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Solargötterdämmerung – muss die SolarWorld AG jetzt ums Überleben kämpfen?
Jetzt gerät auch das Flaggschiff der deutschen Solarbranche in Seenot: die SolarWorld AG aus Bonn hat die Börsianer mit einer Warnmeldung aufgeschreckt. Das Unternehmen teilte mit, dass „gravierende Einschnitte bei den Verbindlichkeiten der Gesellschaft notwendig sind“. Dies gelte insbesondere für die von SolarWorld ausgegebenen Anleihen (ISIN XS0478864225 und ISIN XS0641270045) und Schuldscheindarlehen. Es sei eine „finanzwirtschaftliche Restrukturierung“ erforderlich. Der Aktienkurs des Solarkonzerns brach nach der Nachricht heute im Xetra bis 10 Uhr um über 26 Prozent ein. Mit 1,2 Euro notiert der Anteilsschein 61 Prozent unter dem Vorjahreskurs.
Nach den letzten offiziell veröffentlichten Zahlen beliefen sich die langfristige Schulden von SolarWorld Ende September auf eine Milliarde Euro. Dabei entfiel mit 543 Millionen Euro mehr als die Hälfte der Verbindlichkeiten auf Anleihen und 354,2 Millionen Euro entfielen auf Schuldscheine. Offenbar ist die Gefahr groß, dass SolarWorld diese Darlehen nicht bedienen kann, vermutlich nicht einmal die jährlichen Zinsen, die bei den Anleihen mehr als sechs Prozent betragen. Mit der Pflichtmitteilung nährt das Unternehmen Befürchtungen, dass SolarWorld in 2012 bis zum Hals in die Verlustzone abgerutscht ist. Im November hatte der Solarkonzern für die ersten neun Monate neben einem Umsatzeinbruch von 37,7 Prozent auf 468,9 Millionen Euro tiefrote Zahlen bekannt gegeben. Demnach verbuchten die Bonner 189,5 Millionen Euro EBIT-Verlust nach 89,7 Millionen Euro Ertrag vor Steuern und Zinsen (EBIT) im Vorjahreszeitraum. Eine konkrete Prognose für das Gesamtjahr hatte Konzernchef Frank Asbeck vermieden, lediglich einen deutlichen Verlust angekündigt.
SolarWorld ist zwar bereits seit langem in Märkten außerhalb von Europa aktiv, rund 120 Millionen Euro des Umsatzes der ersten neun Monate in 2012 waren im aufstrebenden US-Markt und in Ländern jenseits von Europa erwirtschaftet worden. Doch der Löwenanteil des Umsatzes entfiel weiterhin auf den europäischen Markt, in dem der Preisdruck besonders groß ist und der Solarkonzern deutlich zu wenig für seine Solarprodukte kassieren kann. Er leidet hier besonders unter dem Preisverfall, der eine Folge des starken Überangebotes im Solarmarkt besteht. In zwei Märkten ist dieser Preisdruck am stärksten: in China, wo westliche Unternehmen kaum zum Zug kommen und die einheimischen Hersteller mit Billigpreisen darum rangeln, sich Anteile an diesem Zukunftsmarkt zu sichern. Und in Deutschland, dem nach China derzeit billigsten Markt für Solarmodule. Hier aber hat SolarWorld auch in den ersten neun Monaten etwa die Hälfte des Umsatzes erzielt.
Zwar war in 2012 im deutschen Solarmarkt die Nachfrage wieder sehr groß, wie in den beiden Vorjahren wurden Photovoltaikanlagen mit über sieben Gigawatt (GW) Leistung neu ans Netz gebracht. Doch die Solarstromtarife sind von der Bundesregierung so stark gesenkt worden, dass die Kunden bei Solarkomponenten starke Preisnachlässe einfordern und vor allem von chinesischen Herstellern auch erhalten. Die großen Solarkonzerne aus China können es sich leisten, weit unter ihren ohnehin günstigeren Produktionskosten zu verkaufen, da es sich bei ihren Gläubigern um staatliche oder staatsnahe Banken handelt. Und weil die Zentralregierung in Peking das Ziel verfolgt, mit chinesischen Unternehmen die führenden Solarhersteller der Welt zu stellen, tolerieren diese Gläubiger den Umstand, dass auch die chinesischen Solarkonzerne nur mit hohen Verlusten ihre Produktion aufrechterhalten können. Denn eines ist klar: wer die aktuelle Marktbereinigung übersteht, der wird in wenigen Jahren sehr gute Geschäfte machen. Wenn nur noch wenige Solarhersteller den Weltmarkt unter sich aufteilen, der dann enorm wachsen wird, weil dank der niedrigen Preise für die Komponenten Solarstrom wettbewerbsfähig und die Nachfrage noch viel größer sein wird.
Die SolarWorld AG muss nun hart darum ringen, die Marktbereinigung zu überstehen. Nach Schätzungen von Experten werden in diesem Jahr zwei Drittel der noch aktiven Solarhersteller aufgeben müssen (wir
berichteten). Etliche große deutsche Solarkonzerne wie Solon aus Berlin oder Q-Cells aus Thalheim sind schon auf der Strecke geblieben. In seiner aktuellen Meldung haben die Bonner bereits „notwendige Maßnahmen operativer Art“ angekündigt, ohne konkret zu werden. Dabei dürfte es sich um weitere Einsparungen von Kosten handeln, etwa durch das Kappen von Produktionskapazitäten und das Entlassen von Mitarbeitern.
In 2012 hatte SolarWorld bereits Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet und daher Nachverhandlungen mit den Banken über laufende Kredite im Gesamtwert von 375 Millionen Euro erfolgreich abschließen können. Die nun angekündigten Maßnahmen sollen wohl nicht zuletzt dazu dienen, die Verhandlungen mit den Anleihe-Gläubigern erfolgreich zu gestalten. Die müssen vermutlich dem Unternehmen Geld stunden oder auf Rückzahlungen zumindest teilweise verzichten. Es kann schwierig werden, die Anleihe-Gläubiger dazu zu bewegen. Q-Cells SE ist 2012 mit dem Versuch gescheitert, bei den Anleihegläubigern einen Schuldenschnitt durchzusetzen. Es folgte die Pleite und die Übernahme der Kernbestandteile des Unternehmens durch den koreanischen Mischkonzern Hanwha Group.
Das Deutsche Anlegerfernsehen (DAF) hat ECOreporter.de-Chefredakteuer Jörg Weber zu der Situation bei SolarWorld befragt. Per
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SolarWorld AG: ISIN DE0005108401 / WKN 510840
Nach den letzten offiziell veröffentlichten Zahlen beliefen sich die langfristige Schulden von SolarWorld Ende September auf eine Milliarde Euro. Dabei entfiel mit 543 Millionen Euro mehr als die Hälfte der Verbindlichkeiten auf Anleihen und 354,2 Millionen Euro entfielen auf Schuldscheine. Offenbar ist die Gefahr groß, dass SolarWorld diese Darlehen nicht bedienen kann, vermutlich nicht einmal die jährlichen Zinsen, die bei den Anleihen mehr als sechs Prozent betragen. Mit der Pflichtmitteilung nährt das Unternehmen Befürchtungen, dass SolarWorld in 2012 bis zum Hals in die Verlustzone abgerutscht ist. Im November hatte der Solarkonzern für die ersten neun Monate neben einem Umsatzeinbruch von 37,7 Prozent auf 468,9 Millionen Euro tiefrote Zahlen bekannt gegeben. Demnach verbuchten die Bonner 189,5 Millionen Euro EBIT-Verlust nach 89,7 Millionen Euro Ertrag vor Steuern und Zinsen (EBIT) im Vorjahreszeitraum. Eine konkrete Prognose für das Gesamtjahr hatte Konzernchef Frank Asbeck vermieden, lediglich einen deutlichen Verlust angekündigt.
SolarWorld ist zwar bereits seit langem in Märkten außerhalb von Europa aktiv, rund 120 Millionen Euro des Umsatzes der ersten neun Monate in 2012 waren im aufstrebenden US-Markt und in Ländern jenseits von Europa erwirtschaftet worden. Doch der Löwenanteil des Umsatzes entfiel weiterhin auf den europäischen Markt, in dem der Preisdruck besonders groß ist und der Solarkonzern deutlich zu wenig für seine Solarprodukte kassieren kann. Er leidet hier besonders unter dem Preisverfall, der eine Folge des starken Überangebotes im Solarmarkt besteht. In zwei Märkten ist dieser Preisdruck am stärksten: in China, wo westliche Unternehmen kaum zum Zug kommen und die einheimischen Hersteller mit Billigpreisen darum rangeln, sich Anteile an diesem Zukunftsmarkt zu sichern. Und in Deutschland, dem nach China derzeit billigsten Markt für Solarmodule. Hier aber hat SolarWorld auch in den ersten neun Monaten etwa die Hälfte des Umsatzes erzielt.
Zwar war in 2012 im deutschen Solarmarkt die Nachfrage wieder sehr groß, wie in den beiden Vorjahren wurden Photovoltaikanlagen mit über sieben Gigawatt (GW) Leistung neu ans Netz gebracht. Doch die Solarstromtarife sind von der Bundesregierung so stark gesenkt worden, dass die Kunden bei Solarkomponenten starke Preisnachlässe einfordern und vor allem von chinesischen Herstellern auch erhalten. Die großen Solarkonzerne aus China können es sich leisten, weit unter ihren ohnehin günstigeren Produktionskosten zu verkaufen, da es sich bei ihren Gläubigern um staatliche oder staatsnahe Banken handelt. Und weil die Zentralregierung in Peking das Ziel verfolgt, mit chinesischen Unternehmen die führenden Solarhersteller der Welt zu stellen, tolerieren diese Gläubiger den Umstand, dass auch die chinesischen Solarkonzerne nur mit hohen Verlusten ihre Produktion aufrechterhalten können. Denn eines ist klar: wer die aktuelle Marktbereinigung übersteht, der wird in wenigen Jahren sehr gute Geschäfte machen. Wenn nur noch wenige Solarhersteller den Weltmarkt unter sich aufteilen, der dann enorm wachsen wird, weil dank der niedrigen Preise für die Komponenten Solarstrom wettbewerbsfähig und die Nachfrage noch viel größer sein wird.
Die SolarWorld AG muss nun hart darum ringen, die Marktbereinigung zu überstehen. Nach Schätzungen von Experten werden in diesem Jahr zwei Drittel der noch aktiven Solarhersteller aufgeben müssen (wir

In 2012 hatte SolarWorld bereits Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet und daher Nachverhandlungen mit den Banken über laufende Kredite im Gesamtwert von 375 Millionen Euro erfolgreich abschließen können. Die nun angekündigten Maßnahmen sollen wohl nicht zuletzt dazu dienen, die Verhandlungen mit den Anleihe-Gläubigern erfolgreich zu gestalten. Die müssen vermutlich dem Unternehmen Geld stunden oder auf Rückzahlungen zumindest teilweise verzichten. Es kann schwierig werden, die Anleihe-Gläubiger dazu zu bewegen. Q-Cells SE ist 2012 mit dem Versuch gescheitert, bei den Anleihegläubigern einen Schuldenschnitt durchzusetzen. Es folgte die Pleite und die Übernahme der Kernbestandteile des Unternehmens durch den koreanischen Mischkonzern Hanwha Group.
Das Deutsche Anlegerfernsehen (DAF) hat ECOreporter.de-Chefredakteuer Jörg Weber zu der Situation bei SolarWorld befragt. Per

SolarWorld AG: ISIN DE0005108401 / WKN 510840