Einfach E-Mail-Adresse eintragen und auf "Abschicken" klicken - willkommen!
Sprunghafte Kürzung der Solarstromvergütung in Frankreich sorgt für Unmut in der Branche
Frankreich galt vielen Photovoltaik-Unternehmen und Fondsinitiatoren bislang als einer der Kernmärkte Europas. Das rasante Tempo, mit dem die französische Regierung ihr ohnehin sehr komplexes Tarifsystem für Photovoltaikstrom immer weiter beschneidet, sorgt allerdings für wachsenden Unmut: „Der französische Staat hat bewiesen, dass er in der Lage ist willkürlich und kurzfristig zu handeln im Bezug auf die Förderung von Photovoltaik“, beschreibt Jonas Doussal, Frankreich-Vertriebsleiter der Solar-Fabrik AG aus Freiburg, den Grund für die allgemeine Verunsicherung. „Nach unserer Auffassung hat Frankreich unter der Regierung Sarkozy derzeit kein Interesse, die Photovoltaik weiterhin zu fördern“, sagt Max-Robert Hug, geschäftsführender Gesellschafter des Fondsinitiators Leonidas Associates. Aktuell laufen zwei geschlossener Frankreich-Solarfonds des Emissionshauses aus Eckental.
Abhängig vom Zubau im Vorquartal sinkt die Einspeisevergütung für französischen Sonnenstrom vierteljährlich um neun Prozent, so der gewünschte Zubau überschritten wird. Vor kurzem gab die französische Energie-Regulierungsbehörde CRE (Commission de Régulation de l'Énergie) bekannt, dass die nächste Kürzung nicht ab Oktober sondern bereits zum 1. September in Kraft treten werde. Die Solarstrom-Einspeisetarife für Installationen auf Wohnhäusern sollen dann um 7,5 Prozent fallen. Der Strom für aus Photovoltaik-Kraftwerken anderer Bauarten werde ab September mit 9,5 Prozent weniger vergütet als bisher, hieß es.
Prekär: Die Kappung wird für alle Solaranlagen gelten, die zwischen dem 1. Juli und 30. September einen vollständigen Netzanschlussantrag gestellt haben. Es wird also einige Betreiber geben, die seit Anfang Juli auf die Netzanschlussgenehmigung warten und Wochen später von der früheren Kappung der Tarife für ihre Anlagen „kalt“ erwischt wurden. „Und die Vergütung für Anlagen, die nach dem 30. September 2011 bewilligt werden, ist nach wie vor offen“, merkt Fondsinitiator Hug an.
Das derzeitige System der quartalsweisen Absenkung der Solarstromtarife stellt die Akteure am französischen Markt ohnehin vor Herausforderungen. „Die französischen Banken sind wegen des dreimonatigen Rhythmus der Tarifkürzungen sehr verunsichert. Sie stufen das Kreditausfallrisiko bei der Finanzierung als hoch ein. Deshalb müssen Investoren beziehungsweise Betreiber französischer Solaranlagen deutlich mehr Eigenkapital beisteuern als noch vor zwei Jahren. Dies führt zu einer Verlangsamung des Markts, da die Photovoltaik schon immer ein kreditfinanzierter Markt war“, erklärt Jonas Doussal. Endverbraucher seien aufgrund der negativen Medienberichterstattung in Frankreich ebenfalls skeptisch gegenüber der Photovoltaik.
Frankreich-Solarfonds künftig nicht mehr rentabel
„Neue Frankreich-Solarfonds sind mit den aktuellen Vergütungssätzen völlig unrentabel und deshalb nicht mehr möglich. Der französische Markt hat für neue Projekte seine Attraktivität von 2010 voll und ganz eingebüßt. Die meisten Projektentwickler kommen aus der Windenergie-Branche. Darauf wird sich nun wieder fokussiert“, erläutert Fondsinitiator Hug. Für die beiden Leonida-Solarfonds gibt der Initiator indes Entwarnung: Weil die Anlagen beider Beteiligungsangebote ihre Netzanschlüsse bereits lange vor dem neuen Stichtag beantragt hätten, seien sie von den neuerlichen Einschränkungen nicht betroffen, stellt er klar.
Bildnachweis: Leonidas-Associates-Geschäftsführer Max-Robert Hug. / Quelle: Unternehmen
Weiterhin attraktiv könnten neuere Frankreich-Solarfonds nur noch dann sein, wenn ihre Portfolio-Anlagen über Netzanschlussgenehmigungen aus dem ersten Halbjahr 2010 verfügten, so Hug weiter. Voraussetzung sei ein exzellentes Netzwerk an Partnern, um solche seltenen Projekte ausfindig zu machen. „Deutschland und Italien sind wohl die Länder auf die man sich aktuell als Fondsanbieter konzentrieren sollte“, schätzt der Fondsanbieter.„Durch die stark gefallenen Errichtungspreise sind die Einspeisetarife in beiden Ländern nach wie vor attraktiv“, so Hug: „Genau beobachtet werden derzeit Griechenland und Portugal. Sollte die EU sich dazu entschließen, dort Garantien an die Investoren zu geben, um den Ländern die saubere Produktion von Strom und dessen Export in andere Unionsländer zu ermöglichen, wäre auf einen Schlag ein neuer Markt mit EU-Garantie geboren.“
Modul- und Systemanbieter setzen auf Kleinanlagen
Für Photovoltaikprodukte-Hersteller und -Systemhäuser zeichnet Jonas Doussal von der Solar-Fabrik AG die Aussichten etwas weniger düster - so sie sich auf kleiner dimensionierte Photovoltaikprojekte konzentrieren: „Bei Anlagen bis 36 kW bleibt die Rendite trotz geringerer Einspeisevergütung weiterhin attraktiv. Somit erwarten wir hier einen weiterhin stabilen Absatzmarkt“, so der Vertriebsleiter. Die Anlagen zwischen 36 und 100 kW seien für Investoren nur noch dann rentabel, wenn dieser sehr preisaggressiv vorgehe. Wie sich der Markt für Anlagen ab 100 kW Leistung entwickeln werde bleibe unklar, weil die Einspeisevergütung für solche Sonnenkraftwerke individuell mit dem Stromversorger verhandelt werden müsse, sagt Doussal Weil die Solar-Fabrik AG sich auf dem französischen Markt zum einen auf Solarprojekte unter 100 KW Leistung konzentriere und zum anderen stark auf die in Frankreich präferierte gebäudeintegrierte Photovoltaik setze, sei das Freiburger Unternehmen für die weitere Marktentwicklung gut gerüstet.
Die Vergütungstarife ab für französischen Solarstrom ab September 2011
Herkömmliche Dachanlagen auf Wohnhäusern mit bis zu 9 Kilowatt peak (kWp) sollen dann mit 31,85 Eurocent pro Kilowattstunde (kWh) vergütet werden. Betreiber kleinster gebäudeintegrierter Photovoltaikanlagen auf Wohnhäusern mit Spitzenleistungen bis 9 kWp erhalten dann noch 42,55 Eurocent pro kWh eingespeisten Stroms. Für Strom aus gebäudeintegrierten Anlagen bis zu 36 kWp werden ab September mit 37,23 Eurocent pro kWh vergütet. Befinden sich die gebäudeintegrierten Solaranlagen dieser Größenordnung an Bildungseinrichtungen oder solchen des Gesundheitswesens, fällt der Vergütungstarif auf 36,74 Eurocent pro kWh.
Für Photovoltaikstrom aus Anlagen mit vereinfachter Gebäudeintegration (intégration simplifiée au bâti), bei denen die Systeme nicht direkt andere Bauteile des Hauses wie Dachziegel ersetzen, mit bis zu 36 kWp gibt es 27,46 Eurocent pro kWh. Für die nächst größere Anlageklasse bis 100 kWh gibt es noch 26,09 Eurocent pro kWh. Für Strom aus Freiflächenanlagen und andere Solarkraftwerken wird ab September pauschal 11,69 Eurocent pro kWh gezahlt. Die Vergütung für Grünstrom aus Photovoltaik-Kraftwerken jeglicher Bauart mit mehr als 100 kWp Leistungskapazität ist ab September Verhandlungssache mit dem jeweiligen Stromversorger.