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Skeptische Analystenurteile für deutsche Solaraktien

Analysten haben sich skeptisch bis zurückhaltend über die Kursaussichten deutscher Solaraktien geäußert. Dabei haben sich die meisten Solarwerte zum Ende dieser Woche positiv entwickelt. Phoenix Solar und SolarWorld zum Beispiel legten je 3,7 Prozent zu, S.A.G. Solarstrom und Solar-Fabrik AG rund 5 Prozent, Centrotherm und Centrotec rund 6,6 Prozent. Die Sunways und das TecDax-Unternehmen Q-Cells verteuerten sich bis heute Mittag sogar um rund 13 Prozent.


Alexander Karnick, Analyst der Deutsche Bank AG, glaubt jedoch nicht an eine Trendwende der Q-Cells-Aktie. Im Gegenteil, er nennt als Kursziel nur 20 Euro. Zum Vergleich: Im Januar kratzte die Aktie des Solarkonzerns aus Thalheim noch die Marke von 100 Euro. Innerhalb der letzten drei Monate hat sie über 60 Prozent an Wert verloren, stürzte sie auf aktuell 25,01 Euro (Frankfurt) ab. Trotz des niedrigen Kursniveaus sieht Karnick keinen Grund, in die Aktie der Q-Cells SE zu investieren. Aus seiner Sicht hat das Unternehmen gestern schwache Geschäftszahlen für die ersten neun Monaten des Jahres 2008 vorgelegt (wir berichteten). Erhebliche Kürzungen von Waferlieferungen des größten Zulieferers REC hätten im 3. Quartal dazu geführt, dass das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) mit 53,8 Millionen Euro rückläufig ausfiel und damit um zehn Prozent niedriger als von ihm erwartet.

Der Analyst sieht weitere Probleme auf den Solarzellenhersteller zukommen. Dessen Prognose für 2009 sei viel zu optimistisch und es daher nur eine Frage der Zeit, dass sie von Q-Cells reduziert werde. Im kommenden Jahr will Q-Cells das Produktionsvolumen auf über 1 Gigawatt und den Umsatz auf 2,25 Milliarden Euro nahezu verdoppeln. Karnick verweist, dass mit Solon kürzlich ein wichtiger Kunde von Q-Cells sein Nachfrageprognose halbiert hat. Auch andere wichtige Marktakteure wie zum Beispiel First Solar hätten ihre Erwartungen für 2009 deutlich verringert. Die Finanzkrise und die Verteuerung von Krediten würden auch an Q-Cells nicht spurlos vorübergehen, meint der Experte der Deutschen Bank. Er rät, die Aktie zu verkaufen.

Immerhin moderate Kurzuwächse traut Alexander Stiehler, Analyst der zur UniCredit gehörenden HVB, der Aktie von Phoenix Solar zu. Der Solarkonzern hatte gestern ein Rekordergebnis für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres gemeldet und seine Prognose für das Geschäftsjahr 2008 erneut angehoben (wir berichteten).  Trotz der guten Geschäftsentwicklung hat sich der Aktienkurs der Phoenix Solar AG in den letzten drei Monaten auf 23,55 Euro ungefähr halbiert. Stiehler empfiehlt, die Aktie zu halten und nennt als Kursziel 27,40 Euro. Nach einem „phantastischen Jahr 2008“ sieht er den Solarkonzern aus dem bayrischen Sulzemoos vor einem schwierigen Jahr 2009. Zu Recht habe es dafür keine Prognose ausgeben wollen. Es sei schwierig einzuschätzen, wie sich die Krise an den Finanzmärkten und eine weltweite Rezession auf die Geschäfte der Phoenix Solar AG werden.

Der HVB-Analyst bezweifelt, dass die Bayern ihre Marge werden halten können. Die Gewinnmarge in den ersten neun Monaten 2008 hatte bei 9,7 Prozent gelegen und soll sich im Gesamtjahr auf 8,7 Prozent belaufen. Stiehler rechnet für 2009 mit einer Marge von 4,2 Prozent. Vorausgesetzt, dass die Kreditkrise in der 2. Jahreshälfte überwunden wird, könne Phoenix Solar ein Umsatzplus von rund 21 Prozent erreichen (rund 100 Prozent in 2008) und ein EBIT von knapp 22 Millionen. Für 2008 strebt das Solarunternehmen noch ein EBIT von rund 33 Millionen Euro an.

Die Aktie der Centrotec Sustainable AG aus Brilon hat in den letzten drei Monaten etwa ein Drittel an Wert eingebüßt. Dabei hat sich der Kurs deutlich verbessert, nachdem das Unternehmen am Montag starke Neunmonatszahlen veröffentlicht und die Umsatzprognose für das Gesamtjahr erhöht hat (wir berichteten). Heute Mittag notierte der Anteilsschein in Frankfurt 10,0 Euro. Eggert Kuls, Analyst bei M.M. Warburg, empfiehlt, die Aktie zu kaufen und nennt als Kursziel auf zwölf Monate immerhin 14 Euro. Ihm zufolge haben die vorgelegten Zahlen die Erwartungen übertroffen und „profitiert das Unternehmen weiter von der Erholung des deutschen Heiztechnikmarktes“. Für 2009 sei zwar mit weiteren Steigerungen bei Umsatz und Ergebnis zu rechnen, aber auch mit einem verlangsamten Wachstum. Davon gehe auch die Centroc selbst aus. Kuls verringert seine Gewinnschätzung je Centrotec-Aktie für 2009 um 6 Prozent auf 1,36 Euro und für 2010 um 12 Prozent auf 1,73 Euro.

Centrotec Sustainable AG: ISIN DE0005407506 / WKN 540750
Phoenix Solar AG: ISIN DE000A0BVU93 / WKN A0BVU9
Q-Cells SE: WKN 555866 / ISIN DE0005558662
Wacker Chemie AG: ISIN DE000WCH8881 / WKN WCH888



Bildhinweis: Produktionslinie der Q-Cells SE; Solarprojekt der Phoenix Solar AG. / Quelle jeweils: Unternehmen
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