Erneuerbare Energie

Studie: Europas Emissionshandelssystem nahezu wirkungslos

Das europäisches Emissionshandelssystem (EU-EHS) bewegt  Unternehmen bislang kaum dazu ihren CO2-Ausstoß zu senken. Das zeigt das aktuelle CO2-Barometer des  Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und der staatlichen  Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW-Bank). Demnach spielen die Kosten des Emissionshandels bei den Standortplanungen von Unternehmen eine untergeordnete Rolle. Deshalb plädieren die Macher der Studie dafür, den Emissionshandel nach Möglichkeit strenger zu gestalten.

Zwar investieren die im Rahmen der Studie befragten emissionshandelsverpflichteten deutschen Firmen zunehmend auch außerhalb Europas, dies jedoch, weil sie  vor allem die Nähe zu den dortigen Absatzmärkten suchen, so die Studie.  Demnach  haben bisher 71 Prozent der Studienteilnehmer ihren CO2-Ausstoß reduziert indem sie entsprechend investiert oder in den Produktionsprozess eingegriffen haben.  Die eigentlichen Ziele dieser Maßnahmen waren den Studeinautoren zufolge jedoch die Senkung der Energie- und Rohstoffkosten oder die Erschließung allgemeiner Effizienzpotenziale. Nur 9 Prozent der Unternehmen hätten dabei explizit das Ziel verfolgt, den CO2-Ausstoß zu mindern. Dies sei insbesondere dem derzeit historisch niedrigen Preisniveau bei Emissionsrechten geschuldet. Erst zum Ende der dritten Handelsperiode im Jahr 2020 steigen die Zertifikatpreise nach Ansicht der befragten Experten wieder über 20 Euro.

Trotz der eingebrochenen CO2-Preiserwartungen für die dritte Handelsperiode planen weiterhin 66 Prozent der Unternehmen, Verminderungsmaßnahmen ab 2013 durchzuführen, davon immerhin ein Sechstel (17 Prozent) explizit mit dem Ziel den CO2-Ausstoß zu senken. Gleichzeitig wollen etwa 30 Prozent der Unternehmen, die in den kommenden fünf Jahren Kapazitätserweiterungen planen, auch ihre CO2-Emissionen senken.  Verantwortlich hierfür seien vor allem steigende Energiepreise.

„Der Emissionshandel hat bisher die Unternehmen nicht aus Europa vertrieben. Die CO2-Preise sind niedrig. Zusätzlich hat eine hohe Zuteilung freier Zertifikate stattgefunden, sagt Prof. Dr. Andreas Löschel, Leiter des Forschungsbereichs Umwelt- und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement beim ZEW.  Die Thematik werde jedoch wegen des zu erwarteten Preisanstiegs und der geplanten Auktionierung der Zertifikate in Zukunft  wieder an Bedeutung gewinnen, so der Experte weiter. „Nach heutigem Stand sind die vom Emissionshandel ausgehenden Vermeidungsanreize kurz- bis mittelfristig völlig unzureichend. Daran würde auch die von der EU-Kommission vorgeschlagene Verschiebung bereits geplanter Zertifikatversteigerungen nichts ändern“, sagt Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. Wichtig sei eine angemessene dauerhafte zusätzliche Reduzierung der zulässigen Emissionsobergrenze. Anderenfalls bestehe die Gefahr, dass das Instrument Emissionshandel in der EU auf absehbare Zeit weitgehend wirkungslos bleibe.
Bildnachweis: Kohlekraftwerk von E.on. / Quelle: Unternehmen


Dem Maschinen- und Anlagenbau schreibt die Untersuchung bei Entwicklung und Verbreitung von Klimaschutztechnologien eine zentrale Rolle zu: Um die Energieintensität ihrer Produktion zu vermindern, haben 16 Prozent der befragten Unternehmen damit begonnen, im Bereich Forschung und Entwicklung Technologien zur Senkung ihrer CO2-Emissionen zu entwickeln. Und 40 Prozent der Unternehmen haben neue Vermeidungstechnologien am Markt erworben.

Für das CO2-Barometer EU-EHS des ZEW und der KfW-Bank werden seit 2009 alle emissionshandelspflichtigen Unternehmen in Deutschland und zusätzlich eine große Zahl internationaler Emissionshandelsexperten jährlich zu ihren Aktivitäten und Strategien befragt. Das EU-EHS gilt als ein zentrales europäische Klimaschutzinstrument. Es deckt rund 40 Prozent der Treibhausgasemissionen der EU ab. Der Schwerpunkt des diesjährigen CO2-Barometers liegt nach Angaben der Macher vor allem auf der Frage, wie stark sich die Kosten der klimapolitischen Regulierung auf die Produktions- und Investitionsentscheidungen der Unternehmen auswirken.
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x