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Stark im Kommen: nachhaltige ETFs
Erst seit zehn Jahren sind Exchange Traded Funds (ETFs) in Europa auf dem Markt und schon kommt dieses Anlagesegment nach Schätzungen der Deutschen Bank europaweit auf ein Volumen von rund 200 Milliarden Euro. Ein wesentlicher Grund für das starke Wachstum: Es handelt sich um eine sehr kostengünstige Fondsanlage, die Kostenquoto liegt im Schnitt bei ganzen 0,4 Prozent. Denn der Aufwand des Anbieters ist erheblich niedriger als bei aktiven Investmentfonds. Ein ETF bildet für gewöhnlich einfach einen bestimmten Index ab. Folglich fallen keine Verwaltungsgebühren für ein aktives Fondsmanagement an. Auch sind die Kosten, die beim Erwerb eines ETFs über die Börse anfallen - etwa für die Orderprovision oder die Maklercourtage - im Vergleich zu den Ausgabeaufschlägen klassischer Investmentfonds äußerst gering. Zudem werden ETFs hauptsächlich über das Handelssystem Xetra gehandelt, wo die Courtage entfällt. Vor allem auf lange Sicht bringen diese Kosteneinsparungen Anlegern deutliche Renditevorteile.
ETFs schlagen langfristig aktive Anlagestrategien
Ein weiterer Grund für die offenbar starke Attraktivität von ETFs entspringt deren passiver Struktur. ETFs bilden durch das Spiegeln eines Index lediglich einen Markt ab, streben eine möglichst marktidentische Entwicklung an. Dagegen setzten aktive Produkte wie etwa Aktienfonds in der Regel darauf, einen Referenzindex - ein Benchmark - zu übertreffen und gehen damit neben dem allgemeinen Marktrisiko ein zusätzliches Risiko ein. Viele Marktstudien der letzten Jahre kommen aber zu dem Ergebnis, das es nur wenigen Fonds gelingt, sich besser als der Markt bzw. der Benchmark zu entwickeln - meist schneiden sie schlechter ab. Für viele Experten liegt der Schluss nahe, dass aktive Strategien systematisch und vor allem auf lange Sicht gar nicht besser als „der Markt“ sein können. Ein passiver Portfoliomanagementansatz, der zumindest die die durchschnittliche Marktrendite sichert, erscheint da vielen Anlegern vorteilhafter als der vieler Aktienfonds. Risikobereite Anleger können mit ETFs als Beimischung etwas mehr Sicherheit ins Anlageportfolio bringen. Allerdings steht diesem verringerten Risiko der Verzicht auf eine Überrendite gegenüber.
In Sachen Anlagerisiko haben ETFs auch einen klaren Vorteil gegenüber Investmentzertifikaten. Da ein ETF rechtlich ein Fonds ist und somit als Sondervermögen gilt, ist das Anlagevermögen im Fall der Insolvenz der Emittentin geschützt. Bei einem Zertifikat, das eine Schuldverschreibung an die Emittentin darstellt, droht dagegen der Totalverlust, wie die Pleite von Lehman Brothers vielen Anlegern schmerzlich verdeutlicht hat.
Starkes Wachstum bei geringer Auswahl
Laut einer Studie waren 2009 in Deutschland bereits über 370 Millionen Euro in nachhaltigen Exchange Traded Funds (ETFs) investiert. Diese Menge liegt weit unter dem Anlagevolumen der nachhaltigen Fonds. Denn deren Gesamtvolumen lag in Deutschland zum Jahresabschluss 2009 bei 30,08 Milliarden Euro. Doch das Wachstum der nachhaltigen ETFs lässt aufmerken. Denn die Zahlen von 2009 liegen bereits um 64 Prozent über der Marke von Ende 2008.
Dabei gibt es nach Recherchen von ECOreporter.de nur etwa zwei Dutzend nachhaltige ETFs auf dem Markt - gegenüber Hunderten nachhaltiger Fonds. Dabei liegt der Schwerpunkt solcher ETFs eindeutig auf den Bereich der Erneuerbaren Energien und des Klimaschutzes. Auch das Themenfeld ‚Wasser’ wird von einigen ETFs abgedeckt. Auf Angebote aus diesen Bereichen gehen wir in weiteren Beiträgen ausführlich ein.
Eine Ausnahmeerscheinung: breit streuende ETFs
Andreas Korth ist Geschäftsführer des Good Growth für globale Vermögensentwicklung mbH. Der Good Growth Fund ist ein nachhaltige Dachfonds mit einem Schwerpunkt auf Mikrofinanz und sozial orientierte Investments, der laut Korth zu 20 bis 25 Prozent in nachhaltige ETFs investiert. Dabei dienen diese als Renditevehikel, wie der Experte erläutert. "Sie stellen eine ideale Ergänzung zu den schwankungsarmen, aber auch weniger rentablen Mikrofinanzinvestments" dar, meint er. Allerdings sei es noch schwierig, geeignete Produkte zu finden. Auf breit ausgerichtete Nachhaltigkeitsindices basierende ETFs gebe es derzeit kaum, Produkte mit eng umrissenem Themenschwerpunkt wie Erneuerbare Energien gingen mit erhöhten Kursrisiken einher. Korth hofft, dass eine verstärkte Nachfrage Institutioneller Investoren für nachhaltige ETFs dazu führen wird, dass sich das Angebot verbreitert. Der herkömmliche Anlagevertrieb sei daran ja nicht interessiert, weil der mit ETFs keine Provisionen verdienen könne.
Der iShares Dow Jones Euro Stoxx Sustainability 40
Nach Einschätzung von Korth zählt der iShares Dow Jones Euro Stoxx Sustainability 40 zu beliebtesten nachhaltigen ETFs. Er ermöglicht das breit gestreute Investment in europäische Großkonzerne und basiert auf einem Index aus der Familie von nachhaltigen Indices, die Dow Jones und die Schweizer Sustainable Asset Management (SAM) gemeinsam aufgelegt haben. Der bekannteste darunter ist der Dow Jones Sustainability Index World. Der Europaindex Dow Jones Euro Stoxx Sustainability Index funktioniert nach dem gleichen Prinzip der Auslese – best-in-class. Das bedeutet, dass grundsätzlich alle Branchen für die Auswahl in Frage kommen, daraus aber die Nachhaltigkeitsbesten ausgewählt werden. Zur sozialen Dimension gehören dabei zum Beispiel gesellschaftliches Engagement, die Personalentwicklung sowie Nachwuchsförderung und Mitarbeiterbindung. Im Fokus der ökologischen Nachhaltigkeit stehen die Ökoeffizienz und die Umweltberichterstattung der Unternehmen.
Aus dem breiten Aktienindex Stoxx 600 trifft SAM für den Europa-Index eine Auswahl der in ihren Branchen nachhaltigkeitsbesten Unternehmen. Daraus gelangen schließlich die 40 nach Marktkapitalisierung größten Unternehmen in den Dow Jones Euro Stoxx Sustainability 40, den das iShares-ETF abbildet. Das führt insgesamt zu einer recht „hellgrünen“ Liste von Unternehmen. Der Index enthält etwa Autobauer wie Volkswagen und BMW oder Ölkonzerne wie die französische Total, aber auch für ihr Nachhaltigkeitsengagement bekannte Firmen wie Unilever und die Münchener Rück.
Der iShares Dow Jones Euro Stoxx Sustainability 40 ETF hatte nach seinem Start im Frühjahr 2006 bis zum Frühjahr 2009 nahezu die Hälfte seines Wertes eingebüßt. Seither verteuerte er sich an der Frankfurter Börse von rund 6 auf über 9 Euro. Die Dividendenerträge werden im Fonds angesammelt und einmal jährlich an die Anteilseigner ausgeschüttet. Die Verwaltungskosten liegen bei 0,4 Prozent. Unter dem Namen iShares vertriebene ETFs stammen von der Barclays Global Investors, dem weltweit größten Anbieter von ETFs. Im vergangenen Jahr wurde die Gesellschaft von der US-amerikanischen Black Rock Asset Management übernommen.
Bildhinweis: Fischstäbchen von Unilever, einem Unternehmen im Dow Jones Euro Stoxx Sustainability 40. / Quelle: Unternehmen
Der EasyETF FTSE ET50 Environment
Im Gegensatz zu diesem auf Unternehmen aus der Eurozone beschränkten ETF ist der EasyETF FTSE ET50 Environment der französischen BNP Paribas Asset Management weltweit ausgerichtet. Er basiert auf einem Index, der die 50 größten internationalen Unternehmen des Umweltenergiesektors enthält und bereits1999 von Impax Asset Management aufgelegt wurde. Seit Ende 2007 gehört der Index zur Familie der von der britischen FTSE Gruppe gemanagten nachhaltigen Indices, zu denen auch der bekannte FTSE4Good („Fuzzy4Good“) gehört. Der EasyETF FTSE ET50 Environment kam Mitte 2008 auf den Markt.
Eine Kommission von internationalen Nachhaltigkeitsexperten überwacht die Titelauswahl für den FTSE ET50 Environment – ein Gegenstück zur analysebasierten Auswahl von SAM. In Frage kommen für den Index der FTSE Gruppe Großkonzerne, deren Geschäfte zu mindestens 50 Prozent Umwelttechnologien zuzurechnen sind. Wobei diese Definition den Bereich der Erneuerbaren Energien ebenso umfasst wie etwa die nachhaltige Wasserwirtschaft, Müllentsorgung und die Überwachung der Umweltverschmutzung. Daraus werden weltweit die 50 nach Marktkapitalisierung größten Titel für den Index ausgewählt, auf dem der Index basiert. Der Schwerpunkt liegt dabei mit rund 40 Prozent auf US-Unternehmen.
Zu den Positionen im FTSE ET50 Environment zählen etwa die deutsche Siemens AG mit ihrer starken Umwelttechnologiesparte, der spanische Energiekonzern Iberola mit dem weltweit größten Windkraftportfolio und der italienische Energiekonzern Enel, der ebenfalls stark auf Grünstrom setzt. Der Wertzuwachs des EasyETF FTSE ET50 Environment in den letzten zwölf Monaten beträgt rund zehn Prozent auf 115 Euro. Bei diesem ETF werden die Dividenden thesauriert, fließen also dem Fondsvermögen zu. Die Verwaltungskosten betragen wie beim iShares Dow Jones Euro Stoxx Sustainability 40 ETF 0,4 Prozent.
Nach den Recherchen von ECOreporter.de handelt es sich bei diesen beiden ETFs um die einzigen nicht auf spezielle Themen ausgerichteten nachhaltigen Produkte auf dem deutschen Markt. Im nächsten Beitrag unserer Reihe widmen wir uns dem Angebot an Wasser-ETFs.
EasyETF FTSE ET50 Environment: ISIN: FR0010616284
iShares Dow Jones Euro Stoxx Sustainability 40: ISIN: DE000A0F5UG3