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Triodos Bank Deutschland trotzt der Niedrigzinsphase

Die anhaltend niedrigen Zinsen machen es allen Banken schwer. Die Triodos Bank Deutschland ist 2015 dennoch gewachsen. Das gab die Geschäftsleitung der Bank heute auf einer Pressekonferenz bekannt. Geschäftsleiter Georg Schürmann nutzte die Veranstaltung auch für deutliche Kritik am Geschäftsgebaren von Großbanken und der Bankenregulierung.

Negativzinsen oder eine Solidargebühr soll es bei der Triodos Bank Deutschland trotz des allgemein schwierigen Marktumfeldes in Zukunft nicht geben. Das stellte Geschäftsleiter Schürmann auf Nachfrage von ECOreporter.de klar. Stattdessen gelte es zu investieren, beispielsweise in das Online-Banking und die Anforderungen der Digitalisierung so Schürmann. Aktuell plane die in Frankfurt ansässige Triodos Bank Deutschland „Investitionen im sechsstelligen Bereich“, so Schürmann. „Entgegen den Trend“, kündigte Schümann an, werde die Triodos Bank ab April 2016 ein Büro in Berlin eröffnen. „Berlin ist ein wichtiger Markt für uns, den wir mit einem Büro dort besser bedienen möchten“, so Schürmann. Außerdem prüfe die Triodos Bank auch, inwiefern sie sich als Bank in der Flüchtlingskrise engagieren könne.

Die niederländische Triodos Bank mit Sitz in Zeist ist die größte Nachhaltigkeitsbank in Europa. Sie betreibt Niederlassungen in sechs Ländern. Die Deutschland-Niederlassung in Frankfurt ging 2009 an den Start. Seither wuchs die Bank auch in Deutschland stetig. Trotz der niedrigen Zinsen setzte die Triodos Bank Deutschland NV auch 2015 fort: Mit 40 Millionen Euro vergab die Triodos Bank Deutschland 2015 um 14 Prozent mehr Kredite an nachhaltige Unternehmen und Projekte. Dazu zählen beispielsweise Finanzierungen für Erneuerbare-Energiebauvorhaben oder für Sozial- und Pflegeeinrichtungen. Das Gesamtkreditvolumen kletterte damit um 8,5 Prozent auf 205 Millionen Euro. Die Bilanzsumme steigerte die Triodos Bank Deutschland Schürmann zufolge gegenüber 2014 um zehn Prozent auf rund 250 Millionen Euro.

Mehr Kunden, mehr Einlagen und mehr Volumen bei Investmentfonds

Der Zustrom neuer Kunden war 2015 ungebrochen. In Deutschland steigerte die Triodos Bank ihren Kundenkreis 2015 um 15 Prozent auf 11.500.  Die Niedrigzinsphase habe die Triodos Bank auch dazu bewogen ihr Angebot für Privatkunden auszuweiten. Damit einhergehend stieg das Einlagenvolumen um 25 Prozent auf 194 Millionen Euro. Erreicht habe die Bank das unter anderem durch die Einführung neuer Sparangebote für Privatkunden, einerseits ein Festgeldkonto und andererseits ein Angebot zum Wachstumssparen. „Mit diesen Angeboten bietet die Triodos Bank weitere längerfristige Geldanlageoptionen, die aufgrund der allgemeinen Entwicklung des Zinsniveaus zunehmend nachgefragt werden“, so Schürmann. Auch die hauseigenen Investmentfonds waren 2015 auf Wachstumskurs. Das an Triodos Investment Management vermittelte Fondsvolumen hat sich im Vergleich zum Vorjahr beinahe verdreifacht und zehn Millionen Euro erreicht. Die höhere Nachfrage von Stiftungen habe diesen Zuwachs mit beeinflusst, hieß es dazu.

Zur Steigerung des Eigenkapitals hat die Triodos Bank Deutschland 2014 so genannte „aktienähnliche Rechte“ auf den Markt gebracht. Was es mit dieser speziellen Geldanlage auf sich hat, lesen Sie in diesem  ECOanlagecheck  . Auch hier warb die Triodos Bank mehr Geld ein als im Vorjahr.  Nach 2,1 Millionen Euro in 2014 waren es 3,7 Millionen Euro in 2015. Das entspricht einer Steigerung um 76 Prozent. Einen detaillierten Geschäftsbericht für 2015 kündigte Geschäftsleiter Schürmann für April 2016 an.

Kritik an der Bankenregulierung und den Großbanken

Die Bankenregulierung sieht Geschäftsleiter Schürmann neben den niedrigen Zinsen als eine der größten Herausforderungen für den gesamten Bankensektor. Dabei geht es darum, den Bankensektor krisensicherer zu machen. Gelingen soll das durch mehr Kontrollen und höhere Anforderungen an die Kapitalausstattung von Banken. Schürmanns Kritik daran: Unabhängig von der Bilanzsumme und vom Geschäftsmodell würden aktuell mittelständische Banken genauso behandelt wie Großbanken. Hier sei eine „differenziertere Sichtweise“ angebracht, so der Geschäftsleiter. Zudem zeige eine aktuelle Studie der Global Alliance for Banking on Values (GABV), dass die systemrelevanten Großbanken ihre Geschäftsmodelle seit 2008 kaum verändert hätten, kritisierte er.  Aktuelle Skandale, beispielsweise um Steuerbetrug bei Geldanlagemodellen von konventionellen Banken und Manipulationen bei Staatsanleihen in den USA, sprächen ebenfalls dafür. „Es entsteht der Eindruck, dass weder der Finanzsektor etwas aus der Finanzkrise 2008 gelernt hat, noch dass die massiven Regulierungsmaßnahmen die gewünschten Effekte zeigen“, so Schürmann. Anders als bei vielen konventionellen Banken werde es bei der Triodos Bank weiterhin keine Boni für erfolgreiche Geschäftsabschlüsse geben, erklärte der Geschäftsleiter. Das „Green Banking“ sei generell auch wirtschaftlich der bessere Ansatz im Bankensektor. Die GABV-Studie zeige, dass Nachhaltigkeitsbanken wie die Triodos Bank in den Jahren 2010 bis 2014 profitabler gewirtschaftet hätten als Großbanken.
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