Fonds / ETF

Solar-ETFs: Schnäppchen oder Risikoinvestment?

Die Solarbranche boomt. Weltweit steigen die Photovoltaikkapazitäten mit beeindruckenden Wachstumsraten. Anleger können davon auf vielfältige Weise profitieren. Etwa durch die Beteiligung an ETFs (Exchange Traded Funds) mit Fokus auf Solaraktien. ECOreporter.de stellt Solar-ETFs vor und setzt damit die Reihe über nachhaltige Exchange Traded Funds fort. Per Mausklick gelangen Sie zu den Beiträgen über Opens external link in new windowbreit streuende ETFs und über Opens external link in new windowWasser-ETFs.

Der Market Vectors Solar Energy ETF

Es gibt zwar mittlerweile eine große Anzahl von ETFs mit Ausrichtung auf die Branche der Erneuerbaren Energien. Doch nach unseren Recherchen sind lediglich zwei Produkte auf den Markt, die sich ganz auf Solarunternehmen konzentrieren. Beide sind in den USA lanciert worden. Der Vermögensverwalter Van Eck Global hat im April 2008 den Market Vectors Solar Energy ETF unter dem Kürzel KWT an die New Yorker Stock Exchange gebracht. Das Unternehmen ist selbst in New York ansässig und hat etliche weitere ETFs lanciert. Dazu zählen Produkte mit Ausrichtung auf alternative Energien ebenso wie Produkte auf den Goldmarkt oder auf die Kernenergiebranche, also alles andere als nachhaltige Branchen. Auch bei der Auswahl der Titel für den Solar-ETFs spielte die Nachhaltigkeit der Unternehmen keine Rolle.

Der Market Vectors Solar Energy ETF bildet den Ardour Solar Energy Index (SOLRX) ab. Ardour Capital Investments, ebenfalls aus New York, hat sich auf den Bereich der Erneuerbaren Energien spezialisiert und bietet dazu Reserach an. Vor allem aber hat das Unternehmen etliche Indices aufgelegt. Der Ardour Solar Energy Index enthält nach Ihren Angaben derzeit nur Titel von Firmen, die über 90 Prozent ihrer Einnahmen aus Solarenergie erwirtschaften. Die Aufnahmekriterien sind weiter ausgelegt und verlangen lediglich, dass die Einnahmen der Unternehmen mindestens zu zwei Dritteln aus der Solarenergie kommen. Die Gewichtung der Firmen ist derzeit zu jeweils etwa einem Drittel auf die Regionen Nordamerika, Asien und Europa verteilt, mit deutlichem Fokus auf die USA (29 Prozent) und China (27 Prozent).

Im 1. Halbjahr hat der Market Vectors Solar Energy ETF massiv verloren und sich von über 17 auf unter 10 Dollar verbilligt. Seit dem Juni ging es aber deutlich aufwärts. Mit aktuell 11,7  Dollar notiert das Papier aber immer noch 34 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Total Expense Ratio (TER) oder Gesamtkostenquote des Fonds beträgt 0.65 Prozent.

Der Claymore/MAC Global Solar Energy Index ETF

Der Claymore/MAC Global Solar Energy Index ETF notiert in New York unter dem Kürzel TAN mit knapp 8 Dollar. Zu Jahresbeginn kostete er noch über 11 Dollar, um dann bis zum Juni ebenfalls stark abzustürzen auf rund 6 Dollar. Die Erholung seither macht Hoffnung auf eine weitere Kurserholung. Auf Jahressicht hat das ETF 23 Prozent an Wert verloren. Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,7 Prozent.

Dieser Solar-ETF ist ebenfalls seit 2008 auf dem Markt, er wurde von der zur Guggenheim Partners, LLC gehörenden Claymore Securities, Inc. aus Lisle im US-Bundesstaat Illinois lanciert. Diese hat eine Vielzahl von ETFs und ähnlichen Produkten entwickelt, ohne dabei ein Augenmerk auf die Nachhaltigkeit der Investments zu legen. Der Claymore/MAC Global Solar Energy Index ETF spiegelt den MAC Global Solar Energy Index des US-Finanzdienstleisters MAC Indexing, LLC. Wie auch im Ardour Solar Energy Index sind hier rund 30 Solaraktien gelistet, bei einer ähnlichen regionalen Gewichtung von etwa je einem Drittel auf Europa, Asien und Nordamerika. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die Anforderung, das Firmen im Index mindestens 66 Prozent der Einnahmen in der Solarbranche erwirtschaften müssen. In beiden Indices ist die Dünnschichtmodulproduzentin mit rund 10 Prozent die stärkste Position.

Bildhinweis: Drahtsäge des Solarausrüsters Meyer Burger, dessen Aktien im Claymore/MAC Global Solar Energy Index ETF gelistet ist. / Quelle: Unternehmen


Aktiv gemanagt: der Warburg Photovoltaik Global 30 Fonds

Diesen beiden ETFs mit Fokus auf Photovoltaikunternehmen steht nach Recherchen von ECOreporter.de nur ein aktiv gemanagter Aktienfonds gegenüber. Der Warburg Photovoltaik Global 30 Fonds von Warburg Invest aus Frankfurt darf laut Factsheet Aktien, verzinsliche Wertpapiere, Wandelschuldverschreibungen, Optionsanleihen, Genussscheine und Index-Zertifikate erwerben. Mindesten 51 Prozent des Fondsvermögens werden in Aktien von Unternehmen aus dem Photovoltaik Global 30 Index investiert. Dieser Solarindex wurde im Juni 2009 von der Deutschen Börse aufgelegt und enthält 30 Unternehmen, deren Umsatz zu mindestens 50 Prozent in der Solarbranche erwirtschaftet werden muss. Das Maximalgewicht je Indexmitglied beträgt auch hier 10 Prozent. Während der Index jedoch Unternehmen ausschließlich nach ihrer Marktkapitalisierung bewertet, kann das Management des Warburg Photovoltaik Global 30 Fonds Solarunternehmen stärker gewichten, für die es großes Wachstumspotential sieht. Ein Nachhaltigkeitsresearch findet auch hier nicht statt.

Seit dem Start des Fonds im Oktober 2010 hat er knapp 8 Prozent an Wert verloren. Wie die beiden ETFs konnte er sich nicht gegen den negativen Markttrend stemmen und verlor er in den ersten sechs Monaten massiv an Wert. Der Fonds stürzte bis zum Juni von rund 115 auf etwa 75 Euro ab, notiert heute bei 91,7 Euro. Neben dem Ausgabeaufschlag wird für den Warburg Photovoltaik Global 30 Fonds eine jährliche Managementgebühr von 1,7 Prozent erhoben. Das bedeutet, dass der Fonds jedes Jahr um ein Prozent besser abschneiden muss, um den Kostennachteil gegenüber den ETFs wettzumachen. Dagegen tragen die in Dollar notiertenden ETFs ein deutliches Währungsrisiko.


Starke Übereinstimmungen der Portfolios

Bei Vergleich dieser drei Fonds fallen die starken Übereinstimmungen bei den Portfolios auf. Der Blick auf die zehn größten Positionen offenbart, dass sieben davon bei den ETFs identisch sind. Die Hälfte der Top-Positionen der ETFs zählt auch zu den Favoriten des aktiv gemanagten Photovoltaik Global 30 Fonds von Warburg Invest. Es sind dies neben der Bonner SolarWorld AG drei chinesische Unternehmen: Yingli GreenEnergy, Suntech und Trina Solar. Die Aktie des deutschen Wechseltrichterherstellers SMA Technologies gehört nicht zu den größten Positionen des Market Vectors Solar Energy ETF, wohl aber zu denen der beiden anderen Produkte. Umgekehrt gilt dies für die Aktie der chinesischen Solarfun, die der Claymore/MAC Global Solar Energy Index ETF besonders stark gewichtet. Dessen Vorteil bei der Wertentwicklung hängt wesentlich damit zusammen, dass er erst im Herbst 2009 lanciert wurde. In den Monaten zuvor hatten Solaraktien massiv an Wert verloren, da sich deutliche Kürzungen der Solarstromvergütung vor allem im weltweit wichtigsten deutschen Markt abzeichneten.

Experten prognostizieren starkes Marktwachstum

Für die kommenden Monate rechnen viele Experten mit einer starken Entwicklung des weltweiten Solarmarktes. Davon geht zum Beispiel Fondsmanager Pascal Schuler von Swisscanto aus. "In 2010 erwarte ich vom europäischen Absatzmarkt, mit Deutschland an der Spitze, ein Wachstum von 60 bis 70 Prozent. Die Herstellung von Solaranlagen bleibt weltweit auf der Überholspur und die Nachfrage kann schon jetzt kaum mehr befriedigt werden", stellt er fest. Schuler weiter: "Trotz der Verringerung der Einspeisevergütung in Deutschland scheint für Solarenergie weiterhin die Sonne und die Branche bleibt für nachhaltige Investments hochinteressant."

Im zweiten Quartal 2010 sind weltweit Solarmodule mit einer Gesamtkapazität von 3,7 Gigawatt (GW) ausgeliefert worden. Das geht aus einer aktuellen Erhebung von IMS Research hervor. Damit seien die Auslieferungen das fünfte Quartal in Folge angestiegen. Die Researchagentur prognostiziert für das dritte Quartal ein weiteres Wachstum auf 4,3 GW. Im Gesamtjahr dürften die Auslieferung nach ihren Berechnungen um 60 Prozent über dem Vorjahreswert liegen.

Bildhinweis: Solarprojekt der Phönix Solar AG, dessen Aktie im Gegensatz zu den ETFs im Warburg Fonds zu den größten Positionen zählt. / Quelle: Unternehmen


Allerdings erwarten die Marktforscher von IMS Research ab 2011 einen Rückgang der Produktion von Photovoltaikmodulen. Analyst Sam Wilkinson verweist auf die Anfang kommenden Jahres anstehenden Kürzungen der Einspeisevergütungen in den wichtigen Solarmärkten Deutschland und Italien. Er erwartet, dass durch den massiven Ausbau der Produktionskapazitäten die Modulpreise bereits im vierten Quartal 2010 um acht Prozent fallen werden. Es spricht jedoch vieles dafür, dass Nachfrageschwankungen in Europa durch einen verstärkten Zubau in Asien und vor allem in den USA ausgeglichen werden.

Die deutsche Unternehmensberatung Roland Berger Strategy Consultants prognostiziert, dass der weltweite Photovoltaikmarkt bis 2014 um rund 35 Prozent pro Jahr wachsen wird. Sie rechnet aber mit einem verschärften Wettbewerbsdruck und damit, dass dem viele Solarunternehmen auf Dauer nicht standhalten werden.

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