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Sicherheit gewinnen: Vermeiden Sie diese drei Anlage-Fehler!

Supertipps für die Geldanlage? Geheimrezepte? Zauberformeln? Vergessen Sie's. Das Wichtigste ist, wenig Fehler zu begehen. Wir erklären in dieser Kolumne, worauf es wirklich ankommt.

1. Kein Geld auf Absurditäten setzen!

Finden Sie etwas absurd? Und kommt es Ihnen so vor, als seien Sie der einzige, dem das auffällt? Dann ist hier der erste Tipp für Sie: Wenn Ihnen etwas absurd vorkommt, dann ist es oft auch absurd. Setzen Sie kein Geld darauf. Auch wenn anscheinend die ganze Welt einschließlich der Verbraucherschützer meint, das sei alles völlig normal.

Wenn Sie beispielsweise meinen, es sei absurd, dass Autohersteller den Verbrauch ihrer Gefährte viel niedriger angeben als er ist, dann hören Sie auf sich selbst und lassen Sie Auto-Aktien links liegen. Und wenn Sie sich fragen, wie weit Teslas Angaben zur Elektroauto-Reichweite von der Realität entfernt sind (Tesla-Fahrer wissen es heute schon), dann handeln Sie danach. Denn irgendwann kochen die Absurditäten hoch. Und in der Folge purzeln die Aktienkurse.

Es dauert halt nur manchmal recht lange. Die europäischen großen, konventionellen Energieversorger haben es mit ihren Kursstürzen gezeigt. Und "absurd" ist ja noch ein sehr harmloser Ausdruck dafür, Atommüll von Frankreich nach Sibirien zu bringen, zum Zweck der "Entsorgung" (bzw. als Lagerung im Freien, versteht sich). Fast genauso irrwitzig mutet es an, heute noch Kohlekraftwerke zu betreiben, mögen Sigmar Gabriel und die Ex-NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft das auch anders gepredigt haben.

Machen alle, beschwert sich doch keiner darüber? Irgendwann dann doch. In diesem Fall hoffentlich sehr, sehr bald. Einfacher Tipp: Hände weg von den Aktien konventioneller Energieversorger. Egal, wie oft sie umfirmieren. Aus RWE wird innogy, aus GDF Suez wird Engie, aber aus Atommüll kein Kompost und aus Aktien im Sinkflug kein Gold.


2. Die Börse belohnt nicht Sinn, sondern Gewinn!

Der zweite Fehler, den Sie bitte nicht begehen: Bauen Sie nicht im Umkehrschluss darauf, die Börse würde Sinnvolles belohnen. Wenn es so wäre, müssten Aktionäre, die früh auf Erneuerbare Energie gesetzt haben, durch die Bank Millionäre sein. Das sind aber nur wenige. Denn Sinn bringt nicht immer Gewinn. Nur den belohnt die Marktwirtschaft aber. So läuft das System. Systemgrenzen ziehen muss – besser gesagt: sollte – die Politik, nicht die Börse.

Und wenn beispielsweise deutsche Erneuerbare-Energie-Aktien nicht durch die Bank und über Jahre Freude bei den Aktionären auslösen, dann liegt das zwar manchmal an schlechtem Management. Meistens aber daran, dass die Politik keine oder falsche Grenzen zieht.

Wenn Ihnen die Energiepolitik nicht gefällt, investieren Sie lieber direkt oder indirekt in Erneuerbare-Energie-Kraftwerke. In Erneuerbare-Energie-Aktien nur, wenn Sie genügend Energie aufbringen, sich damit regelmäßig und intensiv zu beschäftigen. Dann können Sie schöne Gewinne einheimsen – vergessen Sie nur nicht, die zu sichern, bevor die Politik Ihnen einen Strich durch's Depot macht.


3. Finger weg von kreditfinanzierten Geldanlagen!

Niedrige Zinsen bei der Geldanlage? Ein geläufiges Problem. Niedrige Zinsen beim Kredit? Wunderbar! Warum also nicht beides kombinieren: Für eine schöne Geldanlage einen günstigen Kredit aufnehmen und damit die Anlagesumme deutlich erhöhen? So einfach kann das sein, der Niedrigzinsphase eine lange Nase zu zeigen! Wer sich beispielsweise an einem Photovoltaik-Projekt beteiligt und auf die eigenen 10.000 Euro 3,0 Prozent Zinsen kassiert, der erhält 300 Euro im Jahr.

Wer aber zusätzlich einen Kredit aufnimmt und so seine Anlagesumme verdoppelt, dem fließen 600 Euro auf das Konto. Nur muss man natürlich die Kosten für die Kreditzinsen wieder abziehen. "Zinshebel" nennt man das Verfahren, mittels Kredit die Rendite zu steigern. Profis nutzen das seit langem. Nur: Profis arbeiten meist nicht mit eigenem Geld, sondern mit fremdem. Da ist Verlieren weit weniger schmerzhaft.

Denn alle Versprechen zur cleveren, sicheren Traumrendite, sie taugen nichts, sobald etwas anders läuft als geplant. Der Zinshebel funktioniert ja nur so lange, wie die Rendite höher liegt als der Zins für den Kredit. Aber wenn die Rendite sinkt, dann wird aus dem Hebel schnell ein Knebel, der den Anleger stranguliert – bis hin zur Insolvenz. Denn die Bank will ihre Kreditzinsen haben, egal ob das Investment läuft oder nicht.

Und die Zinsen sind nicht alles: Die Bank verlangt ja auch das Geld zurück, das sie verliehen hat. Bei manchen Erneuerbare-Energie-Projekten wird den Anlegern beispielsweise versprochen, dass sie zum Ende der Kreditlaufzeit ihren Anlagenteil verkaufen können. Damit könnte man einen Kredit auf einen Schlag ablösen. Was aber, wenn das Erneuerbare-Energie-Kraftwerk nicht läuft? Dann ist es unverkäuflich. Wer damit einen Kredit tilgen will, steht schlecht da. Denn ein defektes Kraftwerk ist nahezu wertlos.

Wer genug Geld hat, um solche Verluste zu verkraften, der kann auch die Risiken des Zinshebels in Kauf nehmen und Renditen in die Höhe treiben. Das ist unternehmerisches Handeln und ertragreich, solange es gut geht. Aber zum Unternehmertum gehört die Möglichkeit des Scheiterns. Wer sich das nicht leisten kann, der sollte nicht unternehmerisch investieren, sondern beamtenhaft sicher. Kein Hebel – kein Knebel! 


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