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ECOanlagecheck, Genussrechte/Anleihen
Test: Astoria Organic Matters 2 von Astoria Invest – Geldanlage mit Kompostierungsanlagen; die Namensschuldverschreibung (Anleihe) im unabhängigen ECOanlagecheck
Die Astoria Invest AG aus Walldorf bietet eine Anleihe mit dem Namen „Astoria Organic Matters 2“ an. Das Anleihekapital soll weltweit Projektgesellschaften finanzieren, die Kompostierungsanlagen planen sollen. Ab 15.000 Euro plus 5 Prozent Agio können Anleger investieren. Emittentin der Anleihe ist die Astoria Organic Matters 2 GmbH & Co. KG. Der ECOanlagecheck analysiert das Angebot.
Bei der Anleihe handelt es sich um Namensschuldverschreibungen. Die Laufzeit beträgt für jeden Anleger drei volle Jahre. Anleger können bei der Emittentin Astoria Organic Matters 2 GmbH & Co. KG eine Verlängerung der Laufzeit um jeweils ein Jahr beantragen, die Emittentin kann annehmen oder ablehnen. Die ordentliche Laufzeit aller Schuldverschreibungen ist auf Ende 2020 begrenzt.
Die Verzinsung beträgt 8,0 Prozent pro Jahr. Am Ende der ordentlichen Laufzeit soll die Anleihe zu 100 Prozent an die Anleger zurückgezahlt werden.
Die Anleihe ist mit einem Nachrang versehen. Der Anspruch der Anleger auf Verzinsung und Rückzahlung ihres Kapitals ist daher solange und soweit ausgeschlossen, wie die Verzinsung/Rückzahlung zur Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit bei der Emittentin führen würde. Laut der Anlagebedingungen entscheidet die Emittentin, ob ihre Liquidität zur Zahlung der Zinsen an die Anleger ausreicht. Ein Verzinsungsanspruch für (noch) nicht gezahlte Zinsen besteht nicht. Auch die Rückzahlung der Anleihe steht unter dem Vorbehalt einer ausreichenden Liquidität. Ein ausstehender Rückzahlungsbetrag wird aber weiterhin verzinst.
Das Emissionsvolumen beträgt bis zu 20 Millionen Euro. Eine Platzierungsgarantie gibt es nicht. Die Realisierungsschwelle beträgt laut der Anlagebedingungen 500.000 Euro. Allerdings beträgt alleine die fixe Konzeptionsgebühr für die Anbieterin schon 400.000 Euro inkl. Umsatzsteuer. Zudem werden die Kosten für Rechts- und Steuerberatung, IDW-Gutachten, Prospekterstellung- und Billigung mit zusammen rund 220.000 Euro prognostiziert. Demnach kann davon ausgegangen werden, dass bei einem Platzierungsvolumen in Höhe der Realisierungsschwelle oder leicht darüber das Anlegerkapital vollständig für die sogenannten Weichkosten verbraucht wird.
Neben den genannten Weichkosten kalkuliert die Anbieterin unter anderem noch mit Kosten für die Vertriebskoordination (z. B. Schulungen von Vertrieben) in Höhe von rund 620.000 Euro. Die Vertriebsprovisionen betragen laut Prospekt plangemäß 11,9 Prozent (inkl. 5 Prozent Agio) der gezeichneten und eingezahlten Namensschuldverschreibungen.
Die Weichkostenquote beträgt insgesamt inkl. Agio rund 19 Prozent des Anleihekapitals. 19 Prozent ist – im Vergleich zu den Weichkostenquoten der von ECOreporter.de in den letzten zwei Jahren analysierten Anleihen – eine sehr hohe Weichkostenquote. Zudem gilt die Weichkostenquote von 19 Prozent für das geplante Anleihevolumen von 20 Millionen Euro. Falls weniger eingeworben wird, kann die Weichkostenquote aufgrund der fixen Kostenbestandteile deutlich über 19 Prozent liegen.
Unternehmensprofil Astoria Organic Matters 2
Emittentin der Anleihe ist die Astoria Organic Matters 2 GmbH & Co. KG aus Walldorf in Baden-Württemberg. Sie wurde im Oktober 2013 gegründet. Ihre alleinige Kommanditistin ist die Anbieterin Astoria Invest AG, deren Aktien die Astoria Private Equity GmbH hält. Als Komplementärin und Geschäftsführerin der Emittentin fungiert die im Dezember 2012 gegründete Astoria Partner Management GmbH, die ein Stammkapital von 25.000 Euro hat. Geschäftsführerin der Anbieterin, der Mutter der Anbieterin sowie der Komplementärin der Emittentin ist jeweils Camilla Dumbeck. Sie ist Juristin, Jahrgang 1977, und hat laut Prospekt nach ihrem Studium in verschiedenen Großkonzernen (z.B. in der Pharmabranche) gearbeitet.
Bild: Kompostanlagen wie diese sollen weltweit geplant werden.
Die vorliegende Namenschuldverschreibung ist das zweite Angebot der Astoria Invest AG. Laut Prospekt hat Dumbeck 2013 das erste Beteiligungsangebot, den Astoria Organic Matters GmbH & Co. KG Fonds, maßgeblich mitgestaltet und die bisherige Umsetzung geleitet. Der Fonds, der eine Kompostanlage in Kanada realisieren soll, ist laut Prospekt im Plan. Auf Nachfrage von ECOreporter.de erklärte die Anbieterin, dass sich aufgrund einer aktuellen Gesetzesänderung die Auflagen für Geruchsemissionen um 80 Prozent verschärft haben. Daher mussten den Angaben nach der Bauplan erheblich geändert werden, so dass aufgrund des damit verbundenen Zeitverlustes die abschließenden Bau- und Betriebsgenehmigungen noch nicht vorlägen. Die Anbieterin geht davon aus, dass die Genehmigung in sechs Wochen vorliegt (Stand 16. Juni 2014).
Alleiniger Gesellschafter der Astoria Private Equity GmbH ist Thomas Schneider, der somit mittelbar auch alleiniger Gesellschafter der Anbieterin, der Emittentin und der Geschäftsführerin der Emittentin ist. Als Gesellschafter kann Schneider wesentlichen Einfluss auf die Geschäftsführung nehmen. Thomas Schneider ist laut Prospekt in Frankreich ansässig. Nach Angaben der Anbieterin ist Thomas Schneider, Jahrgang 1956, Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann und seit dem Alter von 30 Jahren als Unternehmer tätig. Den Angaben nach liegt sein Fokus seit 1999 auf der Branche für geschlossene Fonds, wo er als Berater in den Bereichen Projektentwicklung, Fondsstrukturierung und Fondskalkulation arbeitete. 2010 habe sich Schneider das Produkt industrielle Kompostanlagen (UTV/Gore Cover System) für die Kapitalanlegerbranche exklusiv gesichert und 2012 die Astoria Gruppe gegründet.
Über umfangreiche und langjährige Erfahrungen im Bereich Kompostanlagen verfügt Thomas Schlien, der Aufsichtsratsmitglied bei der Anbieterin ist. Schlien ist Vorstandsmitglied bei der UTV AG, die die Technologie für die Kompostanlagen liefern soll.
Investitionen
Laut der prospektierten Konzeption ist vorgesehen, dass die Emittentin das
eingeworbene Anlegerkapital (nach Abzug der Emissionskosten) der Astoria Private Equity GmbH über Nachrangdarlehen zur Verfügung stellt. Die Astoria Private Equity GmbH soll das Kapital dann als Eigen- oder Fremdkapital an internationale tätige Gesellschaften weiterreichen, die Kompostanlagen – industrielle „Super-Compost-Anlagen“ – projektieren sollen. Durch den Verkauf der projektierten Anlagen – somit vor der Bauphase – soll das (vermehrte) Kapital zurückfließen und die Verzinsung und Rückzahlung des Anlegerkapitals bei der Emittentin ermöglichen. Daneben ist es laut Prospekt grundsätzlich auch möglich, dass die Projektgesellschaften oder die Emittentin selbst Kompostanlagen erwerben und betreiben.
Bild: Nahaufnahme einer Kompostanlage.
Laut Prospekt „liegen Kriterien für die Anlageentscheidungen, zeitliche und betragsmäßige Begrenzungen sowie Überwachungsmechanismen vor“. Diese Kriterien werden im Prospekt nicht konkret erläutert. Dem Prospekt ist zu entnehmen, dass die beteiligten Unternehmen/Partner vor einer Investitionsentscheidung (für einen Zielmarkt) befragt werden sollen und bei einer zumindest neutralen Einschätzung eine Marktstudie des Zielmarktes in Auftrag gegeben werden soll. Auf Nachfrage von ECOreporter.de ergänzte die Anbieterin, dass „die Projektentwicklung auf der Kostenseite permanent kontrolliert werde und jeder einzelne Schritt abgeglichen und anhand vom Projektplan geprüft werde“. Zudem sei es das Ziel, „an mehreren Fronten Projekte anzustoßen und zu entwickeln, um eine Risikostreuung zu bieten“.
Grundsätzlich besteht bei den Zielmärkten keine regionale Beschränkung, so dass weltweit investiert werden kann. Im Prospekt wird die Marktsituation in den „Schwerpunkt- Zielmärkten“ Großbritannien, USA und Kanada näher vorgestellt. Die Anbieterin sieht laut Prospekt auch in Australien und weiteren Ländern große Marktpotentiale. Laut Prospekt gibt es weltweit über 40 der „Super-Compost-Anlagen“ des Technologiepartners UTV AG. Laut einer Abbildung in einer Informationsbroschüre der UTV AG befinden sich diese Anlagen hauptsächlich in Nordamerika und Europa. Es gibt aber auch jeweils eine Anlage in Australien, Argentinien, China und Syrien. Laut einer aktualisierten Standortkarte (Stand: 3. Juni 2014), die die Anbieterin zur Verfügung gestellt hat, gibt es inzwischen rund 60 industrielle Kompostanlagen, die von der UTV AG konzipiert wurden. Der Standortkarte ist zudem zu entnehmen, dass die (derzeit) geplanten Astoria Standorte in Kanada, Großbritannien, Australien und Senegal liegen (Stand: 3. Juni 2014).
Hersteller der Technologie und Lieferant der geplanten Anlagen ist plangemäß die UTV Umwelttechnik Vogel AG aus Baden-Baden. Die Bezeichnung Super-Compost ist darauf zurückzuführen, dass die Anlagen nach Angaben der Anbieterin organische Abfälle besonders schnell kompostieren können. Für die Super-Compost-Anlagen müssen keine Gebäude errichtet werden. Die Anlagen bestehen stattdessen aus Membranplanen, die über die zu kompostierenden organischen Abfälle gezogen werden und die ein geschlossenes System bilden. Nach Angaben der Anbieterin ist diese Membrantechnologie wesentlich kostengünstiger, einfacher und flexibler als ein Gebäude. Hersteller und Lieferant der Membranplanen ist W. L. Gore & Associates aus München. Der Hauptsitz des beispielsweise für die Goretex-Bekleidung bekannten Unternehmens ist in den USA.
Ökologische Wirkung
In vielen Ländern wird organischer Abfall bislang noch (teilweise) auf Deponien eingelagert, so dass bei der Zersetzung klimaschädliche Gase wie Kohlendioxid, Methan und Lachgas vermehrt in die Umwelt gelangen können. Bei der Membran-Super-Compost-Technologie können – wenn Wartung und Betriebsführung der Anlagen kompetent und sorgfältig erfolgen – die Emissionen deutlich reduziert werden. Insofern hätten die von der Emittentin mittelbar angestoßenen Investitionen eine positive ökologische Wirkung, wenn die Projektierungen Erfolg haben und die Anlagen errichtet werden. Zu berücksichtigen ist aber, dass bei der Kompostierungsanlage der Energiegehalt der Abfälle nicht zur Erzeugung von Strom und Wärme genutzt wird, wie es beispielsweise bei einer Biogasanlage der Fall wäre.
Risiko
Die Anleihe ist mit einem Nachrang ausgestattet. Der Anspruch der Anleger auf Verzinsung und Rückzahlung ihres Kapitals ist daher solange und soweit ausgeschlossen, wie die Verzinsung/Rückzahlung zur Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit bei der Emittentin führen würde. Laut Prospekt ist es nicht vorgesehen, dass die Emittentin neben der Anleihe weiteres Fremdkapital aufnimmt. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen. Zudem ist es möglich, dass die Astoria Private Equity GmbH zusätzliches – und vorrangig zu bedienendes – Fremdkapital aufnimmt. In diesem Fall kann sich die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die Astoria Private Equity das Nachrangdarlehen der Emittentin nicht (vollständig) bedienen kann und infolgedessen die Anleger die prognostizierten Zins- und Rückzahlungen nicht (vollständig) erhalten.
Die Anleger haben als Anleihegläubiger keine Mitsprache- und Mitwirkungsrechte bei der Emittentin. Es ist möglich, dass die Emittentin bzw. Thomas Schneider als mittelbar alleiniger Gesellschafter der Emittentin Änderungen des Gesellschaftsvertrages und der Anlagenstrategie beschließen. Die Mittelverwendungskontrolle ist auf die Ebene der Emittentin beschränkt. Grundsätzlich ist es möglich, dass beispielsweise aufgrund unerwartet hoher laufenden Kosten für Beratung Zahlungen an die Anleger nicht (vollständig) geleistet werden können. Zudem stehen die Investitionen noch nicht fest (Blind-Pool). Die genannten Punkte führen dazu, dass Anleger der noch jungen Anbieterin bzw. der ebenfalls jungen Emittentin einen hohen Vertrauensvorschuss gewähren müssten.
Da die Zielländer der Projektierungsgesellschaften noch nicht abschließend feststehen, ist noch nicht bekannt, inwieweit länderspezifische Risiken und Währungsrisiken bestehen könnten. Die Emittentin investiert mittelbar in Projektentwicklungen, die mit hohen Risiken verbunden sein können. Es besteht beispielsweise das Risiko, dass Projekte keine Genehmigungen erhalten und damit das bereits investierte Kapital verloren geht. Zudem ist es möglich, dass die Verkaufserlöse für Projekte unterhalb der Erwartungen der Projektgesellschaften und der Emittentin bleiben. Laut Prospekt hängen die Verkaufserlöse stark von der Entwicklung des Marktsegments Organischer Müll und von möglichen nationalen Regulierungen der Abfallbeseitigung ab. Potentielle Anleger, die kein Expertenwissen über den Markt für – auf dem Membransystem basierende – industrielle Kompostierungsanlagen mitbringen, können die wirtschaftlichen Aussichten der Anlagestrategie kaum einzuschätzen. Daher müssen Anleger diesbezüglich vollständig auf die Emittentin bzw. die Anbieterin vertrauen.
Bild: Das Endprodukt aus der Kompostierungsanlage.
Fazit
Die Anleiheemittentin Astoria Organic Matters 2 GmbH & Co. KG will mittelbar in Kompostanlagen-Projektentwicklungen investieren. Hierbei können erhebliche Risiken bestehen. Beispielsweise besteht das Risiko, dass geplante Projekte keine Genehmigung erhalten oder aus anderen Gründen scheitern, so dass das in diese Projekte bereits investierte Kapital verloren gehen kann. Daher ist nach Angaben der Anbieterin geplant, in mehrere Projektentwicklungen in verschiedenen Ländern weltweit zu investieren, um eine Risikostreuung zu erreichen. Auf wie viel Projekte sich das Risiko verteilen wird, ist allerdings auch davon abhängig, wie viel Geld die Anbieterin von Anlegern einsammeln kann. Ein negativer Punkt des Anleihenangebotes sind die hohen Weichkosten.
Basisdaten
Anbieterin: Astoria Invest AG, Walldorf
Emittentin: Astoria Organic Matters 2 GmbH & Co. KG, Walldorf
Anlageform: Nachrang-Anleihe (Namensschuldverschreibung)
Emissionsvolumen: bis zu 20 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 15.000 Euro
Agio: 5 Prozent
Bei der Anleihe handelt es sich um Namensschuldverschreibungen. Die Laufzeit beträgt für jeden Anleger drei volle Jahre. Anleger können bei der Emittentin Astoria Organic Matters 2 GmbH & Co. KG eine Verlängerung der Laufzeit um jeweils ein Jahr beantragen, die Emittentin kann annehmen oder ablehnen. Die ordentliche Laufzeit aller Schuldverschreibungen ist auf Ende 2020 begrenzt.
Die Verzinsung beträgt 8,0 Prozent pro Jahr. Am Ende der ordentlichen Laufzeit soll die Anleihe zu 100 Prozent an die Anleger zurückgezahlt werden.
Die Anleihe ist mit einem Nachrang versehen. Der Anspruch der Anleger auf Verzinsung und Rückzahlung ihres Kapitals ist daher solange und soweit ausgeschlossen, wie die Verzinsung/Rückzahlung zur Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit bei der Emittentin führen würde. Laut der Anlagebedingungen entscheidet die Emittentin, ob ihre Liquidität zur Zahlung der Zinsen an die Anleger ausreicht. Ein Verzinsungsanspruch für (noch) nicht gezahlte Zinsen besteht nicht. Auch die Rückzahlung der Anleihe steht unter dem Vorbehalt einer ausreichenden Liquidität. Ein ausstehender Rückzahlungsbetrag wird aber weiterhin verzinst.
Das Emissionsvolumen beträgt bis zu 20 Millionen Euro. Eine Platzierungsgarantie gibt es nicht. Die Realisierungsschwelle beträgt laut der Anlagebedingungen 500.000 Euro. Allerdings beträgt alleine die fixe Konzeptionsgebühr für die Anbieterin schon 400.000 Euro inkl. Umsatzsteuer. Zudem werden die Kosten für Rechts- und Steuerberatung, IDW-Gutachten, Prospekterstellung- und Billigung mit zusammen rund 220.000 Euro prognostiziert. Demnach kann davon ausgegangen werden, dass bei einem Platzierungsvolumen in Höhe der Realisierungsschwelle oder leicht darüber das Anlegerkapital vollständig für die sogenannten Weichkosten verbraucht wird.
Neben den genannten Weichkosten kalkuliert die Anbieterin unter anderem noch mit Kosten für die Vertriebskoordination (z. B. Schulungen von Vertrieben) in Höhe von rund 620.000 Euro. Die Vertriebsprovisionen betragen laut Prospekt plangemäß 11,9 Prozent (inkl. 5 Prozent Agio) der gezeichneten und eingezahlten Namensschuldverschreibungen.
Die Weichkostenquote beträgt insgesamt inkl. Agio rund 19 Prozent des Anleihekapitals. 19 Prozent ist – im Vergleich zu den Weichkostenquoten der von ECOreporter.de in den letzten zwei Jahren analysierten Anleihen – eine sehr hohe Weichkostenquote. Zudem gilt die Weichkostenquote von 19 Prozent für das geplante Anleihevolumen von 20 Millionen Euro. Falls weniger eingeworben wird, kann die Weichkostenquote aufgrund der fixen Kostenbestandteile deutlich über 19 Prozent liegen.
Unternehmensprofil Astoria Organic Matters 2

Bild: Kompostanlagen wie diese sollen weltweit geplant werden.
Die vorliegende Namenschuldverschreibung ist das zweite Angebot der Astoria Invest AG. Laut Prospekt hat Dumbeck 2013 das erste Beteiligungsangebot, den Astoria Organic Matters GmbH & Co. KG Fonds, maßgeblich mitgestaltet und die bisherige Umsetzung geleitet. Der Fonds, der eine Kompostanlage in Kanada realisieren soll, ist laut Prospekt im Plan. Auf Nachfrage von ECOreporter.de erklärte die Anbieterin, dass sich aufgrund einer aktuellen Gesetzesänderung die Auflagen für Geruchsemissionen um 80 Prozent verschärft haben. Daher mussten den Angaben nach der Bauplan erheblich geändert werden, so dass aufgrund des damit verbundenen Zeitverlustes die abschließenden Bau- und Betriebsgenehmigungen noch nicht vorlägen. Die Anbieterin geht davon aus, dass die Genehmigung in sechs Wochen vorliegt (Stand 16. Juni 2014).
Alleiniger Gesellschafter der Astoria Private Equity GmbH ist Thomas Schneider, der somit mittelbar auch alleiniger Gesellschafter der Anbieterin, der Emittentin und der Geschäftsführerin der Emittentin ist. Als Gesellschafter kann Schneider wesentlichen Einfluss auf die Geschäftsführung nehmen. Thomas Schneider ist laut Prospekt in Frankreich ansässig. Nach Angaben der Anbieterin ist Thomas Schneider, Jahrgang 1956, Bankkaufmann und Diplom-Kaufmann und seit dem Alter von 30 Jahren als Unternehmer tätig. Den Angaben nach liegt sein Fokus seit 1999 auf der Branche für geschlossene Fonds, wo er als Berater in den Bereichen Projektentwicklung, Fondsstrukturierung und Fondskalkulation arbeitete. 2010 habe sich Schneider das Produkt industrielle Kompostanlagen (UTV/Gore Cover System) für die Kapitalanlegerbranche exklusiv gesichert und 2012 die Astoria Gruppe gegründet.
Über umfangreiche und langjährige Erfahrungen im Bereich Kompostanlagen verfügt Thomas Schlien, der Aufsichtsratsmitglied bei der Anbieterin ist. Schlien ist Vorstandsmitglied bei der UTV AG, die die Technologie für die Kompostanlagen liefern soll.
Investitionen
Laut der prospektierten Konzeption ist vorgesehen, dass die Emittentin das

Bild: Nahaufnahme einer Kompostanlage.
Laut Prospekt „liegen Kriterien für die Anlageentscheidungen, zeitliche und betragsmäßige Begrenzungen sowie Überwachungsmechanismen vor“. Diese Kriterien werden im Prospekt nicht konkret erläutert. Dem Prospekt ist zu entnehmen, dass die beteiligten Unternehmen/Partner vor einer Investitionsentscheidung (für einen Zielmarkt) befragt werden sollen und bei einer zumindest neutralen Einschätzung eine Marktstudie des Zielmarktes in Auftrag gegeben werden soll. Auf Nachfrage von ECOreporter.de ergänzte die Anbieterin, dass „die Projektentwicklung auf der Kostenseite permanent kontrolliert werde und jeder einzelne Schritt abgeglichen und anhand vom Projektplan geprüft werde“. Zudem sei es das Ziel, „an mehreren Fronten Projekte anzustoßen und zu entwickeln, um eine Risikostreuung zu bieten“.
Grundsätzlich besteht bei den Zielmärkten keine regionale Beschränkung, so dass weltweit investiert werden kann. Im Prospekt wird die Marktsituation in den „Schwerpunkt- Zielmärkten“ Großbritannien, USA und Kanada näher vorgestellt. Die Anbieterin sieht laut Prospekt auch in Australien und weiteren Ländern große Marktpotentiale. Laut Prospekt gibt es weltweit über 40 der „Super-Compost-Anlagen“ des Technologiepartners UTV AG. Laut einer Abbildung in einer Informationsbroschüre der UTV AG befinden sich diese Anlagen hauptsächlich in Nordamerika und Europa. Es gibt aber auch jeweils eine Anlage in Australien, Argentinien, China und Syrien. Laut einer aktualisierten Standortkarte (Stand: 3. Juni 2014), die die Anbieterin zur Verfügung gestellt hat, gibt es inzwischen rund 60 industrielle Kompostanlagen, die von der UTV AG konzipiert wurden. Der Standortkarte ist zudem zu entnehmen, dass die (derzeit) geplanten Astoria Standorte in Kanada, Großbritannien, Australien und Senegal liegen (Stand: 3. Juni 2014).
Hersteller der Technologie und Lieferant der geplanten Anlagen ist plangemäß die UTV Umwelttechnik Vogel AG aus Baden-Baden. Die Bezeichnung Super-Compost ist darauf zurückzuführen, dass die Anlagen nach Angaben der Anbieterin organische Abfälle besonders schnell kompostieren können. Für die Super-Compost-Anlagen müssen keine Gebäude errichtet werden. Die Anlagen bestehen stattdessen aus Membranplanen, die über die zu kompostierenden organischen Abfälle gezogen werden und die ein geschlossenes System bilden. Nach Angaben der Anbieterin ist diese Membrantechnologie wesentlich kostengünstiger, einfacher und flexibler als ein Gebäude. Hersteller und Lieferant der Membranplanen ist W. L. Gore & Associates aus München. Der Hauptsitz des beispielsweise für die Goretex-Bekleidung bekannten Unternehmens ist in den USA.
Ökologische Wirkung
In vielen Ländern wird organischer Abfall bislang noch (teilweise) auf Deponien eingelagert, so dass bei der Zersetzung klimaschädliche Gase wie Kohlendioxid, Methan und Lachgas vermehrt in die Umwelt gelangen können. Bei der Membran-Super-Compost-Technologie können – wenn Wartung und Betriebsführung der Anlagen kompetent und sorgfältig erfolgen – die Emissionen deutlich reduziert werden. Insofern hätten die von der Emittentin mittelbar angestoßenen Investitionen eine positive ökologische Wirkung, wenn die Projektierungen Erfolg haben und die Anlagen errichtet werden. Zu berücksichtigen ist aber, dass bei der Kompostierungsanlage der Energiegehalt der Abfälle nicht zur Erzeugung von Strom und Wärme genutzt wird, wie es beispielsweise bei einer Biogasanlage der Fall wäre.
Risiko
Die Anleihe ist mit einem Nachrang ausgestattet. Der Anspruch der Anleger auf Verzinsung und Rückzahlung ihres Kapitals ist daher solange und soweit ausgeschlossen, wie die Verzinsung/Rückzahlung zur Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit bei der Emittentin führen würde. Laut Prospekt ist es nicht vorgesehen, dass die Emittentin neben der Anleihe weiteres Fremdkapital aufnimmt. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen. Zudem ist es möglich, dass die Astoria Private Equity GmbH zusätzliches – und vorrangig zu bedienendes – Fremdkapital aufnimmt. In diesem Fall kann sich die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die Astoria Private Equity das Nachrangdarlehen der Emittentin nicht (vollständig) bedienen kann und infolgedessen die Anleger die prognostizierten Zins- und Rückzahlungen nicht (vollständig) erhalten.
Die Anleger haben als Anleihegläubiger keine Mitsprache- und Mitwirkungsrechte bei der Emittentin. Es ist möglich, dass die Emittentin bzw. Thomas Schneider als mittelbar alleiniger Gesellschafter der Emittentin Änderungen des Gesellschaftsvertrages und der Anlagenstrategie beschließen. Die Mittelverwendungskontrolle ist auf die Ebene der Emittentin beschränkt. Grundsätzlich ist es möglich, dass beispielsweise aufgrund unerwartet hoher laufenden Kosten für Beratung Zahlungen an die Anleger nicht (vollständig) geleistet werden können. Zudem stehen die Investitionen noch nicht fest (Blind-Pool). Die genannten Punkte führen dazu, dass Anleger der noch jungen Anbieterin bzw. der ebenfalls jungen Emittentin einen hohen Vertrauensvorschuss gewähren müssten.

Bild: Das Endprodukt aus der Kompostierungsanlage.
Fazit
Die Anleiheemittentin Astoria Organic Matters 2 GmbH & Co. KG will mittelbar in Kompostanlagen-Projektentwicklungen investieren. Hierbei können erhebliche Risiken bestehen. Beispielsweise besteht das Risiko, dass geplante Projekte keine Genehmigung erhalten oder aus anderen Gründen scheitern, so dass das in diese Projekte bereits investierte Kapital verloren gehen kann. Daher ist nach Angaben der Anbieterin geplant, in mehrere Projektentwicklungen in verschiedenen Ländern weltweit zu investieren, um eine Risikostreuung zu erreichen. Auf wie viel Projekte sich das Risiko verteilen wird, ist allerdings auch davon abhängig, wie viel Geld die Anbieterin von Anlegern einsammeln kann. Ein negativer Punkt des Anleihenangebotes sind die hohen Weichkosten.
Basisdaten
Anbieterin: Astoria Invest AG, Walldorf
Emittentin: Astoria Organic Matters 2 GmbH & Co. KG, Walldorf
Anlageform: Nachrang-Anleihe (Namensschuldverschreibung)
Emissionsvolumen: bis zu 20 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 15.000 Euro
Agio: 5 Prozent