „Allerdings haben wir für den Vertrieb eine eigene Abteilung aufgebaut und zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Diese wurden zum Teil leistungsabhängig über Erfolgsprovisionen honoriert. Weder meine Frau noch ich haben daran verdient, es ist auch kein Geld an Gesellschaften geflossen, die uns gehören. Dass so eine Kapitalmaßnahme etwa 15 bis 18 Prozent kostet, ist aus meiner Sicht ganz normal.“
Aktionäre warten auf nachhaltige Gewinne
Der Kreis der Klepper-Aktionäre ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Bei aller Begeisterung für die schönen Boote des Unternehmens interessieren sie sich auch für die Ertragslage der Gesellschaft. Wer nicht die Gelegenheit hat, sich durch den Besuch der Hauptversammlung in Rosenheim direkt zu informieren, erhält wenig aussagekräftiges Material zu den wirtschaftlichen Erfolgszahlen. ECOreporter.de hat nachgefragt und erfahren, dass Klepper allein von 2006 bis 2008 Jahresfehlbeträge in Höhe von insgesamt 308.500 Euro erwirtschaftet hat. In den Gewinn- und Verlustrechnungen seien jedoch auch die Kosten für die Kapitalerhöhungen in Höhe von rund 435.000 Euro enthalten, erklärt das Unternehmen; diese müssten wirtschaftlich betrachtet dem Ergebnis hinzugerechnet werden so dass sich ein positives Ergebnis in Höhe von 126.500 Euro ergeben habe. Der gesamte Verlustvortrag des Bootsbauers beträgt den Angaben zufolge 1,18 Millionen Euro. Laut Klepper entstand er zum größten Teil im Zuge der 2001 durchgeführten Verschmelzung der Klepper Faltbootwerft GmbH mit der Klepper Faltbootwerft AG. Dennoch erscheint Klepper solide finanziert, die Kapitalrücklagen liegen bei 2,44 Millionen Euro, die Eigenkapitalquote gibt das Unternehmen für 2008 mit 85,74 Prozent an (2006: 80,84 Prozent; 2007: 83,76 Prozent).
USA und Kanada verlustreich
Starken Anteil an den Verlusten hatten laut dem Aufsichtsratsvorsitzenden Isbruch die Aktivitäten in den USA und Kanada. Die Verkäufe in beiden Ländern seien 2008 und 2009 stark rückläufig gewesen. Das übrige Auslandsgeschäft entwickle sich dagegen gut. Die Finanzkrise habe keinen direkten Einfluss auf das Unternehmen, sagt Isbruch gegenüber ECOreporter. „Allerdings bekamen wir im zweiten und dritten Quartal 2009 die Kaufzurückhaltung deutlich zu spüren. Inzwischen hat sich der Auftragsbestand wieder sehr positiv entwickelt. Nicht zuletzt durch einige Militäraufträge konnten wir einiges an Boden wieder gut machen.“
Fazit
Eine Marke mit einem fabelhaften Ruf, Produkte mit vielen Chancen, eine trotz der Verluste noch als solide anzusehende Finanzierung – die Klepper-Aktie wäre für Umweltaktionäre ein gutes Investment. Wenn da nicht die Militär-Aufträge wären, die etliche ethisch orientierte Investoren abschrecken dürften. Und wenn das Unternehmen offensiver und transparenter mit seinen Aktionären kommunizieren würde. Davon abgesehen: Ob es eine strategisch sinnvolle Entscheidung ist, eine Kapitalerhöhung mit eigenen Mitarbeitern durchzuführen, darf bezweifelt werden. Allerdings sind selbst die von Dr. Isbruch genannten 15 bis 18 Prozent Kosten, so unschön sie auch wirken, nicht höher als das, was viele externe Vertriebe in Rechnung stellen würden. Die Aktionäre dürften sich trotzdem wundern: Von jedem Euro, den sie Klepper zur Verfügung stellen, bleiben nur 82 bis 85 Prozent für das echte Geschäft übrig.
Die Informationspolitik der Klepper Faltbootwerft gegenüber ihren Aktionären kann nicht zufrieden stellen. Trotz der unbestritten hohen Qualität seiner Produkte scheint es dem Unternehmen bisher nicht zu gelingen, nachhaltige Gewinne zu erwirtschaften. Dies sollten Vorstand und Aufsichtsrat den Aktionären der Gesellschaft gegenüber transparent und gut verständlich kommunizieren. Nur dann werden diese bereit sein, für weitere Entwicklungsschritte frische Mittel zur Verfügung zu stellen.
Klepper Faltbootwerft AG
Stammaktien: WKN 605194
Vorzugsaktien WKN 593961
Bilder: Dr. Hennung Isbruch; Mitarbeiter des Unternehmens in der Fertigung; Klepper Faltboote im Einsatz / Quelle: Klepper Faltbootwerft AG