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Strafzölle auf Solarmodule aus China ein Plus für SolarWorld?

Seit heute fallen in der EU Strafzölle auf die Einfuhr von Solarmodulen, -zellen und -wafern aus chinesischer Herstellung an. Zu den Befürwortern dieser Maßnahme zählt die SolarWorld AG aus Bonn. Im Rahmen ihrer Mitgliedschaft bei der Hersteller-Initiative EU ProSun hatte sie das Anti-Dumping-Verfahren mit in Gang gebracht, an dessen Ende sich die EU-Kommission für die Strafzölle entschied (per Mausklick gelangen Sie zu unserem Beitrag, in dem wir die Zölle erläutern und über Reaktionen darauf berichten).

Der deutsche Solarkonzern wirft den chinesischen Herstellern unfaire Wettbewerbspraktiken vor und erhofft sich von den Strafzöllen eine Schwächung der Billigkonkurrenz aus Fernost. Unter anderem aufgrund hoher Kredite von staatlichen Banken haben Solarhersteller aus China ihre Produktion stark ausbauen und den Preisverfall für Solarkomponenten infolge des daraus resultierenden Überangebotes im Weltmarkt besser auffangen können. Durch die Strafzölle verringert sich der Preisvorteil chinesischer Solarkomponenten.

Aber Sven Diermeier, Analyst der WGZ- Bank, bezweifelt, dass sich die Maßnahme der EU-Kommission spürbar positiv auf die Geschäftsentwicklung der SoalrWorld auswirken wird. Nach seiner Einschätzung werden mit den Modulpreisen die Gesamtkosten von Photovoltaikanlagen ansteigen. Dies werde „sich negativ auf die Nachfrage auswirken“, so der Analyst. Daher seien kaum positive Impulse für das Geschäft des Bonner Solarkonzerns zu erwarten. Daher bekräftigt Diermeier seine Empfehlung, die Aktie von SolarWorld zu verkaufen. Als Kursziel nennt er 0,5 Euro. Heute Mittag notiert der Anteilsschein im Xetra bei 79 Euro und damit 49 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Der Experte der WGZ-Bank weist darauf hin, dass die finanzielle Sanierung des hoch verschuldeten Solarkonzerns noch am Anfang steht. Dieser plant einen harten Kapitalschnitt um rund 95 Prozent und muss zudem die Gläubiger zweier Anleihen im Gesamtwert von 550 Millionen Euro davon überzeugen, auf einen Großteil ihrer Ansprüche verzichten und Aktionäre zu werden. Es ist SolarWorld im aber nicht gelungen, Gläubigerversammlungen durchzuführen, die auch beschlussfähig waren. Es waren zu wenige Anleihegläubiger erschienen, so dass der Solarkonzern Anfang Juli einen neuen Anlauf nehmen muss. Am 11. Juli 2013 lädt er dann zur außerordentlichen Hauptversammlung ein. Weil der SoalrWorld ihr Grundkapital komplett aufgezehrt hat, war diese Versammlung zur Pflicht geworden.

Das Solarunternehmen hat allein in 2012 fast eine halbe Milliarde Verlust erwirtschaftet und trug Ende 2012 Verbindlichkeiten von rund einer Milliarde Euro.

SolarWorld AG: ISIN DE0005108401 / WKN 510840
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