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„Sozial-ökologische Kapitalanlagen sind das einzig sinnvolle Instrument gegen Spekulationsblasen“- Interview mit Christof Lützel, GLS Bank



Die GLS Bank ist Sponsor und einer der mehr als 30 Aussteller der Messe Grünes Geld Freiburg. Auf der für Besucher kostenlosen Veranstaltung am kommenden Samstag, 15. Oktober, können sich Finanzprofis wie Neueinsteiger ein detailliertes Bild der aktuellen Trends und Angebote am Markt für nachhaltige Geldanlagen im deutschsprachigen Europaraum machen. Die Ausstellung im Historischen Kaufhaus am Münsterplatz wird von einem umfangreichen Vortragsprogramm samt Podiumsdiskussion zum Thema Energiewende in Deutschland umrahmt (mehr dazu erfahren Sie Opens external link in new windowhier).


ECOreporter.de: Was ist das Kerngeschäft der GLS Bank?

Christof Lützel: Die GLS Bank ist die erste sozial-ökologische Bank der Welt. Wir bieten unseren Kunden ein umfangreiches nachhaltiges Angebot von Girokonten und Sparangeboten über Finanzierungen und Kredite bis hin zu Beteiligungen an. Über die GLS Treuhand e.V. bieten wir zudem die Möglichkeit zum Stiften und Spenden.

ECOreporter.de: Wie gestaltet sich das Tagesgeschäft der GLS Bank?


Lützel:
Seit unserer Gründung arbeiten wir mit hohen Transparenz- und Nachhaltigkeitsstandards. Die Ausschlusskriterien der GLS Bank beinhalten unter anderem Atomenergie, kontroverses Wirtschaften und die Verletzung der Menschenrechte. Zusätzlich veröffentlichen wir alle vergebenen Kredite in unserer Kundenzeitschrift „Bankspiegel“. So können unsere Kunden regelmäßig die Verwendung ihres Geldes detailliert überprüfen. Aktuell entscheiden sich monatlich etwa 2.000 Menschen für die GLS Bank.

ECOreporter.de: Die Börsenmärkte leiden an starken Turbulenzen und die Staatsschuldenkrise belastet Rentenpapiere. Inwiefern macht es in diesem Marktumfeld überhaupt Sinn, am Kapitalmarkt zu investieren?

Lützel:
Das ist leider richtig. Vor diesem Hintergrund erleben auch festverzinsliche Wertpapiere von Emittenten, die nicht unmittelbar von der Schuldenkrise betroffen sind, zum Teil deutliche Kursrückschläge. Daher ist es auch unter sozial-ökologischen Gesichtspunkten sinnvoll in andere Anlageklassen, wie etwa Bankeinlagen, zu investieren.

ECOreporter.de: Inwiefern bietet nachhaltiges Investment Antworten auf die Herausforderungen der Staatsschuldenkrise und inwiefern können Nachhaltigkeitsstrategien sich hier bewähren?

Lützel:
Sozial-ökologische Kapitalanlagen zeichnen sich durch ihren realwirtschaftlichen Bezug aus. Deshalb sind sie das einzig sinnvolle Instrument, um Spekulationsblasen an den Finanzmärkten zu vermeiden. Verschiedene Studien belegen, dass nachhaltige Aktienindizes sich deutlich besser entwickeln als breite Aktienindizes, die keinen Nachhaltigkeitsbezug besitzen.

ECOreporter.de: Einige Geldhäuser haben derzeit Probleme, weil sie im großen Stil Anleihen kriselnder Euro-Staaten halten. Wie managt die GLS Bank ihre eigenen Kapitalanlagen und inwiefern spiele Staatsanleihen dabei eine Rolle?

Lützel:
Für die Eigenanlagen der GLS Bank gelten dieselben hohen Nachhaltigkeitsstandards wie für unser Kundengeschäft. Das Research der GLS Bank hat ein eigenes Bewertungssystem für Staatsanleihen entwickelt, welches die strikte Einhaltung unserer Kriterien gewährleistet.
Länder, deren Anleihen für die GLS Bank in Frage kommen, müssen möglichst hohe Standards bei sozialer Gerechtigkeit, der Achtung und aktiven Umsetzung der Asyl- und Bürgerrechte sowie der gelebten Verantwortung gegenüber der Umwelt vorweisen. Beispiele für Kriterien sind: Maßnahmen zum Klimaschutz, eine systematische Korruptionsbekämpfung, Anerkennung von Urteilen des internationalen Gerichtshofes, keine Ausfuhr von Rüstungsgütern in Krisengebiete und die Bewertung der Maßnahmen zur Armutsbekämpfung und deren Wirksamkeit.  Zusätzlich veröffentlicht die GLS Bank ihre Eigenanlagen auf ihrer Homepage.

ECOreporter.de: Wo finden Anleger noch interessante nachhaltige Beteiligungsmöglichkeiten?

Lützel:
In der sozial-ökologischen Branche finden interessierte Anleger vielfältige Anlageklassen – auch die GLS Bank bietet verschiedene Möglichkeiten. Anleger können über Direktbeteiligungen zum Beispiel Windkraft- und Photovoltaikanlagen mitfinanzieren und so an der Energiewende partizipieren. Seit September 2011 gibt die GLS Bank gemeinsam mit der juwi renewable IPP wieder Genussscheine aus. Mit dem eingeworbenen Kapital wird die dezentrale Versorgung durch grünen Strom ausgebaut.

ECOreporter.de: Für zahlreiche Anleger gilt Gold in Krisenzeiten als „sicherer Hafen“. Inwiefern erachten Sie Gold als nachhaltige und ethisch vertretbare Geldanlage?

Lützel: Aus Sicht der GLS Bank sind Rohstoffe, also auch Gold, keine nachhaltigen Investments. Als alternative Anlage empfehlen wir Anlegern in Sachwertanlagen zu investieren.

ECOreporter.de: Trotz der Energiewende haben zahlreiche große und kleine deutsche Erneuerbare-Energie-Unternehmen mit dem schwierigen Marktumfeld zu kämpfen. Worauf ist das zurückzuführen?

Lützel: Derzeit findet in der Branche der erneuerbaren Energieunternehmen ein Konzentrationsprozess, vor allem in etablierten Märkten wie Mittel-Europa, statt. Dies ist bedingt durch die mittlerweile kostengünstige Produktion bei trotzdem hohen Qualitätsstandards in Schwellenländern, insbesondere Asien. Die Entwicklung führt dazu, dass einige deutsche Unternehmen vom Markt ausscheiden, viele andere Unternehmen aber erfolgreiche Wachstumsstrategien im Ausland verfolgen.

ECOreporter.de: Was werden Sie auf der Messe Grünes Geld in Freiburg präsentieren und mit welcher Erwartung kommen Sie zu der Veranstaltung?

Lützel: Die GLS Bank wird mit einem Informationsstand und einigen Mitarbeitern vor Ort sein und unter anderem unseren neuen Energiewende-Sparbrief oder das Oikocredit Sparkonto, das erste Sparkonto für Mikrokredite, vorstellen. Wir suchen stets das persönliche Gespräch mit unseren Kunden und potentiellen Kunden. Die Messe Grünes Geld bietet eine hervorragende Plattform sich gegenseitig kennenzulernen und auszutauschen.


ECOreporter.de: Herzlichen Dank für das Interview, Herr Lützel!

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