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Startet der weltweite Windmarkt wieder durch? – Hersteller von Windrädern müssen sich auf Marktverschiebungen einstellen

Die Hersteller von Windkraftanlagen müssen sich verstärkt auf neue Märkte ausrichten. Und das Zentrum des weltweiten Windmarktes verlagert sich zunehmend nach Asien. Das sind wesentliche Ausagen aus dem aktuellen Marktreport des Weltwindkraftverbandes World Wind Energy Association (WWEA). Darin stellt er unter anderem fest, dass Europa und Nordamerika an Zugkraft verlieren. Europa habe in 2013 nur noch etwa ein Drittel zu der neu aufgestellten Windkraftleistung beigetragen, Asien dagegen mehr als die Hälfte. Und Nordamerika sei mit einem Anteil von ganzen sieben Prozent des Zubaus weit zurück gefallen. Selbst bei der insgesamt aufgestellten Windkraftleistung liege Asien mit rund 37 Prozent bzw. 119 Gigawatt (GW) Gesamtkapazität mittlerweile gleichauf mit dem über viele Jahre dominierenden Europa. Noch in 2009 befand sich Europa fast die Hälfte der weltweit installierten Windkraftleistung und hatte der Anteil von Asien nur ein Viertel betragen. Der Anteil Nordamerikas ging in diesem Zeitraum leicht von 24 auf 22 Prozent zurück.

Noch vor wenigen Jahren setzten viele Windturbinenbauer auf die USA als wichtigen Zukunftsmarkt. Diese Erwartungen wurden in 2013 bitter enttäuscht. Denn laut der WWEA kamen im vergangenen Jahr in den Vereinigten Staaten nur noch Windräder mit zusammen einem  GW neu ans Netz nach 13 GW in Vorjahr. Zu diesem Einbruch war es vor allem gekommen, weil ein wichtiges Förderinstrument, der Steuernachlass auf Windkraftinvestments, erst zur Jahreswende verlängert wurde und potentielle Investoren erst ab Anfang 2013 wieder mit diesem Vorteil kalkulieren konnten. Das wiederum führte dazu, dass im ersten Halbjahr 2013 kaum neue Windkraftprojekte umgesetzt wurden, da es ja mindestens eine Reihe von Monaten dauert, sie umzusetzen.

Zum Vergleich: trotz anhaltender Probleme beim Netzausbau wurden 2013 in China Windräder mit zusammen 16 GW neu aufgestellt, was einem Plus von über 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dieses Wachstum lag deutlich über dem globalen Durchschnittswert von knapp 13 Prozent, der von Deutschland mit 11,7 Prozent knapp verfehlt wurde. Das kleine Polen kam mit 0,9 GW fast an den Wert der USA heran, gleiches gilt für Brasilien, einem der jüngsten aus Wachstumsträchtigsten Windmärkte weltweit. Ohnehin erreichten viele Windmärkte aus Lateinamerika in 2013 hohe Wachstumsraten, so Brasilien ein Plus von 36 Prozent, Mexiko eines von 48 Prozent und Chile steigerte seine Windkraftleistung gar um 76 Prozent. Natürlich erfolgte dies auf der Basis einer zuvor geringen Windkraftkapazität. Wie auch in afrikanischen Staaten wie Äthiopien oder Südafrika, wo Neuinstallationen von 120 bzw. 92 Megawatt (MW) einem Zuwachs von 235 bzw. 909 Prozent entsprachen, signalisiert dies jedoch, das die lange schlafenden Windmarktriesen Afrika und Lateinamerika erwacht sind und den Herstellern von Windrädern Nachfrageschübe bescheren können.

China ist der weltweit dominierende Windmarkt

Vorerst aber dürfte Asien und hier vor allem China die Nachfrage dominieren. Die Volksrepublik hat laut der WWEA Ende 2013 eine Windkraftkapazität von insgesamt über 91 GW erreicht. Das entspricht fast einem Drittel der globalen Gesamtleistung von über 318 GW und in etwa der Kapazität aller Windräder, die in 2007 weltweit instalilert waren. Korea und das von China abgespaltene Taiwan verfügen bereits über etwa 600 MW Windkraftleistung, legten aber zuletzt weiter zu, wenn auch nicht so spektakulär wie Thailand, dass seine Windkraftleistung in 2013 um 72 Prozent auf rund 200 MW erhöhte.

In Indien kämpfte der Markt in 2013 mit bürokratischen Hindernissen, ein Zuwachs von rund zehn Prozent auf insgesamt 20 GW kam daher fast einer Stagnation gleich. Hier erwartet die WWEA aber für die kommenden Jahre in Asien das mengenmäßig stärkste Wachstum nach China. Die Regierung in Peking verfolgt bei der Windkraft weiter ehrgeizige Ausbauziele und setzt alles daran, den Netzausbau so stark voranzutreiben, dass er mit dem angestrebten hohen Ausbau der Windkraftleistung Schritt halten kann. Davon dürften vor allem die großen einheimischen Windturbinenbauer Goldwind, Guodian United Power, Ming Yang Wind Power und Sinovel profitieren. Aber in China sind auch Vestas und Gamesa aktiv, sogar mit Produktionsstätten vor Ort. Gamesa wiederum verfügt auch über eine führende Stellung im indischen Windmarkt, im Gegensatz zu Vestas. Allerdings herrscht in solchen Schwellenländer-Märkten weiter ein großer Preisdruck, aufgrund des starken Wettbewerbs um Anteile an diesen Zukunftsmärkten aund augrund des dort ohnehin geringeren Preisniveaus im Vergleich zu Europa oder Nordamerika.

Bildhinweis: Binnen weniger Jahre sind in China Hersteller von Windkraftanlagen mit hoher Produktionskapazität entstanden: Einblick in die Fertigung bei Sinovel. / Quelle: Unternehmen

Flexibilität ist bei Windradherstellern Trumpf

Das starke Wachstum einzelner junger Windmärkte bietet Chancen für die deutsche Nordex SE. Der Windturbinenbauer aus Hamburg hat in den letzten Jahren bewiesen, dass er sehr schnell auf soclhe Nachfragesprünge aus neuen Märkten reagieren und so Wachstumsdellen in etablierten Windmärkten ausgleichen kann. So profitierte er zuletzt von der aufstrebenden Entwicklung in Ländern wie Südafrika und der Türkei und ist auch in noch deutlich zulegenden europäischen Windmärkten erfolgreich aktiv, etwa in Skandinavien. Nordex ist zu solchen Erfolgen im Ausland aber auch gezwungen, weil in Deutschland zwar weiter eine stabile Nachfrage zu erwarten ist, neues Wachstum aber nur jenseits des Heimatmarktes. So schätzt jedenfalls Sven Diermeier, Analyst der WGZ Bank, die Situation für Nordex ein. Das Unternehmen müsse sich gegen größere und finanzstärkere Konkurrenten behaupten und sich dabei findiger als diese erweisen. Diermeier rät dazu, die Aktie von Nordex zu halten. Er sieht zwar "moderates Aufwärtspotential" für den Anteilsschein, der sich in diesem Monat im Xetra von 13 auf 11 Euro verbilligt hat. Der weitere Kursverlauf werde aber voraussichtlich "durch starke Schwankungen gekennzeichnet". Als Kursziel für die nächsten zwölf Monate nennt der Analyst 12 Euro.

Folgende Windmärkte haben der WWEA zufolge in 2013 die meiste Windkraftkapazität neu installiert: China mit rund 16 GW vor Deutschland mit 3,3 GW und Großbritannien mit 1,9 GW, gefolgt von Indien mit 1,8 GW und Kanada mit 1,4 GW vor den USA mit einem GW. Zu den Top 10 des vergangenen jahres gehören ferner Polen und Brasilien (je rund 0,9 GW), Schweden und Rumänien (je rund 0,7 GW).

Seit 2009 hat sich der globale Windmarkt trotz der Wachstumsschwäche des letzten Jahres verdoppelt. Die WWEA geht davon aus, dass er ab diesem Jahr wieder stärker zulegen wird. Der Verband erwartet bis 2020 ein Wachstum auf insgesamt 700 GW globaler Windkraftleístung von derzeit rund 320 GW.
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