Erneuerbare Energie

Sind Erneuerbare Energien und Elektromobilität natürliche Partner? - Kritik an Auto- und Energiekonzerne

In Berlin startete heute die von vier Bundesministerien organisierte „Nationale Strategiekonferenz Elektromobilität“. Dietmar Schütz, Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE), erklärte zum Auftakt der  Diskussion über die Markteinführung von Elektrofahrzeugen: „Erneuerbare Energien und Elektromobilität sind natürliche Partner. Je mehr Strom wir mit Erneuerbaren Energien produzieren, desto klimafreundlicher wird das Elektrofahrzeug. Je mehr Elektrofahrzeuge am Netz sind, desto besser lassen sich Erneuerbare Energien in die Stromversorgung integrieren“.


Ein Elektromotor wandelt die eingesetzte Energie um ein Vielfaches effizienter um als jeder Verbrennungsmotor. „Ein Klimaschutzprogramm wird die Einführung von Elektrofahrzeugen aber erst, wenn die Fahrzeuge mit Strom aus Erneuerbaren Energien fahren“, so Dietmar Schütz. Mit Kohlestrom betrieben verursacht ein Elektrofahrzeug pro Kilometer einen CO2-Ausstoß von 160 Gramm. Mit Strom aus Erneuerbaren Energien reduziert sich dieser Wert auf annähernd Null.

Die Automobilwirtschaft wird künftig von der EU verpflichtet, den durchschnittlichen CO2-Ausstoß ihrer Flotten deutlich zu reduzieren. „Die strategischen Partner der Automobilwirtschaft, sind deshalb nicht die Kohle- und Atomstromkonzerne, sondern die Produzenten von Strom aus Erneuerbaren Energien“, bietet Dietmar Schütz die enge Zusammenarbeit seiner Branche bei der Markteinführung von Elektrofahrzeugen an. Erneuerbare Energien können ihm zufolge genügend Strom für eine breite Einführung von Elektroautos liefern.

Bis 2020 rechnet die Bundesregierung mit etwa einer Million Fahrzeugen. Diese dürften rund zwei Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr verbrauchen. Rechnerisch liefern die heute schon in Deutschland installierten Erneuerbare-Energien-Anlagen diese Strommenge binnen zehn Tagen. Im vergangen Jahr haben sie mehr als 87 Milliarden Kilowattstunden Strom produziert. Bis 2020 soll ihr Anteil am Stromverbrauch von heute etwa 15 Prozent auf deutlich mehr als 35 Prozent anwachsen.

Der BEE weist darauf hin, dass Elektrofahrzeuge wie jedes Auto rund 23 Stunden am Tag stehen und während dieser Zeit mit dem Stromnetz verbunden sein können. Daher ließe sich ein Teil der Batteriekapazität dieser Fahrzeuge zur besseren Integration von fluktuierend eingespeistem Strom aus Wind und Sonne nutzen. Wenn wenig Wind wehe oder keine Sonne scheine, könnten die Fahrzeuge einen Teil des vorher gespeicherten Stroms aus Erneuerbaren Energien ins Netz speisen. Sei das Angebot aus Erneuerbaren Energien besonders hoch, könne eine zeitweise Überproduktion in den Autos zwischengespeichert werden. „Je höher der Anteil Erneuerbarer Energien, desto wichtiger wird die Installation von Speicherkapazitäten. Die Batterien der Elektrofahrzeuge sind ein wichtiger Baustein einer solchen Speicherstrategie“, so Schütz.



Ebenfalls heute demonstrierten Greenpeace-Aktivisten gegen Elektroauto-Kooperationen mit Energieunternehmen, die Strom mit klimaschädlicher Kohle erzeugen. So werde der Ort des Emissionsausstoßes lediglich auf die Kraftwerke verlagert. "Die Autoindustrie muss leichtere Autos bauen, die Verbräuche und Emissionen senken und ebenso die Übermotorisierung drosseln. Das gilt für die bestehenden Modelle genauso wie für Elektroautos”, sagt Marc Specowius, Verkehrsexperte von Greenpeace. Die jetzigen Elektro-Feldversuche der Autoindustrie seien lediglich "Pseudo-Klimaschutzprogramme", um ihr Image aufzupolieren. "Wer ernsthaft Klimaschutz betreiben will, kann nicht mit Energiekonzernen wie Vattenfall und RWE kooperieren, die sich dem Klimaschutz konsequent verweigern und weiterhin klimaschädliche Kohlekraftwerke bauen”, so Specowius.


Nach Angaben von BMW verbraucht der Elektro-Mini 15 Kilowattstunden auf 100 Kilometer. Rechnet man dieses auf den durchschnittlichen CO2-Ausstoß pro
Kilowattstunde von Vattenfall um, so ergeben sich laut Greenpeace für den Mini rund 133,5 Gramm CO2 pro Kilometer. Der Elektro-Smart von Daimler habe mit RWE-Strom sogar einen höheren CO2-Ausstoß als das gleiche mit Diesel betankte Modell.


Bis zum Jahr 2020 sollen laut dem Bundesumweltministerium bereits eine Million am Stromnetz aufladbare Elektrofahrzeuge und so genannter Plugin-Hybrid-Fahrzeuge und auf deutschen Straßen fahren. Um das zu erreichen wolle die Bundesregierung die Kräfte von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik weiter bündeln und einen Katalog von Maßnahmen ergreifen, der von der Förderung der Batterieforschung bis hin zu Anreizen für die Markteinführung reicht. Damit soll Deutschland in den kommenden zehn Jahren zum Leitmarkt für Elektromobilität werden. Das stärke die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und fördere zugleich den Klimaschutz.  Die Bundesregierung erstelle zurzeit einen auf zehn Jahre angelegten Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität, der in Kürze dem Bundeskabinett vorgelegt werde.
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