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Schon wieder Europameister? – Asbeck will mit neuer SolarWorld durchstarten

War da was? Während die Altaktionäre von SolarWorld nur mit Grausen auf den Aktienkurs des einstmaligen Flaggschiffs der deutschen Solarbanche blicken können, hat der Chef des Nachfolgeunternehmens schon wieder große Pläne.

Dieses Nachfolgeunternehmen leitet Frank Asbeck, Gründer und langjährigen Chef der SolarWorld AG, die im Mai Insolvenz beantragen musste. Asbeck hat als vermögender Privatmann gemeinsam mit Qatar Solar als Partner die Filetstücke der deutschen Produktion des Solarkonzerns herausgekauft und startet damit nun unter dem neuen Firmennamen SolarWorld Industries GmbH.

Die Solarzell- und Modulfertigung an den Produktionsstandorten Arnstadt und Freiberg hat Asbeck erst am Mittwoch von der Insolvenzverwaltung übernommen. Bei einem Pressetermin am Donnerstag kündigte er bereits den Ausbau der Produktion auf 1.000 MW an.

Zum Vergleich: In 2016 wurden in Deutschland insgesamt neue Solaranlagen mit rund 1.500 MW installiert. Starten soll die SolarWorld Industries GmbH mit rund 400 MW Produktionskapazität. "SolarWorld bleibt der größte Produzent in Europa", stellte Asbeck am Donnerstag klar.

Bittere Entwicklung für viele Mitarbeiter und Aktionäre

Das Nachsehen haben zunächst viele Arbeitnehmer. Von den einst rund 1.700 Mitarbeitern in den früheren SolarWorld-Fabriken in Freiberg und Arnstadt behalten nicht einmal 500 ihren Arbeitsplatz. Die ehemalige Konzernzentrale in Bonn wurde ganz geschlossen. Die meisten ehemaligen Beschäftigten des Solarkonzerns landen zunächst in Transfergesellschaften und müssen hoffen, entweder bei der SolarWorld Industries GmbH aufgenommen zu werden, sollte die erfolgreich laufen, oder anderswo eine Stelle zu finden.

In jedem Fall bitter bleibt die Entwicklung für die Altaktionäre. Laut Insolvenzverwalter Horst Piepenburg müssen sie mit dem Totalverlust rechnen. Die SolarWorld-Aktie ist zum Pennystock verkommen und hat auf Jahressicht 93 Prozent ihres Wertes eingebüßt. Mit dem Ausverkauf des Solarunternehmens durch die Insolvenzverwaltung dürfte der Wert weiter absinken. Die Einnahmen aus den Verkäufen werden offenbar nicht einmal ausreichen, um die Schulden des Pleite-Unternehmens abzudecken.

Erfolgreiche Klage von Hemlock: Kommt der Gläubiger noch zum Zug?

Von dem Verkauf der Produktion in Arnstadt und Freiberg proftieren dagegen die Anleihegläubiger, die nun noch hoffen müssen, dass der Insolvenzverwalter auch die übrigen Konzernsparten losschlagen kann. Und dass mit der US-Siliziumproduzentin Hemlock ein großer Gläubiger von SolarWorld nicht zum Zug kommt. Die Amerikaner verlangen von SolarWorld ausstehende Zahlungen von rund 800 Millionen US-Dollar und berufen sich dabei auf nicht erfüllte Verträge mit den Deutschen.

Jüngst hat ein US-Berufungsgericht Hemlock Recht gegeben bei der Klage gegen SolarWorld. Die Deutschen haben aber wiederholt Zweifel angemeldet, ob Hemlock die Ansprüche auch in Deutschland geltend machen und durchsetzen könnte. Offen bleibt, wie die Insolvenzverwaltung mit den Ansprüchen des US-Unternehmens umgeht. Und wann die Anleihegläubiger von SolarWorld endgültig Klarheit darüber haben werden, wie viel Geld sie von ihrem Investment zurückerhalten und wie viel sie abschreiben müssen.

Die neue SolarWorld Industries ist davon nicht betroffen. Mit ihr kann Frank Asbeck nach vorne schauen. Der macht übrigens weiter die Billigkonkurrenz aus Fernost dafür verantwortlich, dass sich die einstmals führenden Solarhersteller aus Deutschland nicht am Markt behaupten konnten.

SolarWorld AG: ISIN DE000A1YCMM2 / WKN A1YCMM
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