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Studien: Atom- und Kohlestrom sind schmutzig, aber nicht billig
Versteckte Kosten bei fossilen Energien und wachsende Sicherheitsrisiken in Europas alternden Atommeilern machen deutlich: die Energiewende macht nicht nur ökologisch Sinn, sondern auch finanziell. Das zeigen aktuelle Studien auf. Gäbe es eine Umlage für konventionelle Energie, wäre sie doppelt so hoch wie die aktuelle EEG-Umlage, rechnen Experten vor.
Der Ausbau der regenerativen Energien in Deutschland wird über die EEG-Umlage auf die Allgemeinheit der Bevölkerung umgelegt. Fällig wird sie mit der Stromrechnung. Für 2014 lag sie bei 6,24 Cent je Kilowattstunde (kWh). Für 2015 sind es noch 6,17 Cent je kWh. Weil die Umlage nicht zuletzt aufgrund von Ausnahmen für Unternehmen bis 2014 immer weiter gestiegen ist, gilt sie Energiewende-Kritikern als Indikator dafür, dass die Energiewende zu teuer sei. Allerdings: Würden Kohle, Atomkraft und Co. genauso über eine „Konventionelle-Energien-Umlage“ finanziert, wäre diese beinahe doppelt so teuer wie die aktuelle EEG-Umlage. Grund: die fossile Energie wird einerseits staatlich subventioniert und die Energiekonzerne genießen finanzielle Vergünstigungen. Andererseits verursachen Atomkraft, Kohle und Co. zusätzlich externe Kosten durch die Umweltverschmutzung und das Müllproblem. Das ist zentrales Ergebnis der Studie. „Was Strom wirklich kostet“. Erstellt wurde dieser Report vom Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS). Auftraggeber ist der Hamburger Ökostromanbieter Greenpeace Energy.
„Erneuerbare Energien sind nicht nur sauberer, sondern unterm Strich auch deutlich kostengünstiger als Kohle und Atom“, sagt Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und Kommunikation bei Greenpeace Energy. „Das Problem ist aber, dass die hohen Kosten von Kohle und Atom vor dem Stromkunden versteckt werden und indirekt über Steuern und Abgaben bezahlt werden“, bemängelt Keiffenheim die Intransparenz bei den Kosten der herkömmlichen Energien.
In Zahlen drückt sich das der Studie zufolge so aus: Während pro Jahr knapp 20 Milliarden Euro per Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in den Ausbau erneuerbarer Energien wie Wind, Wasser und Sonne fließen, belaufen sich laut Studie die versteckten Zusatzkosten für konventionelle Energieträger 2014 und 2015 auf jeweils rund 40 Milliarden Euro. Allein für 2015 bedeute der konventionelle Energiesektor voraussichtlich 11 Cent je kWh Mehrbelastung, heißt es in der Analyse des FÖS. Damit würde die Konventionelle-Energien-Umlage im Vergleich zu 2014 steigen, während die EEG-Umlage erstmals rückläufig ist. „Müssten die Energieversorger diese Zusatzkosten der Stromerzeugung in ihrer Kostenkalkulation berücksichtigen, wären erneuerbare Energien größtenteils heute schon wettbewerbsfähig“, sagt Swantje Küchler, Leiterin Energiepolitik beim FÖS.
Studie sieht Erneuerbare deutlich im Kostenvorteil
Der volkswirtschaftliche Kostenvorteil der erneuerbaren Energien wird der Studie zufolge noch deutlicher, wenn man die sogenannten Vollkosten neuer Anlagen miteinander vergleicht. Darin sind auch die Investitionskosten eingerechnet. „Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen ist durch Lernkurven- und Skaleneffekte in den vergangenen Jahren immer kostengünstiger geworden, während sich neue konventionelle Kraftwerke kaum noch am Markt refinanzieren können“, sagt Studienleiterin Küchler. Eine Kilowattstunde Windstrom aus neuen Anlagen koste so zwischen 5,1 und 8,7 Cent pro Kilowattstunde. Bei der Atomenergie lägen die Vollkosten mit 18,5 bis 49,8 Cent pro kWh um ein Vielfaches höher, rechnet Küchler vor. Auch Braunkohle mit 12,6 bis 14,1 Cent pro kWh und Steinkohle (14,7 bis 16,7 Cent pro kWh) schneiden laut FÖS deutlich teurer ab. Greenpeace Energy, der Auftraggeber der FÖS-Studie plädiert dafür, die Energiewende zügig umzusetzen und konventionelle Kraftwerke schneller vom Netz zu nehmen als bisher geplant: „Das Weiterlaufen von Atom- und Kohlemeilern kommt sowohl uns als auch folgende Generationen sehr viel teurer zu stehen als ein konsequenter Ausbau der Erneuerbaren", sagt Keiffenheim.
Alternde Atomkraftwerke anfällig für Ausfälle
Doch die Kosten Vollkosten von Atomkraft, Kohle und Co. sind nicht das einzige schlagkräftige Argument für einen nachhaltigeren Energiemix: Mit zunehmendem Alter werden die Atomkraftwerke zunehmend zum Sicherheitsrisiko für die Stromversorgung: Allein in Großbritannien kommt es einer aktuellen britischen Studie zufolge jährlich zu 20 Ausfällen wegen unvorhergesehenen Störungen. Dies mache immer wieder Abschaltungen notwendig. In den vergangenen drei Jahren wurden in Großbritannien insgesamt 62 solcher Störfälle gezählt, die zu teils sehr langen Ausfallzeiten in Kraftwerken des Betreibers EDF Energy geführt haben sollen. Rein rechnerisch falle somit alle zwei bis drei Wochen ein Atomkraftwerk aus, heißt es in der Studie des unabhängigen schottischen Energieexperten Pete Roche. Mängel, Schäden und Ausfälle führten demnach dazu, dass das Vereinigte Königreich Ende 2014 auf 40 Prozent der Gesamtleistungskapazität seiner 16 Atommeiler habe zurückgreifen können. Medienberichten zufolge haben Studien wie diese in Großbritannien unlängst eine Diskussion über Reaktorsicherheit losgetreten. Der 2011 havarierte Reaktor von Fukushima ging 1971 ans Stromnetz. Das älteste derzeit in Deutschland betriebene Atomkraftwerk in Gundremmingen bei Günzburg ging 1984 in Betrieb.
Bild: An vielen Atomkraftwerken nagt der Zahn der Zeit. / Foto: Fotoloa
Der Ausbau der regenerativen Energien in Deutschland wird über die EEG-Umlage auf die Allgemeinheit der Bevölkerung umgelegt. Fällig wird sie mit der Stromrechnung. Für 2014 lag sie bei 6,24 Cent je Kilowattstunde (kWh). Für 2015 sind es noch 6,17 Cent je kWh. Weil die Umlage nicht zuletzt aufgrund von Ausnahmen für Unternehmen bis 2014 immer weiter gestiegen ist, gilt sie Energiewende-Kritikern als Indikator dafür, dass die Energiewende zu teuer sei. Allerdings: Würden Kohle, Atomkraft und Co. genauso über eine „Konventionelle-Energien-Umlage“ finanziert, wäre diese beinahe doppelt so teuer wie die aktuelle EEG-Umlage. Grund: die fossile Energie wird einerseits staatlich subventioniert und die Energiekonzerne genießen finanzielle Vergünstigungen. Andererseits verursachen Atomkraft, Kohle und Co. zusätzlich externe Kosten durch die Umweltverschmutzung und das Müllproblem. Das ist zentrales Ergebnis der Studie. „Was Strom wirklich kostet“. Erstellt wurde dieser Report vom Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS). Auftraggeber ist der Hamburger Ökostromanbieter Greenpeace Energy.
„Erneuerbare Energien sind nicht nur sauberer, sondern unterm Strich auch deutlich kostengünstiger als Kohle und Atom“, sagt Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und Kommunikation bei Greenpeace Energy. „Das Problem ist aber, dass die hohen Kosten von Kohle und Atom vor dem Stromkunden versteckt werden und indirekt über Steuern und Abgaben bezahlt werden“, bemängelt Keiffenheim die Intransparenz bei den Kosten der herkömmlichen Energien.
In Zahlen drückt sich das der Studie zufolge so aus: Während pro Jahr knapp 20 Milliarden Euro per Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in den Ausbau erneuerbarer Energien wie Wind, Wasser und Sonne fließen, belaufen sich laut Studie die versteckten Zusatzkosten für konventionelle Energieträger 2014 und 2015 auf jeweils rund 40 Milliarden Euro. Allein für 2015 bedeute der konventionelle Energiesektor voraussichtlich 11 Cent je kWh Mehrbelastung, heißt es in der Analyse des FÖS. Damit würde die Konventionelle-Energien-Umlage im Vergleich zu 2014 steigen, während die EEG-Umlage erstmals rückläufig ist. „Müssten die Energieversorger diese Zusatzkosten der Stromerzeugung in ihrer Kostenkalkulation berücksichtigen, wären erneuerbare Energien größtenteils heute schon wettbewerbsfähig“, sagt Swantje Küchler, Leiterin Energiepolitik beim FÖS.
Studie sieht Erneuerbare deutlich im Kostenvorteil
Der volkswirtschaftliche Kostenvorteil der erneuerbaren Energien wird der Studie zufolge noch deutlicher, wenn man die sogenannten Vollkosten neuer Anlagen miteinander vergleicht. Darin sind auch die Investitionskosten eingerechnet. „Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen ist durch Lernkurven- und Skaleneffekte in den vergangenen Jahren immer kostengünstiger geworden, während sich neue konventionelle Kraftwerke kaum noch am Markt refinanzieren können“, sagt Studienleiterin Küchler. Eine Kilowattstunde Windstrom aus neuen Anlagen koste so zwischen 5,1 und 8,7 Cent pro Kilowattstunde. Bei der Atomenergie lägen die Vollkosten mit 18,5 bis 49,8 Cent pro kWh um ein Vielfaches höher, rechnet Küchler vor. Auch Braunkohle mit 12,6 bis 14,1 Cent pro kWh und Steinkohle (14,7 bis 16,7 Cent pro kWh) schneiden laut FÖS deutlich teurer ab. Greenpeace Energy, der Auftraggeber der FÖS-Studie plädiert dafür, die Energiewende zügig umzusetzen und konventionelle Kraftwerke schneller vom Netz zu nehmen als bisher geplant: „Das Weiterlaufen von Atom- und Kohlemeilern kommt sowohl uns als auch folgende Generationen sehr viel teurer zu stehen als ein konsequenter Ausbau der Erneuerbaren", sagt Keiffenheim.
Alternde Atomkraftwerke anfällig für Ausfälle
Doch die Kosten Vollkosten von Atomkraft, Kohle und Co. sind nicht das einzige schlagkräftige Argument für einen nachhaltigeren Energiemix: Mit zunehmendem Alter werden die Atomkraftwerke zunehmend zum Sicherheitsrisiko für die Stromversorgung: Allein in Großbritannien kommt es einer aktuellen britischen Studie zufolge jährlich zu 20 Ausfällen wegen unvorhergesehenen Störungen. Dies mache immer wieder Abschaltungen notwendig. In den vergangenen drei Jahren wurden in Großbritannien insgesamt 62 solcher Störfälle gezählt, die zu teils sehr langen Ausfallzeiten in Kraftwerken des Betreibers EDF Energy geführt haben sollen. Rein rechnerisch falle somit alle zwei bis drei Wochen ein Atomkraftwerk aus, heißt es in der Studie des unabhängigen schottischen Energieexperten Pete Roche. Mängel, Schäden und Ausfälle führten demnach dazu, dass das Vereinigte Königreich Ende 2014 auf 40 Prozent der Gesamtleistungskapazität seiner 16 Atommeiler habe zurückgreifen können. Medienberichten zufolge haben Studien wie diese in Großbritannien unlängst eine Diskussion über Reaktorsicherheit losgetreten. Der 2011 havarierte Reaktor von Fukushima ging 1971 ans Stromnetz. Das älteste derzeit in Deutschland betriebene Atomkraftwerk in Gundremmingen bei Günzburg ging 1984 in Betrieb.
Bild: An vielen Atomkraftwerken nagt der Zahn der Zeit. / Foto: Fotoloa